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Normale Version: Diskussionen rund um den Polarwirbel 2019/20
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Da der Plarwirbel im Moment so stark ist, kann man daraus doch schlussfolgern, dass er sehr gesund ist. Ist dies im Umkehrschluss für die nördlicherern Breiten nicht hervorragend im Bezug auf die Packeisbildung? Immerhin müsste sich doch im Zentrum des Wirbels enorm kalte Luft sammeln.
(06.01.2020, 22:29)Mesozyklone schrieb: Link ist nur fuer registrierte User sichtbar. registrieren oder login.Da der Plarwirbel im Moment so stark ist, kann man daraus doch schlussfolgern, dass er sehr gesund ist. Ist dies im Umkehrschluss für die nördlicherern Breiten nicht hervorragend im Bezug auf die Packeisbildung? Immerhin müsste sich doch im Zentrum des Wirbels enorm kalte Luft sammeln.

Teile Deine Meinung.Da kommen natürlich als weiterer Aspekt auch die Windverhältnisse und die Meeresströmungen hinzu, damit sich großflächig das Meereis ausbreiten kann.
Aber es könnte auch die Wahrscheinlichkeit steigen, dass im Frühjahr die Niederschlägshäufigkeit wieder steigt. Und zwar durch den sich verstärkenden Kalt-Warm Gegensatz zwischen Polregion und unserer gemäßigten mitteleuropäischen Wetterzone. 
Die letzten Jahre waren ja bekanntlich sehr niederschlagsarm. Vielleicht eine Art Quasi Normalisierung der Niederschlagsentwicklung?
Man muss das Ganze weiter beobachten, auch unter dem Aspekt, dass der Polarwirbel die nächsten Wochen wahrscheinlich stärker zu zu mäandrieren beginnt, und die "Gefahr" bzw. die erfreuliche Wahrscheinlichkeit 05 je nach dem, wie man dazu steht... deutlicher Kaltluftausbrüche deutlich zunehmen könnte.
In den Regionen, in denen bereits jetzt die Flora und evtl. auch Fauna sich in einem fortgeschrittenen Stadium befindet. wäre eine solche Entwicklung natürlich alles andere als positiv.
Grüßt Euch!

Ein Silberstreif am stratosphärischen Horizont oder ist es nur eine Fata Morgana?
Zumindest bei dem US-Rechner GFS deutet sich eine Destabilisierung des Wirbels in der untersten Stratosphäre an.

Das sieht dann in 10 Tagen (Vorsicht sehr weit weg!) berechnet so aus:

[attachment=27906]

Wenn man sich die bis dahin berechnete Dynamik zu eigen macht, dann sollte sich die Geschichte so entwickeln können:

[attachment=27907]

Bedeutet: eine Wirbelteilung könnte entstehen mit einem Wirbel über Russland und einem über Kanada. Wo der amerikanische wäre, ist nicht ganz schlüssig, eher weiter westlich als östlich, wenn das Aleutenhoch stark genug bleibt. Zwischen den Wirbeln läge Hochdruck, der vom Azorenhoch und Aleutenhoch befeuert würde. Was bedeutet das dann für uns in Mitteleuropa? Je weiter nach Osten mehr Winterwetter als westlich. Mit Pech nur Pseudowinter bei uns, mit Glück aber auch Frostwinter, dann aber wohl vielerorts mit nur wenig Schnee. Ich glaube nicht, dass eine solche "kleine" Wirbelteilung lange Bestand haben kann, da weiter oben in der Stratosphäre von einem maßgeblichen Warming nichts zu erkennen ist. Man nimmt, was man kriegt, so ist es dann eben.

Tja, wenn es keinen Wirbelsplit gibt, nur mal kurz Dipole, dann wird sich der Polarwirbel rasch wieder zentral einfinden und weiter verstärken. Daher ist der Blick auf die dann möglichen Schneedeckengrenzen mal wieder interessant. Vor einiger Zeit hatte ich ja mal so einen Gedanken schon in Grafiken hineingepinselt. Das sah mal so aus für den 04. Dezember 2019:

[attachment=27908]
Der blaue Kreis bildet die theoretische südlichste Schneedeckengrenze ab für den Termin.

