Grüßt Euch!
Schon vor einiger Zeit habe ich viel Lektüre über Deplacements gelesen, auch wie sie entstehen können.
Kurz vorweg:
als "Deplacement" bezeichnet man eine Situation, in der der stratosphärische Polarwirbel sich von seinem angestammten Platz entfernt hat und sich auf eine Seite der Nordhalbkugel hin verlagert hat. Dabei bleibt er geschlossen und teilt sich nicht.
Ausgelöst wird so ein Deplacement immer durch eine stratosphärische Erwärmung, die sich als gute Voraussetzung dazu in 30 hpa zeigen sollte, denn erst ab dieser Höhe gibt es eine nachgewiesene Beeinflussung bis in die Troposphäre herunter. Man kann es sich etwa so vorstellen: die entstandene Wärme in 30 hpa erzeugt einen höheren atmosphärischen Druck als in der kälteren Umgebung, es entsteht also Hochdruck. Dieser Hochdruck wandert üblicherweise entgegen dem Uhrzeigersinn um den Polarwirbel herum, wobei die Wärme mitgeführt wird. Nach einiger Zeit liegt dadurch das Wärme-Hochdruckgebiet an einer anderer Stelle auf der Nordhalbkugel. Dieser Hochdruck drückt gegen den Polarwirbel, so dass dieser seine Position allmählich verlagern muss, wenn der Hochdruck stark genug ist. Das kann dann zum Deplacement führen. Soweit die Theorie.
Da sich in den Modellen gerade Entwicklungen oben in der Stratosphäre zeigen, die ein solches Szenario zumindest ermöglichen könnten, können wir es uns mit etwas praktischer Theorie mal näher anschauen. Wir beginnen in der Stratosphäre in 30 hpa und da zeigt sich berechnet folgende Ausgangslage:
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Nun habe ich mir gedacht, die weitere Entwicklung sollte wahrscheinlich so ablaufen, wie unten in der nächsten Grafik gezeigt, und mit ganz guter Chance in einem Deplacement des stratosphärischen Polarwirbels enden können:
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Orange ist der durch Wärme erzeugte Hochdruck, der entgegen dem Uhrzeigersinn wandert und dann Kanada/USA erreichen sollte. Der Polarwirbel (noch als Dipolvariante) würde sich dann verlagern müssen (schwarze Pfeile) und als "deplazierter" Polarwirbel von Sibirien bis Mitteleuropa in einer Längsachse verschieben. Wir lägen dann auf der kalten Seite und dürften uns auf einen winterlichen Abschnitt freuen.
Das können wir uns folglich auch mal anschauen in der Troposphäre, hier in 500 hpa, etwa zum gleichen Zeitpunkt wie oben in der Stratosphäre in 30 hpa, wieder als Ausgangslage:
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Sollte das Deplacement kommen, dann sollte es etwa so ablaufen:
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Man sieht, wie ähnlich die Geschichte ist oben zu 30 hpa. Gerade diese mögliche Übereinstimmung zwischen 30 und 500 hpa ist ein gutes Indiz dafür, dass es tatsächlich ein Deplacement geben könnte. Dies habe ich so mehrfach aus der Literatur entnommen, was dann im Rückschluss bedeutet, dass die Entwicklung unten durch die Entwicklung oben angestoßen wurde, denn ansonsten finden sich solche Übereinstimmung fast nie. Dieser Umstand hat mich heute für diesen Beitrag animiert, es passt gerade. Vielleicht morgen schon nicht mehr, ist ja alles nur berechneter Modelkram.
Nun könnte man meinen, wenn das so kommt, wie angedacht, dann kommt sicher der Winter zu uns. Doch leider ist das überhaupt nicht sicher, denn damit wirklich längeres Winterwetter bei uns anlanden könnte, müsste unbedingt das Azorenhoch nach Norden ausgreifen. Und das ist leider mehr als fraglich, denn viel Kälte liegt über Grönland und die will irgendwo hin. Drückt sie nach Süden auf den Atlantik, was recht wahrscheinlich ist, dann kann sich dort kein Hochdruck entwickeln. Es würde dann etwa so aussehen: die Kälte facht den Tiefdruck auf dem Atlantik an:
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Dann kann sich kein Deplacement mehr einstellen, bei dem wir in Mitteleuropa echtes Winterwetter für längere Zeit absahnen könnten. Es liegt also mal wieder daran, ob sich das Azorenhoch nach Norden aufsteilen kann und diese Position dann auch halten könnte. Wenn doch, dann halleluja, denn dann gibt es nicht nur Kälte, sondern vor allem auch viel Schnee und zwar für alle!
Okay, ein Silberstreif mehr oder eine weitere Fata Morgana. Man kann es ja beobachten, vielleicht ist da ja etwas dran.
Meinen Gruß!