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Normale Version: Diskussionen rund um den Polarwirbel 16/17
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(07.12.2016, 18:16)Random_weather schrieb: Link ist nur fuer registrierte User sichtbar. registrieren oder login.Vielleicht nochmal zurück zur EP-Flux: 

Diese ist eigentlich ein guter Frühindikator für ein starkes SSW-Event (musste ich genau testen aber sollte circa bis zu 10 Tage vorlauf haben).

Hier ein Beispiel aus 2013/2014 (das SSW Anfang Januar)
[Bild: fluxes.gif]

Man erkennt schön (letzter Plot) wie die EP-Flux bereits kurz nach dem 16.12 beginnt anzusteigen, während der Zonalwind erst ganz kapp vor Januar zusammenbricht (auch bei der Temperatur so; Link ist nur fuer registrierte User sichtbar. registrieren oder login.) und sogar negativ wird und damit auch eines der Bedienung für ein Mayor-SSW erfüllt.


Gegenwärtig sieht es so aus: 
[Bild: fluxes.gif]


Würde hier gegen ein baldiges Mayor SSW sprechen


Keine Zonalwindumkehr erkennbar! Sad

Score12

OT: Wie wäre es wenn nicht immer das ganze Posting zitiert wird? Ein @TE, oder @Nick reicht doch auch...

Frosty Sam

(10.12.2016, 18:37)Score12 schrieb: Link ist nur fuer registrierte User sichtbar. registrieren oder login.OT: Wie wäre es wenn nicht immer das ganze Posting zitiert wird? Ein @TE, oder @Nick reicht doch auch...

Hi Score12,

Hast im Prinzip recht - nur wenn sich der Beitrag auf ein Posting bezieht, welches nicht mehr im
Blickfeld ist (nicht aut gleicher Seite), macht es dennoch Sinn, alles zu zitieren!

lg

anonym

@ Robbi

Das kann man natürlich auch statistisch belegen, dazu habe ich diesen Reanalyse-Datensatz genommen: Link ist nur fuer registrierte User sichtbar. registrieren oder login. und das mir das Geopotenzial der Layer 10hpa, 100hpa und 500hpa ausgegeben. Zeitraum für Dezember 1958-2015 auf 65N bis 90N.

Dannach habe ich die Deltas gebildet, dass heißt:

Delta Geopot 10hpa = Geopot 10hpa (t+1) - Geopot 10hpa (t0)
.......

Somit kann man die Schwankungen des Geopots von Dezember zu Dezember herstellen, um die Probleme der Autokorrelation durch unterliegenden Trend zu schwächen (aber auch ohne Delta-Verfahren ist R^2= 0.4)

Dazu:

500hpa vs. 100hpa
Link ist nur fuer registrierte User sichtbar. registrieren oder login.

Das heißt rund 54% der Änderung des Geopot ließen sich mit der 500hpa-Veränderungen erklären, die Korrelation nach Pearson wäre: R= 0.73

500hpa vs. 10hpa
Link ist nur fuer registrierte User sichtbar. registrieren oder login.

R^2 ist hier gleich 0.04, also nicht der Rede Wert, zeigt das die 500hpa keine koherenz wie im 100hpa Layer hat


Um zum Punkt zu kommen:
Betrachte ich die 100hpa-Stratoskarte, ist die massiv beeinflusst von der darunter liegenden Troposphäre und bildet die mitunter sehr gut ab. Dies gilt aber nicht für die Stratosphäre in den oberen Stockwerken, es lässt sich daher keine konfidenten Aussagen über den Stratosphären-Polarwirbel an sich machen, wenn man allein auf 100hpa-Karten schaut.

PS: Und da wir auch keinen Polarwirbel-Split bekommen/haben, regeneriert sich das negative Geopotenzial sehr fix über der Arktis, den wenn wirklich mal der Polarwirbel splittet (was auch massiv die Stratosphäre erwärmt) geht das mal eben nicht so fix (innerhalb von paar Tage)

oligei

Mal nachfolgend eine Zusammenlegung der Stratosphärenkarten von ECMWF vom 09.12.16 als Gif-Animation.
 
Wichtig wäre eine Veränderung bzw. Interaktion der Schichten untereinander, was aber nach dem Modelllauf überhaupt nicht zu erkennen ist.
 
Wenn es jetzt ein Split gegeben haben soll, dann müsste eine Wechselwirkung der Schichten untereinander sichtbar sein.
 
Geschieht eine Stratosphärenerwärmung (von oben), müsste sie stark abwärts ausgreifen und in 100 hPa sichtbar werden.
Und von da ist es auch noch ein weiter Weg bis zur bodennahen Schicht, geschweige es in den entsprechenden Gebieten eine Zonalwindumkehr entstehen soll.
 
