Heinrich schrieb:Grüßt Euch!
Nun sollte es wohl feststehen: die ganze Entwicklung oben in der Stratosphäre läuft später ab, als es uns die Modelle in den letzten 10 Tagen vormachen wollten. Das Major Warming mit einer Zonalwindumkehr in der für uns wetterentscheidenden Schicht von 30 hpa soll nun erst um den 14.01.2021 stattfinden. Ursprünglich wurden erst der 5. Januar, dann der 10. Januar berechnet. Wenn wir uns nochmals erinnern wollen, so hatte ich vor viel zu langer Zeit am 19.12.2020 folgendes verlautbart:
siehe: Link ist nur fuer registrierte User sichtbar. registrieren oder login.
Heinrich schrieb:Am 01. Dezember hatte ich ja auch angesprochen, dass sich etwas tut in der obersten Stratosphäre, was eine rasche Erwärmung angeht (SSW)...
Eine Zonalwindumkehr in 30 hpa Anfang Januar 2021. Das wäre zeitlich in etwa mit dem 3. Wärmeschub des laufenden SSW anzusetzen. Könnte aber auch noch der 2. Wärmeschub sein, das lässt sich nicht genau sagen. Eigentlich wäre Anfang Januar etwas zu schnell für den 3. Wärmeschub, vielleicht reicht ja schon der 2. aus, aber bei dem starken Westwind derzeit - ich weiß ja nicht. Auch ist die Ozonkonzentration meiner Meinung nach an den entscheidenden Spielplätzen der Stratosphäre zu gering derzeit für eine so schnelle Entwicklung (Reihenfolge ist nämlich: erst die Erwärmung - dafür Ozon -, dann die Abschwächung des Westwinds). Ich kann mich aber natürlich auch irren. Vermutlich aber wird die Berechnung korrigiert und - wenn es denn eine Zonalwindumkehr geben sollte - dann käme sie erst etwa Mitte Januar (mit dem dann 3. Wärmeschub?!?).
Stand heute: so wird es dann auch werden. Die Modelle sind nun recht einheitlich auf diesen Zug aufgesprungen. ECMWF sieht die Zonalumkehr laut gestriger Berechnung nun für den 14. Januar. Das könnte auch ein, zwei Tage früher oder später werden. Hier die simulierte Berechnung in der noch recht fernen Zukunft, die dann aber mit meiner ursprünglichen Einschätzung verdammt gut passen würde, auch mit dem dann entstehenden Displacement über Sibirien bis Europa:
Der dritte Wärmeschub wäre der Aussschlaggebende, wie man hier sehen kann:
Genau so hatte ich es ja auch vermutet. Okay, ist alles nur Simulation, kann auch noch anders kommen. Allerdings bin ich nach wie vor überzeugt, dass dieses Zeitfenster realistisch ist und das entspräche auch meiner Einschätzung, dass das Uralgebiet mit Hochdruckanomalie entscheidend wäre für die starke rasche Erwärmung (SSW) in der Stratosphäre. Abwarten, wir haben ja Zeit!
Im Moment kommt oben gerade der zweite Schub der Erwärmung an und sorgt dafür, dass der stratosphärische Polarwirbel ganz schön angekratzt wird. Hier die Werte in 01, 10 und 30 hpa:
GFS berechnet für die 10 hpa folgende Zonalwindwerte:
und ECMWF diese:
Man beachte: beide berechnen um den 15. Januar die stärksten Ostwinde!
Bei ECMWF ist dann der Zonalwind am 14.01.2021 im Sektor von 60-90 Nord praktisch durchgehend von oben bis unten Ostwind (blaue Farbe), was dann eine gestörte Zirkulation bedeutet (negative AO):
Das alles mündet dann in dem schon so lange angekündigten Displacement des gesamten stratosphärischen Polarwirbels, hier entscheidend in 30 hpa am 16.01.2021:
was dann bis zum 21. Januar auch so festgetackert bleiben soll:
Und auch unten in der Stratosphäre, die ja die Troposphäre sehr gut spiegelt, findet sich auch das Displacement, aber erst um den 18. Januar herum:
Kommt das wirklich so, dann sollte es für uns gutes Winterwetter bedeuten. Die Lage wäre auch für mehr zu gebrauchen, als nachfolgenden Kaltwinter (Kahlfrost), dann ab etwa 25. Januar. Leider kann das Pendel aber auch in eine ausgesprochen milde Lage umschlagen, dann ebenso ab 25. Januar. Kalt oder heiß, eine enge Kiste nach hinten raus.