Heute entspricht das diesem Bild:
[attachment=27909]

und in 10 Tagen theoretisch diesem Bild:
[attachment=27910]

Die Grenzen sind gerade in Mitteleuropa immer am hin und her wabern. Das entspricht ja auch der Realität, auch in anderen Jahren. An und für sich sehen die Anzeichen dann also für die Zeit um den 20. Januar nicht mal schlecht aus. Die Hoffnung kann also wieder genährt werden, für ein kurzes oder auch längeres Winter-Intermezzo. Für eine lange Geschichte bräuchte es bestimmt noch andere Konditionen. Wer weiß, vielleicht ist das sogar im nachhinein betrachtet der Beginn des Wintermärchens...

Meinen Gruß!
Hallo Heinrich,
die angedeutete Wirbelteilung ist mir heute morgen auch in den Karten aufgefallen. Im Dezember gab es im UGKB auch mal so ein Szenario jedoch viel schwächer und wurde zum Schluss auch wieder rausgerechnet.
Dieses sieht jedoch stärker aus und ist immer noch in den aktuellen Karten zu sehen. Ich denke, daß könnte der Schlüssel sein, um den Daueroktober mal zu unterbrechen.
Ich rechne nicht mit nem Winterwunder, aber vielleicht erleben wir mal wieder Tmax <= 5°C. GFS meint Nordwest bis Nord, EZ auch aber mit dominierendem Tief Mal schauen, wenn es denn so kommt, wo das Hoch liegen wird. Bei solchen Wetterlagen hat Bayern und Erzgebirge immer gute Chancen auf Schnee.

Ich werde hier in der Magdeburger Gegend davon wohl kaum was mitkriegen, aber mir ist alles lieber als das aktuelle Frühlingswetter.
Vielleicht haben wir ja nochmal dasgleiche wie 2018 und der Februar/März packt nochmal nen SKandihoch aus.

Abwechslung tut auf jeden Fall gut.

VG
So ab 500m, ist ab dem 18.1.2020 vlt richtiges Winterwetter möglich.
Darunter bleibt es wahrscheinlich bei nasskalten Werten.Für den Flachlandwinter ist die Höhentemperatur einfach zu niedrig.
(09.01.2020, 20:05)WetterHahn schrieb: Link ist nur fuer registrierte User sichtbar. registrieren oder login.So ab 500m, ist ab dem 18.1.2019 vlt richtiges Winterwetter möglich.
Darunter bleibt es wahrscheinlich bei Nasskalt.Für den Flachlandwinter ist die Höhentemperatur einfach zu niedrig.

Vor allem ist die Vorgeschichte maximal schlecht für eine sich bildende Schneedecke.  Aber ich geb den Februar noch nicht auf
Grüßt Euch!

Schon vor einiger Zeit habe ich viel Lektüre über Deplacements gelesen, auch wie sie entstehen können.

Kurz vorweg:
als "Deplacement" bezeichnet man eine Situation, in der der stratosphärische Polarwirbel sich von seinem angestammten Platz entfernt hat und sich auf eine Seite der Nordhalbkugel hin verlagert hat. Dabei bleibt er geschlossen und teilt sich nicht.

Ausgelöst wird so ein Deplacement immer durch eine stratosphärische Erwärmung, die sich als gute Voraussetzung dazu in 30 hpa zeigen sollte, denn erst ab dieser Höhe gibt es eine nachgewiesene Beeinflussung bis in die Troposphäre herunter. Man kann es sich etwa so vorstellen: die entstandene Wärme in 30 hpa erzeugt einen höheren atmosphärischen Druck als in der kälteren Umgebung, es entsteht also Hochdruck. Dieser Hochdruck wandert üblicherweise entgegen dem Uhrzeigersinn um den Polarwirbel herum, wobei die Wärme mitgeführt wird. Nach einiger Zeit liegt dadurch das Wärme-Hochdruckgebiet an einer anderer Stelle auf der Nordhalbkugel. Dieser Hochdruck drückt gegen den Polarwirbel, so dass dieser seine Position allmählich verlagern muss, wenn der Hochdruck stark genug ist. Das kann dann zum Deplacement führen. Soweit die Theorie.