 
ECMWF 09.12.16 bis 18.12.16
 

10 hPa
[Bild: output_yyWU20.gif]
 


100 hPa
[Bild: output_GBBx1w.gif]
 


Zonal Mean temperature
[Bild: output_YDTHpQ.gif]
 


Zonal Mean / zonal wind
[Bild: output_WvBWaG.gif]
 
 
 
- - - - - -
 
 
 
Ein viel stärkeres Warming zeichnete ich mal Anfang Februar 2016 auf, dessen Reaktion auch viel kräftiger war und bis an die 100 hPa heran kam.
Aber tiefer gelangte es nicht und es gab keine Wechselwirkung und eine Zonalwindumkehr, so dass dieses stärkere Warming für Mitteleuropa auch keine Auswirkung hatte. In Leipzig wurde nicht einmal ein Eistag erreicht nachfolgend und es blieb alles bei der alten Mild-Winter-Zirkulation.
 
 

28.01.16 bis 09.02.16
 
10 hPa
[Bild: y5dndy57.gif]
 


Zonal Mean temperature
[Bild: clsal1pj.gif]
 


Zonal Mean / zonal wind
[Bild: 4pl4z2gw.gif]
 


500 hPa
[Bild: fk4vgacm.gif]
 


850 hPa Stromlinien & Windgeschwindigkeit
[Bild: at2m29vb.gif]
 
 

- - - - -


 
Aber ich schau mir auch weiterhin die nächsten 10 Tage die Stratosphärenkarten an (auch darüber hinaus), und danke trotzdem Wetterleuchte für den „riesigen“ Einsatz und Aufwand.
Ich mag Eigeninitiative, Aktivität in der Weiterbildung für das Verstehen der vielfältigsten Prozesse in der Atmosphäre und ihren Wechselwirkungen plus Auswirkungen.
Weiter so und nicht entmutigen lassen – auch ich falle ab und zu auf die Nase, das gehört immer dazu… no risk, no fun.
 
Eigentlich fehlte nicht viel für einen kalten Dezember, denn es gibt sehr viele Kaltluftvorstöße über Nordost- bis Osteuropa, sozusagen als schwankende Amplitude.
Oft fehlen nur ein paar Hundert Kilometer, die Deutschland bzw. Mitteleuropa von der eisigen Kaltluft entfernt ist.
 
Ich hatte insgesamt etwas viel Vertrauen den GFS Rechnungen und ENS-Unterstützungen gesetzt, da sie vor allem in letzter Zeit auch für ME vorgesehen waren. Jedoch wird beim Näherrücken des Eintrittstermins die Kaltluftflutung immer etwas zu östlich gerechnet.
 
Trotzdem denke ich, habe ich im Nordosten (Leipzig) noch gute Chancen wie auch im Erzgebirge, etwas mehr Winterluft zu ergattern, als anderswo westlich davon gelegene Gebiete.
 
Auch hatte ich mehr Hoffnung für diesen Winter aufgrund der nordatlantischen positiven Anomalie, die lange Zeit pendelte und einen eher unterkühlten Oktober und November ermöglichte, wie auch Dezemberbeginn.
Diese positive Anomalie wird nun leider ersetzt durch die negative, dem Nordatlantischen Tiefdruckkomplex.
 
Interessant ist aktuell schon die Tatsache, dass der europäische Kontinentalhochdruck schon einen Abtropfprozess über dem Ostatlantik auslösen könnte, wie es aktuell EZ 12z vom 10.12.16 rechnet.
Dadurch hebt sich noch mehr die Frontalzone mit hohem Druck weit nach Norden ausgreifend.
 
Und genau dieser Hochdruck ist wichtig weit oben, denn er lässt nachfolgend viele neue Optionen offen.
 
[Bild: 101280.png]
 
 
- - - - - -



Wenigstens EZ rechnet konstanter, und die Hoffnung besteht darin, dass dieser nördliche Hochdruck sich in eine andere Richtung verschiebt, gegebenenfalls Kaltluft anzapft und die Frontalzone wieder nach Auflösung/Verdrängung des Hochdrucks herunterfällt nach ME.
 
Festzustellen betreffs der Stratosphäre sind die Luftmassenbewegungen mittels einer leichten Erwärmung in 100 hPa immer begleitend zum Tiefen Geopotential und Kaltluftausbruch über Nordamerika in den untersten Schichten.
D.h. dass die artic outbreak bodennah begleitet wird u.a. in den hohen Schichten mit einer leichten positiven Anomalie.
Und ebenso gleiches Szenario gilt für Ost-Sibirien. Auch dort lagert eine Erwärmung u.a. in 100 hPa über dem bodennahen Kaltluftstrom.
Ausnahme bildet der Sibirische Kaltluftkomplex. Dort deckelt die negative Anomalie, der negative Pol, genau die untere Kaltluft ab. Erst wenn der untere Tiefdruckwirbel entweicht und durch ein kontinentales Kältehoch dort ersetzt wird, erscheint die gleiche „unten kalt – oben warm“ –Reaktion, die im Verhältnis halt stärker ausgeprägt ist als sichtbare Anomalie auf den Stratosphärenkarten.
 
