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Normale Version: Wetterleuchte's Polarwirbelexpertisen 16/17 - Analysen, Aussichten, Expertisen
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Meine Königskerze vom August 2016 ausgewertet vom Angeber ähm Räusper Winters Mayestie passt ganz gut zu den Auswertungen von Wetterleuchte. Bin erstaunt, da ward ihr beide gut Smiley53 . 97


Hier zur Königskerze:
Deine Kerzen sehen an sich recht prächtig entwickelt aus ja das auf jeden Fall.. aber naja die Blüten schauen mir eher nach "Episodenwinter" aus... also immer wieder mal Schnee dann wieder Tauwetter dann wieder Schnee dann wieder Tauwetter... erinnert entweder an Grenzwetterlagen die sich verschieben oder an Vorder- & Rückseitenwetter... wobei für reines Vorder und Rückseitenwetter die Episoden etwas zu lange sind. Und dazwischen ist ein breiter Streifen der so in etwa den ganzen Januar darstellen dürfte mit lauter einzelnen Blüten, in dem es also immer wieder mal Schnee gibt und keine große Unterbrechung. In wie weit das jetzt aber stimmt ist hier schlecht zu beurteilen, dafür hätte ich die Pflanze natürlich selbst direkt betrachten müssen. Wie es z.B. auf der anderen Seite des Blütenkolbens aussieht, wie sie wirklich steht, was eventuell andere anzeigen... ob es überhaupt die richtige ist, es gibt nämlich sehr viele verschiedene Arten und nur eine ist die richtige für die Vorhersage... es geht zwar mit anderen auch aber da sind die Trefferquoten scheinbar nicht so hoch. Die bei dir sehen vielversprechend aus aber 100% könnte ich es nur vor Ort sagen... seh das hier also bitte mit einem großen Augenzwinkern und übe dich noch etwas in Geduld... zum ersten Schnee kann ich demnach leider wenig sagen weil ich da zu wenig erkenne, es zählt nämlich immer nur der Hauptstengel, bzw. der längste, mittige Blütenkolben!
(09.01.2017, 22:31)Schwabenland schrieb: Link ist nur fuer registrierte User sichtbar. registrieren oder login.Meine Königskerze vom August 2016 ausgewertet vom Angeber ähm Räusper Winters Mayestie passt ganz gut zu den Auswertungen von Wetterleuchte. Bin erstaunt, da ward ihr beide gut Smiley53 . 97

Naja, schön dass wir darüber gesprochen haben. Big Grin Mit der Königskerzen-Wetter-Vorhersage-für Winterschnee komme ich einfach nicht mit. Ich weile noch auf einer weit unteren Stufe und muss viel lesen und rechnen. Smiley43 75 Smiley59

Gruß
Hi in die Wetter-Runde!

Heute möchte ich noch zwei Informationen loswerden, die indirekt auch den Polarwirbel beeinflussen, bzw. durch den Polarwirbel ausgelöst wurden. Und ich möchte Euch zeigen, dass man diese Informationen für eine Einschätzung in die Zukunft nutzen kann. Dies ist dann der 2. Teil im Thema, wie man abseits der Wettermodelle eine Prognose für mehr als 14 Tage in der Zukunft angehen kann.

Es geht einmal um die Entwicklung der Temperatur auf der Nordhalbkugel in den letzten Tagen und Wochen. Gerade in den letzten Tagen im Januar 2017 haben wir eine extreme Amplitude feststellen können, also einen großen Unterschied zwischen der höchsten Temperatur und der niedrigsten Temperatur. So hatten wir noch vor wenigen Tagen eine Temperaturanomalie von fast + 1 Grad auf der gesamten Nordhalbkugel und nun ist die Anomalie rasend schnell ins Minus gefallen. Dies jedenfalls zeigt diese Grafik vom 10.01.2017:

[attachment=4257]
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Das ist gleich doppelt interessant für uns Polarwirbelbetrachter, denn zum einen zeigt diese große Amplitude, dass der Polarwirbel instabil war und viele Kaltluftausbrüche und Warmluftzufuhr aufgetreten sein müssen. Andererseits aber stellt sich auch die Frage, woher die plötzliche Kälte denn kommen kann, wenn doch die Arktis insgesamt viel zu warm war und immer noch ist. Die Antwort findet sich zum wesentlichen Teil in der Schneebedeckung der Nordhalbkugel, die schon allein ein gutes Stück weit mit der Temperaturanomalie der Nordhalbkugel schwingt, indem sie gegenläufig anwächst oder schrumpft. Derzeit zeigt sich die Schneebedeckung der gesamten Nordhalbkugel mit einem zuletzt kräftigen Peak nach oben bis zum 08.01.2017 so:

