13.11.2016, 11:30
Hi Mädels und Jungs ,
bei all der Unruhe - ob nun Frühwinterwetterchen im November nochmals kommt oder nicht - sollten wir nicht vergessen, dass wir uns immer noch im Herbst befinden. Die Ausbeute war doch bisher nicht schlecht. Im Norden sind einige Kälterekorde seit Aufzeichnungsbeginn gebrochen worden (Boitzenburg, Leck, St. Peter Ording u.a.m.) und deutschlandweit liegen wir temperaturtechnisch ziemlich dick im Minus zu 61-90, was nochmals verstärkt wird von heute bis übermorgen. Dann darf es auch mal milder werden und sollte es eigentlich auch, wenn wir nicht zum Ziel haben, den November als vollen Wintermonat einzureihen. Es stellt sich doch viel mehr die Frage, wie stark und wie lange die am Mittwoch einsetzende Milderung anhalten wird. Selbst wenn der restliche Monat maritim-mild wird, so sind die folgenden positiven Abweichungen dann immer noch moderat und wohl nicht geeignet, den gesamten Monat noch ins Plus zu heben. Jedenfalls kann ich das derzeit so nicht erkennen, selbst beim worst case in den Modellen.
Zurück zum Polarwirbel in der Stratosphäre, der uns vielleicht helfen kann, die nächsten 10-14 Tage zu überblicken. Und dort spielen sich in der modellierten Welt gerade einige markante Sprünge von Tag zu Tag ab, was immer andeutet, dass sich etwas tut, was nicht so ganz in die üblichen Abläufe passt oder sich an Grenzlagen befindet, die mal hier und mal dahin münden, wenn man sie weiterrechnet. Ausschlaggebend - so habe ich es jedenfalls identifizieren können - ist die Bewegung der Wärmeblase von 100 hpa bis etwa 50 hpa Höhe. Derzeit hat sich gerade der zweite Wirbel - sprich Dipol - über Grönland wieder ausgebildet, weil die Wärmezufuhr in die Blase kurzzeitig unterbrochen war. In das Druckvakuum hinein bildete sich dieser Dipol - ich hatte es bereits vor Tagen erklärt. Parallel dazu wird jetzt aber wieder Wärme zugeführt und die Wärmeblase füllt sich wieder auf und verursacht Druck auf das vorherige Vakuum bei Grönland bis Alaska. Die Folge ist, dass der Dipolwirbel verdrängt wird und er wandert über den Atlantik auf Skandinavien zu. Auch das hatte ich bereits am 09. November beschrieben. Für die nummerischen Modelle sind diese Druckentwicklungen und - für die Verhältnisse in 100 hpa - schnelle Druckverlagerungen verbunden mit zahlreichen Grenzwertlagen, die zwangsweise zu unterschiedlichen Ergebnissen führen müssen. Schließlich ändern sich fast stündlich die Ausgangsparameter durch das Eintrudeln der Echtdaten, so dass die folgenden neuen Berechnungen - trotz vieler verschiedener Lösungsberechnungen pro Lauf - erhebliche Schwankungen auslösen. Das macht die Modelle ja nicht schlechter oder besser, sie rechnen nur, was sie als Vorgabe bekommen haben. Ich bitte daher um Verständnis, dass gestern oder heute gezeigte Lösungen morgen schon nicht mehr zu finden sein können. Erst wenn die oben genannten raschen Druckveränderungen und Druckverlagerungen abgeschlossen sind - damit die Echtdaten von Messwert zu Messwert nicht mehr so große Differenzen aufweisen - wird eine Phase mit verlässlicheren Vorausschauen einsetzen können. Und diese Phase wird noch ein paar Tage andauern, da die Bewegung des Dipols von Grönland auf Skandinavien zu erst noch folgen wird und diese Bewegung wirklich eine ganz erhebliche Veränderung im Gleichgewicht der Troposphäre auf unserer Seite der Nordhalbkugel bewirkt. Man erahnt es an dem Ausmaß des Tiefdruckgebildes, dass simuliert wird. Und hier reichen wenige hundert Kilometer andere Zugbahn, mehr oder weniger Umfang (Drucktiefe) und die Mitführung und Nachführung von Warm- und Kaltluft verändert sich erheblich. Der Aufbau von Hochdrücken und auch der Abbau bestehender Hochdrücke verändert sich dadurch maßgeblich. Damit aber steht und fällt das Wettergeschehen in den unterschiedlichen Regionen der betroffenen Hälfte der Nordhalbkugel. Will sagen: derzeit braucht es etwas Geduld und auch Anerkennung, dass Wettermodelle keine Wunder vollbringen können - sie denken nicht, sie rechnen nur.
