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Normale Version: Coronavirus - Zahlen zur Pandemie
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Hallo Heinrich


(22.03.2020, 09:09)Heinrich schrieb: Link ist nur fuer registrierte User sichtbar. registrieren oder login.Grüß Dich Snow!

Die Hochrechnungen gehen von folgenden Kriterien aus:
ab dem Tag der "Ausgangssperre" bleiben grundsätzlich alle Leute zu Hause, es wird das Haus nur noch verlassen für:
- 1 x die Woche Einkauf (max. 2 Personen/Haushalt)
- dringender Arztbesuch (zuvor freigegeben vom Hausarzt/Gesundheitsamt)
- Mitarbeiter + Freiwillige/Ehrenamtliche systemrelevanter Berufe nur auf direktem Weg Arbeitsplatz - Wohnung
- besondere Ausnahmen für Handwerker nur in Notfällen (z.B. Wasserrohrbruch, Stromausfall, Gasleitungen etc.)
- Spaziergänge mit einem Partner und Hunden im Wohnumfeld ohne Kontakt zu anderen Spaziergängern (Abstandsregelungen)

Weitere Sonderregeln könnten bedacht werden mit Ausnahmegenehmigungen:
- getrennt lebende Paare (ggf. mit Kindern) können noch zusammenziehen in eine Wohnung, aber nur ein Umzug mit einem "Koffer", keine Wohnungsauflösung
- Besuch sterbender Familienangehöriger
- in dringenden Notfällen, wie Unfall, Feuer, Hochwasser, Gefahr für Leib und Leben
...

Ok, also wirklich strikte Maßnahmen.

Zitat:Die Dauer der strikten Maßnahme(n) wurde ohne ein festgelegtes Ende berechnet, da sich die Beendigung der Maßnahme erst durch den "Erfolg" derselben selbst bestimmen kann, also wenn die Prozentzahl der Neuinfizierungen zum Vortag mehrere Tage unter 1 Prozent gefallen ist und Tendenz gegen Null geht. Es könnten dann bereits einzelne Bestimmungen wieder gelockert werden.

Ja, das verstehe ich gut.

Zitat:Ferner bin ich davon ausgegangen, dass 10% aller Infizierungen zu schweren Fällen führen, die im Krankenhaus zu behandeln sind (in Italien sind es 12,5%). Und in den Berechnungen wird davon ausgegangen, dass bei gut funktionierendem Gesundheitssystem die Todesfallrate nur 2% der schweren Fälle beträgt (entspricht 0,2% der Infizierten). Ein geringer Anstieg in der Todesfallrate ist zu erwarten, wenn mehr als 5.000 schwere Fälle gleichzeitig zu betreuen sind, da sich die Fälle bereits auf einzelne Hotspots konzentrieren werden, was die Versorgungskapazitäten (nur) regional bereits einschränken kann. Der nächste Sprung in der Todesfallrate liegt bei 10.000 benötigten Intensivbetten, dann bei 15.000 und noch einmal bei 20.000. Ab 25.000 benötigten Intensivbetten wird in der Hochrechnung von einem Kollabieren des Gesundheitssystems ausgegangen, was die Todesfallrate sprunghaft mit der Zahl der neuen schweren Fälle ansteigen lässt. Diese Daten und Todesfallraten haben sich aus den Vergangenheits-Echtdaten ergeben aus Italien und auch aus Wuhan. Sie sind angepasst worden an die vorhandene Bettenkapazität in Deutschland und an die Anzahl Betten pro Krankenhauspersonal. Das ist zwar alles mühsam in der Recherche und Datenerfassung gewesen, aber ich denke, die Mühe war es wert, da wir nun hier die ersten mit Echtdaten abgesicherten Prognosewerte für verschiedene Szenarien erstellen können für die laufende Corona-Pandemie. Das ist/wäre auch eine Basis für alle anderen Staaten der Erde für die es die dafür notwendigen Daten verfügbar gibt (das ist leider ein Problem).