[attachment=4258]
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Nun wissen wir aber auch spätestens seit dem "Frosted Hurricane" Link ist nur fuer registrierte User sichtbar. registrieren oder login. , dass mit Schneefall und mit Tauen von Schnee sowie dem Absinken der Schneetemperatur immer viel Energie verbunden ist. Der Aufbau von Schneefläche und das Absinken der Schneetemperatur setzt Wärmeenergie frei, die sich in der Atmosphäre als Temperaturerhöhung feststellen lässt. Wärmeenergie wird teilweise aber wieder in Windenergie umgewandelt und treibt unsere Tief- und Hochdruckgebiete an. Insgesamt kann man also sagen, dass der Zuwachs von Schneeflächen Wärme freisetzt, ebenso das Abkühlen des frisch gefallenen Neuschnees. Umgekehrt wird durch das Schmelzen von Schnee wieder Wärme aus der Atmosphäre entzogen, ebenso, wenn die Schneetemperatur sich erhöht. Diese Zusammenhänge haben wir nun wieder im Kopf und schauen uns nochmals die beiden Entwicklungen an bei der Temperaturabweichung und bei der Entwicklung der Schneeflächen:

und da sollten wir etwas stutzig werden, denn bei gleichzeitiger starker Zunahme der Schneeflächen (starker Peak zum Ende der Grafik - rote Linie) ist die Temperaturanomalie stark gesunken. Das widerspricht doch den oben genannten Feststellungen, oder doch nicht? Müsste nicht die Temperaturanomalie ansteigen wenn die Schneefläche zunimmt? Tut sie aber nicht, sie verhält sich konträr dazu und nimmt stark ab. Wie kommt das zustande?

Der Hintergrund ist, dass die Temperaturanomalie der Nordhalbkugel eine starke Abhängigkeit zu den Kontinentalflächen hat. Steigt die Schneebedeckung auf den Landflächen an, dann wird durch die erhöhte Rückstrahlung (Albedo) von wärmenden Sonnenstrahlen weniger Sonnenenergie am Erdboden aufgenommen und die untere Luftschicht kühlt sich ab. Mehr Schneeflächen bedeutet also Energieverlust durch höhere Rückstrahlung und das zeigt sich in den Temperaturanomalien. Die Landflächen unterkühlen also dadurch und senken die Temperatur insgesamt auf der Nordhalbkugel (untere Luftschicht). Und die freigesetzte Wärme wird parallel dazu über Windenergie in andere Regionen verfrachtet, vorzugsweise in die Arktis und über die Ozeanflächen und sie steigt zudem in höhere Luftschichten auf. Daher steigen die Temperaturanomalien über diesen Regionen am Boden und in der Höhe an, während sie über den Landflächen mit Schneebedeckung unten absinken. Die Verteilung von Land- zu Ozeanflächen auf der Nordhalbkugel verursachen dann das jetzt gemessene Ergebnis für die 2 Meter-Temperaturen.

Was bedeutet das nun für unsere Wetterküche, die ja bekanntlich nicht bodennah dominiert, sondern in der Höhe bis hinauf zur Tropopause? Kurz gesagt, es befindet sich derzeit viel Energie in der Wetterküche, die sich zum einen in Wärme zeigen kann und zum anderen in Wind. Dies führt dazu, dass sich der troposphärische Polarwirbel stärker konzentrieren kann (im Gegensatz zur Auffächerung in mehrere Dipole oder Wirbel) und sich verstärken wird inkl. eines anwachsenden Polarjetstreams. Dadurch wird mehr Höhen-Kaltluft zentraler zusammengehalten und es gibt weniger Kaltluftausbrüche. Genau das werden wir also jetzt beobachten können.

Was bewirkt das für unser Wetter?
Durch die Konzentration der Höhen-Kaltluft über der Arktis findet sich der Polarwirbel recht zentral über dem Nordpol ein. Dort sammelt sich nun verstärkt die Kaltluft und kühlt weiter aus. Dagegen wird es über den Schneeflächen außerhalb des konzentrierten Polarwirbels in der Höhe wärmer, was Hochdruck begünstigt. Und nun schauen wir noch, wo diese Schneeflächen liegen und was dort passieren müsste. Diese sind derzeit in:

Nordamerika - hier wird sich Hochdruck ausbilden
Sibirien - ebenfalls Hochdruck
Europa - auch hier wird sich Hochdruck aufwölben

