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Normale Version: Diskussionen rund um den Polarwirbel 2020/21
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Danke Heinrich und Wettergucker für die Erklärungen!
Vielleicht ist dann doch ein Fünkchen Hoffnung in der Luft, dass bei uns im Westen der Winter Einzug hält.
Schön war’s allemal. Die Modelle sind sich trotzdem noch uneinig, siehe GFS 00Z...
Die Hoffnung stirbt zuletzt!

Grüße gehen raus ✌️
(13.01.2021, 08:38)Schneeflocke schrieb: Link ist nur fuer registrierte User sichtbar. registrieren oder login.Danke Heinrich und Wettergucker für die Erklärungen!
Vielleicht ist dann doch ein Fünkchen Hoffnung in der Luft, dass bei uns im Westen der Winter Einzug hält.
Schön war’s allemal. Die Modelle sind sich trotzdem noch uneinig, siehe GFS 00Z...
Die Hoffnung stirbt zuletzt!

Grüße gehen raus ✌️

Hallo Schneeflocke!

Und das ist es ja heuer! Und es ist nicht nur ein Fünkchen sondern sogar ein Funke. Klar, wir können uns auch unter solch Voraussetzungen auf der zu milden Seite wiederfinden. Nur so ist es halt grundlegend bei unserer Lage zwischen den Stühlen. Und ehrlich, das macht es ja so spannend und lässt trotz immer weiter steigender Persistenz der Wetterlagen kaum Langeweile aufkommen. Und zu Persitenz, was ja ein grundlegendes und zudem eindeutiges Anzeichen eines sich schnell wandelnden Klimas unserer Breiten darstellt ... darin sehe ich sogar für kalte und schneereiche Winter bei uns in der Zukunft durchaus eine gewisse Chance. Eventuell wird  das heuer sogar ein Beispiel dafür.

Also Kopf weiter hoch und Daumen gedrückt. Wenn nicht heuer wann dann bitte -noch-!? Funzt das nicht, ja dann sollten wir es nimmer als Warnschuss hin zum wandelnden Klima verstehen. Dann wäre es ein krasses Beispiel für, wie weit wir schon mitten im Mist stecken. Und guckt man sich bis aktuell die ganzen Details an, selbst wenn es uns die erhofften Winterhoffnungen noch bringt, ist es das ja sowieso schon. Nur werden wir dann wieder geblendet. Zudem davon geblendet was z.B. einschlägige Gegner damit anstellen. Und als drohendes Ergebnis könnte fehl-untermauert wieder stehen ... wir nehmen uns weiter und weiter Zeit ... Zeit um über demonstrierende Kids zu schimpfen ... Zeit um uns mit autistischen Menschen wie und ob sie vor den Karren gespannt und irgendwie ausgebeutet -was auch immer- werden ... mit einem Klimaziel beweihräuchern, was alpin schon längst als Anstiegsfakt wortwörtlich um die Ohren fliegt ... und und und ... nur diese Zeit haben wir schon lange nimmen. Ich höre ja schon auf. Blush Blush Blush


Grüße aus zu schnell längst gewandelt und weiter zu schnell wandelnd alpin Südost
Die Beiträge von Heinrich und Wettergucker sind immer wieder interessant und für viele bestimmt auch aufbauend.
Macht weiter so!
[attachment=33415]
Zwar etwas dürftig von mir nur eine Karte reinzustellen,aber das wäre doch das wo Heinrich anspricht
Diese Karte will ich mir kaufen! Cool 97
Heinrich schrieb:Grüßt Euch!

