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Normale Version: Wetterleuchte's Polarwirbelexpertisen 16/17 - Analysen, Aussichten, Expertisen
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Hi Wetterleuchte

Beeindruckend wie das alles passt, meine Hochachtung!
Nehmen wir mal  an, der Splitt würde am 17.12 stattfinden und die Achse stimmt, in wie vielen Tagen kann man den die Auswirkungen "spüren"?

Noch einen schönen Abend

Leon
Guten Abend Zusammen,

leider habe ich keinen Vorstellungsthread gefunden. :-)

Also dann liebe Grüße aus dem kältesten bewohnten Ort Deutschlands...mit Minus 33,5 Grad 1998 im Erzgebirge
Das kann ja nur Marienberg-Kühnhaide sein, quasi der Funtensee des Erzgebirges Smile. Sehr interessante Lage die ihr da habt! Willkommen im Forum!
(06.12.2016, 18:22)Schneesturm schrieb: Link ist nur fuer registrierte User sichtbar. registrieren oder login.Guten Abend Zusammen,

leider habe ich keinen Vorstellungsthread gefunden. :-)
Namd.... Begrüßungsthread: Link ist nur fuer registrierte User sichtbar. registrieren oder login.

Aber auch hier schonmal willkommen. Smile
täusch ich mich oder wird der pw split in  den karten immer wieder weiter nach hinten raus geschoben?
war das letzt jahr nich auch so gewesen?
(06.12.2016, 20:48)mrvain schrieb: Link ist nur fuer registrierte User sichtbar. registrieren oder login.täusch ich mich oder wird der pw split in  den karten immer wieder weiter nach hinten raus geschoben?
war das letzt jahr nich auch so gewesen?

Hi mrvain,

das stimmt schon irgendwie. Hat aber ursächlich natürlich auch damit zu tun, dass die Simulationen - je weiter sie in die Zukunft ragen - experimentellen Charakter haben. Kleine Änderungen in den Ausgangsdaten beeinflussen das Rechenergebnis der Zukunft beträchtlich. Höhere Stabilität - oder anders ausgedrückt Prognosesicherheit - hat man für die ersten Tage der Simulationen. Da ändern sich nur noch Details - meistens jedenfalls. Es gab aber durchaus auch schon Polarwirbelsplits, die zwei Tage zuvor aus den Simulationen ganz weggerechnet wurden. Ich denke aber, dass die Entwicklungen inzwischen so gut sind, dass wir die ersten 5 Tage als ziemlich gesichert betrachten können. Alles danach hat o.g. Unsicherheitsfaktoren. Es gab aber auch schon Simulationen für 10 Tage voraus, die ganz ausgezeichnet zugetroffen haben. Wenn man mit der entsprechenden Skepsis an die Sache herangeht, dann relativieren sich die jeweiligen Tagesrechnungen und man nimmt die Berechnung nicht als Tatsache für die Realität hin. Die Richtungen der Entwicklung aber kann man aus den jeweils täglichen Berechnungen ganz gut herausarbeiten. Und wenn man eine bestimmte Entwicklung im Fokus hat, dann helfen die Berechnungen, um zu untersuchen, ob die erwartete Entwicklung eintreffen kann oder eben nicht..

So bleibt uns schlussendlich dann immer nur Geduld und Ausdauer. In unserer schnelllebigen Zeit sind das eher Fremdworte, ich weiß. Da wir aber am Endergebnis eh nichts ändern können, sollten wir versuchen, uns nicht nervös machen zu lassen oder zu viel Emotionen in eine erwartete oder nicht erwartete Entwicklung zu stecken. Gerade beim Winterwetter scheint uns das schwer zu fallen. Wir wüssten einfach zu gern lange im voraus, wann es Schnee gibt oder Kälte und natürlich auch wo und wie lange..

Leider kann ich da auch nicht wirklich weiter helfen, da das Detailwetter in den einzelnen Regionen zu vielen geografischen und kleinräumigen Bedingungen unterliegt. Ich versuche es "nur" mit den Großwetterlagen und auch diese Konstellationen sind nur schwer zu erfassen und stetig in Bewegung.

Gruß in die Runde!

PS: Nachher zeige ich Euch aber noch, wie man es schaffen kann, den Wettermodellen ein Stückchen voraus zu sein. Funktioniert aber nur bei bestimmten Konstellationen.
(06.12.2016, 18:07)Leonidas schrieb: Link ist nur fuer registrierte User sichtbar. registrieren oder login.Hi Wetterleuchte

Beeindruckend wie das alles passt, meine Hochachtung!
Nehmen wir mal  an, der Splitt würde am 17.12 stattfinden und die Achse stimmt, in wie vielen Tagen kann man den die Auswirkungen "spüren"?

