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Normale Version: Diskussionen rund um den Polarwirbel 2020/21
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(23.12.2020, 16:29)Schneeflocke schrieb: Link ist nur fuer registrierte User sichtbar. registrieren oder login.Danke für die Erklärung. Nun hab ich gelesen, dass das GFS mit solchen Berechnungen nicht klar kommt und daher kurz vor dem Event es nochmal in den Karten zeigen könnte. Gibt es daher noch Hoffnungen auf ein SSW Event Anfang Januar?

Lg

Warum sollte GFS mit solchen Berechnungen nicht klar kommen? In die Berechnungen fließen ja, wie auch bei EZ, die Radiosondenaufstiege mit ein.
Daß ein SSW erst kurz vorher in den Karten auftaucht ist nicht verwunderlich, denn es heißt ja nicht umsonst "Plötzliche Stratosphärenerwärmung" die sich innerhalb kürzester Zeit abspielt. Das letzte SSW im Februar 2018 ging auch sehr schnelll. Allerdings stiegen da vorher u.a. die Ozonwerte stark an, das ist ein recht sicheres Zeichen.

Keine Ahnung ob Anfang Januar etwas in diese Richtung geschieht. Nach aktuellen Karten : Nein.

Gruß

Kurt
Dann hat der Typ nicht so die Ahnung
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Dieser Satz

Zitat:Der Grund für die Schwankung ist in der Entwicklung in Stratosphärenhöhe gefunden. Dort entwickelt sich zu Weihnachten ein Minor-Warming, dass zum Jahreswechsel mit einem Temperatursprung von bis +86 Grad einen Höhepunkt erreicht und nachfolgend in ein Major-Warming übergeht.

ist m.M.n. völliger Blödsinn. Also, zumindest ICH habe noch nie davon gehört oder gelesen, daß ein Minor Warming in ein SSW übergeht, ein SSW kann zum Ende des Winters in ein Final Warming übergehen, aber daß ein Minor Warming - recht langsame Erwärmung über mehrere Tage - zu einem SSW, also dem Zusammenbruch des Polarwirbel, wird, das halte ich gelinde gesagt für eine "steile These", so sagt man doch heute?

Siehe dazu :

In der Meteorologie werden drei Formen der plötzlichen Stratosphärenerwärmung unterschieden:

- das als Anomalie des Wetters spürbare Major Warming; nur dieses wird als Berlin-Phänomen oder Berliner Phänomen bezeichnet.

- mehrmals pro Winter treten schwächere Stratosphärenerwärmungen auf (Minor Warming). Diese bringen einen Temperaturanstieg von mindestens 25 Kelvin innerhalb einer Woche und können in allen Schichten der Stratosphäre auftreten. Sie haben keinen Einfluss auf die Stabilität des Polarwirbels.
- Als Final Warming bezeichnet man die Erwärmung am Ende des Winters zwischen März und Mai. Dabei bricht der Polarwirbel zusammen, ohne anschließend wiederhergestellt zu werden

Quelle : Wikipedia

Gruß

Kurt
Grüßt Euch!

Kurt Hansen hat das so erklärt, wie ich es auch kenne. Entweder es ist ein Minor Warming oder aber ein Major Warming. Eines geht nur aus einem Ereignis heraus als Resultat.

Beim SSW, was ja nur bedeutet: schnelle stratosphärische Erwärmung, ist es so, dass diese rasche Erwärmung bei beiden Resultaten (Minor oder Major Warming) ja stattfinden muss. Insofern ist ein SSW also "neutral" und zunächst ergebnisoffen. Derzeit haben wir ja eine rasche Erwärmung in der Stratosphäre und darüber in der Mesosphäre. Die Wärme wird dann schubweise, also mit Wärmespitzen, nach unten weitergeleitet. Dazu benötigt es aber auch an den richtigen Stellen erhöhte Ozonwerte. Teilweise ergeben sich diese aus dem Warming, da die Wärmeturbulenzen die Luftschichten durcheinander wirbelt und so Ozon mit transportiert wird in andere Luftschichten. Das bedeutet folglich, dass man den Ist-Zustand der Ozonkonzentration in einer Höhe nicht eins zu eins als zukünftigen Indikator für eine erfolgreiche Erwärmung als Ausschlussargument benennen kann. Die Luftschichten interagieren miteinander, sobald Unruhe in die Schichtungen kommt (vertikale Bewegungen). Ich traue mir aber nicht zu, hier eine Prognose zu wagen, da ich mich mit dem Thema bisher nur am Rande beschäftigt habe. Ich verlasse mich da auf die Berechnungen der beiden Modelle der Amerikaner und Europäer.

