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Normale Version: Diskussionen rund um den Polarwirbel 2020/21
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Grüß Euch!

Auf die Schnelle:

ganz oben in der Stratosphäre bahnt sich ein erstes starkes Warming an (SSW). Auslöser dürften die nach oben (vertikal) gerichteten Schwerewellen sein, die der Hochdruck zwischen Ural und südlich bis südöstlich davon aussenden. Da dort Hochdruck bleiben soll für die nächsten 7-10 Tage, müsste sich in der Mesosphäre schon jetzt eine Erwärmung abspielen, die dann nach unten weiter wandert in die oberste Stratosphäre. So das Lehrbuch-Wissen. Um den 10. Dezember sollte sich demnach in der Höhe von 01 hpa die rasche Erwärmung zeigen können. Um den 15. Dezember dann mit deutlichem Peak für starke Temperaturerhöhung. Die Erwärmung wandert dann allmählich in die unteren Schichten und wird bei 10 hpa erstmals relevant für die Bewegungen des Polarwirbels in der Stratosphäre insgesamt. Ab 30 hpa wirkt das dann auch auf den troposphärischen Polarwirbel und damit auf unser Wettergeschehen. Das liegt aber noch viel zu weit entfernt und kann in keinem Modell eingesehen werden. Sollte sich ein sehr starkes Warming entwickeln, so benötigt die ganze Geschichte bestimmt mehrere Wochen, um unten auf die Troposphäre wirken zu können. Aber man kann ja dennoch mal darauf achten, was da oben so abgeht.

Da das noch hinter der Glaskugel liegt, sollte man vielleicht auf ein anderes mutmaßliches Phänomen achten, was in einem zeitlichen Zusammenhang zu einer raschen stratosphärischen Erwärmung zu stehen scheint (nach meinen bescheidenen Beobachtungen der letzten beiden Jahre). So habe ich notiert, dass 5 Tage nach dem Beginn der Erwärmung oben in 01 hpa ganz unten in der Stratosphäre in 100 hpa mindestens eine Dipollage des Polarwirbels entsteht, was dann auch zu einem kurzen Polarwirbelsplit führen kann. Angestoßen wird diese Entwicklung aber offenbar durch die Troposphäre (daher Phänomen im Kontext zur Erwärmung ganz oben), was sich durch eine kräftige Hochdruckanomalie zwischen den dann getrennten Polarwirbeln zeigt. Meist hält das nur einige Tage und hat nur bedingten Einfluss auf unser Winterwetter. Aber, immerhin, der zeitliche Rahmen so ab den 15. Dezember könnte uns mit ganz viel Glück und Spucke weiße Weihnachten bringen. Vielleicht mögt Ihr das im Hinterkopf behalten und die Modellkarten danach studieren, wenn es soweit ist.

Mehr Zeit habe ich jetzt aber wirklich nicht mehr. Grüße!
Hallo Heinrich,

Es sieht aktuell nach einer Dipollage aus, welche durch das Warming was du schon erwähnt hattest, ausgelöst wird, es wird spannend in wie fern es Auswirkungen haben wird!

[attachment=32155]

©wetterzentrale.de

lg
Heinrich schrieb:...ganz oben in der Stratosphäre bahnt sich ein erstes starkes Warming an (SSW). Auslöser dürften die nach oben (vertikal) gerichteten Schwerewellen sein, die der Hochdruck zwischen Ural und südlich bis südöstlich davon aussenden. Da dort Hochdruck bleiben soll für die nächsten 7-10 Tage, müsste sich in der Mesosphäre schon jetzt eine Erwärmung abspielen, die dann nach unten weiter wandert in die oberste Stratosphäre. So das Lehrbuch-Wissen. Um den 10. Dezember sollte sich demnach in der Höhe von 01 hpa die rasche Erwärmung zeigen können. Um den 15. Dezember dann mit deutlichem Peak für starke Temperaturerhöhung. Die Erwärmung wandert dann allmählich in die unteren Schichten und wird bei 10 hpa erstmals relevant für die Bewegungen des Polarwirbels in der Stratosphäre insgesamt. Ab 30 hpa wirkt das dann auch auf den troposphärischen Polarwirbel und damit auf unser Wettergeschehen. Das liegt aber noch viel zu weit entfernt und kann in keinem Modell eingesehen werden. Sollte sich ein sehr starkes Warming entwickeln, so benötigt die ganze Geschichte bestimmt mehrere Wochen, um unten auf die Troposphäre wirken zu können. Aber man kann ja dennoch mal darauf achten, was da oben so abgeht.

