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Normale Version: Wetterleuchte's Polarwirbelexpertisen 17/18 - Analysen, Aussichten, Expertisen
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Guten Morgen in die Runde!

Heute früh sind die gestrigen Berechnungen von ECMWF erschienen. Es bestätigt sich, was ich gestern im letzten Beitrag geschrieben habe, nur noch etwas weniger TST-Event, also genau genommen kein Polarwirbelsplit mehr sondern nur ein etwas kräftiger Dipol über Westrussland. Zum 11./12. dann zum Ende des 2. Wärmeschubs des laufenden SSW rechnet ECMWF nun mit einer Windumkehr zwischen 01 bis 10 hpa, aber noch nicht in 30 hpa. Das entspricht zunächst einem Minor Warming. Die Berechnungen enden am 12. Februar, so dass man den 3. und entscheidenden Wärmeschub noch nicht sehen kann bei ECMWF. Wir wissen ja, dass GFS weiter rechnet und auch veröffentlicht. Dort wird der Höhepunkt des 3. Wärmeschubs nun für den 17. Februar simuliert in 10 hpa. Meine Annahme, dass die Berechnungen sich noch nach hinten verschieben werden, was diesen Höhepunkt angeht, haben sich damit bewahrheitet bisher.

Tja, was soll ich noch sagen ohne gleich wieder in den Verruf zu gelangen, man wolle sich nur selbst loben oder sich in ein besonderes Licht stellen? Vielleicht nur: lest die Vorausschau und vergleicht selbst:

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Abgerechnet wird natürlich zum Schluss. Aber der Weg bis hin zum Abschluss ist das Entscheidende, denn einmal Abzweigen und das Ergebnis wird ein ganz anderes werden.


Übrigens: in dem komischen WZ-Forum wird schon völlig unsachgemäß von sogenannten Experten darüber philosophiert, dass dieses plötzliche Warming ohne jede Bedeutung für unser Wetter wird, da es noch Wochen dauern würde, bis die Auswirkung auf die Troposphäre getriggert würden, es eh nur das vorgezogene Final Warming darstellen würde, das den Polarwirbel auflösen würde und überhaupt die Stratosphäre für unser Wettergeschehen völlig überwertet werden würde... Was soll man dazu noch sagen, außer vielleicht ernüchternde Unkenntnis oder bestenfalls nur fahrlässige Fehlinformation, gepaart mit mal wieder recht üblen arroganten Auswüchsen. Es ist eine merkwürdige Form der Verweigerung gegen den Fortschritt des Wissens...


Ganz unabhängig von Foren oder sozialen Medien etc., habe ich in letzter Zeit aber auch den Eindruck gewonnen, dass es doch mehr üble Menschen auf der Welt gibt, als ich es mir einreden wollte. Vieles macht mich nachdenklich, manches erschrickt mich. Vielleicht ist der rasche Fortschritt des Wissens keine so gute Idee, vielleicht sollten wir besser innehalten und nur das annehmen, erfassen und genießen, was schon vorhanden ist. Vielleicht sollten wir mal stillstehen lernen. Vielleicht sollte ich mal stillstehen lernen...

Genug davon, das gehört hier nicht her. Es ist nur sachbezogener OT in einem völlig belanglosen OT-Thread über einen völlig belanglosen OT-Polarwirbel. Tongue

Ich wünsche Euch ein schönes Wochenende mit viel Grund zum Lachen und zur Freude! Smiley34
Kleiner Service noch, damit man die Unterschiede der Entwicklungen zwischen unten (100 hpa) und oben (10 hpa) nachvollziehen kann.
Beide Animationen laufen zeitgleich, so dass die Tage jeweils miteinander verglichen werden können:

               100 hpa                                                                                      10 hpa
[attachment=14760] [attachment=14761]


Was wir sehen können unten in 100 hpa:
die langgezogene Ellipse zwischen Grönland und Westrussland (siehe auch meine Ausführungen dazu in den Vorbeiträgen), dann der Dipol über Westrussland - der dann nach Sibirien gen Osten abwandert (gemäß Ablaufplan, siehe vorherige Beiträge).