Noch einen schönen Abend

Leon

Hi Leonidas,

das hängt von den ganzen Rahmenbedingungen ab. Wie weit sind die beiden Polarwirbelkerne von uns entfernt, welcher ist dichter dran. Dann ergeben sich direkt vor den Splits Übergangslagen, die auch ihre Wirkung haben. Auch ist es mitentscheidend, wie lange so ein Split anhält. Da habe ich aber schon eine Faustregel: je stärker sich die beiden Wirbel vertiefen konnten, umso länger hält die Phase des Splits an. Daraus folgt dann, je länger der Split andauert, umso länger und stärker werden die Folgewirkungen. Naja, und zumindest statistisch hat ein "einfacher" Polarwirbelsplit, der nicht aus einem SSW resultiert, nur 2-3 Wochen Folgewirkungen. Während ein Split nach SSW bis zu 2 Monate nachwirken kann.

Vielleicht noch eine Hilfe, wie man selbst einschätzen kann, ob wir mit einem Polarwirbelsplit eher auf die warme oder auf die kalte Seite der Folgeentwicklungen kommen. Dazu habe ich mal diese Schautafel gefertigt für einen idealisierten Polarwirbelsplit:

[attachment=2553]

Orientieren kann man sich an dem "N" in der Bildmitte für Nordpol. Ist in den Grafiken von ECMWF als "+" gekennzeichnet.

Wenn Fragen dazu sind, nur her damit.

Gruß!
Hi,

heute mal eine kleine Animation des stratosphärischen Polarwirbels in 100 hpa vom 20. November bis gestern als Analyse-Werte und ein letztes Bild als Forecast für den 10.12.2016:

[attachment=2555]

Dort kann man wunderbar beobachten, wie sich die Wärmeblase (alt) von oben rechts im Bild über Ostasien nach links bewegte und über Nordkanada/Westgrönland landet. Das ist jene Bewegung, die ich am 23.11.2016 in meiner Prognose benannt hatte. Ganz angekommen ist die Wärmeblase also noch nicht am Zielort, sie benötigt dafür noch 3 Tage. Interessant dann auch, dass mit dem Eintreffen der Wärmeblase (alt) sich die neue Wärmeblase über Ostasien bildet - ist für den 10. Dezember im letzten Bild simuliert. Die Eintreffwahrscheinlichkeit des letzten Bildes liegt bereits bei 80%, was man in der Meteorologie als "ziemlich sicher" deklariert. Deshalb habe ich diese Grafik auch mit in die Animation genommen.

So gehe ich heute davon aus, dass meine Prognose für die Entwicklungen im Polarwirbel sich bis zum 10. Dezember verwirklichen werden. Das wären dann 17 Tage korrektes Forecast und für mich persönlich ein noch nie erreichtes Ergebnis. Vielleicht geht ja noch mehr, mal sehen. Denn das Finale wäre der Polarwirbelsplit als Höhepunkt der Entwicklung. Die Wahrscheinlichkeit dafür hatte ich am 23. November auf 65% berechnet (also 35% kein Split) und hatte auch die Entstehung des möglichen Splits zeitlich eingegrenzt mit zusätzlichen Wahrscheinlichkeiten für den Zeitraum:

ab 10.12 mit 30%
ab 14.12. mit 40%
ab 18.12. mit 30%

Diese dann also bald kommende Prognosephase ist die Schwierigste des ganzen Forecasts, da ganz weit hinten (3-4 Wochen nach Prognose-Erstellung) und sehr komplex in der Entstehungsgeschichte. Da muss schon alles zusammenpassen, oder aber es entwickelt sich anders. Bis heute (+ wohl weitere 3-4 Tage im sicheren Wettermodell-Forecast) stimmen die Bewegungsanalysen vom 23.11. noch sehr gut. Zwei Dinge sollten sich nun entwickeln: das Hoch über Ostasien sollte sich verstärken und die Kaltluftzufuhr aus der sibirischen Luftmasse in die Arktis und darüber nach Nordamerika sollte abgeschnürt werden. Ansonsten gelangt in der Troposphäre irgendwann zu viel Kaltluft nach Nordamerika und oben in der Stratosphäre würde die neue Wärmeblase über Ostasien zusammenfallen. Dann verschieben sich die Bedingungen oben und unten weg von meiner Prognose und ein Split im genannten Zeitrahmen würde unwahrscheinlich(er) werden. Doch das entscheidet sich tatsächlich erst in 3-4 Tagen. Bis dahin werden wir wohl warten müssen.