Danke für die sehr große Mühe, die du dir damit gemacht hast !


Zitat:Trotz aller Sorgfalt und redlicher Mühe sei aber nochmals unbedingt darauf hingewiesen, dass es sich nur um theoretische Hochrechnungen handeln kann.

Das ist klar, es kann nur ein ungefährer Richtwert sein, sozusagen. (keiner kann mit 100%-iger Sicherheit in die Zukunft schauen)

Zitat:Es gibt sehr viele Unbekannte, die man nicht seriös kalkulieren kann (z.B. wenn sich nur z.B. 5% der Bevölkerung nicht an die Maßnahmen halten - Hinweis Italien mit einer Quote zwischen 2 und 8% Unwilliger bis vor 3 Tagen). In meine Hochrechnung sind 1% Uneinsichtige allerdings schon kalkulatorisch eingerechnet worden. Dieses 1 % Uneinsichtige verzögert das Ende der strikten Maßnahmen bereits um 1 Woche für alle!

Wirklich krass, dass schon dann, wenn sich jeder Hundertste Mensch nicht an die Maßnahmen hält, es sich um 1 Woche verzögert.


Zitat:Sollten sich mehr Leute nicht an die Regeln halten, verlängert sich die Dauer der Maßnahme immer mehr. Halten sich mehr als 5% nicht an die Regeln, scheitert der Versuch, die Pandemie aufzuhalten.

Also jeder zwanzigste - ok da kann man nur wirklich ganz stark hoffen, dass die Maßnahmen schnellstmöglich ergriffen werden, und sich absolut jeder daran hält.

Zitat:Italien ist heute an der Schwelle und hat jetzt ganz aktuell die wirklich letzte Chance, mit den strengsten Maßnahmen gerade noch die Kurve zu kriegen. Das können wir hier bei uns auch bekommen, machen wir uns nichts vor. Es liegt also an unserer Solidarität und Selbstdisziplin, ob wir das gut hinkriegen werden oder es zum totalen Chaos kommen wird.

Meinen Gruß!

Ja, hoffen wir das Beste !



Viele Grüße !
Snow
(21.03.2020, 21:43)Gästin schrieb: Link ist nur fuer registrierte User sichtbar. registrieren oder login.Bleibt alle gesund und denkt weiterhin positiv! 
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Sehr schöner Artikel,
hab ich gleich mit vielen Leuten geteilt. Smile  Eine Rückantwort war: "Danke Robbi. Habe lange nicht so was gescheites gelesen. Meine Freundinnen schicken immer nur Klopapier Witze."

Übrigens würde ich mit einer "Ausgangssperre" nach bayerischem Vorbild gut klar kommen. Smile Der Wanderführer hat sich im Moment sowieso erledigt, mangels Nachfrage. Blushsmiley
Grüßt Euch!

Ich habe mir die ganz neue Stellungnahme samt Prognosen der Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEPI) zur Corona-Pandemie in Deutschland durchgelesen. Dient auch der Bundesregierung und den Ländern für die heutige Entscheidung zu strikten Maßnahmen. Findet man hier:

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Die dargestellten Berechnungen und Ausführungen entsprechen sehr meinen eigenen Hochrechnungen. Es gibt aber einige Unterschiede:

- Im schnellsten Szenario soll es 50 Tage dauern, bevor der Höhepunkt (Scheitelpunkt) der Welle erreicht sein soll. Das unterscheidet sich deutlich von meinen Berechnungen, die von etwa 15 Tagen ausgehen. Die Daten aus Südkorea und aus Regionen in China, die ich als Basis meiner Hochrechnungen verwendet habe, bestätigen die Berechnungen der DGEPI nicht, in den beiden Ländern wurden die Scheitelpunkte der Welle nach Beginn der strikten Ausgangssperren nach 14 bis 17 Tagen erreicht. Meine Berechnungen ergeben sehr ähnliche Ergebnisse für Deutschland.