Ganz interessant in diesem Zusammenhang ist, dass durch die insgesamt reduzierten Bewegungsmöglichkeiten in der unteren Stratosphäre (im Verhältnis zur Troposphäre), etwas höhere Prognosesicherheit in dieser Höhenlage attestiert werden kann. 5-6 Tage gelten dort als ziemlich sicher, was unten in der Troposphäre nur für 3-5 Tage gilt. Daher ist der Blick in die Stratosphäre mitunter schon eine Hilfe, wenn es darum geht, die nachfolgenden Großwetterlagen abzuschätzen. Was zeigt sich also da oben?
Und damit bin ich wieder bei meiner Prognose, die ich hier am 09. November zum Polarwirbel eingestellt habe. Erstaunlich: obwohl die Wettermodelle für die Troposphäre ziemlich andere Lösungen gefunden haben, sind wir in der Stratosphäre mit der Entwicklung des Polarwirbels dann immer noch voll im "Plan". ECMWF zeigt heute früh diese simulierte Entwicklung für den 19. November:
[attachment=1636]
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Noch sind wir bis zum 21.11.2016 volle 8 Tage entfernt. Noch sind die Simulationen in der Stratosphäre unsicher für diesen Zeitraum. Aber wir nähern uns jetzt in die "ziemlich sichere Phase" der Simulationen für die Stratosphäre. Ich bin gespannt, welche Lösung die Natur dann schlussendlich gewählt haben wird und wie die Modelle in diese kommende Lösung dann auch gefunden haben werden. Ich vermute noch einige Sprünge bis etwa Dienstag/Mittwoch. Dann sollte das Fahrwasser ruhiger werden. Vielleicht wird es eine Lösung sein, die meiner Prognose sehr ähnlich wird. Ich finde es toll, echt super sogar, dass wir Hobbyfreaks hier eifrig mitdenken können und nach logischen Lösungen suchen!!
Einen schönen Sonntag Euch allen!
bei all der Unruhe - ob nun Frühwinterwetterchen im November nochmals kommt oder nicht - sollten wir nicht vergessen, dass wir uns immer noch im Herbst befinden. Die Ausbeute war doch bisher nicht schlecht. Im Norden sind einige Kälterekorde seit Aufzeichnungsbeginn gebrochen worden (Boitzenburg, Leck, St. Peter Ording u.a.m.) und deutschlandweit liegen wir temperaturtechnisch ziemlich dick im Minus zu 61-90, was nochmals verstärkt wird von heute bis übermorgen. Dann darf es auch mal milder werden und sollte es eigentlich auch, wenn wir nicht zum Ziel haben, den November als vollen Wintermonat einzureihen. Es stellt sich doch viel mehr die Frage, wie stark und wie lange die am Mittwoch einsetzende Milderung anhalten wird. Selbst wenn der restliche Monat maritim-mild wird, so sind die folgenden positiven Abweichungen dann immer noch moderat und wohl nicht geeignet, den gesamten Monat noch ins Plus zu heben. Jedenfalls kann ich das derzeit so nicht erkennen, selbst beim worst case in den Modellen.
Zurück zum Polarwirbel in der Stratosphäre, der uns vielleicht helfen kann, die nächsten 10-14 Tage zu überblicken. Und dort spielen sich in der modellierten Welt gerade einige markante Sprünge von Tag zu Tag ab, was immer andeutet, dass sich etwas tut, was nicht so ganz in die üblichen Abläufe passt oder sich an Grenzlagen befindet, die mal hier und mal dahin münden, wenn man sie weiterrechnet. Ausschlaggebend - so habe ich es jedenfalls identifizieren können - ist die Bewegung der Wärmeblase von 100 hpa bis etwa 50 hpa Höhe. Derzeit hat sich gerade der zweite Wirbel - sprich Dipol - über Grönland wieder ausgebildet, weil die Wärmezufuhr in die Blase kurzzeitig unterbrochen war. In das Druckvakuum hinein bildete sich dieser Dipol - ich hatte es bereits vor Tagen erklärt. Parallel dazu wird jetzt aber wieder Wärme zugeführt und die Wärmeblase füllt sich wieder auf und verursacht Druck auf das vorherige Vakuum bei Grönland bis Alaska. Die Folge ist, dass der Dipolwirbel verdrängt wird und er wandert über den Atlantik auf Skandinavien zu. Auch das hatte ich bereits am 09. November beschrieben. Für die nummerischen Modelle sind diese Druckentwicklungen und - für die Verhältnisse in 100 hpa - schnelle Druckverlagerungen verbunden mit zahlreichen Grenzwertlagen, die zwangsweise zu unterschiedlichen Ergebnissen führen müssen. Schließlich ändern sich