Doch nun zu meiner Weihnachtsbotschaft, die ich gestern im aktuellen Wetter schon angekündigt hatte:

Sowohl die Amerikaner (GFS) als auch die Europäer (ECMWF) berechnen nun doch die Möglichkeit eines Major Warmings. GFS geht weiter in die Zukunft (16 Tage) und bietet einen etwas weiteren Ausblick als ECMWF mit 10 Tagen Vorausschau. Beide sind ernst zu nehmen, auch wenn es natürlich immer unsicherer wird, je weiter man in die Zukunft rechnet. Nun möchte ich Euch zeigen, was da berechnet wird und was das für uns in Mitteleuropa bedeuten würde, wenn diese Berechnungen keine Fehlberechnungen sind.

Wir wissen ja, dass ein Major Warming zum einen eine sehr rasche Temperaturerhöhung in der Stratosphäre erfordert bis hinunter auf 30 hpa, und zum anderen auch eine Zonalwindumkehr auf Ostwind. Gerade die zweite Anforderung wird oft nicht erfüllt, so dass die rasche Erwärmung (SSW) dann nur zu einem Minor Warming resultiert, was unser Wetter in der Troposphäre dann nicht beeinflusst oder fast nicht. Daher stellt sich die Frage, ob der Zonalwind sich stark genug abschwächen wird durch die Erwärmung. ECMWF sieht das so:

[attachment=32559]

Wir sehen, wie sich die berechneten Windwerte tatsächlich verändern und sich der Westwind abschwächen soll (Berechnung geht bis 4. Januar). Das resultiert aus der Erwärmung, die wir in der nachfolgenden Grafik sehen können:

[attachment=32560]

Schön zu erkennen sind die Wärmepeaks in den verschiedenen Höhen.

GFS schaut ja etwas weiter. Und hier zeigt sich, dass es eine Windumkehr im Ensemble-Mittel um den 6. Januar herum ergeben soll und dann negativ (also Ostwind) bleiben soll:

[attachment=32570]

Bekannter ist diese Grafik, die wir hier schon öfters gepostet haben:

[attachment=32571]

Negativer Zonalwind ist Ostwind. Das würde gepaart mit der raschen Erwärmung für die Erfüllung der Kriterien eines Major Warmings genügen können. Trotz aller Unsicherheiten der Berechnungen gehe ich selbst nun von einem Major Warming aus, vielleicht aber erst um den 10. Januar herum, also etwas später.

Nun kommen wir zu der entscheidenden Frage: was bedeutet das für uns wettertechnisch? Winterwetter oder Mildwetter?

Da es noch sehr lange hin ist (meteorologisch betrachtet eine kleine Ewigkeit) bis zum 7. oder 10. Januar, sind natürlich alle folgenden Betrachtungen spekulativ. Dennoch besteht eine erhöhte Wahrscheinlichkeit, dass es so oder sehr ähnlich ablaufen könnte. Deshalb lehne ich mich aus dem Fenster und hoffe, ich falle nicht hinaus.

Als erstes stelle ich fest: es wird keinen Polarwirbelsplit geben.
Zweitens behaupte ich, das Major Warming wird ein sogenanntes Deplacement auslösen, also den gesamten geschlossenen Polarwirbel in der Stratosphäre von oben bis ganz weit unten komplett verschieben auf eine Seite der Nordhalbkugel.
Und drittens lege ich mich fest, dass der "deplatzierte" Polarwirbel sich auf die Seite Eurasien verschieben wird, nicht nach Nordamerika.
Schlussendlich behaupte ich auch noch, dass sich der Polarwirbel langgestreckt zwischen Sibirien und Europa legen wird und dort eine ganze Weile festgetackert bleibt. Wir in Mitteleuropa werden damit in Winterwetter gehüllt, nicht in eine schneelose Mildlage, sondern in eine schneereiche Lage, die allerdings zunächst nicht besonders kalt sein wird. Das ändert sich erst, wenn sich die Troglage langsam zurückbildet und wir unter Hochdruckeinfluss kommen werden. Das dauert aber, bestimmt bis Mitte Januar, vielleicht sogar noch etwas länger.

Um das alles auch visuell zu untermauern, was ich da so vom Stapel gelassen habe, habe ich noch Animationen erstellt, die die Druckentwicklung in 01 hpa, 10 hpa, 30 hpa und unten in 100 hpa zwischen dem 4. und 10. Januar parallel darstellen. Dies sind alles nur Berechnungen von GFS, aber sie erscheinen mir plausibel und konsistent.