- Die DGEPI geht davon aus, dass es mehrere Monate dauern wird, auch bei der günstigsten Prognose, bevor diese erste Welle überstanden sein wird. In meinen Hochrechnungen ergeben sich deutlich kürzere Zeiten, die zwischen 5 Wochen und 2 Monaten nach Inkrafttreten der strikten Maßnahmen liegen (je nach Ausgangslage zum Zeitpunkt des Beginns der strikten Maßnahmen). Das Abebben der Wellen habe ich anhand der Daten aus China und Südkorea berechnen können. In China haben wir bereits vor einigen Tagen das Ausklingen der Epidemie feststellen können, in Südkorea befinden wir uns in der unmittelbaren Endphase. Die Daten geben keine (gegenüber meiner Hochrechnung) verlangsamte Abschwächung her, wie sie durch das DGEPI prognostiziert wird.

Trotz der Unterschiede im zeitlichen Ergebnis finden sich ansonsten sehr viele Übereinstimmungen. Das stimmt mich zuversichtlich, dass meine Annahmen und Hochrechnungen insgesamt stimmig sein könnten. Entscheidend wird sein, dass die strikten Maßnahmen nun ohne Verzug durchgesetzt werden. Wir haben tatsächlich keine Zeit mehr, um lange darüber zu diskutieren oder nachzudenken. Lieber heute als morgen entscheiden!

Warten wir es ab, Zeit dafür haben wir hoffentlich bald mehr als genug!

Meinen Gruß!
Hallo Heinrich


(22.03.2020, 17:16)Heinrich schrieb: Link ist nur fuer registrierte User sichtbar. registrieren oder login.Grüßt Euch!

Ich habe mir die ganz neue Stellungnahme samt Prognosen der Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEPI) zur Corona-Pandemie in Deutschland durchgelesen. Dient auch der Bundesregierung und den Ländern für die heutige Entscheidung zu strikten Maßnahmen. Findet man hier:

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Die dargestellten Berechnungen und Ausführungen entsprechen sehr meinen eigenen Hochrechnungen. Es gibt aber einige Unterschiede:

- Im schnellsten Szenario soll es 50 Tage dauern, bevor der Höhepunkt (Scheitelpunkt) der Welle erreicht sein soll.

Das wäre aber wirklich lange mit den 50 Tagen ! 

Zitat:Das unterscheidet sich deutlich von meinen Berechnungen, die von etwa 15 Tagen ausgehen. Die Daten aus Südkorea und aus Regionen in China, die ich als Basis meiner Hochrechnungen verwendet habe, bestätigen die Berechnungen der DGEPI nicht, in den beiden Ländern wurden die Scheitelpunkte der Welle nach Beginn der strikten Ausgangssperren nach 14 bis 17 Tagen erreicht. Meine Berechnungen ergeben sehr ähnliche Ergebnisse für Deutschland.

Es wäre interessant, warum die DGEPI davon ausgeht, dass es bei uns viel länger dauern soll als bspw. in China..
Wenn(!!) wir wirklich diese strikten Maßnahmen ab morgen oder übermorgen beachten würden bzw. müßten, dann würde mich das echt wundern....


Zitat:- Die DGEPI geht davon aus, dass es mehrere Monate dauern wird, auch bei der günstigsten Prognose, bevor diese erste Welle überstanden sein wird.

Oje, da können wir nur hoffen, dass die sich deutlich irren und es viel schneller geht...

Zitat:In meinen Hochrechnungen ergeben sich deutlich kürzere Zeiten, die zwischen 5 Wochen und 2 Monaten nach Inkrafttreten der strikten Maßnahmen liegen (je nach Ausgangslage zum Zeitpunkt des Beginns der strikten Maßnahmen). Das Abebben der Wellen habe ich anhand der Daten aus China und Südkorea berechnen können. In China haben wir bereits vor einigen Tagen das Ausklingen der Epidemie feststellen können, in Südkorea befinden wir uns in der unmittelbaren Endphase. Die Daten geben keine (gegenüber meiner Hochrechnung) verlangsamte Abschwächung her, wie sie durch das DGEPI prognostiziert wird.