Und nun noch mein Tipp, wie man schneller als die Wettermodelle eine Entwicklung in der Zukunft erkennen kann:

Es geht um eine plötzliche stratosphärische Erwärmung (SSW). Jedem Major SSW ging bisher immer eine Blockadelage im Atlantik (Europablockade) voraus. Diese Blockade sollte mindestens 9 Tage angehalten haben vor Beginn der Erwärmung. Ist dies der Fall, dann lohnt es sich, in die oberste Etage (01 bis 05 hpa) der Stratosphäre zu schauen, ob sich da eine erste Temperaturerhöhung zeigt. Falls jemand mitgezählt hat, wie lange wir nun eine Blockade bereits haben, der wird wohl bis gestern auch bei der Zahl 10 gelandet sein. Und das bedeutet zumindest, dass sich der Blick auf die Temperaturentwicklung in 01 und 05 hpa lohnen könnte. Wir machen das mal:

Ganz oben = 01 hpa:
[attachment=2556]

darunter die 5 hpa:
[attachment=2557]

.. und sehen tatsächlich, dass sich ein erstes kleines Signal für eine Erwärmung seit gestern zeigt. Die Temperatur geht aus rekordniedriger Ausgangsposition nun nach oben. Wenn sich diese Erwärmung fortsetzt, dann kann die Temperatur in nur wenigen Tagen bis an die obere Maximumgrenze hochschnellen - das nennt man dann SSW. Diese Erwärmung pflanzt sich dann von oben nach unten in der Stratosphäre durch und wird dementsprechend dann auch in den Temperaturangaben der jeweiligen Höhen sichtbar.

Zum Beispiel in 10 hpa:
[attachment=2558]

die hier sichtbare Erwärmung steht im Kontext zu der Erwärmung ganz oben. Denn weiter unten fehlt das Signal.

Und wenn wir wissen, dass der Aufbau eines SSW mit Durchwirkung nach unten zwischen 7 und 14 Tage dauert, dann hat man - wenn sich wirklich ein SSW ankündigt - weit vor den Modellen eine Vorstellung für das, was sich in den nächsten 7-14 Tagen abspielen könnte. Die Wettermodelle reagieren nämlich auf eine solche SSW-Entwicklung erst dann, wenn sich eine markante Erwärmung auch in 30 hpa bemerkbar macht. Und da sieht man bisher natürlich noch nix von einem SSW:

[attachment=2559]
Quelle: Link ist nur fuer registrierte User sichtbar. registrieren oder login. (dort obere Spalte 90N-65N)

Also Augen auf, denn die Konstellationen der Troposphäre - wenn das Hoch über Ostasien sich verstärkt und die Ostatlantik-Blockade anhält sind 1a-prädestiniert für eine plötzliche stratosphärische Erwärmung (SSW)!

Für heute damit genug vom stratosphärischen Polarwirbel. Würde mich freuen, wenn meine Ausführungen Euch helfen können oder zum Beobachten inspirieren.

Gruß und schönen Tag allen!
Update Stratosphäre:

Da GFS gestern nur ein "Standbild" für alle 10 Forecast-Tage eingestellt hatte (die Amis haben einfach die Zeit angehalten, vielleicht mussten sie erstmal nachdenken Big Grin ), bin ich gespannt, was dann heute berechnet wurde.

Die Europäer haben sich schon besonnen Wink und zeigen einen bereits ausgebildeten Polarwirbelsplit für den 17.12.2016, der sich ab dem 14.12 aus einer Dipollage entwickeln soll. Der Split geht hoch bis 30 hpa und wäre damit als vollzogen deklariert. Die Positionen der beiden Wirbel wären an den "vorgesehenen" Plätzen, es wäre auch zeitlich ein Volltreffer der Prognose (Remember: Beginn ab: 14.12.2016 = 40%), ABER der amerikanische Wirbel wäre der Dominante (Stärkere). Zumindest zu Beginn des vollzogenen Splits. Das habe ich mir anders herum "gewünscht". Heißt natürlich alles noch nix, aber es zeigt eine Tendenz. Es wäre zu viel Kaltluft von Sibirien nach Nordamerika abgezwackt worden. Mal schauen, was GFS heute dazu meint, wenn die Uhr bei den Amis wieder laufen sollte..

Grafik dazu:

[attachment=2609]

Quelle: Link ist nur fuer registrierte User sichtbar. registrieren oder login.

Gruß in den Morgen!
"Der amerikanische Polarwirbel wäre der dominantere" Neeeeiiiiiiinnnnn!!!  Smiley7  Keine so gute Nachricht am Morgen.
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