Durch den Hochdruck über den Schneeflächen außerhalb des konzentrierten Polarwirbels wird in der Folge kaum noch Schneezuwachs stattfinden können. Die Schneebedeckung wird daher wieder abnehmen müssen von den Rändern her. Dadurch steigen wieder die Temperaturen am Erdboden an durch mehr Sonnenenergie-Aufnahme. Da die Schneeflächen in Europa und Nordamerika diejenigen sind, die aufgrund ihrer geografischen Lage als erstes angegriffen werden können, kommt es zu einem faktischen Übergewicht der Schneeflächen in Asien, wodurch der Polarwirbel tendenziell in diese Richtung wandern wird. Das wird sich auch im Polarwirbel der Stratosphäre wiederfinden. Mit der Wanderung des Wirbelkerns nach Osten aber werden die inzwischen angesammelten Kaltluftmassen nicht mehr über dem Nordpol/der Arktis gehalten und es beginnt eine neue Phase mit schweren Kaltluftausbrüchen. Wo die stattfinden werden ist derzeit noch nicht abschließend absehbar. Es hängt davon ab, wie stark die amerikanischen Schneeflächen im Verhältnis zu den europäischen abnehmen werden. Oder andersherum, wie lange sich die Schneeflächen in Europa erhalten können, denn die amerikanischen werden ordentlich Federn lassen. Bleiben die europäischen Schneeflächen gut erhalten, werden wir erleben können, wie sich die angesammelten Kaltluftmassen in unsere Richtung bewegen werden. Ansonsten wird Nordamerika mit Kaltluft geflutet und wir gelangen in eine sehr unwinterliche Strömung.

Meine Tendenz-Einschätzung dazu nach langem hin- und herrechnen, wie sich die Energie verteilen wird, kommt zu folgendem Ergebnis mit einer Wahrscheinlichkeit von 55%:
Die europäischen Schneeflächen erhalten sich besser als die nordamerikanischen. Wir müssen uns auf eine Phase mit wohl recht massiven Kaltluftvorstößen einstellen. Zeitraum: ab 23./25. Januar mit einer Unsicherheit von bis zu 7 Tagen (also bis zum Monatsende etwa).

Na, jetzt seid Ihr alle sicher etwas geschockt, oder? Ich habe lange überlegt, ob ich dieses Ergebnis hier wirklich veröffentliche, denn es ist ja eine ganz neue Vorgehensweise in den Berechnungen. Und es gibt dabei Unsicherheiten, die ich nicht angesprochen habe, wie z.B. ein vielleicht doch durchgreifender SSW mit Polarwirbelsplit oder einer Polarwirbelverschiebung, die ich nicht einkalkulieren kann. Dann wird alles aber eh neu gemischt und muss ganz neu analysiert werden. So mache ich also die Einschränkung, dass die von mir eingeschätzte Entwicklung voraus setzt, dass wir bis zum Monatsende hin keinen Major SSW haben werden.

So, nun dürft Ihr über mich herfallen, mich in Stücke reißen und mich sonst wie verhöhnen. Blush  Mit 45% Wahrscheinlichkeit werden die recht haben, die meinen, dass ich falsch liege. Das Risiko gehe ich also ein.

Schönen Tag Euch allen und wenn Fragen sind, bitte her damit.
Hi Wetterleuchte,

Sehr schön, danke für die Mühe!
Das hört ja garnicht mehr auf mit den Interessanten Neuigkeiten in den letzten Tagen! Endlich ist mal Wettertechnisch was los bei uns und die Chancen auf Winterwetter für ganz Deutschland scheinen ja so groß zu sein wie lange nicht Big Grin
Puh 55% das wird ja knapp, aber immerhin mehr als die Hälfte. Vielleicht sind wir in Europa ja diesen Winter mal die Jenigen auf die die Amerikaner sehnsüchtig gucken und nicht umgekehrt, gegönnt wäre es uns allen ja mal wieder.