Da das noch hinter der Glaskugel liegt, sollte man vielleicht auf ein anderes mutmaßliches Phänomen achten, was in einem zeitlichen Zusammenhang zu einer raschen stratosphärischen Erwärmung zu stehen scheint (nach meinen bescheidenen Beobachtungen der letzten beiden Jahre). So habe ich notiert, dass 5 Tage nach dem Beginn der Erwärmung oben in 01 hpa ganz unten in der Stratosphäre in 100 hpa mindestens eine Dipollage des Polarwirbels entsteht, was dann auch zu einem kurzen Polarwirbelsplit führen kann. Angestoßen wird diese Entwicklung aber offenbar durch die Troposphäre (daher Phänomen im Kontext zur Erwärmung ganz oben), was sich durch eine kräftige Hochdruckanomalie zwischen den dann getrennten Polarwirbeln zeigt. Meist hält das nur einige Tage und hat nur bedingten Einfluss auf unser Winterwetter. Aber, immerhin, der zeitliche Rahmen so ab den 15. Dezember könnte uns mit ganz viel Glück und Spucke weiße Weihnachten bringen...

Grüßt Euch!

Weihnachten rückt näher und so kommen wir langsam in den Bereich, den das eine oder andere Modell dann auch schon mit viel "Phantasie" beleuchten kann. Ich bleibe bei meinem Fahrplan, den ich oben im Beitrag notiert hatte und zeige Euch mal, was da heute so in Aussicht gestellt wird:

Zunächst die Frage, was ist mit dem SSW (schnelle Erwärmung ganz oben in der Stratosphäre)? Steht der 10. Dezember mit dem ersten Peak?

Hier die Antwort von GFS:
[attachment=32167]

Genau am 10. Dezember zeigt sich die erste kräftige Erwärmung ganz oben in 01 hpa. Schon mal nicht schlecht geschätzt.

Was passiert dann in der untersten Stratosphäre 5 Tage nach dieser ersten starken Erwärmung? Entsteht ein Dipol?
Die Antwort wieder von GFS:

[attachment=32166]

Jupp, erstmals am 15. Dezember wird ein Dipol simuliert, also zwei Wirbel, aber der schwächere (unten im Bild) hat noch keine eigene Zirkulation aufgebaut. Das "Phänomen" scheint sich zu wiederholen!

Und was passiert danach, bleibt es beim Dipol oder bilden sich zwei eigenständig rotierende Wirbel aus, was man dann einen Polarwirbelspit nennen würde?

Die Antwort bietet wieder GFS, weil es so weit rechnet und uns das auch zeigt:

[attachment=32168]

Am 18.12.2020 haben wir einen perfekt ausgebildeten Polarwirbelsplit. Der dominante ist der über Russland (siehe Kennzeichen "L" für Low).
Doch schon am nächsten Tag wechselt die Dominanz, siehe hier:

[attachment=32169]

Die Lage der beiden Wirbel ist an diesen beiden Tagen für uns in Mitteleuropa "weder Fisch noch Fleisch". Wir sitzen zwischen den Stühlen. Doch das muss ja nicht so bleiben. Gewöhnlich hält ein von unten ausgelöster Polarwirbelsplit nur wenige Tage. Und nun kommt es darauf an, wie die beiden Wirbel wieder zu einem zusammenwachsen. Und siehe da, jetzt kommt dann "Glück und Spucke" ins Spiel, die Lage verbessert sich genau zu Weihnachten hin ganz entscheidend zum Super-Winterwetter - naja, sagt wieder GFS mit dieser Berechnung:

[attachment=32170]

Okay, ist alles noch viel zu weit weg und bestimmt wird es schon bald anders berechnet und dann wieder anders, etc. etc.

Trotzdem, wir können uns zumindest mal auf eine erhöhte Chance weißer Weihnacht einstellen. Sieht doch nicht schlecht aus, Leute!

Meinen Gruß!
Hallo Heinrich
gut gibt es dich,du hälst die Fahne hoch im Wind und machst mir doch etwas Mut auf Schnee.
Danke Dir für die Analyse.
Hallo Heinrich!

Was sagt dir die "Glaskugel"? Man ist sich ja noch sehr unschlüssig, was Weihnachten passiert....

Wetterleuchte hatte ja einigen hier immer viel Freude gemacht, schade dass Sie sich hier nicht mehr meldet. Du bist der einzige, der ein wenig in Ihren Fussstapfen läuft und uns weitere Infos gibt. Dafür herzlichen Dank!

Bleibt alle Gesund

Michael
Schneefräse schrieb:Hallo Heinrich!

