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Normale Version: Wetterleuchte's Polarwirbelexpertisen 17/18 - Analysen, Aussichten, Expertisen
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Guten Morgen der treuen Leserschaft im Forum!

Diesen Beitrag kann ich richtig genießen, denn es bestätigt sich immer mehr, dass meine neu entwickelte Methode erfolgreich sein dürfte. Restskepsis bleibt natürlich noch, denn wir haben ja noch 9 Tage vor uns bis zum Zieltag, dem 12.01.2018. Wir erinnern uns an meinen 720 h Forecast vom 13.12.2017, der für die 100 hpa Stratosphäre diese Konstellation vorsah:

[attachment=13670]

Heute früh ist dann auch ECMWF mit der ersten stratosphärischen Berechnung für den 12.01.2018 öffentlich, also der erste Forecast (240 h) für meinen Zieltag 12. Januar. Das schaut dann so aus:

[attachment=13671]

Wir sehen einen abgeschlossenen Polarwirbelsplit in 100 hpa. Der Wirbel mit der stärkeren Vertiefung (L) ist der östliche Wirbel. Die Drucktiefen sind sehr nah an meinen Berechnungen vom 13. Dezember 2017. Die Positionen der beiden Wirbel ebenso. Eine erstaunlich gute Übereinstimmung bereits bei ECMWF-Forecast von 240 h. GFS lag bei 240 h auch schon nah an meinen Berechnungen, da fehlte nur der vollende Polarwirbelsplit, den ECMWF gleich im ersten Anlauf darstellt.

Dass es sich um ein vollendetes TST-Event handelt erkennt man daran, dass der geteilte Polarwirbel auch weiter oben bis mindestens 30 hpa durchgehend dargestellt wird:

[attachment=13662]

Sollte es bei diesen Berechnungen bleiben und es stellt sich tatsächlich dieser von der Troposphäre ausgelöster Polarwirbelsplit bis zur Höhe von 30 hpa real ein, dann muss man ECMWF eine Superperformance anerkennen. Das wäre eine Sensation, bereits 240 h vor dem Ereignis die richtigen Berechnungen veröffentlicht zu haben. Es wäre eine Premiere in der Geschichte aller Super-Wettermodelle. Das sollte man bedenken, wenn man hier die Grafiken konsumiert und vielleicht als normal oder als nix besonderes verdauen will. Es wäre eine Meisterleistung des wohl fortschrittlichsten Wettermodells!

Naja, ganz nebenbei wäre mein bescheidenes Programm 504 Stunden früher zum nahezu gleichen Ergebnis gelangt. Aber das zählt nicht, denn ich bin ja eine Wetterhexe, ein Scharlatan... Tongue

Die Wahrscheinlichkeit steigt mit jedem Tag nun weiter an, dass es das berechnete Ereignis zum 12. Januar 2018 dann auch wirklich geben wird. Noch ist nix sicher, aber freuen tue ich mich doch schon - Vorfreude sozusagen. Big Grin

Gruß in die Runde!
(04.01.2018, 12:38)Mittelhessen schrieb: Link ist nur fuer registrierte User sichtbar. registrieren oder login.Kurt Hansen sagt: "Mitteleuropa ist mittendrin in einem nassen und ungemütlichen Mildwinter, und so wie es in jedem Sommer auch mal heiß wird so wird es auch in jedem Winter irgendwann mal kalt und es gibt Schnee, aber einen Umbau der GWL hin zu etwas dauerhaft winterlichen wird es erstmal nicht geben."

Für einen Split des PW fehlt ihm weiterhin der Ozoneintrag. Braucht ein Split wirklich Ozon? Zitat von oben stammt aus einem Beitrag von Hansen in der Wetterwiese von heute, mit Grafiken usw...