Und oben in 10 hpa sehen wir zunächst das Ende des ersten Wärmeschubs (gemäß Ablaufplan am 06. beendet, siehe Beiträge zuvor), dann den zweiten Wärmeschub ab 09./10., der dann auch den Polarwirbel da oben in zwei Teile splitten lässt.

Da beide Animationen zeitlich parallel laufen, lässt sich gut erkennen, dass die Entwicklungen unten und oben nicht gleichlautend sind. Man beachte, wo sich der Dipol unten befindet - als oben noch der geschlossene Polarwirbel zu finden war- und wo sich oben dann am 12. der rechte Polarwirbel befindet und unten der Dipol an ganz anderer Stelle!

Das zeigt ganz deutlich, dass sich der Polarwirbelsplit oben aus der Stratosphäre entwickelt, abgekoppelt von der unteren Stratosphäre. Das entspricht dem Beginn eines SSW-Polarwirbelsplits. Die Vertiefung um den 08. herum in 100 hpa ist aus der Troposphäre getriggert und entspricht dann einem (schwachen) TST-Event, wobei es sich nicht zweifelsfrei schon um einen kurzlebigen Polarwirbelsplit handelt, da die Hürde wohl nur ganz knapp gerissen würde.

Natürlich sind das alles nur Simulationen. Es kann noch einige Veränderungen geben und durchaus auch - recht wahrscheinlich - zeitliche Verschiebungen um einige Tage.

Aber nehmen wir mal an, es wäre schon real und wir müssten uns nun entscheiden, wohin in der unteren Stratosphäre - und damit impulsgebend für die Troposphäre - der rechte Polarwirbel sich in den nachfolgenden 2-3 Tagen verorten würde. Schließlich ist es ja entscheidend, wo die beiden Wirbelkomplexe liegen werden, denn daraus entscheidet sich, ob wir auf eine warme oder kalte Seite gelangen können. Eine schöne Aufgabe, oder? Kann man diese Aufgabe denn überhaupt lösen und tatsächlich aus der 10 hpa-Stratosphärenkarte vom 12. Februar dann bereits den rechten Wirbelkern in 100 hpa bestimmen? Ja, man kann, wenn man weiß, wie die Abläufe vertikal in der Stratosphäre sind. Dazu muss man sich einen Wirbel bildlich vorstellen, oben der breite Wirbel, unten der schmalere Rüssel. Die Richtung des mittleren Rüsselteils wird oben durch den breiten Wirbelkomplex bestimmt. Unten trifft der nach unten wachsende Wirbel auf die dort vorhandenen Widerstände. Der größte Widerstand wäre in dem am falschen Ort platzierten Dipol über Ostasien zu sehen. Dieser zwingt den Wirbel in eine Richtungsänderung auf den Dipol in 100 hpa zu. Der Impuls oben ist aber stärker als der Impuls des Dipols unten. So wird sich hochgerechnet der nach unten wachsende Wirbel etwa im Bereich zwischen nördliche Ostsee/Westrussland bis Ural ansiedeln. Das wäre eine für unser Winterwetter nahezu optimale Position, viel besser ginge es nicht: nah dran, aber nicht zu nah, günstige Luftströmungen für Kältezufuhr aus Sibirien, Zentralarktis mit Optionen für ergiebige Schneefälle. Bei allem Überfluss würde diese Position zudem Vb-Lagen auslösen können, da ein SSW-Polarwirbelsplit sich sehr lange halten kann. Das alles käme ziemlich schnell und mit nur wenig Vorwarnzeit - es sei denn, man liest hier mit. Rolleyes

Okay, keine falschen Hoffnungen machen! Ist nur eine Simulation von ECMWF, nicht mehr! Träumen darf man trotzdem, wenn man mag. Wink

Ich hoffe, ich konnte etwas von der Faszination rüberbringen, die mich immer wieder erfasst.