Was sagt dir die "Glaskugel"? Man ist sich ja noch sehr unschlüssig, was Weihnachten passiert....

Wetterleuchte hatte ja einigen hier immer viel Freude gemacht, schade dass Sie sich hier nicht mehr meldet. Du bist der einzige, der ein wenig in Ihren Fussstapfen läuft und uns weitere Infos gibt. Dafür herzlichen Dank!

Bleibt alle Gesund

Michael

Grüß Dich Schneefräse!

Ich tue, was ich vermag. Für mehr reicht es nicht. Mein spekulativer "Fahrplan" steht ja schon seit langem, was Weihnachtswetter angeht. Heute hat WetterOnline etwas tiefer in die Wetterkarten geschaut und siehe da, man hat dort "meinen Fahrplan" gefunden:

Zitat:13:55
14. Dezember 2020

Wetter macht es spannend

Weißes Weihnachtswunder möglich

Pünktlich zum Weihnachtsfest kommt beim Wetter Spannung auf. Nach allen Entbehrungen scheint sogar ein weißes Weihnachtswunder noch möglich zu sein.
Quelle der Einsicht: Link ist nur fuer registrierte User sichtbar. registrieren oder login.

Da merkt man natürlich auch schnell, dass selbst die Experten nur mit Wasser kochen können. Ich mag mich auf diese vielen Prognosen mit Klickhintergrund nicht mehr verlassen. Und weil das so ist, versuche ich es gelegentlich dann selbst mit vagen Prognosen, wenn sich etwas von dem mutmaßlich Erlernten aussichtsreich in der gemessenen Gegenwart zeigt, was auf eine Folgewirkung deuten lässt, die ich dann schlau niederschreiben kann (habe ich jetzt komisch umschrieben, hoffe, es wurde trotzdem verstanden, was ich meine).

Wie auch immer, schlau war es, am 01. Dezember den Beitrag verfasst zu haben, in dem es um die Entwicklung zum 10. Dezember, 15. Dezember und um das Weihnachtswetter ging:

Zitat:Auf die Schnelle:

ganz oben in der Stratosphäre bahnt sich ein erstes starkes Warming an (SSW). Auslöser dürften die nach oben (vertikal) gerichteten Schwerewellen sein, die der Hochdruck zwischen Ural und südlich bis südöstlich davon aussenden. Da dort Hochdruck bleiben soll für die nächsten 7-10 Tage, müsste sich in der Mesosphäre schon jetzt eine Erwärmung abspielen, die dann nach unten weiter wandert in die oberste Stratosphäre. So das Lehrbuch-Wissen. Um den 10. Dezember sollte sich demnach in der Höhe von 01 hpa die rasche Erwärmung zeigen können. Um den 15. Dezember dann mit deutlichem Peak für starke Temperaturerhöhung. Die Erwärmung wandert dann allmählich in die unteren Schichten und wird bei 10 hpa erstmals relevant für die Bewegungen des Polarwirbels in der Stratosphäre insgesamt. Ab 30 hpa wirkt das dann auch auf den troposphärischen Polarwirbel und damit auf unser Wettergeschehen. Das liegt aber noch viel zu weit entfernt und kann in keinem Modell eingesehen werden. Sollte sich ein sehr starkes Warming entwickeln, so benötigt die ganze Geschichte bestimmt mehrere Wochen, um unten auf die Troposphäre wirken zu können. Aber man kann ja dennoch mal darauf achten, was da oben so abgeht.

Da das noch hinter der Glaskugel liegt, sollte man vielleicht auf ein anderes mutmaßliches Phänomen achten, was in einem zeitlichen Zusammenhang zu einer raschen stratosphärischen Erwärmung zu stehen scheint (nach meinen bescheidenen Beobachtungen der letzten beiden Jahre). So habe ich notiert, dass 5 Tage nach dem Beginn der Erwärmung oben in 01 hpa ganz unten in der Stratosphäre in 100 hpa mindestens eine Dipollage des Polarwirbels entsteht, was dann auch zu einem kurzen Polarwirbelsplit führen kann. Angestoßen wird diese Entwicklung aber offenbar durch die Troposphäre (daher Phänomen im Kontext zur Erwärmung ganz oben), was sich durch eine kräftige Hochdruckanomalie zwischen den dann getrennten Polarwirbeln zeigt. Meist hält das nur einige Tage und hat nur bedingten Einfluss auf unser Winterwetter. Aber, immerhin, der zeitliche Rahmen so ab den 15. Dezember könnte uns mit ganz viel Glück und Spucke weiße Weihnachten bringen. Vielleicht mögt Ihr das im Hinterkopf behalten und die Modellkarten danach studieren, wenn es soweit ist.