Hi,

ja, es braucht Ozon und auch andere Substanzen, damit es eine rasche Erwärmung (SSW) geben kann. Für einen TST-Polarwirbelsplit, wie er sich schon andeutet, braucht es eben nicht zwingend eine hohe Ozonrate.  Der Denkfehler liegt darin, dass nur ein SSW-Knopf für einen Polarwirbelsplit verantwortlich sein kann. Sehr wohl kann ein stark ausgeprägtes Hochdruckgebiet der Troposphäre den stratosphärischen Polarwirbel zwischen 150 und 30 hpa in zwei Teile spalten. Oft entwickeln sich nur zwei Dipole, die aber keine eigenen Drehzentren ausbilden. Das wäre kein Split. Sobald jedoch zwei Drehzentren entstehen, handelt es sich um zwei Wirbelzentren. Da kann man nicht so tun, als wäre das kein geteilter Wirbel. Solche TST-Events halten nur kurz, wenige Tage, manchmal eine Woche, dann rücken die beiden Wirbel wieder zusammen und es bildet sich wieder ein Wirbel aus. Also nochmal: für die Entstehung einen TST-Polarwirbelsplit benötigt es primär keine erhöhten Ozonwerte. Der Impuls kommt aus der Troposphäre und überträgt sich auf die untere Stratosphäre. Aber mit Entstehen des TST-Events wird eine erhöhte Zufuhr an Ozon in die Stratosphäre ermöglicht und gefördert. Unter anderem durch den entstandenen Hochdruck an bestimmten Positionen, wenn die Tropopause nach oben gedrückt wurde und sich Falten an den Rändern ausbilden. Dann kann z.B. aus gespaltenem Stickoxid Ozon aus der Troposphäre verstärkt in die untere Stratosphäre eindringen. Das zugeführte Ozon bewirkt dann nachfolgend eine Erwärmung in der unteren Stratosphäre, zunächst dort, wo das Ozon in die Sphäre gelangte. Folgerichtig wird eine Erwärmung in 150 - 50 hpa von den Modellen bereits gerechnet (Grafiken siehe unten). Das ist aber dann immer noch kein SSW, der sich da formiert, denn dabei kommt die Erwärmung immer von oben nach unten und nie umgekehrt! Dennoch hat die Erwärmung in der unteren Stratosphäre Auswirkungen auf die Stärke des stratosphärischen Polarwirbels im ganzen. Die sich bildenden Wärmeblasen in der unteren Stratosphäre schwächen den Polarwirbel, da sie Druck ausüben und die Wirbeldrehung abbremsen. In der Folge wird der Polarwirbel anfällig für plötzliche Erwärmungen und ein beginnender SSW kann sich erfolgreicher von oben nach unten durchsetzen. Eine zweite Folge eines TST-Events kann sein, dass sich an entscheidender Stelle in der Troposphäre Blockinglagen ausbilden können (Atlantik, vorzugsweise gekoppelt mit GB-Hoch), die wiederum vertikale Schwerewellen auslösen, die dann in die oberste Stratosphäre (und darüber) propagieren und dort einen SSW initiieren können, wenn das Blocking lange genug anhält...

Um die Erwärmung in der unteren Stratosphäre durch das anstehende TST-Event zu visualisieren, zeige ich zunächst die Druckberechnungen von GFS, die den 100 hpa-Polarwirbel am 05. 01.2018 so sehen:

[attachment=13703]

und am 12.01.2018 so:

[attachment=13702]

Die Erwärmung in der unteren Stratosphäre entwickelt sich in 100 hpa chronologisch

05.01.2018
[attachment=13704]

09.01.:
[attachment=13705]

12.01.:
[attachment=13706]

14.01.:
[attachment=13707]

Diese Erwärmung kommt auch nicht aus den darüber liegenden Schichten, was man anhand der 10 hpa-Karten ersehen kann, die am 09.01.2018 so berechnet wird:

[attachment=13708]

und am 12.01.2018 so:
[attachment=13709]

Quelle aller Karten: Link ist nur fuer registrierte User sichtbar. registrieren oder login.

Die Erwärmung kommt folglich unmöglich - wie bei einem SSW - von oben und setzt sich in Schüben nach unten durch, sondern die Erwärmung entwickelt sich in der unteren Stratosphäre selbst. Und das ohne deutlich erhöhte Ozonwerte!