LG
Leider ist für uns die Schneebedeckung und Kaltluft in Nordnordostamerika von Neufundland über Labradorsee bis Grönland entscheidend, im Verhältnis zur Schneebedeckung und Kaltluft in den Randgebieten namens Skandinavien und Nordosteuropa. Da stehen die Chancen schon schlechter, Nordamerika und Grönland sind eben die am nördlichsten gelegenen Landmassen. Sad
Danke für die gut verständlich erklärte Analyse die du machst, Wetterleuchte, hab dazugelernt 35 . Morgen schreib ich mehr leide mal wieder unter Dienstagsmüdigkeit, Gute Nacht Smiley62
Auch von mir vielen vielen Dank !!! für die erhellenden Erkenntnisse und die Mühen die hier aauf sich genommen werden um uns adäquat zu informieren. Daumen Hoch !!!
Ich bin schon sehr gespannt was noch folgen wird. Denn endlich komme ich (Raum Neuß) auch mal wieder in die Verlegenheit
auf ein paar weiße Flöckchen :-)
Weiter so Wetterleuchte !!! (und natürlcu all die Anderen)
(10.01.2017, 20:38)Robbi schrieb: Link ist nur fuer registrierte User sichtbar. registrieren oder login.Leider ist für uns die Schneebedeckung und Kaltluft in Nordnordostamerika von Neufundland über Labradorsee bis Grönland entscheidend, im Verhältnis zur Schneebedeckung und Kaltluft in den Randgebieten namens Skandinavien und Nordosteuropa. Da stehen die Chancen schon schlechter, Nordamerika und Grönland sind eben die am nördlichsten gelegenen Landmassen. Sad

Im Normalfall hast Du ganz gewiss recht, Robbi. Aber in der derzeitigen - sich aufbauenden - Ausgangslage haben wir ausnahmsweise mal eine hohe Schneebedeckung über Europa. Wir sind mit Deutschland ja nur die Randnummer, aber damit müssen wir und können wir ja auch umgehen. So haben wir nach langer Zeit mal wieder die Chance, über die entstehenden und schon vorhandenen umfangreichen Schneeflächen ein Kontinentalhoch Europa zu bekommen, das im verstärkenden Verbund mir dem Hochdruck über Russland eine anhaltend erfolgreiche Blockade gegen den Atlantik ausüben kann. Die Schneeflächen sind dabei die wichtigste Voraussetzung, um aus "eigener" Kälteproduktion heraus am Boden die schwere kalte Luft in ein massives Hochdruckgebiet (Kältehoch) zu veredeln. Da hat dann der Atlantik für längere Zeit keine Chance mehr bei uns. Auch nicht, wenn die von Dir genannten Risikoregionen um Neufundland herum selbst besonders kalt werden würden. Solche Konstellationen sind wirklich sehr selten und wie ich es einschätze, wird es dazu kommen. Leider weiß ich nicht, wie lange so eine Lage anhalten kann oder wird. Irgendwann ist ja alles mal am Ende..

Interessant ist aber, dass inzwischen die Modelle eine ähnliche Entwicklung nicht mehr ausschließen und teilweise schon berechnen. Faszinierend finde ich dann immer, was dann hinten raus für extreme Temperaturen bei uns gerechnet werden. Ich sah schon -20 bis -28°C für den Großteil von Deutschland. Wird so hoffentlich nicht kommen, aber die Rechnungen mehren sich für Extremwerte. Das wird jedenfalls spannend.

Gruß mein Bester Heart Wink

Frosty Sam

(11.01.2017, 14:10)Wetterleuchte schrieb: Link ist nur fuer registrierte User sichtbar. registrieren oder login....

Faszinierend finde ich dann immer, was dann hinten raus für extreme Temperaturen bei uns gerechnet werden. Ich sah schon -20 bis -28°C für den Großteil von Deutschland.

Hi,

kannst du hier einen Link dazu reinstellen, wo das schon zu sehen ist!

Die letzten PW-Karten der Troposphäre kenn ich nämlch nur von GFS und die reichen 16 Tage in die Zukunft.
Danach sieht's nicht danach aus, als ob sich extreme Kälte über Europa bzw. in der Nähe davon sammeln sollte!

[attachment=4324]

lg
(11.01.2017, 15:25)Frosty Sam schrieb: Link ist nur fuer registrierte User sichtbar. registrieren oder login.
(11.01.2017, 14:10)Wetterleuchte schrieb: Link ist nur fuer registrierte User sichtbar. registrieren oder login....

Faszinierend finde ich dann immer, was dann hinten raus für extreme Temperaturen bei uns gerechnet werden. Ich sah schon -20 bis -28°C für den Großteil von Deutschland.

Hi,

kannst du hier einen Link dazu reinstellen, wo das schon zu sehen ist!

Die letzten PW-Karten der Troposphäre kenn ich nämlch nur von GFS und die reichen 16 Tage in die Zukunft.
Danach sieht's nicht danach aus, als ob sich extreme Kälte über Europa bzw. in der Nähe davon sammeln sollte!

lg

Hi Frosty Sam,

nicht als 850er Temps, als 2 Meter-Temperaturen.

Diese Karten hier z.B. sind aus dem aktuellen 0er Lauf von GEM, link kennst Du ja schon: Link ist nur fuer registrierte User sichtbar. registrieren oder login.

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Gruß!
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