Schönen Tag!
Mini-Update (das Wetter lockt):

ECMWF hat nun keinen Major SSW mehr im Programm bis zum 13. Februar - also den 2. Wärmeschub nun etwas abgeschwächt berechnet.
GFS hat den zweiten Schub nun auch etwas abgeschwächt und den dritten Schub zwischen 17. und 19. Februar berechnet.

So kommen wir bei beiden Modellen näher an meine Berechnungen für das SSW heran.

Die Frage des Polarwirbelsplits durch SSW bleibt weiter ungeklärt. Oben in den Etagen ist er bis zum 13./14. noch drin bei beiden Modellen, weiter unten schon nicht mehr. Also müssen wir abwarten.

Noch schnell die Ensemble-Berechnung für den 3. und entscheidenden SSW-Schub in 10 hpa von GFS aktuell:

[attachment=14810]

und der letzte Lauf obendrauf:
[attachment=14811]

Verdammte Axt, da könnte ich mit meinem kleinen neuen Modell ja tatsächlich noch einen Volltreffer landen. Das wäre doch ein schönes Abschlussgeschenk...

Tschüssi!
Hi allesamt!

Heute früh zeigt uns ECMEF wieder ein Major Warming - jetzt für den 15. Februar, ganz, ganz knapp könnte es reichen. Aber nicht mehr mit dem zweiten Wärmeschub. Der dritte Schub soll es bringen. Das entspricht ja auch meiner Einschätzung vom 29. Januar. Wenn das Ereignis dann noch um 2 Tage nach hinten geschoben würde, wäre es genau in meiner Vorausschau. Ist ja noch Zeit bis dahin. Cool

GFS ist forscher, was die Wärmeschübe angeht. Major Warming vielleicht schon am 14. nach GFS, aber noch nicht eindeutig, also nur knapp. Mit dem dritten Wärmeschub würde am 17./18. das Major Warming dann aber erreicht. Das entspricht dann meinen Berechnungen.

Die Geschichte mit dem Polarwirbelsplit aus dem SSW-Major Warming ist noch nicht geklärt. GFS zeigt aber schon die Ansätze dafür, die man anhand der Berechnungen für den 16. Februar schon ausmachen kann - wenn man weiß, wie die Dynamik in der Stratosphäre sich darstellt. Das will ich mal zu erklären versuchen. Zunächst einmal die Berechnung von GFS für die 100 hpa für den 16. Februar:

[attachment=14860]

Wir sehen zwei eigenständige Wirbel, die sich aus einem TST-Ereignis entwickelt haben (also noch nicht aus dem SSW entstanden!!). Oben links über Ostasien liegt der schwächere Wirbel, der mehr Dipolcharakter hat aufgrund seiner ungünstigen Achslage zum dominanten Polarwirbel über Nordamerika. Zwischen den beiden Wirbeln hat sich Hochdruck aufgewölbt, der zwar die Wirbel auch trennt, aber vornehmlich den asiatischen Wirbel in seiner östlichen Position fixiert. Dadurch kann der schwächere Wirbel nicht nach Westen wandern. Wir schauen uns mal die theoretischen Luftbewegungen an, die durch diese Konstellation ausgelöst würden:

[attachment=14861]

Wir sehen, dass die sibirische Kaltluft auf einen langen Weg geschickt würde - auf Skandinavien zu und Richtung Osteuropa. Die Warmen Luftmassen aus dem atlantischen Raum würden in die Arktis geleitet. Wir in Deutschland wären nah dran an der Kaltluft und auch nicht weit weg von der Warmluft. Insgesamt würde bei uns Hochdruck dominieren.

Doch bei dieser Lage der beiden Wirbel würde es nicht bleiben können, denn von oben wird über den dritten Wärmeschub des SSW fast gleichzeitig die Teilung des Polarwirbels in den oberen Etagen vollzogen. Dieser Impuls wird nach und nach in die unteren Etagen der Stratosphäre geleitet. Dadurch erfolgt nach und nach auch in den weiter unten liegenden Schichten eine Teilung des Polarwirbels. Durch die Lage des Polarwirbels in den oberen Schichten und dem Widerstand aus dem unten über Ostasien ("falsch") liegenden Polarwirbel wird sich in 100 hpa der von oben durchgreifende (östliche) Polarwirbel vermutlich wie folgt aufbauen:

[attachment=14862]

Es kommt erst kurz zum Tripol, dann schwächt sich der ostasiatische Wirbel ab und macht Platz für den neuen von oben getriggerten Wirbelkomplex, der sich dann weiter verstärken kann und vermutlich ab dem 21. Februar gegenüber dem amerikanischen Wirbel gefestigt haben wird. Dann erst wäre der Polarwirbelsplit abgeschlossen...