Die Wissenschaft bleibt nicht stehen bei den Erkenntnissen des letzten Jahrhunderts oder der letzten Jahrzehnte. Mein Job ist aber auch nicht, die fortschrittliche Wissenschaft zu verteidigen oder zu verbreiten. Ich nutze die fortschrittlichsten Kenntnisse, um dieses Wissen in Modellberechnungen umzusetzen, die dann auch Mittelfristprognosen treffsicherer werden lassen sollen. Solche immer wieder auflebenden Diskussionen, wie z.B. dass ein TST-Polarwirbelsplit kein Polarwirbelsplit nach SSW-Definition (Temperatur, Windumkehr) wäre, sind nur Scheindiskussionen, da sie am Thema völlig vorbei gehen. Ich habe nie behauptet, dass ein TST-Event die Parameter eines SSW-Polarwirbelsplits erfüllen würde. Daher beteilige ich mich in Zukunft an solchen Diskussionen auch nicht mehr, da sie zu offensichtlich andere Ziele verfolgen als wissenschaftlichen Fortschritt. Ich mache einfach und muss (dem lieben Gott sei Dank!)niemanden um Genehmigung fragen. Für mich gilt: der Erfolg zählt. Damit haben manche Leute vielleicht Probleme. Macht mir aber nix aus. Rolleyes

Gruß in die Runde!
(14.12.2017, 13:11)Wetterleuchte schrieb: Link ist nur fuer registrierte User sichtbar. registrieren oder login....Aber nach einer "Nachtschicht" stehen die Werte nun für den ungeheuer langen Zeitraum von 30 Tagen in die Zukunft. Das sind mal eben 720 Stunden Forecast! Schon bei dieser Zahl sollte jedem Leser bewusst werden, dass es sich nur und ausschließlich um ein experimentelles Projekt handeln kann und eine solch lange Forecastbetrachtung hochspekulativen Charakter haben muss. Dennoch werde ich die Ergebnisse hier einstellen, denn es besteht trotz aller Bedenken dennoch eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass die Szenarien an den drei Zieltagen dann doch sehr ähnlich eintreffen könnten...

Hi Leute,

vor nun 26 Tagen hatte ich oben zitierten Beitrag verfasst und eine experimentelle 30-Tage-Prognose für den stratosphärischen Polarwirbel in 100 hpa (15-16 km Höhe) abgegeben. Dies war meine erste Berechnung für einen so langen Zeitraum und es war auch die technische Grenze, die ich mit meinem Equipment noch ausführen konnte. Inzwischen habe ich investiert und aufgerüstet und meine Rechnerkapazität knapp verzehnfacht, inkl. höherer Rechnergeschwindigkeit. Aber das ist ein anderes Thema. Ich spreche die Grenze des Machbaren aber an, da ich über die 30 Tage Forecast nicht rechnen konnte. Damit endete die Vorausschau auch mit den Werten für den 12.01.2018. das ist deshalb von Bedeutung, da sich ja ab dem 10.01.2018 in meinem Modell zeigte, dass sich ein Polarwirbelsplit als TST-Event abzeichnete. Da der Forecast mit dem 12.01. zwangsweise endete, ergab sich für den 12. 01. dann auch die höchste Wahrscheinlichkeit für einen vollzogenen Polarwirbelsplit. Ich hatte das Ergebnis für den 12. Januar dann noch grafisch festgehalten, um zu visualisieren, wie sich die Konstellation des stratosphärischen Polarwirbels in etwa darstellen würde nach meinen Modellberechnungen. Das sah dann so aus:

[attachment=13845]

Da wir nur noch wenige Tage bis zum 12. Januar haben, kann man nun innerhalb der Kurzfrist mit guter Eintreffsicherheit auf die Ergebnisse der Modelle von GFS und ECMWF schauen. Kleine Änderungen sind bis zum 12. Januar noch möglich, jedoch keine grundlegenden mehr. Der Tenor kann als gesichert betrachtet werden für die 100 hpa. Daher lohnt sich ein vorläufiger Abgleich zu meiner Modellprognose vom 13.12.2017.

Den Beginn des TST-Events hatte ich ja auf den 10.01.2018 berechnet und auch so textlich in die Grafik geschrieben. Tatsächlich beginnt nun auch nach beiden Modellen übereinstimmend die entsprechende Konstellation in 100 hpa am 10.01.2018. GFS sieht die Entwicklung wie folgt:

10.01.2018
[attachment=13844]

Zieldatum 12.01.2018:
[attachment=13846]

ECMWF berechnet für den 10.01.2018:
[attachment=13847]

Zieldatum 12.01.2018:
[attachment=13848]

Beide Modelle sind nahezu gleichlautend. Gegenüber meiner Berechnung ergeben sich Abweichungen, wie die Druckhöhe, die etwas geringer ausfallen wird (Differenz etwa -100 Meter, also etwas tieferer Druck) und die exakten Orte der beiden Druckzentren, die etwas abweichen. Auch ist nicht der östliche Wirbel der stärkere, sondern der westliche. Das wäre die taggenaue Betrachtung.