Da sich in den Modellen gerade Entwicklungen oben in der Stratosphäre zeigen, die ein solches Szenario zumindest ermöglichen könnten, können wir es uns mit etwas praktischer Theorie mal näher anschauen. Wir beginnen in der Stratosphäre in 30 hpa und da zeigt sich berechnet folgende Ausgangslage:

[attachment=27938]

Nun habe ich mir gedacht, die weitere Entwicklung sollte wahrscheinlich so ablaufen, wie unten in der nächsten Grafik gezeigt, und mit ganz guter Chance in einem Deplacement des stratosphärischen Polarwirbels enden können:

[attachment=27939]

Orange ist der durch Wärme erzeugte Hochdruck, der entgegen dem Uhrzeigersinn wandert und dann Kanada/USA erreichen sollte. Der Polarwirbel (noch als Dipolvariante) würde sich dann verlagern müssen (schwarze Pfeile) und als "deplazierter" Polarwirbel von Sibirien bis Mitteleuropa in einer Längsachse verschieben. Wir lägen dann auf der kalten Seite und dürften uns auf einen winterlichen Abschnitt freuen.

Das können wir uns folglich auch mal anschauen in der Troposphäre, hier in 500 hpa, etwa zum gleichen Zeitpunkt wie oben in der Stratosphäre in 30 hpa, wieder als Ausgangslage:

[attachment=27940]

Sollte das Deplacement kommen, dann sollte es etwa so ablaufen:

[attachment=27941]

Man sieht, wie ähnlich die Geschichte ist oben zu 30 hpa. Gerade diese mögliche Übereinstimmung zwischen 30 und 500 hpa ist ein gutes Indiz dafür, dass es tatsächlich ein Deplacement geben könnte. Dies habe ich so mehrfach aus der Literatur entnommen, was dann im Rückschluss bedeutet, dass die Entwicklung unten durch die Entwicklung oben angestoßen wurde, denn ansonsten finden sich solche Übereinstimmung fast nie. Dieser Umstand hat mich heute für diesen Beitrag animiert, es passt gerade. Vielleicht morgen schon nicht mehr, ist ja alles nur berechneter Modelkram.

Nun könnte man meinen, wenn das so kommt, wie angedacht, dann kommt sicher der Winter zu uns. Doch leider ist das überhaupt nicht sicher, denn damit wirklich längeres Winterwetter bei uns anlanden könnte, müsste unbedingt das Azorenhoch nach Norden ausgreifen. Und das ist leider mehr als fraglich, denn viel Kälte liegt über Grönland und die will irgendwo hin. Drückt sie nach Süden auf den Atlantik, was recht wahrscheinlich ist, dann kann sich dort kein Hochdruck entwickeln. Es würde dann etwa so aussehen: die Kälte facht den Tiefdruck auf dem Atlantik an:

[attachment=27942]

Dann kann sich kein Deplacement mehr einstellen, bei dem wir in Mitteleuropa echtes Winterwetter für längere Zeit absahnen könnten. Es liegt also mal wieder daran, ob sich das Azorenhoch nach Norden aufsteilen kann und diese Position dann auch halten könnte. Wenn doch, dann halleluja, denn dann gibt es nicht nur Kälte, sondern vor allem auch viel Schnee und zwar für alle!

Okay, ein Silberstreif mehr oder eine weitere Fata Morgana. Man kann es ja beobachten, vielleicht ist da ja etwas dran.
Meinen Gruß!
Danke dir Heinrich, für das Update! Smile 

Lassen wir uns überraschen..ändern, können wir es eh nicht.

LG

Country
Kurzer Zwischenruf:
aktuell rechnen die Modelle ganz gut in die Richtung eines Deplacements, der bis in die Troposphäre wirken würde. Immerhin war es keine einmalige Modellfliege.

Ach so, diese Seite hier...
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...scheint hier abzuschreiben oder kommt etwas zeitversetzt in der Veröffentlichung zu sehr ähnlichen Aussagen für die Troposphäre. Man verwendet aber nicht den Ausdruck Deplacement, umschreibt es nur, dafür wagt man den Ausdruck "Arctic Outbreak" nach Mitteleuropa.