Nun könnte man wieder darüber nachdenken, wie dann die Luftbewegungen aussehen würden. Das überlasse ich jetzt Eurer Phantasie. Tongue

Natürlich kann es auch anders kommen, denn bis zum 21. ist es noch lange hin. Wink

Ach so, damit wir die anerkannten Wissenschaftler auch mal zu Wort kommen lassen: Dr. Judah Cohen geht fest davon aus, dass es absolut kein Major Warming geben wird. Link zum Blog-Beitrag auf Twitter: Link ist nur fuer registrierte User sichtbar. registrieren oder login.

Und Kurt Hansen meinte, es könnte sich bereits um das Final Warming handeln, was bedeutet, dass sich der Polarwirbel nach dem SSW nicht mehr erholen wird.

Spannende Story, oder? Mal schauen, wohin die Reise dann wirklich geht.

Ich denke als Übersicht und Update genügt das für heute. Schönen Tag allen!

Gruß!
(03.02.2018, 11:32)Wetterleuchte schrieb: Link ist nur fuer registrierte User sichtbar. registrieren oder login....Kann man diese Aufgabe denn überhaupt lösen und tatsächlich aus der 10 hpa-Stratosphärenkarte vom 12. Februar dann bereits den rechten Wirbelkern in 100 hpa bestimmen? Ja, man kann, wenn man weiß, wie die Abläufe vertikal in der Stratosphäre sind... So wird sich hochgerechnet der nach unten wachsende Wirbel etwa im Bereich zwischen nördliche Ostsee/Westrussland bis Ural ansiedeln. Das wäre eine für unser Winterwetter nahezu optimale Position, viel besser ginge es nicht: nah dran, aber nicht zu nah, günstige Luftströmungen für Kältezufuhr aus Sibirien, Zentralarktis mit Optionen für ergiebige Schneefälle...

Moin in die Runde der Wirbeltierchen! Big Grin

Tag für Tag nähern wir uns den Zieltagen für einen möglichen Major SSW und einen daraus resultierenden möglichen Polarwirbelsplit. Wie es "der Zufall" will, rechnen nun ECMWF und GFS die von oben nach unten durchwirkende Polarwirbelteilung tatsächlich so, wie ich es oben im Zitat schon in Worten beschrieben hatte oder gestern im Beitrag in eine Grafik von GFS visualisiert hatte:

[attachment=14912]

Ich zeige mal die neueste Berechnung von ECMWF, da beide Modelle sich in der Grundkonstellation weitgehend einig sind derzeit:

[attachment=14913]
...zwischen nördliche Ostsee/Westrussland bis Ural...

Tja, so könnte es kommen, wenn "der Zufall" bestehen bleibt. Tongue

Zum möglichen Major Warming:
Bei ECMWF bleibt es sehr knapp für die Kriterien für die 30 hpa. Die Kriterien für die 10 hpa werden gerissen. Das alles wird bis zum 16. gerechnet. Der dritte Wärmeschub ist dann gerade im oder nahe am Höhepunkt. Es bleibt also spannend.

Bei GFS wieder forschere SSW-Entwicklung, aber weiterhin nicht eindeutig. Der Höhepunkt für den dritten Wärmeschub wird nun stabiler zum 17./18. Februar gerechnet. Mit diesem 3. Schub könnten auch die härteren Kriterien für ein Major Warming erfüllt werden.