Nun sollte es wohl feststehen: die ganze Entwicklung oben in der Stratosphäre läuft später ab, als es uns die Modelle in den letzten 10 Tagen vormachen wollten. Das Major Warming mit einer Zonalwindumkehr in der für uns wetterentscheidenden Schicht von 30 hpa soll nun erst um den 14.01.2021 stattfinden. Ursprünglich wurden erst der 5. Januar, dann der 10. Januar berechnet. Wenn wir uns nochmals erinnern wollen, so hatte ich vor viel zu langer Zeit am 19.12.2020 folgendes verlautbart:
siehe: Link ist nur fuer registrierte User sichtbar. registrieren oder login.
Heinrich schrieb:Am 01. Dezember hatte ich ja auch angesprochen, dass sich etwas tut in der obersten Stratosphäre, was eine rasche Erwärmung angeht (SSW)...
Eine Zonalwindumkehr in 30 hpa Anfang Januar 2021. Das wäre zeitlich in etwa mit dem 3. Wärmeschub des laufenden SSW anzusetzen. Könnte aber auch noch der 2. Wärmeschub sein, das lässt sich nicht genau sagen. Eigentlich wäre Anfang Januar etwas zu schnell für den 3. Wärmeschub, vielleicht reicht ja schon der 2. aus, aber bei dem starken Westwind derzeit - ich weiß ja nicht. Auch ist die Ozonkonzentration meiner Meinung nach an den entscheidenden Spielplätzen der Stratosphäre zu gering derzeit für eine so schnelle Entwicklung (Reihenfolge ist nämlich: erst die Erwärmung - dafür Ozon -, dann die Abschwächung des Westwinds). Ich kann mich aber natürlich auch irren. Vermutlich aber wird die Berechnung korrigiert und - wenn es denn eine Zonalwindumkehr geben sollte - dann käme sie erst etwa Mitte Januar (mit dem dann 3. Wärmeschub?!?).

Stand heute: so wird es dann auch werden. Die Modelle sind nun recht einheitlich auf diesen Zug aufgesprungen. ECMWF sieht die Zonalumkehr laut gestriger Berechnung nun für den 14. Januar. Das könnte auch ein, zwei Tage früher oder später werden. Hier die simulierte Berechnung in der noch recht fernen Zukunft, die dann aber mit meiner ursprünglichen Einschätzung verdammt gut passen würde, auch mit dem dann entstehenden Displacement über Sibirien bis Europa:



Der dritte Wärmeschub wäre der Aussschlaggebende, wie man hier sehen kann:



Genau so hatte ich es ja auch vermutet. Okay, ist alles nur Simulation, kann auch noch anders kommen. Allerdings bin ich nach wie vor überzeugt, dass dieses Zeitfenster realistisch ist und das entspräche auch meiner Einschätzung, dass das Uralgebiet mit Hochdruckanomalie entscheidend wäre für die starke rasche Erwärmung (SSW) in der Stratosphäre. Abwarten, wir haben ja Zeit!

Im Moment kommt oben gerade der zweite Schub der Erwärmung an und sorgt dafür, dass der stratosphärische Polarwirbel ganz schön angekratzt wird. Hier die Werte in 01, 10 und 30 hpa:





GFS berechnet für die 10 hpa folgende Zonalwindwerte:


und ECMWF diese:


Man beachte: beide berechnen um den 15. Januar die stärksten Ostwinde!

Bei ECMWF ist dann der Zonalwind am 14.01.2021 im Sektor von 60-90 Nord praktisch durchgehend von oben bis unten Ostwind (blaue Farbe), was dann eine gestörte Zirkulation bedeutet (negative AO):



Das alles mündet dann in dem schon so lange angekündigten Displacement des gesamten stratosphärischen Polarwirbels, hier entscheidend in 30 hpa am 16.01.2021:



was dann bis zum 21. Januar auch so festgetackert bleiben soll:



Und auch unten in der Stratosphäre, die ja die Troposphäre sehr gut spiegelt, findet sich auch das Displacement, aber erst um den 18. Januar herum:



Kommt das wirklich so, dann sollte es für uns gutes Winterwetter bedeuten. Die Lage wäre auch für mehr zu gebrauchen, als nachfolgenden Kaltwinter (Kahlfrost), dann ab etwa 25. Januar. Leider kann das Pendel aber auch in eine ausgesprochen milde Lage umschlagen, dann ebenso ab 25. Januar. Kalt oder heiß, eine enge Kiste nach hinten raus.

Aktuell sitzen wir zwischen den Stühlen und genießen kühles Schmuddelwetter im Tiefland und gemäßigtes Winterwetter in den höheren Lagen. Morgen etwas mehr Weiß im Tiefland und vielleicht eine deutlich größere geschlossene Schneedecke insgesamt in Deutschland. Echte Kälte will sich bestenfalls regional mal blicken lassen. Klar besser als in den letzten Jahren, aber man ist als Winterfreund noch nicht wirklich zufrieden, oder?