Aktuell sitzen wir zwischen den Stühlen und genießen kühles Schmuddelwetter im Tiefland und gemäßigtes Winterwetter in den höheren Lagen. Morgen etwas mehr Weiß im Tiefland und vielleicht eine deutlich größere geschlossene Schneedecke insgesamt in Deutschland. Echte Kälte will sich bestenfalls regional mal blicken lassen. Klar besser als in den letzten Jahren, aber man ist als Winterfreund noch nicht wirklich zufrieden, oder?
Meinen Gruß!
Grüßt Euch!
Heute können wir den oben zitierten Post verifizieren, also kontrollieren, ob die Aussagen stimmten.
Wir können feststellen:
Die Zonalwindumkehr in 30 hpa erfolgte tatsächlich erstmals gestern am 14.01.2021, wie es ECMWF sehr genau schon vor 10 Tagen berechnet hatte. Hier das "Beweisfoto":
so war es berechnet:
Major Warming Zonalwindumkehr 14.01.2021 Displacement ecmwf30f240.png (Größe: 244,82 KB / Downloads: 276)
so ist es gekommen:
Analyse Major Warming Zonalwindumkehr 14.01.2021 Displacement ecmwf30.png (Größe: 248,66 KB / Downloads: 276)
Den Höhepunkt des dritten Wärmeschubs mit dem stärksten Ostwind in 10 hpa hatte ich um den 15. Januar gesehen. Und das wird nun zu 99,99% auch so sein, denn GFS hat den Zonalwind genau so in der Analyse (blaue Farbe) mit Forecast (rote Farbe der Linie) ganz aktuell in die Grafik gezeichnet:
Das passt alles sehr genau zusammen. Wir sehen auch, dass sich der Ostwind da oben schon bald abschwächen wird und wieder auf Westwind drehen soll. Das bedeutet, dass sich der Polarwirbel wieder erholen kann (kein Final Warming, was hier schon mal vermutet wurde und auch auf anderen Wetterseiten). Bedeutet also, der stratosphärische Polarwirbel bleibt als maßgeblicher Faktor bestehen und wird das Winterwetter weiter beeinflussen können. Hier kann man anmerken, dass eine weitere Zonalwindumkehr nun wahrscheinlicher wird und wohl auch kommen wird im Februar. Die Folgen müssen wir abwarten.
Dann zum Displacement in der untersten Stratosphäre. Hier hatte ich den 18. Januar vermutet und zwar als eine Verschiebung auf eine Seite der Nordhalbkugel von Sibirien bis Europa. Das liegt nun also schon in der Kurzfrist und wird auch so von den Modellen berechnet. Auch hier würden sich die Annahmen bestätigen, denn es wird zu über 80% Wahrscheinlichkeit auch so kommen, wie ECMWF es heute berechnet:
Displacement 18.01.2021 ecmwf100f96.png (Größe: 251,22 KB / Downloads: 271)
So weit so gut. Nun stellt sich wie immer die Frage, wie lange bleibt dieses Displacement in der untersten Stratosphäre (die ja bekanntlich die Troposphäre - unsere Wetterküche - weitgehend spiegelt) mit der Ausdehnung des Polarwirbels von Sibirien bis Europa?
Nehmen wir wieder ECMWF, die eine sehr gute Performance in den letzten 10 Tagen für die Stratosphäre aufbieten konnte und schauen uns an, wie es in 10 Tagen am 24.01.2021 aussehen soll:
Displacement 24.01.2021 ecmwf30f240.png (Größe: 232,6 KB / Downloads: 280)
Und wir sehen, das Displacement wird für mindestens bis zum 24. Januar an nahezu gleicher Stelle festgetackert. So könnte sich auch diese Annahme, die hier so früh ausgesprochen wurde, zur Realität werden. Das müssen wir dann in 10 Tagen wieder nachhalten.