Zitat:Trotz der Unterschiede im zeitlichen Ergebnis finden sich ansonsten sehr viele Übereinstimmungen. Das stimmt mich zuversichtlich, dass meine Annahmen und Hochrechnungen insgesamt stimmig sein könnten.




Zitat:Entscheidend wird sein, dass die strikten Maßnahmen nun ohne Verzug durchgesetzt werden. Wir haben tatsächlich keine Zeit mehr, um lange darüber zu diskutieren oder nachzudenken. Lieber heute als morgen entscheiden!

Ja, das können wir wirklich nur hoffen.

Zitat:Warten wir es ab, Zeit dafür haben wir hoffentlich bald mehr als genug!

Meinen Gruß!


Grüße!
Snow
@Robbi
Danke! Ich fand den Artikel auch sehr aufbauend mit dem Blick in eine friedvollere Welt.
Wir haben hier in Österreich die erste Woche mit drastischen Ausgangsbeschränkungen hinter uns,  sie wurden für drei weitere Wochen bis 13.April/Ostermontag verlängert.
Es ist eine unglaubliche Hilfsbereitschaft und ein Zusammenhalt in der Bevölkerung zu sehen, ebenso eine große Akzeptanz der getroffenen Maßnahmen. 
Mein Liebster wohnt in Bayern - die Beziehungsgrenzpendlerei wird wohl mehrere Wochen unterbrochen sein.  Sad

@Heinrich
Hast du auch Berechnungen für Österreich? Unser Gesundheitsminister sprach von einem Silberstreif am Horizont.
Ende nächster Woche werden wir wohl mehr wissen, was die dann schon 14 Tage dauernden Maßnahmen erreicht haben.
Danke für die enorm aufschlussreiche Bearbeitung dieses Themas.

Bleibt zuhause,bleibt gesund, haltet Abstand und haltet zusammen!  43
Gästin schrieb:@Heinrich
Hast du auch Berechnungen für Österreich? Unser Gesundheitsminister sprach von einem Silberstreif am Horizont.
Ende nächster Woche werden wir wohl mehr wissen, was die dann schon 14 Tage dauernden Maßnahmen erreicht haben.
Danke für die enorm aufschlussreiche Bearbeitung dieses Themas.

Bleibt zuhause,bleibt gesund, haltet Abstand und haltet zusammen!  43

Grüß Dich Gästin!

Für Österreich habe ich nicht alle Daten, die notwendig wären. Beschaffe ich mir aber noch, bin schon dran!

So, nun habe ich auch die Hochrechnungen angepasst für Deutschland an die Maxime "Kontaktsperre" ab heute 23.03.2020. Die neuen Zahlen veranlassen mich, etwas zurück zu rudern, denn auch mit nur dieser Maßnahme (also ohne das Schließen der Unternehmen mit strikter Ausgangssperre) könnten wir die Pandemie-Welle vielleicht doch gerade so noch ohne Kollaps des Gesundheitssystems überstehen. Es kostet aber viele Todesopfer, das muss uns klar sein. Es wird ein Ritt auf der Rasierklinge, denn nach meinen Berechnungen werden wir das Gesundheitssystem an den Rand des Kollaps treiben. Die aktualisierten Zahlen (sind schon mit den neuesten Daten vom RKI für gestern):

[attachment=29493]

Daraus ergeben sich dann folgende Neuinfizierungen pro Tag und benötigte Intensivbetten je Tag:

[attachment=29492]

Bitte bedenken: die Kapazität der (ohne Corona) freien Intensivbetten habe ich mit 25.000 optimistisch hoch eingeschätzt. Die gelbe Linie überschreitet diese Marke an 11 Tagen, da wird es dann sehr kritisch werden. Ich hoffe sehr, dass ich die Neuinfizierungen pro Tag nicht zu gering berechnet habe. Das können wir nun täglich abgleichen mit den Echtdaten.