Meinen Gruß!

Grüßt Euch!

Heute können wir den oben zitierten Post verifizieren, also kontrollieren, ob die Aussagen stimmten.

Wir können feststellen:

Die Zonalwindumkehr in 30 hpa erfolgte tatsächlich erstmals gestern am 14.01.2021, wie es ECMWF sehr genau schon vor 10 Tagen berechnet hatte. Hier das "Beweisfoto":

so war es berechnet:
[attachment=33488]

so ist es gekommen:
[attachment=33486]

Den Höhepunkt des dritten Wärmeschubs mit dem stärksten Ostwind in 10 hpa hatte ich um den 15. Januar gesehen. Und das wird nun zu 99,99% auch so sein, denn GFS hat den Zonalwind genau so in der Analyse (blaue Farbe) mit Forecast (rote Farbe der Linie) ganz aktuell in die Grafik gezeichnet:

[attachment=33489]

Das passt alles sehr genau zusammen. Wir sehen auch, dass sich der Ostwind da oben schon bald abschwächen wird und wieder auf Westwind drehen soll. Das bedeutet, dass sich der Polarwirbel wieder erholen kann (kein Final Warming, was hier schon mal vermutet wurde und auch auf anderen Wetterseiten). Bedeutet also, der stratosphärische Polarwirbel bleibt als maßgeblicher Faktor bestehen und wird das Winterwetter weiter beeinflussen können. Hier kann man anmerken, dass eine weitere Zonalwindumkehr nun wahrscheinlicher wird und wohl auch kommen wird im Februar. Die Folgen müssen wir abwarten.

Dann zum Displacement in der untersten Stratosphäre. Hier hatte ich den 18. Januar vermutet und zwar als eine Verschiebung auf eine Seite der Nordhalbkugel von Sibirien bis Europa. Das liegt nun also schon in der Kurzfrist und wird auch so von den Modellen berechnet. Auch hier würden sich die Annahmen bestätigen, denn es wird zu über 80% Wahrscheinlichkeit auch so kommen, wie ECMWF es heute berechnet:

[attachment=33499]

So weit so gut. Nun stellt sich wie immer die Frage, wie lange bleibt dieses Displacement in der untersten Stratosphäre (die ja bekanntlich die Troposphäre - unsere Wetterküche - weitgehend spiegelt) mit der Ausdehnung des Polarwirbels von Sibirien bis Europa?

Nehmen wir wieder ECMWF, die eine sehr gute Performance in den letzten 10 Tagen für die Stratosphäre aufbieten konnte und schauen uns an, wie es in 10 Tagen am 24.01.2021 aussehen soll:

[attachment=33487]

Und wir sehen, das Displacement wird für mindestens bis zum 24. Januar an nahezu gleicher Stelle festgetackert. So könnte sich auch diese Annahme, die hier so früh ausgesprochen wurde, zur Realität werden. Das müssen wir dann in 10 Tagen wieder nachhalten.

Ganz aktuell befinden wir uns in der Umstellungsphase in der Troposphäre hin zu dem Displacement, der von oben in der Stratosphäre auf die Tropsophäre wirkt. Dies geht einher mit einer Abnahme des zonalen Westwindes in der Tropsophäre hin zu Ostwind. Dies geschieht in den nächsten 3 bis 4 Tagen.

So sind die Werte aktuell...
[attachment=33493]

...so wurden sie vor 10 Tagen berechnet:
[attachment=33494]

Fast eine Blaupause, würde ich sagen. Tolle Leistung von ECMWF!