Einen Tag später allerdings findet sich der dominante Wirbel dann doch im östlichen Wirbel bei

GFS 13.01.2018:
[attachment=13849]

...und 2 Tage später bei ECMWF 14.01.2018:
[attachment=13850]

Die berechneten Positionen der beiden Wirbelzentren sind nahezu identisch mit meiner Modellprognose am 15. bei GFS:
[attachment=13851]

und am 16. bei ECMWF:
[attachment=13852]

An dieser Stelle muss ich nochmals anfügen, dass meine Berechnungen aus technischen Gründen am 12. Januar endeten und eine Berechnung bis zum 15./16. nicht möglich war. So wie es sich derzeit abzeichnet wird es einen vollzogenen Polarwirbelsplit als TST-Event vermutlich zum 14. Januar geben können. GFS rechnet die Wirbelteilung in 2 Dipole nicht bis in 30 hpa hinauf, während ECMWF den Impuls aus der untersten Stratosphäre auch bis mindestens 30 hpa hinauf berechnet, hier am 14.01.:

[attachment=13853]

und sogar noch höher bis in 20 hpa am 18.01.2018:
[attachment=13854]

In der oberen Stratosphäre ist erwartungsgemäß davon nichts zu erkennen. Der Impuls kommt auch eindeutig nicht von oben und wandert nach unten, denn auch am 12.01.2018 sieht man da oben in 10 hpa nichts, was die Wirbelteilung unten ausgelöst haben könnte:
[attachment=13855]

Nun lässt sich nicht abschließend klären, ob es tatsächlich bis hinauf auf 30 hpa eine vorübergehende Wirbelteilung geben wird. Bis zu 70 und 50 hpa erscheint das aber bereits sicher. Somit wird es in der unteren Stratosphäre mit 95% Wahrscheinlichkeit einen TST-Polarwirbelsplit geben zwischen dem 12. und dem 15. Januar 2018. Eine stärkere Wirkung auf das troposphärische Wetter wird ausgelöst, wenn das Signal auch die 30 hpa erreichen würde, da dann das Event etwas länger anhalten würde. Das bleibt also noch offen.

Geht es nach ECMWF, dann bleibt die Wirbelteilung auch über den 18. Januar hinaus erhalten. Für den 18. wird berechnet:

[attachment=13856]

GFS dagegen will die Wirbelteilung bereits am 17. schon beenden. Das wäre ein kurzes Intermezzo. Der Gleichklang der beiden Modelle für die untere Stratosphäre endet übrigens derzeit am 16. Januar. Danach geht es auseinander.

Bleibt noch der Abgleich mit der Troposphäre in 500 hpa, denn in meiner Prognosegrafik hatte ich ja auch eingezeichnet die troposphärischen Hochdruckgebiete (gelbe "H"), die ich für relevant betrachtete vor 26 Tagen. Für den Zieltag 12. Januar sehen die Modelle die Konstellation so:

GFS
[attachment=13857]

GEM
[attachment=13858]

ECMWF
[attachment=13859]

Da Kurzfrist finden sich kaum noch Abweichungen untereinander. Was fehlt zu meiner Prognose ist das eindeutige Hochdruckgebiet zwischen den beiden Wirbelkomplexen. Dieses Hochdruckgebiet sehen alle Modelle jedoch ausgewachsen am 17.01.2018:

GFS
[attachment=13860]

GEM
[attachment=13861]

ECMWF
[attachment=13862]

Nun sieht man aber auch schon wieder Abweichungen zwischen den Modellen...