Das alles befindet sich ja noch in der Zukunft. Bisher gemessen wurde der erste Wärmeschub und aktuell wird ganz oben schon der 2. Schub sichtbar, der sich nun auch weiter nach unten fortpflanzen wird. Hier mal die 01 hpa-Temperaturkurve bis zum 05.02.2018:

[attachment=14914]

...dann in 10 hpa:

[attachment=14915]

... und die 30 hpa:

[attachment=14916]
Quelle der 3 Grafiken: Link ist nur fuer registrierte User sichtbar. registrieren oder login.

Gut zu erkennen, dass man in 30 hpa vom 2. Schub noch nichts sehen kann. Schnell lässt man sich dadurch täuschen und denkt, da kommt doch nix. Es dauert nur etwas, bis der Wärmeschub auch nach unten durchgereicht wird. In den nächsten Tagen sehen wir dann auch dort den Temperaturanstieg. Erst deutlich später werden wir dann den entscheidenden 3. Schub erkennen können, der dann - so meine Berechnungen vom 29. Januar - ab dem 17. Februar zu einem Major Warming führen könnte. Bisher spielt die Realität mit, mal sehen, wie lange das so weiterläuft... Rolleyes

PS: demnächst sollten sich auch in den 10-Tages-Modellen die Berechnungen mehren für einen massiven Transport der sibirischen Kaltluft auf Europa zu. Wir dürfen gespannt sein, was sich da entwickeln wird!

Schönen Tag allen, hier bei Sonne pur und -3 Grad. Ein tolles Wetterchen!
Hallo in die Runde!

Bei bestem Sonnenwetter und Minus 2 Grad sitze ich wieder am PC und versuche ein Update mit einfachen, verständlichen Worten zu formulieren, die möglichst jeder Leser verstehen kann, denn die Zusammenhänge sind kompliziert genug, um den roten Faden des Verstehens verlieren zu können. Frosty Sam hat ja den guten Vorschlag gemacht, verschiedene Abkürzungen, Fachausdrücke, Zusammenhänge etc. in einer Art Forumslexikon mit Erklärungen abzulegen. Der Haltbarkeit des roten Fadens würde das bestimmt dienen. Bis das in der Zukunft umgesetzt wurde, werden wir uns aber über die Zeit retten müssen und versuchen müssen, das, was beschrieben wurde, aus dem Zusammenhang zu verstehen. Man kann ja nachfragen, wenn etwas unklar geblieben ist und/oder schlecht beschrieben/erklärt wurde. Rolleyes

Zum Thema:

Nach relativem Gleichklang der letzten Tage gibt es jetzt zwischen den beiden großen Wettermodellen ECMWF und GFS erstmals eine gravierende Differenz in den Berechnungen für den stratosphärischen Polarwirbel. Darauf komme ich gleich zurück.

Beide rechnen nach wie vor die fortschreitende plötzliche Stratosphärenerwärmung (SSW) und beide kommen auch in den Berechnungen im Ergebnis zu einem jeweils knappen Major Warming. Wir befinden uns in der Phase des zweiten kräftigen Wärmeschubs, dessen Höhepunkt in etwa 3 Tagen berechnet wird. Fraglich bleibt, ob der 2. Schub bereits die Kriterien für ein Major Warming erfüllen kann. Meine Vermutung vom 29. Januar bleibt bestehen, die annimmt, dass erst der dritte Wärmeschub zu einem Major Warming führen kann.

Aus heutiger Sicht ist aber die Berechnung für einen Polarwirbelsplit (PWS), der aus dem SSW entstehen könnte, von besonderem Interesse. Dies deshalb, weil erstmals die beiden Modelle unterschiedlich berechnen. GFS ist nämlich von einem solchen PWS bis zum 19.02.2018 (letzter Berechnungstag) abgewichen, nachdem ein solcher in den vergangenen Berechnungen jeweils vorgesehen war. ECMWF dagegen berechnet weiterhin ein von oben nach unten propagierenden PWS, so dass am 18.02.2018 eine erste Vertiefung daraus in 100 hpa - der unteren Stratosphäre - erfolgen soll. Bei GFS soll es diese Entwicklung nun so nicht mehr geben. Dazu betrachten wir zunächst die Berechnungen der beiden Modelle für den 18. Februar in 100 hpa:

