Heinrich schrieb:Grüßt Euch!
Der Para-Lauf (ab Februar der neue Hauptlauf bei GFS) bleibt stur bei seiner Variante einer Kältewelle ab etwa 4. Februar. Die aktuelle Milderung hatte dieser (noch) Testlauf übrigens als erster auf dem Schirm, was natürlich Zufall gewesen sein kann, denn den neuen Lauf gibt es ja noch nicht so lange.
Nun habe ich mal auf die Schnelle bei GFS nachgeschaut, was da für den 4. Februar in der Stratosphäre berechnet wurde, denn die verschiedenen Schichten der Atmosphäre sind besonders bei dem neuen Lauf noch stärker gekoppelt worden (Habe ich irgendwo auf der GFS-Seite mal gelesen). Das würde vielleicht die Unterschiede zum jetzigen Hauptlauf und Controlllauf erklären können.
Also 4. Februar in der Stratosphäre:
da hat sich nach einem erneuten Warming ein Polarwirbelsplit eingestellt, der in 30 hpa so ausschauen soll:
Okay, was fängt man damit an? Immerhin ist bekannt, dass solche Polarwirbelereignisse auch auf die Troposphäre wirken, wenn mindestens die 30 hpa betroffen sind (darüber hat es wenig Einfluss). Da sollten wir folglich mal die unterste Stratosphäre anschauen, wie es dort aussehen soll am 04. Februar. Hier die Auflösung:
Also auch ein stratosphärischer Polarwirbelsplit, dabei ein Wirbel langgestreckt über Sibirien, einer über Nordamerika (der ist der Dominante). Die Isohypsen über Europa sind recht weit auseinandergezogen. Und das bedeutet was? Richtig, Hochdruckeinfluss. Und nun wird es klarer, was der Para-Lauf bei guter Koppelung zu den Stratosphären-Modellen so rumzicken lässt. Schaut nochmal oben in 30 hpa, da ist über Skandinavien ein Hochdruckkreis zu sehen. Das sehen wir in 100 hpa wegen der höheren Dynamik in dieser Schicht nicht, wir können es aber erahnen. Und das kann man in das Bildchen hineinzeichnen, ein H für Hochdruck und ein roter Kreis reichen schon aus. Dann bedenken, dass sich die Luft um ein Hoch im Uhrzeigersinn dreht und dann sieht man schon, was der Para-Lauf von GFS ganz offensichtlich rechnet:
Ist zwar nur meine Interpretation, könnte aber vielleicht sogar der ausschlaggebende Grund sein. Das wird man wohl weiter beobachten müssen.
Schade, dass das alles noch so weit weg ist und damit die Wahrscheinlichkeit des Eintreffens entsprechend gering sein dürfte. Wäre wohl wirklich eine Kältewelle, was dabei heraus käme. Im Hinterkopf kann man es behalten, für mehr reicht es noch nicht. Gleichwohl vielleicht mal ein Ansatz für andere Kartenleser, mal nach diesen Zusammenhängen zu suchen.
Meinen Gruß!
Grüßt Euch!
Der jetzige Para von GFS, der demnächst der neue Hauptlauf werden soll, scheint tatsächlich noch besser mit der Stratosphäre abgestimmt zu sein als die bisherigen Hauptläufe. In den letzten tagen habe ich das genauer verfolgt und beobachtet, wie die Berechnungen der untersten Stratosphäre mit den Berechnungen der einzelnen Läufe des Para übereinstimmen. Fazit: Ziemlich gleichbleibende Berechnungen bis etwa zum Vorschautag 10. Dann geht es bis zum Tag 12/13 noch einigermaßen konsistent weiter und erst danach wachsen die Schwankungen, ab Tag 15 auch erheblich. Dennoch kann man nach dieser kleinen und kurzen Stichprobe dem Para attestieren, dass er (für GFS-Verhältnisse) erstaunlich konstant berechnet. Und - viel wichtiger - auch offenbar sehr viel treffsicherer als der aktuelle Hauptlauf für die Zeitphase 5-10 Tage. Ich könnte mir vorstellen, dass ECMWF da einen echten Konkurrenten bekommen wird.
Die Schwankungen, die ich in der Zeitspanne 7-10 Tage erkennen konnte, waren durchweg durch veränderte Berechnungen in der unteren Stratosphäre wieder zu finden, vermutlich sogar dadurch begründet. Kleine Veränderungen oben können größere Auswirkungen in der Troposphäre für ein bestimmtes Gebiet haben, wie Mitteleuropa. Vielleicht mögen ja auch andere Kartenleser mal auf diese Zusammenhänge (Para-Stratosphäre) achten.