Da es sich um eine 30-Tage-Forecast-Prognose handelt, kann ich kein Modell als Vergleich hinzu ziehen, da diese nur 10 Tage voraus rechnen (und veröffentlichen). Aber man kann die Prognosegüte meines Modells daran messen, welche Berechnung z.B. das führende Stratosphärenmodell ECMWF mit 240 h (10 Tage) Forecast vorlegen konnte. Das sah für den 12. 01.2018 so aus:

[attachment=13863]

Jetzt aktuell wird berechnet das hier:

[attachment=13848]

und ich hatte mit 720 h (30 Tage) Forecast berechnet das hier:

[attachment=13845]

Nun kann jeder für sich selbst beurteilen, wie gut oder schlecht die Langfristprognose abschneidet. Ich denke, damit ist im Moment alles gesagt von meiner Seite aus. Tongue

Danke für das Lesen und allen einen schönen Tag!
Und das heißt es wird Winter ???? 97 64

Score12

GSF rechnet nun zum wiederholtenmal das

[Bild: gfsnh-10-360.png?12http:]
Ist das denn richtig das die gelben Farben östlich sind?
Wow Wetterleuchte das ist ein ausgesprochen gutes Ergebnis für 30 Tage!!
Jetzt muss sich das was du da berechnet hattest nur noch mehrere male beweisen und wir können tatsächlich von einer sehr tollen zukunftsweisenden Methode sprechen. 

Danke für die interessanten Berichte!

lg
Ich frage mich immer wieder, wie kannst du das blos leisten, Wetterleuchte..
Das alles nur als Hobby betreiben, dieser immense Aufwand und jetzt noch die Investition
in leistungsfähige Rechnertechnik. Wahnsinn.
Und das Ergebnis gibt dir ja offensichtlich recht. Insbesondere GFS ist in den
letzten Wochen mächtig herumgerudert und den Eindruck vermittelt, mit dem
Winter wird es auch dieses Jahr nichts. Und nun wieder mehr als nur ein Hoffnungs-
schimmer. Ich bin ehrlich, ich hatte es nicht für möglich gehalten, dass deine
Prognose so zielgenau sitzt. Für mich war der Winter bereits ab Weihnachten abgeschrieben.
Nun freue ich mich umso mehr, wenn es nun doch noch klappen sollte.
Mach bitte weiter so, Wetterleuchte. Danke.

LG
(10.01.2018, 21:19)Robbi schrieb: Link ist nur fuer registrierte User sichtbar. registrieren oder login....Ich weiß nicht, wo ein Dipol endet und wo ein (TST-) Polarwirbelsplit beginnt. (@Wetterleuchte: Würdest du mir das erklären? Kriegst du noch ein zweites Sternchen bei die 1 für Fleiß und Mut Heart  ) ...

Hi Robbi und @alle,

habe wenig Zeit für das Forum. Aber eine rasche Antwort schon einmal auf die Frage was ist Dipol und wann beginnt ein Polarwirbelsplit passt noch. Dazu der Hinweis, wann der Beginn einer Polarwirbelteilung deklariert wird, ist meteorologisch überhaupt nicht definiert. Aber es gibt eine recht simple und leicht zu verifizierende Vorstellung, wann der Dipol endet und wann sich ein eigenständiger Wirbel ausgebildet hat. Dabei geht es um die Drucktiefe des Dipols, der sich zu einem Wirbel entwickeln will. Man nehme z.B. die 100 hpa und schaue sich die Drucktiefe des Dipols an. Gewöhnlich wird die Drucktiefe in Skalen von etwa 100 Meter angegeben. Hat sich der 2. Wirbelansatz (Dipol) nur unter 200 Meter vertieft, dann sprechen wir von einem Dipol. Über 200 Meter Vertiefung wird aus dem Dipol ein Wirbel, da durch die Drucktiefe der um das System routierende Wind zunimmt, was dazu führt, dass sich zwischen den beiden Wirbelkomplexen Druck durch Gegenströmung aufbaut und verstärkt. Das drückt die beiden Komplexe auseinander. Hier beginnt die Wirbelteilung.

Habe auch noch eine Erklärgrafik dazu:

[attachment=13945]

Nun kann man sich trefflich darüber streiten, ab welcher Druckhöhe denn nun wirklich von zwei eigenständigen Wirbeln gesprochen werden soll. Das überlasse ich aber jenen, die wissenschaftliche Abhandlungen als Beweise haben möchten - diese können sie nämlich dann selbst erstellen. Für mich (und auch kompetentere andere Leute als mich) gilt die hier genannte Faustregel jedenfalls.