Das hatte ich ganz gut orakelt, denn zum 10. Dezember gab es in 1 hpa wirklich erstmals messbar die Erwärmung aus dem SSW.

[attachment=32264]
Quelle: Link ist nur fuer registrierte User sichtbar. registrieren oder login.

Und der erste Peak hat sich inzwischen auch ganz gut fortgesetzt. Parallel dazu, wie im Zitat beschrieben, entwickelt sich der stratosphärische Polarwirbel in 100 hpa tatsächlich hin zu einem Dipol, der vielleicht noch zu einem kurzen Polarwirbelsplit werden könnte.

[attachment=32266]
Quelle: Link ist nur fuer registrierte User sichtbar. registrieren oder login.

Morgen liegen die Echtdaten dann vor für den 15. Dezember und die werden kaum noch abweichen zur Simulation, die ich hier gezeigt habe. Das hat also gut geklappt mit der Einschätzung. Wenn die "Serie mit richtig" weitergeht, dann ist Weihnachten eine weiße Überraschung möglich. Ich hoffe ja immer auch für meine Gegend, obschon die gewöhnlich nicht schneeverwöhnt wird. Mal abwarten, ist ja noch 10 Tage hin.

Meinen Gruß!
Hallo Heinrich!

Vielen Dank für deine Antwort !

Hört sich ja an! In diesen merkwürdigen Zeiten wär ein wenig Schnee für einige eine schöne Ablenkung. Aber wir haben ja hier kein Wünsch dir was Wetter....

Wir sind weiter gespannt!

Danke für deine Arbeit, für mich “böhmische Dörfer” ?

Gruß Michael
Ich danke auch für die immer wieder Intressanten zusammenfassungen. Ich finde du und ein paar andere machen das Forum lesenswert.Gut schreibst du von Schneeüberraschungen sonst wäre ich frustriert.
Grüßt Euch!

Update für mögliches Weihnachts-Winterwetter in aller Kürze:

Die Stratosphären-Modelle berechnen nun für die Weihnachtszeit einen kräftigen Trog für Mitteleuropa. GFS zeigt schon den 25.12. (ECMWF geht nur bis zum 24.12.) und macht es sehr spannend. Die unterste Stratosphäre in 100 hpa spiegelt sehr gut die Obere Troposphäre, so dass man aus dem stratosphärischen Polarwirbel ganz gut die "Rahmenbedingungen" in unserer Wetterküche ablesen kann. So schaut es nach der aktuellsten Berechnung aus in 100 hpa:

[attachment=32268]

Demnach befindet sich pünktlich zum 1. Weihnachtstag am 25.12.2020 ein mächtiger Weihnachtstrog über unseren Köpfen. Das dürfte polare Höhenkaltluft aus NW bis NWN zu uns führen mit Temperaturen in 1.500 Meter Höhe bei -4 bis -10 Grad. Am Boden sind das dann im Tiefland wohl knapp über Null, bei aber vermutlich schon negativen Taupunkten. Könnte regional für nassen Schnee bis ins Tiefland reichen und entsprechend dem Tagesgang auch mal eine Schneedecke ausbilden. Es ist natürlich für solche Details noch viel zu weit weg, aber immerhin ein Licht-, ähm Schneeblick für mögliche weiße Weihnachten. Mitunter wird es für das Flachland aber noch zu warm sein, schwer zu sagen. In den höheren Lagen aber wäre bei dieser Konstellation eine Schneedecke ziemlich wahrscheinlich. Nun kann man allerdings durchaus davon ausgehen (sofern hier keine totale Fehlberechnung vorliegt), dass diese Troglage eine längere Phase einleitet mit stetiger Zufuhr (angewärmter) Polarluftmassen. Wäre das so, dann bildet sich nach und nach dann doch auch bis ins Tiefland eine Schneedecke aus. Geschieht das, dann werden die Temperaturen in den Keller gehen, was dann allerdings auf Sicht (7-10 Tage nach Trogaufbau) Hochdruckwetter auslösen sollte, vermutlich über Skandinavien. Ganz interessant, was sich im Moment andeutet.

Soll für heute genügen das Spekulatius-Backen für Weihnachten und dann schauen, ob diese zu Weihnachten auch wirklich schmecken.

Meinen Gruß!
Danke Heinrich für das Update,
es wird wohl ein Weihnachtskrimi werden beim Wetter.
Die weitere Entwicklungen gefallen mir aber noch mehr.
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