Na gut, von mir aus nehme ich auch so einen Artic Outbreak, obwohl es irgendwie nach mehr klingt als es hier an Wirkung bei uns zeigen könnte. Richtig kalt wäre das aus der Anströmung eigentlich nicht, aber kalt genug natürlich. Mal abwarten was aus diesem Outbreak übrig bleibt in der Realität. Eine nasse Schneedecke im Tiefland für ein paar Tage wären wohl drin. Die Winterreifen müssen auch mal Schnee unter das Gummi kriegen, sonst werden sie noch ganz porös.

Meinen Gruß!
Grüßt Euch!

Die 10-Tagesmodelle kommen nun in die Zeitphase, in der man die Umstellung in der Stratosphäre zu einem möglichen Deplacement (siehe vorherige Beiträge) sehen müsste. Und tatsächlich werden solche Anzeichen auch berechnet, wie man an den nachfolgenden Grafiken von GFS sehen kann. Auch wird deutlich, dass der Impuls aus der 30 hpa-Höhe nach unten wirkt mit etwas Zeitverzug, je weiter unten in der Stratosphäre. Die Beispiele können das deutlich machen:

30 hpa für den 22. Januar:
[attachment=27991]

30 hpa für den 24. Januar:
[attachment=27992]

Die Verschiebung des Polarwirbels ist eindeutig.

Nun in 50 hpa für den 22. Januar:
[attachment=27993]

50 hpa für den 24. Januar:
[attachment=27994]

Auch eine gut erkennbare Verschiebung.

Weiter unten in 100 hpa sieht man es auch schon, aber noch mit angezogener Handbremse.
100 hpa für den 22. Januar:
[attachment=27995]

100 hpa für den 24. Januar:
[attachment=27996]

Als Zwischenergebnis: nach Modellberechnung von GFS deutet sich tatsächlich die Entwicklung zum Deplacement an. Das ist für Winterfreunde jedenfalls schon mal eine gute Nachricht, denn durch so eine Polarwirbelverschiebung in der Stratosphäre (von oben ausgelöst) wird auch die Troposphäre angestoßen und der Hauptwirbel müsste sich hin zu einer Achse Russland-Mitteleuropa verschieben, was bei uns dann Winterwetter bedeuten dürfte. Wo genau dann der troposphärische Wirbel an seiner Südspitze zum liegen kommt, ist allerdings fraglich. Mit einem aufsteilenden Atlantikhoch (Azoren-Grönland) würde die Südspitze zeitweise bis sehr weit in den Süden ragen können (Mittelmeer, vielleicht sogar bis Nordafrika). Ohne dieses Atlantikhoch dürfte die Südspitze an den Alpen enden und wir wären in einer nasskalten Wetterlage, die auch Schnee bringen würde, aber wenig Kälte.

Zum Zeitfenster, wann das Deplacement uns mit der Südspitze erreichen könnte, kann ich auch nur spekulieren. Könnte so zwischen 25. und 30. Januar sein. Ich kann die Dynamik aber nicht wirklich gut abschätzen, da fehlt es mir an Erfahrung und auch Hintergrundwissen. Es könnte auch sein, dass die Modelle sich völlig verrechnen und umschwenken in ein anderes Szenario. Ab und zu war schon in den Modellen eine recht ausgeprägte troposphärische Wirbelteilung als Berechnung zu sehen, wir sind dann immer auf die warme Seite gerutscht. Wurde aber jeweils wieder verworfen. Ich denke nach wie vor, dass sich so ein Deplacement einstellen wird.

Sollte das dann wirklich so kommen und sich ein Deplacement in 30 hpa einstellen, dann bedeutet das eigentlich auch, dass es weiter oben entweder parallel oder direkt nachfolgend eine neue rasche Erwärmung ganz oben in der Stratosphäre geben müsste. Das hatte ich in der Fachliteratur gelesen als kausale Folgeerscheinung. Zumindest würde das dann den ganzen Polarwirbel destabilisieren können. Wäre doch auch mal eine interessante Entwicklung, oder?

Meinen Gruß!
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