Ganz aktuell befinden wir uns in der Umstellungsphase in der Troposphäre hin zu dem Displacement, der von oben in der Stratosphäre auf die Tropsophäre wirkt. Dies geht einher mit einer Abnahme des zonalen Westwindes in der Tropsophäre hin zu Ostwind. Dies geschieht in den nächsten 3 bis 4 Tagen.
So sind die Werte aktuell...
Zonalwind 14.01.2021 Analyse ecmwfzm_u_a12.png (Größe: 256,97 KB / Downloads: 272)
...so wurden sie vor 10 Tagen berechnet:
ecmwf Zonalwind 14.01.2021 zm_u_f240.png (Größe: 250,72 KB / Downloads: 272)
Fast eine Blaupause, würde ich sagen. Tolle Leistung von ECMWF!
Wir werden das deutlich am AO-Index und auch am NAO-Index erkennen können. Gestern wurden beide das so berechnet (hier GFS):
15.01.2021 ao_sprd2.gif (Größe: 27,43 KB / Downloads: 274)
14.01.2021 nao_sprd2.gif (Größe: 24,09 KB / Downloads: 273)
Auch das bestätigt modellseitig die Entwicklung der nächsten Tage. Beide Indexe werden deutlich negativ sein, was für unser Wetter bedeutet, dass wir eine gestörte Zirkulation haben werden. Das beinhaltet natürlich noch nicht automatisch bestes Winterwetter bei uns oder im Flachland bei uns. Aber Winterwetter wird es in jedem Fall in ganz großen Teilen von Europa und mindestens in den höheren Lagen bei uns. Das wird, sofern ECMWF sich nicht verrechnet haben sollte, auch in 10 Tagen weiterhin so sein, wie wir anhand der berechneten Zonalwindkarte für den 24. Januar erkennen können (blaue Farbe = Ostwind), wenn wir auf die für AO-Index maßgeblichen Werte zwischen 60-90 Nord schauen (rechts in der Grafik):
Zonalwind 24.01.2021 ecmwfzm_u_a240.png (Größe: 231,08 KB / Downloads: 275)
Zusammengefasst können wir uns auf spannendes Winterwetter freuen, was durchaus so manche Überraschung parat haben könnte. Ich vermute, dass die Modelle noch etwas "ruckeln" werden in den nächsten beiden Tagen, dann sollte sich aber die Unsicherheit etwas legen können. Die Umstellung bringt auch Wärmeschübe mit sich (Vorderseiten) und wir in Deutschland sind insbesondere im Westen und Nordwesten stark vom Atlantik geprägt, er ist halt nah dran. Im Norden wird der wärmende Einfluss der Ostsee zusehends weniger ein Mildfaktor bleiben, im Gegenteil ist die Ostsee schon bald durch den bekannten Lake-Effekt ein potentieller Schneebringer. Sieht doch nicht übel aus!
Da ist allerdings auch zu erwähnen, dass wir in Mitteleuropa so ziemlich am südlichen Ende des langgezogenen Displacements liegen werden. Mal am Rand, mal noch gut davon überdeckt. Je weiter sich das Displacement nach Südeuropa ausdehnt, umso winterlicher wird es bei uns sein. Ein weiterer Aspekt ist, dass sich das Displacement bei sehr südlicher Ausrichtung vermutlich nicht weiter nach Nordafrika dehnen kann, sondern dann eine westliche Achse ausbilden wird. Das kann eventuell eine milde Komponente nach Mitteleuropa leiten. Wie stark oder ob überhaupt, das steht noch in den Sternen. Die Modelle werden damit ihre Probleme bekommen, denn das alles ist schon eine sehr seltene Ausgangslage und da fehlen sicher die Vergangenheitswerte in den Programmierungen. Mal abwarten, wie gut sich die Modelle schlagen werden.
Meinen Gruß!