Die Frage ist deshalb so gut, weil ECMWF z.B. mal zwei Wirbel berechnet hatte zum 12. Januar und nun für den 12. nicht mehr. Damit also mal einen Polarwirbelsplit und nun nicht mehr. Entschieden wird es bis morgen früh. Wink

So, jetzt muss ich weiterarbeiten. Oder besser erst mal eine Pause einlegen und etwas essen. Big Grin

Gruß in die Runde!
Guten Morgen in die Runde!

Ein Einwurf als Lebenszeichen und auch, um die Unsicherheiten im Forum bezüglich des kommenden oder doch nicht kommenden Winterwetters noch weiter zu erhöhen- oder eben nicht. Rolleyes

Es lässt sich schon noch einiges sagen, was über die Kurzfrist von 2-3 Tagen hinaus geht. Vorab ein kurzer Rückblick:

Oben im stratosphärischen Polarwirbel gab es am 12. Januar folgende Konstellation:

[attachment=14022]

Wir sehen zwei Dipole, von denen der östliche derjenige ist, der etwas stärker vertieft ist (L), wie ich es ja auch berechnet hatte. Der östliche Dipol erreichte aber (noch) nicht die Position, die ich am 13. Dezember 2017 für den 12. Januar 2018 errechnet hatte - er hätte etwas weiter über dem asiatischen Festland liegen sollen, etwas sibirischer in seiner Ausdehnung sozusagen. Das ist jedoch nicht entscheidend wichtig. Schon wichtiger ist die Differenz in der Drucktiefe, die gut 100 Meter differiert zu meinen Berechnungen. Deshalb wichtiger, da die Drucktiefe auch Ausdruck ist für die Stärke des Polarwirbels insgesamt und damit auch für die Stärke des Zonalwindes und die Temperaturentwicklung. Ein stärkerer Polarwirbel hat eine höhere Windgeschwindigkeit und ist weniger anfällig für Warmings. Entsprechend sind meine Berechnungen für (West-) Zonalwind geringer für die Temperatur höher als es die Realität darstellte. So hängen diese beiden Faktoren indirekt also zusammen und eine Fehlkalkulation bewirkt dann auch eine Abweichung in der Drucktiefe. Das mal zum besseren Verständnis dieser Zusammenhänge. Wird aber in den Berechnungen ein schwächerer Polarwirbel gerechnet, dann ist auch die Bewegungsdynamik eine andere - kleiner Unterschied, aber große Wirkung. In diesem Fall bedeutet das: die beiden Dipolpositionen können sich nicht rasch fixieren und benötigen mehr Zeit, um eine eigene Wirbelstruktur auszubilden.

Einen Polarwirbelsplit hat es am 12. Januar folglich nicht gegeben und auch nicht bis heute. ECMWF und GFS berechnen aber einheitlich seit mehreren Tagen den Polarwirbelsplit am 16.01.2018, also eine Konstellation mit zwei selbständigen Wirbelkomplexen (hier Drucktiefe beachten, wie im vorherigen Beitrag erklärt):

[attachment=14024]
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Wir sehen nun aber auch, dass sich der östliche Wirbel mit seiner Position leicht verschoben hat, genau dorthin wohin ich ihn für den 12. berechnet hatte. Zonalwind nimmt dabei ab und Temperatur steigt gegenüber den Werten vom 12. Januar. In diesen vier Tagen aber verändert sich bereits die Position des westlichen Wirbels: er wandert in östliche Richtung bis über Grönland/Island. Diese Position kann er nicht halten. Der westliche Wirbel wird weiter nach Osten wandern müssen während der östliche Wirbel dazu neigt sich bis weit nach Ostsibirien auszudehnen, so dass er mehr die Form einer Ellipse erhält mit grober Achsausrichtung Ostsibirien - Nordskandinavien.