GFS
[attachment=14976]

ECMWF
[attachment=14977]

Das sieht auf den ersten Blick nicht nach großem Unterschied aus, ist es aber, da bei GFS anstelle eines Tiefdrucks ein Hochdruck simuliert wird. Und das hat große Auswirkungen, wenn wir uns anschauen, wie dann die Luftmassen bewegt werden würden. Das habe ich in die beiden Grafiken mit Bewegungspfeilen (rot = Warmluft, blau = Kaltluft) eingezeichnet:

GFS
[attachment=14978]

ECMWF
[attachment=14979]

Man kann nun leicht erkennen, dass beide Berechnungen dann doch deutliche Unterschiede verursachen würden, was den Transport der Luftmassen angeht und in der Folge auch der Entstehung der Großwetterlagen. Das sollte dann auch erklären, warum die beiden Modelle für die Troposphäre unterschiedliche Ergebnisse aufzeigen. Alles hängt ja mit allem zusammen und die Modelle rechnen immer auch die berechnete Stratosphärenentwicklung mit ein!

Das kann morgen schon wieder anders berechnet werden. Daher betrachte ich hier und jetzt nur die aktuelle Berechnung von ECMWF, um darzustellen, wo bei dem vom Modell berechneten möglichen PWS der östliche Wirbelkern liegen würde. Aufgrund der Bewegungsdynamik aus den oberen Etagen und den Widerständen aus der unteren Etage der Stratosphäre wird sich der östliche Polarwirbelkern ziemlich sicher an folgende Position legen:

[attachment=14981]

Diese Position dürfte am 21. Februar erreicht sein und damit wäre der Polarwirbelsplit aus dem SSW vermutlich bereits abgeschlossen. Es bleibt natürlich fraglich, ob es überhaupt noch zu dem durch den SSW ausgelösten PWS kommen wird, denn in der Simulation von ECMWF wäre es noch nur ein schwacher Dipol in 100 hpa. Daher ist es auch nur hypothetisch, wenn aus diesem Polarwirbelsplit mit der dargestellten Position des östlichen Wirbels die wahrscheinlichste Luftmassenbewegung interpretiert wird!

Ich mache es dennoch als Diskussionsgrundlage:
Für unser Wetter in Mitteleuropa würde sich eine Konstellation ergeben können, die dann etwa 3 Tage später - also am 24.02. - grob folgende Hochs (H) und Tiefs (T) verursachen dürfte:

[attachment=14982]

Anhand der Bewegungspfeile lassen sich die Luftmassenbewegungen erkennen. Wir wären nah dran an der Kaltluft, aber auch an der Warmluft vom Atlantik und auch vom Mittelmeer. Das ist aber lediglich eine Fortführung der aktuellsten Berechnung des ECMWF-Modells. Schon morgen kann das Makulatur sein. Exclamation

Dennoch habe ich mir erlaubt - trotz aller "könnte, sollte, wäre" - diese Möglichkeiten zur Diskussion zu stellen. Wer damit nicht umgehen kann oder will, sollte einfach in einen anderen Thread wechseln. Tongue

Schönen Tag allen! Ich gehe jetzt raus und genieße die Sonne und die frostige Luft!
Guten Abend,

nur kurz und bündig eine Zusammenfassung der heutigen Berechnungen von GFS und ECMWF:

ECMEF bleibt beim Major Warming (in 30 hpa nur knapp), bei GFS wäre es nur ein Minor Warming.

Beim Polarwirbelsplit sind sich beide Modelle einig, dass es in der oberen Stratosphäre zu einer deutlichen Wirbelteilung kommt durch das SSW-Event, die allerdings nur bis in 20/30 hpa nach unten durchwirkt. Darunter verliert sich der Impuls, so dass daraus kein Polarwirbelsplit in der unteren Stratosphäre (100 hpa) entstehen soll. Somit dann auch kein direkter Einfluss auf die Troposphäre durch einen durchgehenden Polarwirbelsplit.

Das nehmen wir mal als Zwischenergebnis aus den aktuellsten Berechnungen, die bis zum 19.02. bei ECMWF und bei GFS bis 20. Februar schauen.