[Bild: 101281.png]
 
 

Eine Entkopplung der bodennahen Prozesse und fortlaufend eine Reaktion in höhere Schichten auszuüben erkenne ich noch nicht.
Das heißt eine Interaktion von unten nach oben, über der Tropopause, Mesopause und Mesosphäre, was wiederum noch eine Gegenreaktion auslösen müsste bis schließlich es zu einer Zonalwindumkehr kommen sollte.



MfG, Oliver



Quellen:
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Wow, tolle Erklärung @olligei. Danke für die Informativen Beiträge von dir.

anonym

Olgiei,

Danke für den schönen Beitrag, vielleicht noch was ergänzendes:

Zitat:Festzustellen betreffs der Stratosphäre (......)

[Bild: slide_26.jpg]


Dazu noch:

[Bild: p2001a031g194001.jpg]
 Gebirge(aber auch in Ozean/Land-Grenzbereichen wo ein Kontrast vorhanden ist, deshalb sieht das auch nahe den arktischen Ozean anders aus als Richtung Mid-latitude Atlantik oder Pazifik) dienen dann als Uplift für planetare Wellen und ist mitunter der Grund warum das Sudhalbkugel-Polarwirbel deutlich stabiler ist (da die Topographie wegen der wenigen Landmasse es nicht zulässt) und bisher gab es dort (2002) nur ein beobachten Split (Mayor Warming).

Und wo kaum Uplift, dort auch keine starke Wave-Propagation auch keine starke Strato-Erwärmung.


Ansonsten:
Gerade das macht es ja einfacher, auf 100hpa die Wärmeblasen-Entwicklung vorrauszuahnen, man muss letztlich nur in die Troposphäre gucken.

Gruss
hi leute, weiß denn jemand wo der fehler bei wetterleuchtes berechnungen genau lag? An was hat es denn gehapert?
(12.12.2016, 14:17)spremni schrieb: Link ist nur fuer registrierte User sichtbar. registrieren oder login.hi leute, weiß denn jemand wo der fehler bei wetterleuchtes berechnungen genau lag? An was hat es denn gehapert?
Hi,
weiß nicht, ob an den Berechnungen was falsch war. Es ist nur das unterschiedliche Verständnis des Begriffs Polarwirbelsplit. Die Folgen in der Troposphäre können schon dieselben sein, nur dass sich dann die Frage stellt, was das Huhn und was das Ei ist.

anonym

Naja, ein bischen mehr ist es schon, da geht nicht nur um den Begriff, sondern auch das Warming in der Stratosphäre (wo ich zig mal geschrieben haben, dass keins kommen kann aus bekannten Gründen), der Abfall der AO usw.

Tatsache ist der Polarwirbel hat genau das Gegenteil gemacht, er hat sich schlichtweg intensiviert.

Ich weiß auch gar nicht was da so das Henne-Ei-Problem sein soll, ein Polarwirbelsplit geht nunmal einher mit einen starken Stratosphärischen Erwärmung die dann sich von oben (!) nach unten (!) durchgräbt und dann möglicherweise (nicht mal sicher) auf die Troposphäre wechselwirkt. Das was wir in den Troposhäre selbst beobachten, nennt sich einfach arktischer Dipol (deswegen auch AO-Index) und dieser kann eben von einen PW-Split beeinflusst werden.

Der letzte PW-Split sah so aus: 
[Bild: time_pres_TEMP_ANOM_ALL_NH_2013.gif]#

Gegenwärtig sind wir ne Millarde Meile weg von davon:
[Bild: time_pres_TEMP_ANOM_ALL_NH_2016.png]

Ansonsten:
Zitat: Die Folgen in der Troposphäre können schon dieselben sein

Eben nicht, weil das was hier als Polarwibel-Split deklariert wird, ist letztlich der troposphärische arktische Dipol und selbst der ist jenseits von negativen Werten.

Muss auch gestehen, dass ist etwas das mir tierisch auf den Sack geht, dass hier die Begriffe einfach ineinander gekippt werden, besten Beispiel der angebliche Polarwirbel-Split in Dezember 2010, der gar keiner war, hier mal ne Liste von Polarwirbel-Splits und Displacements: Link ist nur fuer registrierte User sichtbar. registrieren oder login.

Also was soll sowas?
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