Während der Phase, in der der grönländische Polarwirbel auf Europa zu wandert, werden wir in West- und Mitteleuropa aufgrund der sich mächtig verlagernden Luftmassen sturmreifes Vollwetter erleben müssen mit durchaus unwetterartigen Verhältnissen. Dabei fließen in hohen Luftschichten sehr kalte Luftmassen über den Atlantik zu uns, die weiter unten abgemildert bleiben, aber aufgrund der starken vertikalen Durchmischung auch zu Wintergewittern führen dürften und zu kräftigen Niederschlägen, die zunehmend in Starkschneefall übergehen können. Das betrifft nach und nach praktisch ganz Deutschland und wird auch im tiefsten Flachland für eine nasse Schneedecke reichen können. In den Mittelgebirgen und an und in den Alpen sind hohe Schneemengen möglich, aber auch Schneeverwehungen. Diese Phase wird vermutlich von Mitte nächster Woche an etwa 3 Tage anhalten können. Danach ergibt sich eine neue Ausgangsposition. Diese wird sich in der unteren Stratosphäre sehr wahrscheinlich wie folgt darstellen können:

[attachment=14027]

Was sehen wir hier?
Der zuvor grönländische Wirbel wanderte bis zu uns und wird seinen Kern über Skandinavien haben. Wir in Mitteleuropa wären in unmittelbarer Nähe dieses Dipols, was bedeutet, dass die Wirkung auf unser Wetter unmittelbar wäre, also direkt ohne Zeitverzug. Das wäre eine in der Tat sehr seltene Konstellation mit einem Dipol (mit L-Kennzeichen, also der stärker vertiefte). Ich habe einen Dipol direkt über uns bisher noch nie erlebt. Das wird eine spannende Geschichte werden, denn es dürfte wohl auch so kommen...
Wir sehen aber auch, dass sich noch ein dritter Dipol entwickelt hat über Kanada. Wir sprechen also von einer Tripol-Konstellation. Würde auch für Nordamerika eine unmittelbare Wetterfolge haben, also Kaltluftausbruch nach Süden - dann mehr im Westen der USA bis runter zum Golf von Mexico.

Tja, so schaut es aus. Die drängende Frage ist, was wird aus dieser Konstellation werden? Darüber sind sich die Modelle dann wieder völlig uneinig, müssen sie aber auch, da dieser Tripol eine ganze Lawine von Bewegungen auslöst und die lassen sich nicht mit dem Rechenschieber mal eben so berechnen.

Mein kleines Modell hat derzeit (läuft noch in der Erprobungsphase) folgende Entwicklung auf dem Schirm:

Der sibirische Dipol wandert wieder nach Westen auf uns zu. Unser Dipol löst sich auf und vereint sich mit dem sibirischen Wirbel. Der kanadische wandert rasch auf Grönland zu und vertieft sich dort etwas, während der sibirische zunächst schwächer bleibt. Dies führt dazu, dass sich die beiden Dipole annähern und vermutlich noch verbinden können zu einem geschlossenen Wirbelkomplex mit einem langgezogenen Kern von Westrussland bis Grönland/Kananda. Dieser ganze Vorgang aber würde den gesamten stratosphärischen Polarwirbel erheblich schwächen. Zum Monatsende Januar bis zum 10. Februar würde in der Folge ausgehend aus der Mesosphäre ein durchgreifender SSW beginnen und auf die obere Stratosphäre übergreifen. Weiter rechnet das Modell nicht.

Für unser Winterwetter schätze ich die Lage so ein: nach der stürmischen Umstellungsphase kommt ab 20. Januar eine Phase mit erbaulichem Winterwetter: Schnee bis in tiefste Lagen mit Schneedeckenchance über einen Tag hinaus, zunehmende Frostschärfe nachts und auch tagsüber bei Aufklaren. Das könnte eine Woche anhalten (ca. 27./28. Januar). Dann wird es schwierig, da es so ausschaut, als würde der Atlantik dann gegen eine Verlängerung wirken (Verlängerung nur 25% Wahrscheinlichkeit). Westwetter vom Atlantik genießt die höchste Wahrscheinlichkeit (40%). Eine zweite, etwas geringere Wahrscheinlichkeit (35%) liegt in einer hochdruckdominierten Phase bei uns mit einfließender Kaltluft aus Ost und Nordost. Und dann sind wir auch schon im Februar...

In Kurzschrift: 1 Woche Vollwetter, 1 Woche Winterwetter - dann eher mild als eisig.

An der letzten Aussage sollte noch geschraubt werden. Big Grin
So, ich hoffe, nun sind alle Klarheiten restlos beseitigt und man weiß noch weniger, wie es wird, als zuvor. Big Grin Confused

Schönen Sonntag allen!
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