04.02.2021, 12:53
@Heinrich, wenn ich das richtig verstehe dürfen wir uns im Südwesten mit 4 mal Schneedecke und sehr wenigen Dauerfrosttagen im Dezember/Januar zufrieden geben. Naja ich habe mir vom Winter doch ein wenig mehr erwünscht, schade.
Heinrich schrieb:Doch nun zu meiner Weihnachtsbotschaft, die ich gestern im aktuellen Wetter schon angekündigt hatte:
Sowohl die Amerikaner (GFS) als auch die Europäer (ECMWF) berechnen nun doch die Möglichkeit eines Major Warmings. GFS geht weiter in die Zukunft (16 Tage) und bietet einen etwas weiteren Ausblick als ECMWF mit 10 Tagen Vorausschau. Beide sind ernst zu nehmen, auch wenn es natürlich immer unsicherer wird, je weiter man in die Zukunft rechnet. Nun möchte ich Euch zeigen, was da berechnet wird und was das für uns in Mitteleuropa bedeuten würde, wenn diese Berechnungen keine Fehlberechnungen sind.
Wir wissen ja, dass ein Major Warming zum einen eine sehr rasche Temperaturerhöhung in der Stratosphäre erfordert bis hinunter auf 30 hpa, und zum anderen auch eine Zonalwindumkehr auf Ostwind. Gerade die zweite Anforderung wird oft nicht erfüllt, so dass die rasche Erwärmung (SSW) dann nur zu einem Minor Warming resultiert, was unser Wetter in der Troposphäre dann nicht beeinflusst oder fast nicht. Daher stellt sich die Frage, ob der Zonalwind sich stark genug abschwächen wird durch die Erwärmung. ECMWF sieht das so:
Wir sehen, wie sich die berechneten Windwerte tatsächlich verändern und sich der Westwind abschwächen soll (Berechnung geht bis 4. Januar). Das resultiert aus der Erwärmung, die wir in der nachfolgenden Grafik sehen können:
Schön zu erkennen sind die Wärmepeaks in den verschiedenen Höhen.
GFS schaut ja etwas weiter. Und hier zeigt sich, dass es eine Windumkehr im Ensemble-Mittel um den 6. Januar herum ergeben soll und dann negativ (also Ostwind) bleiben soll:
Bekannter ist diese Grafik, die wir hier schon öfters gepostet haben:
Negativer Zonalwind ist Ostwind. Das würde gepaart mit der raschen Erwärmung für die Erfüllung der Kriterien eines Major Warmings genügen können. Trotz aller Unsicherheiten der Berechnungen gehe ich selbst nun von einem Major Warming aus, vielleicht aber erst um den 10. Januar herum, also etwas später.
Nun kommen wir zu der entscheidenden Frage: was bedeutet das für uns wettertechnisch? Winterwetter oder Mildwetter?
Da es noch sehr lange hin ist (meteorologisch betrachtet eine kleine Ewigkeit) bis zum 7. oder 10. Januar, sind natürlich alle folgenden Betrachtungen spekulativ. Dennoch besteht eine erhöhte Wahrscheinlichkeit, dass es so oder sehr ähnlich ablaufen könnte. Deshalb lehne ich mich aus dem Fenster und hoffe, ich falle nicht hinaus.
Als erstes stelle ich fest: es wird keinen Polarwirbelsplit geben.
Zweitens behaupte ich, das Major Warming wird ein sogenanntes Deplacement auslösen, also den gesamten geschlossenen Polarwirbel in der Stratosphäre von oben bis ganz weit unten komplett verschieben auf eine Seite der Nordhalbkugel.
Und drittens lege ich mich fest, dass der "deplatzierte" Polarwirbel sich auf die Seite Eurasien verschieben wird, nicht nach Nordamerika.
Schlussendlich behaupte ich auch noch, dass sich der Polarwirbel langgestreckt zwischen Sibirien und Europa legen wird und dort eine ganze Weile festgetackert bleibt. Wir in Mitteleuropa werden damit in Winterwetter gehüllt, nicht in eine schneelose Mildlage, sondern in eine schneereiche Lage, die allerdings zunächst nicht besonders kalt sein wird. Das ändert sich erst, wenn sich die Troglage langsam zurückbildet und wir unter Hochdruckeinfluss kommen werden. Das dauert aber, bestimmt bis Mitte Januar, vielleicht sogar noch etwas länger.
Um das alles auch visuell zu untermauern, was ich da so vom Stapel gelassen habe, habe ich noch Animationen erstellt, die die Druckentwicklung in 01 hpa, 10 hpa, 30 hpa und unten in 100 hpa zwischen dem 4. und 10. Januar parallel darstellen. Dies sind alles nur Berechnungen von GFS, aber sie erscheinen mir plausibel und konsistent.
Wir beginnen ganz oben in 01 hpa und wandern dann runter bis auf 100 hpa:
Wenn es geklappt hat, dann laufen alle Animationen synchron...