Wir werden das deutlich am AO-Index und auch am NAO-Index erkennen können. Gestern wurden beide das so berechnet (hier GFS):

[attachment=33490]

[attachment=33491]

Auch das bestätigt modellseitig die Entwicklung der nächsten Tage. Beide Indexe werden deutlich negativ sein, was für unser Wetter bedeutet, dass wir eine gestörte Zirkulation haben werden. Das beinhaltet natürlich noch nicht automatisch bestes Winterwetter bei uns oder im Flachland bei uns. Aber Winterwetter wird es in jedem Fall in ganz großen Teilen von Europa und mindestens in den höheren Lagen bei uns. Das wird, sofern ECMWF sich nicht verrechnet haben sollte, auch in 10 Tagen weiterhin so sein, wie wir anhand der berechneten Zonalwindkarte für den 24. Januar erkennen können (blaue Farbe = Ostwind), wenn wir auf die für AO-Index maßgeblichen Werte zwischen 60-90 Nord schauen (rechts in der Grafik):

[attachment=33492]

Zusammengefasst können wir uns auf spannendes Winterwetter freuen, was durchaus so manche Überraschung parat haben könnte. Ich vermute, dass die Modelle noch etwas "ruckeln" werden in den nächsten beiden Tagen, dann sollte sich aber die Unsicherheit etwas legen können. Die Umstellung bringt auch Wärmeschübe mit sich (Vorderseiten) und wir in Deutschland sind insbesondere im Westen und Nordwesten stark vom Atlantik geprägt, er ist halt nah dran. Im Norden wird der wärmende Einfluss der Ostsee zusehends weniger ein Mildfaktor bleiben, im Gegenteil ist die Ostsee schon bald durch den bekannten Lake-Effekt ein potentieller Schneebringer. Sieht doch nicht übel aus!

Da ist allerdings auch zu erwähnen, dass wir in Mitteleuropa so ziemlich am südlichen Ende des langgezogenen Displacements liegen werden. Mal am Rand, mal noch gut davon überdeckt. Je weiter sich das Displacement nach Südeuropa ausdehnt, umso winterlicher wird es bei uns sein. Ein weiterer Aspekt ist, dass sich das Displacement bei sehr südlicher Ausrichtung vermutlich nicht weiter nach Nordafrika dehnen kann, sondern dann eine westliche Achse ausbilden wird. Das kann eventuell eine milde Komponente nach Mitteleuropa leiten. Wie stark oder ob überhaupt, das steht noch in den Sternen. Die Modelle werden damit ihre Probleme bekommen, denn das alles ist schon eine sehr seltene Ausgangslage und da fehlen sicher die Vergangenheitswerte in den Programmierungen. Mal abwarten, wie gut sich die Modelle schlagen werden.

Meinen Gruß!
Danke Heinrich für deine super Analyse,
Scheint alles so eintreffen wird wie du es vorausgesehen hast.
Jetzt sollte das nur in den Modellen mit ein berechnet werden.
Zurzeit wird für nächste Woche nur Mild Mild Mild berechnet ob GFS oder das Europäische Modell.
Die Modelle schwanken vielleicht gibt es ja noch ein Wunder
Richtung richtigen Winter mit Schnee und Frost. Hier in
Hannover bisher enttäuschend bis auf Vorgestern das Schneegewitter das war die Ausnahme.
Für deine wiederholten Ausführungen erstmal herzlichen Dank, Heinrich.

Hier die Ausführungen von Helge Tuschy v. 14.01.:

„Die möglichen Auswirkungen der Erwärmung in der Stratosphäre auf unser Wetter

Datum 14.01.2021
Ein im Januar 2021 stark geschwächter Polarwirbel kann in den kommenden Wochen auch das Wetter in Deutschland beeinflussen. Doch wie wirkt sich dieses Ereignis bei uns aus und können überhaupt Aussagen getroffen werden?

Am vergangenen Sonntag (10.01.21) wurde von Dr. Bonewitz der aktuell stark geschwächte Zustand des Polarwirbels in der Stratosphäre beschrieben sowie die Entwicklung, die zu diesem Ereignis geführt hat (siehe Verlinkung).

Der Polarwirbel ist ein umfangreiches Höhentief, das durch die in den hohen Breiten vorherrschende winterliche negative Strahlungsbilanz entsteht. Es beeinflusst mit vorherrschenden Westwinden (dem Polarnachtjet) das Wetter nicht nur in den hohen, sondern auch in den mittleren Breiten und indirekt (über die stratosphärische bzw. globale Zirkulation) auch in den Tropen. Durch diverse externe Einflüsse kann sich der Wirbel vorübergehend abschwächen, gefolgt von einer Erwärmung, die in Spitzen 30 bis 50 Grad Celsius binnen weniger Tage betragen kann, einer sog. "plötzlichen Erwärmung in der Stratosphäre (engl. sudden stratospheric warming, SSW)". Im Extremfall ist es sogar möglich, dass die klimatologisch dominanten Westwinde in Ostwinde umschlagen, was die Definition für ein "markantes SSW" (oder major warming) darstellt.