Leute, es könnte klappen, aber es wird dann locker bis Ende Mai gehen, bevor die Welle ganz abgeflacht sein wird. Und so lange werden wir die bisherigen Maßnahmen strikt einhalten müssen. Das wird noch eine lange Zeit werden...

Meinen Gruß!
Grüßt Euch!

Erstaunlich, wie genau Abschwung und Wiederaufschwung bei der Hochrechnung mit den Echtdaten übereinstimmen für Deutschland (Neuinfizierungen). Das könnte bedeuten, dass die Berechnung die Fallzahlen wirklich gut darstellt. Das haben weder das RKI noch irgend welche anderen Institute bisher so detailliert vorhergesagt. Wir befinden uns nach meinen Hochrechnungen in 2-3 Wochen immer noch in dem Bereich, die wir vom Gesundheitssystem wuppen könnten. Das macht Mut, wir können das schaffen! Ich hoffe nur, dass meine Berechnungen entweder weiterhin passen oder noch besser, dass ich zu hohe Neuinfizierungen vorgesehen habe. Bei den Todesfällen allerdings liegt meine Berechnung zu niedrig bisher. Ich fürchte, wir werden schlussendlich mit höheren Fallzahlen rechnen müssen. Demnächst aktualisiere ich die Hochrechnungen wieder, aber ich will zunächst die Echtdaten-Entwicklung abwarte, vielleicht bis zum Wochenende.

Ach so: zu den Schutzmasken, die wir produzieren wollen: das ist schwieriger als gedacht: Prototypen sind entwickelt und 2 für gut und praktikabel beurteilt worden, aber es fehlt an geeigneten Gummibändern in der richtigen Stärke und kochfester Eigenschaft. Nun müssen wir notgedrungen auf Bänder zurückgreifen, die eigentlich nur 40° C -Wäsche vertragen. Aber das könnte dennoch helfen, da sie nach 5-10 Wäschen zwar hinüber wären, aber bis dahin voll einsatzfähig. Wir arbeiten also mit diesen Gummibändern, sie sind bestellt und wenn Gott will, sind sie Freitag/Samstag im Haus und die Produktion kann planmäßig laufen mit Lieferungen ab Samstag/Montag an die Stellen, die es benötigen.

Was ich schade finde ist, dass die Lieferanten für die speziellen Gummibänder keinen Spielraum sehen, uns im Preis entgegen zu kommen. Voller Normalpreis, kein Solidaritätsrabatt. Schade, denn das merken wir uns ganz sicher für die Zukunft.

Soviel für heute. Wir bleiben dran!

Meinen Gruß!
Hier einmal ein interessanter Bericht von „Focus-Online“ zum Thema Statistik:

