Grüßt Euch!
Kurt Hansen hat das so erklärt, wie ich es auch kenne. Entweder es ist ein Minor Warming oder aber ein Major Warming. Eines geht nur aus einem Ereignis heraus als Resultat.
Beim SSW, was ja nur bedeutet: schnelle stratosphärische Erwärmung, ist es so, dass diese rasche Erwärmung bei beiden Resultaten (Minor oder Major Warming) ja stattfinden muss. Insofern ist ein SSW also "neutral" und zunächst ergebnisoffen. Derzeit haben wir ja eine rasche Erwärmung in der Stratosphäre und darüber in der Mesosphäre. Die Wärme wird dann schubweise, also mit Wärmespitzen, nach unten weitergeleitet. Dazu benötigt es aber auch an den richtigen Stellen erhöhte Ozonwerte. Teilweise ergeben sich diese aus dem Warming, da die Wärmeturbulenzen die Luftschichten durcheinander wirbelt und so Ozon mit transportiert wird in andere Luftschichten. Das bedeutet folglich, dass man den Ist-Zustand der Ozonkonzentration in einer Höhe nicht eins zu eins als zukünftigen Indikator für eine erfolgreiche Erwärmung als Ausschlussargument benennen kann. Die Luftschichten interagieren miteinander, sobald Unruhe in die Schichtungen kommt (vertikale Bewegungen). Ich traue mir aber nicht zu, hier eine Prognose zu wagen, da ich mich mit dem Thema bisher nur am Rande beschäftigt habe. Ich verlasse mich da auf die Berechnungen der beiden Modelle der Amerikaner und Europäer.
Doch nun zu meiner Weihnachtsbotschaft, die ich gestern im aktuellen Wetter schon angekündigt hatte:
Sowohl die Amerikaner (GFS) als auch die Europäer (ECMWF) berechnen nun doch die Möglichkeit eines Major Warmings. GFS geht weiter in die Zukunft (16 Tage) und bietet einen etwas weiteren Ausblick als ECMWF mit 10 Tagen Vorausschau. Beide sind ernst zu nehmen, auch wenn es natürlich immer unsicherer wird, je weiter man in die Zukunft rechnet. Nun möchte ich Euch zeigen, was da berechnet wird und was das für uns in Mitteleuropa bedeuten würde, wenn diese Berechnungen keine Fehlberechnungen sind.
Wir wissen ja, dass ein Major Warming zum einen eine sehr rasche Temperaturerhöhung in der Stratosphäre erfordert bis hinunter auf 30 hpa, und zum anderen auch eine Zonalwindumkehr auf Ostwind. Gerade die zweite Anforderung wird oft nicht erfüllt, so dass die rasche Erwärmung (SSW) dann nur zu einem Minor Warming resultiert, was unser Wetter in der Troposphäre dann nicht beeinflusst oder fast nicht. Daher stellt sich die Frage, ob der Zonalwind sich stark genug abschwächen wird durch die Erwärmung. ECMWF sieht das so:
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Wir sehen, wie sich die berechneten Windwerte tatsächlich verändern und sich der Westwind abschwächen soll (Berechnung geht bis 4. Januar). Das resultiert aus der Erwärmung, die wir in der nachfolgenden Grafik sehen können:
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Schön zu erkennen sind die Wärmepeaks in den verschiedenen Höhen.
GFS schaut ja etwas weiter. Und hier zeigt sich, dass es eine Windumkehr im Ensemble-Mittel um den 6. Januar herum ergeben soll und dann negativ (also Ostwind) bleiben soll:
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Bekannter ist diese Grafik, die wir hier schon öfters gepostet haben:
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Negativer Zonalwind ist Ostwind. Das würde gepaart mit der raschen Erwärmung für die Erfüllung der Kriterien eines Major Warmings genügen können. Trotz aller Unsicherheiten der Berechnungen gehe ich selbst nun von einem Major Warming aus, vielleicht aber erst um den 10. Januar herum, also etwas später.
Nun kommen wir zu der entscheidenden Frage: was bedeutet das für uns wettertechnisch? Winterwetter oder Mildwetter?
Da es noch sehr lange hin ist (meteorologisch betrachtet eine kleine Ewigkeit) bis zum 7. oder 10. Januar, sind natürlich alle folgenden Betrachtungen spekulativ. Dennoch besteht eine erhöhte Wahrscheinlichkeit, dass es so oder sehr ähnlich ablaufen könnte. Deshalb lehne ich mich aus dem Fenster und hoffe, ich falle nicht hinaus.
Als erstes stelle ich fest: es wird keinen Polarwirbelsplit geben.
Zweitens behaupte ich, das Major Warming wird ein sogenanntes Deplacement auslösen, also den gesamten geschlossenen Polarwirbel in der Stratosphäre von oben bis ganz weit unten komplett verschieben auf eine Seite der Nordhalbkugel.
Und drittens lege ich mich fest, dass der "deplatzierte" Polarwirbel sich auf die Seite Eurasien verschieben wird, nicht nach Nordamerika.
Schlussendlich behaupte ich auch noch, dass sich der Polarwirbel langgestreckt zwischen Sibirien und Europa legen wird und dort eine ganze Weile festgetackert bleibt. Wir in Mitteleuropa werden damit in Winterwetter gehüllt, nicht in eine schneelose Mildlage, sondern in eine schneereiche Lage, die allerdings zunächst nicht besonders kalt sein wird. Das ändert sich erst, wenn sich die Troglage langsam zurückbildet und wir unter Hochdruckeinfluss kommen werden. Das dauert aber, bestimmt bis Mitte Januar, vielleicht sogar noch etwas länger.
Um das alles auch visuell zu untermauern, was ich da so vom Stapel gelassen habe, habe ich noch Animationen erstellt, die die Druckentwicklung in 01 hpa, 10 hpa, 30 hpa und unten in 100 hpa zwischen dem 4. und 10. Januar parallel darstellen. Dies sind alles nur Berechnungen von GFS, aber sie erscheinen mir plausibel und konsistent.
Wir beginnen ganz oben in 01 hpa und wandern dann runter bis auf 100 hpa:
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Wenn es geklappt hat, dann laufen alle Animationen synchron...
Sofern diese Berechnungen in etwa stimmen, könnten sich folgende Druckanomalien zum Ende der ersten Januar-Dekade einstellen (500 hpa):
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Und für unser Wetter sollte sich dann in etwa eine solche Konstellation entwickelt haben:
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Das wäre Winterwetter, nicht Kaltwetter, aber Schneebringer bis ins Tiefland und die gute Ausgangslage für eine nachfolgende Kaltwinterphase.
Meinen Gruß!