Wir beginnen ganz oben in 01 hpa und wandern dann runter bis auf 100 hpa:

[attachment=32573] [attachment=32574]

[attachment=32575] [attachment=32576]

Wenn es geklappt hat, dann laufen alle Animationen synchron...

Sofern diese Berechnungen in etwa stimmen, könnten sich folgende Druckanomalien zum Ende der ersten Januar-Dekade einstellen (500 hpa):

[attachment=32577]

Und für unser Wetter sollte sich dann in etwa eine solche Konstellation entwickelt haben:

[attachment=32578]

Das wäre Winterwetter, nicht Kaltwetter, aber Schneebringer bis ins Tiefland und die gute Ausgangslage für eine nachfolgende Kaltwinterphase.

Meinen Gruß!
Hallo Heinrich,

herzlichen Dank an Dich und natürlich auch die anderen die sich hier im Forum immer wieder die Mühe machen, die Lücke von wetterleuchte zu füllen.
Polarwirbelbetrachtungen und mögliche Auswirkungen auf unser Wetter sind immer wieder interessant zu lesen und vor allem zu beobachten.

Aus der Vergangenheit wissen wir ja, daß wir selbst bei einem SSW mit Major Charakter, nicht immer auf der richtigen Seite gelandet sind. Ein paar positive Ausnahmen mal ausgenommen.

Für mich persönlich wäre, nomen est omen, die winterliche Variante natürlich die "bessere"...
Es würde mich auch nicht überraschen wenn dieses, in vielerlei Hinsicht besondere Jahr, auch meteorologisch noch mit einigen Überraschungen im Winter glänzt.

Schöne Feitertage noch allen Mitlesern/innen!
Hi!

GFS nimmt uns mal wieder Hopps. Nach ein paar perfekten Polarwirbelsplit-Läufen berechnen die Amerikaner nun kein Split mehr und die Windumkehr bleibt auch aus. Ich hoffe das dies nur ein Ausreißer ist und bleibt.

Lg
Ich habe irgendwo gelesen,dass die Berechnungen noch xmal hin und her springen und das normal sei.
Danke Heinrich für Deine Mühe.
Schneeflocke schrieb:Hi!

GFS nimmt uns mal wieder Hopps. Nach ein paar perfekten Polarwirbelsplit-Läufen berechnen die Amerikaner nun kein Split mehr und die Windumkehr bleibt auch aus. Ich hoffe das dies nur ein Ausreißer ist und bleibt.

Lg

Grüß Dich Schneeflocke!

Die Windumkehr hat GFS nach wie vor in den Berechnungen. Die Europäer übrigens auch. Vermutlich hält man sich nur an meinen Fahrplan und verschiebt die Geschichte um ein paar Tage, so dass sie in 10 und 30 hpa (dort sind die Kriterien für ein Major Warming zu erfüllen) so um den 10. Januar entschieden wird. Würde es wirklich schneller gehen, dann dürfte es tatsächlich eher zu einem Polarwirbelsplit werden, da die Wucht dann den Wirbel teilen könnte. Geht es erst mit dem dritten Wärmeschub (direkt nach dem mächtigen 2. Schub), dann sollte es zu dem Deplacement kommen, wie ich es vermutet hatte. Heute wird wieder das Deplacement berechnet bei GFS, wie im Beitrag vom 25.12. beschrieben, nur 3 Tage später. Sieht bisher doch gut aus, auch die Ausrichtung des dann langgezogenen Polarwirbels von Sibirien bis direkt über unsere Köpfe in Europa.

Bin mal gespannt, wie sich das in unserem Wetter in der Troposphäre auswirken wird. Trog ist klar, aber was kommt danach? Hoch Skandinavien mit Kältezufuhr aus Nordost? Das wäre mein Favorit, aber ob es dann wirklich so kommt, ist fraglich. Da wird so viel Dynamik in der Wetterküche sein, da sind viele Möglichkeiten in der Wundertüte. Im Moment läuft es in eine gute Richtung. Hoffen wir mal für die Winterliebhaber, dass es nicht in eine andere Richtung kippt.

Meinen Gruß!
Hi Heinrich


Danke für die Erklärungen. Smiley1


Grüße 43
Snow


(25.12.2020, 13:31)Heinrich schrieb: Link ist nur fuer registrierte User sichtbar. registrieren oder login.Grüßt Euch!

Kurt Hansen hat das so erklärt, wie ich es auch kenne. Entweder es ist ein Minor Warming oder aber ein Major Warming. Eines geht nur aus einem Ereignis heraus als Resultat.
Wie sieht’s aus mit dem Polarwirbel.
ECMWF berechnet zum aktuellen Stand das Warming für zu kurz und zu schwach als das es für einen Split reicht, wenn ich das richtig deute...
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