In Deutschland herrscht Zahlenwirrwarr. Laut Robert-Koch-Institut haben sich hier derzeit 31.554 Menschen mit dem Coronavirus infiziert. Betrachtet man die offiziellen Meldezahlen der Bundesländer, sind es hingegen 32.888, der John-Hopkins-University zufolge bereits 35.353 Personen (Stand: 25. März; 17 Uhr)
Geschuldet sind diese Unterschiede unterschiedlichen Meldesystemen. Während die Länder teilweise Hochrechnungen ohne Hintergrundinformationen veröffentlichen, gibt das RKI laut Präsident Lothar Wieler nur amtlich festgestellte Endergebnisse Heraus.
Doch richtig ist keine dieser Zahlen. Dirk Brockmann, Physiker am Robert-Koch-Institut Zurück.
Ein weiteres Problem: Die Zahl der getesteten Infizierten hat nur bedingt etwas mit der Zahl der tatsächlich Infizierten zu tun. Menschen, die keine eindeutigen Symptome zeigen, werden nur in den seltensten Fällen Getestet.
Zwar lockerte das Robert-Koch-Institut nun seine Testkriterien. Künftig werden auch Menschen auf Covid-19 getestet, die sich zuvor nicht in einem Risikogebiet aufgehalten hatten, dennoch werden nach wie vor nur Personen mit Symptomen überprüft.
Das Datenchaos macht vielen Menschen Angst, die Unsicherheit grassiert immer weiter. Denn obwohl es keine klare Datenevidenz gibt, ergreifen Politiker Maßnahmen, die uns in unserem Alltag enorm einschränken. Maßnahmen, die den Wirtschaftsmotor unseres Landes abwürgen.
Um die Frage zu klären, wann Deutschland den extrem kostspieligen Shutdown zentraler Bereiche seiner Infrastruktur zurückfahren kann, brauchen die Entscheider bessere Daten. Derzeit gleicht das Agieren einer Nebelfahrt, in der Navigieren durch Scheingenauigkeiten als wissenschaftlich fundiertes Entscheiden verkauft wird.
Die Statistikerin Katharina Schüller vertritt deshalb einen weiteren Ansatz, um das wahre Ausmaß der Pandemie besser abzuschätzen. Sie fordert die Durchführung repräsentativer Tests. Anstatt nur Menschen mit Symptomen zu überprüfen, solle man täglich eine gewisse Anzahl an Menschen testen. Dazu startete sie nun eine Petition.
Genauso, wie man repräsentative Meinungen erheben kann, um beispielsweise Wahlprognosen aufzustellen, könnte man auch testen“, erklärt Schüller gegenüber FOCUS Online. Wichtig sei es dabei, regelmäßig zu testen, täglich mindestens 300 Menschen zu überprüfen, um die Entwicklung der Zahlen besser zu überwachen. „So kann man sehen, wie sich die Zahl der Infizierten über die Zeit verändert.“
Neben den Tests sollten weitere Merkmale erhoben werden: das Alter, Begleiterkrankungen oder ob die Menschen rauchten oder nicht.
So können wir besser sehen, wer wirklich gefährdet ist – und das, schon bevor Symptome auftreten.“ Man müsse Menschen überprüfen, noch bevor sie zum Verdachtsfall würden.
Vor allem aber könnten die regelmäßigen Erhebungen Aufschluss geben, ob die ergriffenen Maßnahmen wie Ausgangsbeschränkungen Wirkung zeigten. „Im Moment müssen wir noch vierzehn Tage warten, bis wir erste mögliche Erfolge sehen. Und ewig können wir die Maßnahmen nicht aufrechterhalten, weder aus wirtschaftlicher noch aus sozialer Sicht.“
Laut Schüller wären die Meldedaten und Expertise der statistischen Ämter bei weitem ausreichend, um täglich einige hundert Tests an einer repräsentativen Bevölkerungs-Stichprobe zu planen. „Damit würden sich sehr viel belastbarere Aussagen über das Infektions- und das Todesfallrisiko durch das Coronavirus treffen lassen als mit der bisherigen, rein reaktiven Vorgehensweise.“