Die Abschwächung des Polarwirbels kann sich dann in den folgenden Wochen von der Stratosphäre bis in die Troposphäre voran arbeiten und das für uns sensible Wettergeschehen nachhaltig beeinflussen. Um es aber gleich vorwegzunehmen - klare Aussagen können hier nicht getroffen werden, denn die Vorhersagen in diesem Themenbereich sind zumeist sehr unsicher und mit Vorsicht zu genießen. Ein Grund für die Unsicherheiten ist der, dass zwischen 1979 und 2019 gerade einmal 26 SSWs aufgetreten sind. Neben der geringen Datenmenge wurde zudem festgestellt, dass diese Ereignisse mit einer hohen Variabilität einhergingen bezüglich der Auswirkungen auf die Troposphäre, unserer Wetterschicht. Was kann nun aber ausgesagt werden? Man kann mithilfe statistischer Auswertungen von sich einstellenden Großwetterlagen im europäisch-atlantischen Raum nach SSWs mögliche Entwicklungen oder Tendenzen abschätzen, also im Idealfall sich wiederholende typische Wettermuster zuordnen. Ob, wo und mit welcher Intensität diese eintreffen kann auch in der heutigen Zeit mit all der Technik nur vergleichsweise kurzfristig abgeschätzt werden (siehe verlinkter Mittelfristbeitrag vom 2. Januar).

Nachdem wir nun Anfang Januar bereits die erste Windumkehr hatten, soll in der zweiten Januarhälfte die nächste erfolgen, was auf jeden Fall ein markantes Ereignis für die Stratosphäre bedeutet. Es stellt sich nun die Frage, wie sich diese Entwicklung auf unser Wetter auswirken kann, wobei hier u.a. auf die Ergebnisse der unten verlinkten wissenschaftlichen Ausarbeitung von Domeisen et al. zurückgegriffen wird: Diese Arbeit kommt zum Schluss, dass nach einem SSW aus statistischer Sicht häufig eine deutlich negative NAO (siehe DWD Lexikon) vorherrscht. Ebenso wird ausgeführt, dass sich in Abhängigkeit von der jeweiligen Großwetterlage zum Zeitpunkt des SSW bestimmte Szenarien für das Wettergeschehen in der Folge u.a. in Nord- und Mitteleuropa ergeben.

Kurz zusammengefasst wird in der negativen Phase der NAO anstatt eines kräftigen Tiefdruckgebiets über Island dort ein Hochdruckgebiet erwartet, was auch die aktuellen Vorhersagen des Europäischen Wetterzentrums (ECMWF in Reading) für den weiteren Verlauf im Januar andeuten. Das hat zur Folge, dass von Westen keine "Tiefdruckautobahn" etabliert werden kann, die beständig milde Atlantikluft zu uns führt, sondern die Tiefdruckgebiete weit nach Süden ausweichen müssen und somit potenziell sehr warme Luftmassen anzapfen können. Derweil kühlt sich die Luftmasse über Sibirien und Skandinavien zunehmend ab (u.a. das Resultat des sich abschwächenden Polarwirbels, der die Kaltluft im "gesunden" Zustand in der Nähe des Nordpols hält und nun geschwächt das Ausfließen polarer Luftmasse nicht unterbinden kann). Weitere Informationen können dem Paper entnommen werden.