Sofern diese Berechnungen in etwa stimmen, könnten sich folgende Druckanomalien zum Ende der ersten Januar-Dekade einstellen (500 hpa):
Und für unser Wetter sollte sich dann in etwa eine solche Konstellation entwickelt haben:
Das wäre Winterwetter, nicht Kaltwetter, aber Schneebringer bis ins Tiefland und die gute Ausgangslage für eine nachfolgende Kaltwinterphase.
Heinrich schrieb:Der Para-Lauf (ab Februar der neue Hauptlauf bei GFS) bleibt stur bei seiner Variante einer Kältewelle ab etwa 4. Februar. Die aktuelle Milderung hatte dieser (noch) Testlauf übrigens als erster auf dem Schirm, was natürlich Zufall gewesen sein kann, denn den neuen Lauf gibt es ja noch nicht so lange.
Nun habe ich mal auf die Schnelle bei GFS nachgeschaut, was da für den 4. Februar in der Stratosphäre berechnet wurde, denn die verschiedenen Schichten der Atmosphäre sind besonders bei dem neuen Lauf noch stärker gekoppelt worden (Habe ich irgendwo auf der GFS-Seite mal gelesen). Das würde vielleicht die Unterschiede zum jetzigen Hauptlauf und Controlllauf erklären können.
Also 4. Februar in der Stratosphäre:
da hat sich nach einem erneuten Warming ein Polarwirbelsplit eingestellt, der in 30 hpa so ausschauen soll:
Okay, was fängt man damit an? Immerhin ist bekannt, dass solche Polarwirbelereignisse auch auf die Troposphäre wirken, wenn mindestens die 30 hpa betroffen sind (darüber hat es wenig Einfluss). Da sollten wir folglich mal die unterste Stratosphäre anschauen, wie es dort aussehen soll am 04. Februar. Hier die Auflösung:
Also auch ein stratosphärischer Polarwirbelsplit, dabei ein Wirbel langgestreckt über Sibirien, einer über Nordamerika (der ist der Dominante). Die Isohypsen über Europa sind recht weit auseinandergezogen. Und das bedeutet was? Richtig, Hochdruckeinfluss. Und nun wird es klarer, was der Para-Lauf bei guter Koppelung zu den Stratosphären-Modellen so rumzicken lässt. Schaut nochmal oben in 30 hpa, da ist über Skandinavien ein Hochdruckkreis zu sehen. Das sehen wir in 100 hpa wegen der höheren Dynamik in dieser Schicht nicht, wir können es aber erahnen. Und das kann man in das Bildchen hineinzeichnen, ein H für Hochdruck und ein roter Kreis reichen schon aus. Dann bedenken, dass sich die Luft um ein Hoch im Uhrzeigersinn dreht und dann sieht man schon, was der Para-Lauf von GFS ganz offensichtlich rechnet:
[attachment=34329]
Ist zwar nur meine Interpretation, könnte aber vielleicht sogar der ausschlaggebende Grund sein. Das wird man wohl weiter beobachten müssen.
Schade, dass das alles noch so weit weg ist und damit die Wahrscheinlichkeit des Eintreffens entsprechend gering sein dürfte. Wäre wohl wirklich eine Kältewelle, was dabei heraus käme.
(07.02.2021, 12:24)wedder_man schrieb: Link ist nur fuer registrierte User sichtbar. registrieren oder login.so ein wenig deutet das auch Kai Zorn schon mal an (ja ich weiß er ist extrem was Kälte angeht), aber die Möglichkeiten sind da und das
in der kommenden Zeit mal nicht nur wenn man was geraucht hat...
(03.02.2021, 10:48)Kurt Hansen schrieb: Link ist nur fuer registrierte User sichtbar. registrieren oder login.Da sich Wetter nicht wiederholt - auch in der Meteorologie gilt der physikalische Grundsatz der schwachen Kausalität, nämlich daß ähnliche Ausgangsbedingungen nicht zu ähnlichen Ergebnissen führen! - gehe ich davon aus daß die Luftmassengrenze ( mit ein paar Schwankungen nördlich / südlich ) bestehen bleibt, DE nicht komplett von Kaltluft geflutet wird, und die Luftmassengrenze sich mit der Folgezeit abschwächt.
Wenn ich mich irre, dann ist es eben so.
Gruß
Kurt
(07.02.2021, 12:00)Heinrich schrieb: Link ist nur fuer registrierte User sichtbar. registrieren oder login.Hola, die Waldfee! Sollte das so kommen, dann steht aber so manches extreme Winterereignis auf der Februar-Agenda! Und es würde ganz Europa betreffen.
Schade dass man derzeit den Para von GFS nicht einsehen kann (Übertragungsprobleme zur NOAA), da würde sich durch die verbesserte Kopplung mit der Stratosphäre wahrscheinlich zeigen, was das für Wetterauswirkungen hätte, was da in der unteren Stratosphäre berechnet wird.
Warten wir es mal ab, wie es weitergeht. Sollte das nur ein Flopp sein, oder bekommen wir einen Winter, der sich gewaschen hat?
Meinen Gruß!
(09.02.2021, 21:22)Imhasch schrieb: Link ist nur fuer registrierte User sichtbar. registrieren oder login.Kann es sein,dass Kurt da recht hat? Wenn ich die verschiedene Modelle anschaue wars das kurzum wieder