Aufgrund der besseren Performance sollten die Berechnungen von ECMWF mit einem erfolgreichen Major Warming (derzeit für den 16-18. Februar berechnet durch den 3. Wärmeschub) etwas mehr Gewicht haben können. Aber wissen werden wir das erst hinterher.

Also weiter beobachten und analysieren. Das alles ist nach wie vor sehr unsicher.

Gruß!

PS: bin zu müde geworden, wir waren heute Schlittschuh laufen im Elbvorland. Sensationell schön war das!
Hi,

Zwischenstand:

beide Modelle GFS und ECMWF rechnen nun ein Major Warming, beide in 10 hpa sicher, in 30 hpa wird es eine knappe Kiste. Die Zielmarke in 30 hpa wird nach den Berechnungen bei ECMWF am 14./15. womöglich erreicht, bei GFS einen Tag später. Ursprünglich waren bereits für gestern und heute die Spitzen berechnet worden, das ist nun Geschichte. Es gibt nach wie vor den dritten Wärmeschub, der am 15. beginnt und am 17./18. seinen Höhepunkt haben soll. Derzeit läuft noch der 2. Wärmeschub in 10 und 30 hpa.

Im Moment haben wir zwischen 01 und 30 hpa den erwarteten Polarwirbelsplit aus dem SSW, der aber nicht bis in die untere Stratosphäre hinabreicht. Es ist also nur ein halber stratosphärischer Polarwirbelsplit, ich weiß nicht, wie so etwas zu definieren ist, da ich eine solche Konstellation im Archiv nicht finden konnte. Split ja, aber nur oben. Dafür haben wir in der unteren Stratosphäre nun den TST-Polarwirbelsplit - mit dem östlichen Wirbelkern an anderer Stelle (ganz im Osten von Asien) als oben durch das Warming (dort liegt der östliche Kern sehr, sehr viel weiter südwestlich). Die beiden finden auch nicht mehr zusammen, soviel dürfte sicher sein. Während sich oben in der Stratosphäre der östliche Wirbel abschwächt und über Europa zum Atlantik wandert, ist unten der östliche TST-Wirbelkern durch ein Hoch über Russland fixiert und wird nur langsam nach West wandern, wobei er sich zunehmend abschwächt in eine Dipolphase. Um den 23./24. Februar wird sich aus diesem Dipol aber ein neuer eigenständiger Wirbel ausbilden können, so dass sich eine erneute Wirbelsplit-Phase anschließen wird. Diese Wirbelteilung wird sich vermutlich in der Höhe der Stratosphäre nicht mehr durchsetzen können, da sich von oben her allmählich wieder eine Erholung des Polarwirbels einstellen dürfte. Der östliche Wirbel vertieft sich dabei in Höhe Westrussland, während sich der amerikanische Wirbel gleichzeitig abschwächt (später sogar so stark, dass sich die beiden Wirbel annähern und zu einem Komplex zusammenwachsen, dessen Kern schlussendlich weit im Osten liegen dürfte).

GFS berechnet dies für den 23.02.2018, was plausibel erscheint:

[attachment=15047]

Was würde das für unser Wetter bedeuten können? Meine Einschätzung dazu:
Die Lage der beiden Wirbelkerne wäre zum 23./24. Februar gleichzusetzen mit einer günstigen Ausgangskonstellation, um die troposphärischen Kaltluftmassen aus dem asiatischen Kontinent massiv Richtung Europa zu lenken. Die troposphärischen Großwetterlagen werden sich entsprechend umstellen und hier spielt dann auch die Zonalwindänderung maßgebend mit, was bedeutet, dass die Westwindzirkulation mindestens sehr stark abnimmt oder sogar zusammenbricht und sich auch in der Troposphäre für unseren Bereich eine kontinentale Ost-West-Zirkulation einstellen wird. Dies fördert den Aufbau von Hochdruck über Skandinavien bis Europa. Die genaue Lage des kräftigen Hochdruckgebietes bleibt abzuwarten. Im Ergebnis wird ziemlich sicher sehr kalte Höhenluft nach Europa geführt, die fast ebenso sicher bis nach Nordafrika gelangen wird. Über dem Mittelmeer sollte sich dadurch ausdauernder Tiefdruck aufbauen können, der das Umland mit entsprechenden Niederschlägen versorgen würde.