fast stündlich die Ausgangsparameter durch das Eintrudeln der Echtdaten, so dass die folgenden neuen Berechnungen - trotz vieler verschiedener Lösungsberechnungen pro Lauf - erhebliche Schwankungen auslösen. Das macht die Modelle ja nicht schlechter oder besser, sie rechnen nur, was sie als Vorgabe bekommen haben. Ich bitte daher um Verständnis, dass gestern oder heute gezeigte Lösungen morgen schon nicht mehr zu finden sein können. Erst wenn die oben genannten raschen Druckveränderungen und Druckverlagerungen abgeschlossen sind - damit die Echtdaten von Messwert zu Messwert nicht mehr so große Differenzen aufweisen - wird eine Phase mit verlässlicheren Vorausschauen einsetzen können. Und diese Phase wird noch ein paar Tage andauern, da die Bewegung des Dipols von Grönland auf Skandinavien zu erst noch folgen wird und diese Bewegung wirklich eine ganz erhebliche Veränderung im Gleichgewicht der Troposphäre auf unserer Seite der Nordhalbkugel bewirkt. Man erahnt es an dem Ausmaß des Tiefdruckgebildes, dass simuliert wird. Und hier reichen wenige hundert Kilometer andere Zugbahn, mehr oder weniger Umfang (Drucktiefe) und die Mitführung und Nachführung von Warm- und Kaltluft verändert sich erheblich. Der Aufbau von Hochdrücken und auch der Abbau bestehender Hochdrücke verändert sich dadurch maßgeblich. Damit aber steht und fällt das Wettergeschehen in den unterschiedlichen Regionen der betroffenen Hälfte der Nordhalbkugel. Will sagen: derzeit braucht es etwas Geduld und auch Anerkennung, dass Wettermodelle keine Wunder vollbringen können - sie denken nicht, sie rechnen nur.
Ganz interessant in diesem Zusammenhang ist, dass durch die insgesamt reduzierten Bewegungsmöglichkeiten in der unteren Stratosphäre (im Verhältnis zur Troposphäre), etwas höhere Prognosesicherheit in dieser Höhenlage attestiert werden kann. 5-6 Tage gelten dort als ziemlich sicher, was unten in der Troposphäre nur für 3-5 Tage gilt. Daher ist der Blick in die Stratosphäre mitunter schon eine Hilfe, wenn es darum geht, die nachfolgenden Großwetterlagen abzuschätzen. Was zeigt sich also da oben?
Und damit bin ich wieder bei meiner Prognose, die ich hier am 09. November zum Polarwirbel eingestellt habe. Erstaunlich: obwohl die Wettermodelle für die Troposphäre ziemlich andere Lösungen gefunden haben, sind wir in der Stratosphäre mit der Entwicklung des Polarwirbels dann immer noch voll im "Plan". ECMWF zeigt heute früh diese simulierte Entwicklung für den 19. November:
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Noch sind wir bis zum 21.11.2016 volle 8 Tage entfernt. Noch sind die Simulationen in der Stratosphäre unsicher für diesen Zeitraum. Aber wir nähern uns jetzt in die "ziemlich sichere Phase" der Simulationen für die Stratosphäre. Ich bin gespannt, welche Lösung die Natur dann schlussendlich gewählt haben wird und wie die Modelle in diese kommende Lösung dann auch gefunden haben werden. Ich vermute noch einige Sprünge bis etwa Dienstag/Mittwoch. Dann sollte das Fahrwasser ruhiger werden. Vielleicht wird es eine Lösung sein, die meiner Prognose sehr ähnlich wird. Ich finde es toll, echt super sogar, dass wir Hobbyfreaks hier eifrig mitdenken können und nach logischen Lösungen suchen!!
Einen schönen Sonntag Euch allen!
(11.11.2016, 08:10)Wetterleuchte schrieb: Link ist nur fuer registrierte User sichtbar. registrieren oder login.Nachtrag:
ECMWF hat nun die Ellipse Sibirien-Ostsee für den 20.11.2016 im Programm. Hier:
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Also weiterhin alles im Fahrplan. Das ganze Gebilde müsste nur an der Südspitze noch etwas nach rechts (Ost) rücken, dann wäre es perfekt im Plan. Das sollte dann auch schon ausreichen, um das Azorenhoch nach Norden und Osten zu locken. Grönlandhoch würde helfen.
Ach so Robbi: mit der Ellipse würde das Hoch zwischen den anfänglichen Dipolen bald verschwinden oder sich stark abschwächen. Das bedeutet dann nicht mehr Ausräumen des Kältepotentials aus Westrussland. Es könnte sogar gegenteilig wirken. Aber da muss ich nochmal drüber nachdenken..