Wie gut dieser Para funktioniert, kann man an der Berechnung der Luftmassengrenze nachhalten, die ja bis in die Kurzfrist hinein bei praktischen allen Modellen sehr schwankend dargestellt wurden. Zur Verifikation hier die Berechnung der Schneedecke für den 30. Januar vom 19.01.21 vom Para:
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und dann die Schneedecke, die sich am 30.01.2021 tatsächlich eingestellt hatte:
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Für eine Berechnung 11 Tage voraus eine tolle Leistung, finde ich. Klar dass nicht alles perfekt sein kann, aber der entscheidende Tenor stimmte ganz ausgezeichnet (leider hat Graf Dracu davon nicht wirklich was gehabt, schade!).
Man wird es weiter beobachten müssen, ob das wieder nur ein "Zufallstreffer" war oder doch eine neue Dimension guter bis sehr guter Wetterberechnungen für die erweiterte Mittelfrist und vielleicht sogar etwas darüber hinaus.
Vielleicht stelle ich demnächst Vergleiche zwischen berechneter Stratosphäre für einen Termin und berechnetem Wetter vom Para zum gleichen Termin. Im Moment ist sehr viel Bewegung in der Stratosphäre und noch mehr in der Troposphäre. Das neue Warming läuft gerade und erst die wirkliche Stärke wird uns den Weg weisen, wohin die Reise im Februar gehen wird. Aktuell beginnt die Verschiebung entgegen dem Uhrzeigersinn des Displacements, wie ich es ja schon lange vermutet hatte. Die Stärke des Warmings wird entscheiden, wieweit das Displacement verschoben wird und ob sich daraus ein stratosphärischer Polarwirbelsplit ergeben wird (die Berechnungen gehen inzwischen einheitlich davon aus). Kommt dann also dieser Polarwirbelsplit, dann wird es entscheidend für "unser" Winterwetter, wo genau die Positionen der beiden Wirbelkerne sich befinden werden (dazwischen liegt Hochdruck über der Arktis - klassisch das Polarhoch). Vermutlich beginnt die Konstellation der beiden Polarwirbel schon bald an erneut zu wandern. Dabei scheint mir der sibirische Wirbel aber der zu sein, der am ehesten Ortsfest sein sollte. Und damit haben alle Programme ihr Probleme, denn die Entwicklung ab dem 5/6. Februar hat schon chaotische Züge. Wir werden wohl bis zum 2./3. Februar warten müssen, da auch an diesen Tagen erst entschieden wird, ob es in 10 hpa nochmals eine Zonalwindumkehr geben wird. Davon hängt nämlich auch wieder einiges ab...
Die ganze Konstellation überfordert meine Kenntnisse völlig, wie sich was wohl am ehesten entwickeln wird und dann auch noch in welcher Zeitspanne. Ich habe nur eine einzige Entwicklung gefunden, die bedingt ähnliche Züge aufgewiesen haben könnte in einem Januar. Das war 1985, das Jahr, in dem unzählige Kälterekorde in den USA aufgestellt wurden. Getriggert wurde die anhaltende Kälteentwicklung durch das Phänomen des "mobilen Polarhochs", was bedeutet, dass das permanente Polarhoch sich ständig in andere Richtungen hin ausdehnte und damit den troposphärischen Polarwirbel sehr weit (durchaus rekordweit) nach Süden abdrängte. Das geht auch bei 2 gesplitteten Wirbeln in der unteren Stratosphäre, die dann sogar in drei Teile zerfallen könnten. Chaotisch eben, eine unglaubliche Dynamik. So bin ich gnadenlos auf die wechselnden Berechnungen der Modelle angewiesen und kann überhaupt nicht sagen, wie das Wetter bei uns in 10 oder 14 Tagen ausschauen wird. Von sehr mild bis eiskalt ist alles drin. 50 : 50.
Schaue ich in die Zeichen der Natur, so müsste es eigentlich sehr kalt werden. Hier sind die Singschwäne zu hunderten eingefallen, viele tausend Wildgänse sind zusätzlich zu den tausenden in den letzten Tagen hier gelandet (trotz Schneedecke und Kälte). Demnach werden die Gebiete nördlich und östlich von uns in den nächsten 5-10 Tagen wohl noch deutlich kälter werden als es hier jetzt schon ist. Und das würde eine Kältewelle voraussetzen. Ob das aber stimmt? Vielleicht sind die Vögel hier gelandet, weil es hier bald warm wird...
Schönen Sonntag!