Ihre Forderungen stützt die Statistikerin auf zwei Punkte:
Systematisches Testen hätte in der Vergangenheit bereits Erfolg gezeigt. So habe man etwa im italienischen Vó Vecchio ans Licht gebracht, dass beim Auftreten des ersten Falles mit Symptomen bereits 3 Prozent der Bevölkerung infiziert waren.
Zudem zeige ein Simulator des Robert-Koch-Instituts ein Szenario, bei dem bereits ein Drittel der Bevölkerung als immun angenommen würden. „Diese Annahme wäre nicht unwahrscheinlich, wenn bereits viel mehr symptomlose oder symptomarme Infektionen aufgetreten sind, als bislang vermutet wird“, erklärt Schüller weiter. Ein solches Szenario würde eine wesentlich effizientere Isolation und Behandlung ermöglichen und könnte mit mehreren Tests bestätigt werden.
Mein Vorschlag ist es nicht, täglich hunderttausende Menschen zu testen“, erklärt die Statistikerin. 300 bis 1000 Menschen pro Tag würden ausreichen, um die Entwicklung des Virus wesentlich besser abzuschätzen. Und dafür gibt es Schüller zufolge Kapazitäten.
„Das Material für die Tests ist vorhanden“, erklärt Schüller, „es bleibt nur nicht in Deutschland und Europa“.
So liefere etwa der Schweizer Biotechnologie-Konzern Roche wöchentlich 400.000 Schnelltests in die USA aus. Vor einigen Wochen hatte das Berliner Unternehmen „Tib Molbiol“ diesen Test entwickelt, die Reagenzien werden im Werk von Roche in Penzberg bei München hergestellt.
Schüller betont, dass die Kits nicht nur hier produziert werden sollten, sondern auch in ausreichender Menge in Deutschland und Europa bleiben müssten, „damit wir endlich vernünftig testen können, statt die Freiheit aller immer weiter einzuschränken und die Wirtschaft massiv zu beeinträchtigen.“
„Wir befinden uns in einer Situation, in der wir sehr schlechte Daten haben“, erklärt die Statistikerin. „Derzeit müssen gewichtige Entscheidungen, die in der Geschichte der Bundesrepublik ohne Beispiel sind, im Blindflug getroffen werden. Wir können nur vermuten, welche Maßnahmen wahrscheinlich die Richtige sind. Aber wir haben keine Ahnung, wie gut und wie schnell sie wirken. Damit dürfen wir uns nicht zufrieden geben.“
Stattdessen müssten Politik und Wissenschaftler versuchen, schnellstmöglich aussagekräftige Daten zu bekommen. Der Schaden, der andernfalls im wirtschaftlichen und sozialen Bereich entstünde, sei sonst viel zu hoch. „Wir müssen versuchen, der Bevölkerung das Gefühl von Sicherheit zu geben. Ihnen zeigen, dass wir drauf und dran sind, das Virus besser zu verstehen und alles tun, damit die weiteren Maßnahmen auf soliden Daten beruhen.“
Auch Ärztepräsident Klaus Reinhardt sprach sich für diesen Vorschlag aus. Im Interview mit Gabor Steingart erklärte er: „Das hielte ich für eine sehr intelligente Maßnahme, um sich ein vollständiges Bild über das Ausmaß der Pandemie zu machen.“
Er betonte zwar, dass Schnelltests teilweise Fehlerquoten aufweisen könnten. Dennoch handele es sich um eine sehr kluge Vorstellung, um mithilfe von Hochrechnungen eine bessere Einschätzung der Lage abgeben zu können.
Reinhardt erklärte, die Dunkelziffer sei hoch, manche Virologen rechneten mit dem Faktor 10. „Nehmen wir nur mal an, wir haben 25.000 Infizierte, in Wahrheit dann also 250.000. Die Zahlen der Todesfälle und auf der Intensivstation sind demnach richtig, sie stimmen 1:1.“ Damit ergebe sich ein ganz anderes Verhältnis von Infektionen und schweren Verläufen und Toten.
Wissenschaftler des Kieler Institut für Weltwirtschaft (ifW) raten ebenfalls zu repräsentativen Tests. IfW-Präsident Gabriel Felbermayr erklärte: „Die Wirtschaftspolitik muss in Zeiten einer Pandemie eng mit den gesundheitspolitischen Erfordernissen verzahnt sein. Beide Politikbereiche können nur evidenzbasiert in Einklang gebracht werden. Hierfür sind Breitentests ein Instrument, das wir jetzt dringend brauchen.“
Das Institut schlägt vor, alle fünf Tage eine für die Gesamtbevölkerung repräsentative Stichprobe auf eine Corona-Infektion zu testen. „Die bislang mutmaßlich geringe Durchseuchung legt einen Stichprobenumfang von 10.000 Personen nahe, um aussagefähige Ergebnisse zu erhalten. Auf Basis der ermittelten Werte lassen sich dann erstmals verlässlichere Aussagen über Morbiditäts- und Mortalitätsraten ableiten“, erklären die Institutsforscher.