Für uns in Deutschland deutet sich jedenfalls (wenn das o.g. Szenario eintrifft) eine winterliche Zeit an, die länger anhalten kann- wir sollten (zunächst?) 10-14 Tage einplanen. Kontinentalluft ist gewöhnlich trocken, so dass bei Anströmung aus NO bis O kaum mit größeren Schneemengen zu rechnen ist. Schneefalloptionen bestehen aber, wenn bei zwischenzeitlichen N bis NW Anströmungen feuchtere Luftmassen aus dem Nordpolarmeer zu uns geführt werden. Auch aus der Ostsee sind Lake-Effekte nicht unwahrscheinlich, die bekanntermaßen bei günstigen Bedingungen regional durchaus höhere Schneedecken aufbauen können. Ferner ergeben sich Optionen für kräftigen Schneefall aus dem Mittelmeertief. Vom Atlantik sind keine Tiefdruckgebiete für unser Gebiet zu erwarten, auch wenn eine kleine Wahrscheinlichkeit besteht, dass sich mit sehr, sehr südlicher Zugbahn über den Atlantik auch noch ein Tiefdruckgebiet verirren könnte. Es würde bestenfalls den Mittelmeerraum tangieren können, wenn es nicht zuvor wieder auf den Atlantik zurückgetrieben werden wird, da sich die Zirkulation zunehmend umstellen wird.

Temperaturtechnisch wird bis zum Ende der 2. Dekade in Deutschland in etwa das langjährige Mittel ergeben, gegenüber 61-90 vielleicht eher noch leicht im Plus. Bis zum Monatsende wird sich aber ziemlich sicher doch noch eine negative Temperaturanomalie aufbauen können für den Gesamtfebruar. Deutlich negative Temperaturabweichungen sind dann aber für die erste Dekade im März zu erwarten. Wie stark die negative Abweichung sein wird, hängt maßgeblich auch davon ab, ob sich großflächig noch eine geschlossene Schneedecke aufbauen und erhalten kann. Wenn ja, dann sind auch sehr starke negative Abweichungen möglich, wenn nicht, wird es überschaubar.

Damit jeder Leser und jede Leserin daran denkt, dass dies nur eine Analyse ist, die sich auf Berechnungen von Modellen stützt, sollte auch klar sein, dass eine Prognose nur eine Prognose sein kann und keinen Anspruch hat, wahr zu werden. Ich darf mich auch irren!

Nun wäre es super, wenn im Wetterforum vielleicht auf dieses Thema näher eingegangen werden könnte mit Berechnungen für die Troposphäre, also die Wetterküche.

Wenn Fragen sind, dann nur raus damit. Noch bin ich ja ein paar Tage hier. Erst am 09. März geht mein Flieger.

Gruß in die Runde!

PS: heute sind diverse kleine Trupps Kraniche geflogen - alle in großer Höhe nach Südwesten. Ob das was bedeutet, weiß ich aber nicht. Tongue
Off topic:
Danke Wetterleuchte für dein Update.
Danke Wetterleuchte. Kai Zorn hat sowas ähnliches auch gesagt und die Wetterkarten betrachtet. Ich habe solche extremen Karten noch nicht gesehen, wenn das Anfang März tatsächlich eintrifft können wir uns wortwörtlich warm anziehen. Und nicht zu vergessen ist, dass es nur ein paar Läufe sind die so eine Wetterlage andeuten. Es ist selbst gemittelt so kalt.

PS:
Kai Zorn ist auch nicht sehr beliebt in den Wetterforums, jedoch hat er mit seiner Prognose Recht behalten, die er am Anfang des Winters getätigt hat. Er sagte nämlich, dass dieser Winter ein Sandwich-Winter wird. Dafür muss man ihn auch mal loben. Smile
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