In der Tat soll sich in den kommenden Wochen der bis dato über Süd- und Ostasien vorherrschende Kaltluftkörper zunehmend nach Sibirien verlagern und auch Skandinavien erfassen - siehe dazu die dem Thema des Tages beigefügte Grafik, wo die Anomaliewerte (Abweichungen) der 2 m Temperatur von einer 20-jährigen Modellklimatologie für den 18. bis 25. Januar 2021 gezeigt werden. Erschwert wird die Vorhersage dadurch, dass sich durch die Annäherung des arktischen Kaltluftkörpers u.a. auch nach Kanada die Temperaturkontraste zwischen den Landmassen und dem Nordatlantik verstärken. Dadurch wird die Bildung kräftiger Tiefdruckgebiete angefacht. Deren Einfluss auf Europa in Form sehr milder Luftmassen und die sich nach Nordeuropa ausweitende arktische Kaltluft sind ein Nährboden für potenziell vom Klima abweichende Ereignisse, sei es in Form von besonders milden/stürmischen Phasen oder kräftigen Nord-/Ostwinden mit eisiger Kälte. Die Vergangenheit zeigte zwar, dass nach einem SSW in Nord- und Mitteleuropa kräftige Kaltlufteinbrüche häufiger auftreten, aber eine Garantie gibt es dafür nicht. Die Option für einen Abschnitt mit arktischen Luftmassen ist allerdings alleine durch die Nähe des Kaltluftkörpers gegeben, ebenso wie die Bildung markanter Luftmassengrenzen mit allen Schikanen, die das Winterwetter zu bieten hat. Das zeigt sich auch durch ein wildes Springen der Wettermodelle in der erweiterten Mittelfrist (Ende Januar) zwischen sehr warm und eisig kalt, allerdings sehr häufig mit erhöhtem Sturmpotenzial für West- und teils auch Mitteleuropa. Da die Auswirkungen eines SSW, sollten sie sich nach unten voranarbeiten, im Mittel mit rund 10 bis 15 Tagen Verspätung das Wetter in der Troposphäre beeinflussen, können somit aber eine wettertechnisch spannende zweite Januarhälfte und ein interessanter Februar bevorstehen.

Wie extrem so ein Ereignis ausfallen kann zeigte sich zum Jahreswechsel im asiatisch- nordpazifischen Sektor. Da der Polarwirbel besonders über Asien frühzeitig schwächelte, strömte dort wiederholt eisige Polarluft nach Süden und trieb den Luftdruck u.a. in der Mongolei Ende Dezember auf teils über 1090 hPa, was nach noch ausstehender Verifikation einen neuen Weltrekord darstellen würde. Nachdem die eisige Luftmasse mit Temperaturhöchstwerten von teils deutlich unter minus 40 Grad Celsius den nordwestlichen Nordpazifik erreichte, entwickelten sich zahlreiche heftige Sturmtiefs, wobei zum Jahreswechsel eines mit einem Kerndruck von geschätzt 921 hPa und auf Shemya (Alaska) gemessenen 924.8 hPa (beides Rekorde) den bisherigen Luftdruckrekord für außertropische Tiefdruckgebiete im Nordpazifik sprengte. Zudem fiel über Teilen von Japan (im Bergland und teils bis in Küstenregionen herab) massiv Schnee (z.B. Takada mit 103 cm in 24h und 187 cm in 72h, beide Werte selbst für die schneeerprobte Region ein Allzeitrekord).

So extrem muss es und wird es bei uns sicherlich nicht ablaufen, doch alleine im Vergleich zu den vergangenen ruhigen Wettermonaten wird die zunehmende Dynamik wahrscheinlich zu spüren sein. Und ist eben diese Ungewissheit nicht auch spannend - wohin wird diese Reise gehen?

Dipl.-Met. Helge Tuschy

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 14.01.2021

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Hallo liebe Runde,

 EZMWF zeigt eine östliche Strömung in der unteren Troposhäre nun auch in unseren Breitengraden

[Bild: l9d7v7wp.png]

[Bild: 1374-c-Wine-World-1374-world-map-with-latitudes.jpg]

Ein Zeichen, das das downwelling nun endlich (und wohl etwas verzögert) seinen Weg nach "unten" gefunden hat.

Es wurde ja schon aufgezeigt, das EZ da eine ziemliche konstante Prognosegüte hat, somit das eintreten als wahrscheinlichkeit anzunehmen wäre. Zumindest ist es der ersehnte Schritt

in die richtige Richtung, einer kalten bis sehr kalten Lage zum Monatswechsel sehe ich optimistisch entgegen.

Viele Grüße

tg
Hört sich spannend an!
Willkommen in der Runde TiefesGeo Wink

Lg Schneeflocke
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