(Quelle: Focus-Online)
Eine Frage an Heinrich, der für mich ein Fels in der Informationsbrandung ist:
Zitat"Derzeit müssen gewichtige Entscheidungen, die in der Geschichte der Bundesrepublik ohne Beispiel sind, im Blindflug getroffen werden. Wir können nur vermuten, welche Maßnahmen wahrscheinlich die Richtige sind. Aber wir haben keine Ahnung, wie gut und wie schnell sie wirken." Also die reale Infektionsrate fehlt. 
Klingt ja nachvollziehbar, erscheint mir aber nicht richtig. 
Meine Frage: Selbst wenn ich die tatsächliche Infektionsrat habe, kann ich daraus doch genauso gut oder schlecht eine Vorhersage zu den Todesfällen ableiten wie aus dem Verlauf der mit der bisherigen Methode gefundenen Infizierten mit Symptomen . Nach meiner Vorstellung folgen die Zahl der Toten und die Zahl der Infizierten mit Symptomen der selben "Kurve", nur zeitversetzt.
Und ich verstehe nicht, warum Du, Heinrich, so gut zutreffende Zahlen berechnen kannst und andere das angeblich nicht können. Liegt es daran, dass die deutschen Statistiker nur den eigenen Zahlen vertrauen wollen? Das wäre in meinen Augen katastrophal, "warten wir erst mal ab, was bei uns passiert..."
Liebe Grüße aus dem Norden 
Traue keiner Studie die du nicht selbst gefälscht hast würde mir da einfallen.
Die Zahlen von Heinrich haben eine ziemlich gute Zutreffsrate. Vergesst aber nicht dass auch diese immer wieder angepasst werden und auch müssen. Ich denke hier an die ersten Hochrechnungen wonach Ende März mehrere Millionen Menschen angesteckt sein müssten. Wir sind bei ca. 500000 im Moment. Alles was drunter liegt ist super, zieht aber natürlich den Immunisierungsprozess sauber in die Länge (was besser und vor allem ethischer ist). Ich bin mir sicher, dass es gute belastbare Zahlen gibt auch in Regierungskreisen. Diese werden halt auch nicht der Bevölkerung gegeben damit die Panik sich in Grenzen hält. Transparenz ist wichtig, in diesem Fall aber nicht uneingeschränkt. "Teile meiner Antwort könnte die Bevölkerung irritieren" hat mal ein Innenminister gesagt nach dem Massaker in München glaub ich. Nächstes Problem: Die Quelle. Heinrich ist soweit ich das beurteilen kann im Auge der Regierung nur ein stinknormaler Bürger wie Hinz und Kunz auch. Wenn die Regierung jeden dahergelaufenem Statistiker vertrauen würde wäre das nicht gut. Was die Regierung aber nicht weiß ist, dass Heinrich ein wahnsinniges Talent auf diesem Gebiet hat. Wir im Forum wissen und schätzen das. Und deswegen sind wir, die hier alle schön mitlesen, allen anderen ein Stückchen voraus was die Fallzahlen angeht und können besser abschätzen was noch auf uns zukommt. Wenn wir nicht überrascht werden können, dann sollte auch keine Panik aufkommen sondern eher Gelassenheit. Mir geht es auf jedenfall so. INteressant wird es dann in der Nachbereitung der Krise: Wer hat die besten Hochrechnungen gehabt, wie hat er das gemacht und wie können wir auf zukünftige Krisen ähnlicher Natur besser reagieren. Das ist in meinen Augen die viel Wichtigerere Aussage. Ebenso interessant sind die Evaluation der Maßnahmen, welche Maßnahme führte zu welchen Fallzahlen. Vielleicht stellt sich ja heraus, dass ein Kontaktverbot ausreichend sein kann im Gesamtkontext. Vielleicht kommt aber auch raus dass wir nichts mehr machen können weil es zu spät war. Oder haben wir alle total überreagiert und sollten uns das nächste Mal anders verhalten.

Gruß Dasse
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