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Normale Version: Diskussionen rund um den Polarwirbel 2019/20
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Grüßt Euch!

Derzeit ist der untere stratosphärische Polarwirbel geschwächt und hat drei Dipole ausgebildet. Einer davon liegt über Europa und verschafft uns etwas Vorwinter (in den höheren Lagen) und normale Temperaturen für die Jahreszeit. Geht es nach GFS, dann soll sich der Polarwirbel jedoch in den nächsten Tagen erholen und würde in 10 Tagen als nahezu störungsfreier, geschlossener Wirbel daherkommen. Von ganz oben bis ganz runter in der Stratosphäre würde sich das Bild eines kerngesunden, sehr gut vertieften Polarwirbels darstellen. Ich finde, das ist auch mal eine Meldung wert.

Die berechneten Werte für den 24. November von GFS
ganz oben bei 01 hpa:
[attachment=26434]

ganz unten bei 100 hpa:
[attachment=26433]

Was bedeutet es denn eigentlich, wenn sich der stratosphärische Polarwirbel so gesund darstellen wird, wie berechnet? Ich habe mal nachgelesen und fand folgendes heraus:

Je stärker der Polarwirbel sich vertiefen konnte, umso geschlossener stellt er sich dar. Es gibt dann kaum Mäander und die Kälte bleibt fest eingeschlossen im Kern des Wirbels. In der Interaktion zum troposphärischen Polarwirbel bedeutet ein gut entwickelter, gut vertiefter und geschlossener stratosphärischer Polarwirbel, dass sich auch in der oberen Troposphäre eine ruhige Phase einstellen wird, was dann bedeutet, wenige oder keine Kaltluftausbrüche, die weit nach Süden führen. Blockinglagen werden dadurch minimiert und die Stärke des Jetstreams sollte zunehmen, da die Temperaturdifferenzen zwischen Nord und Süd zunehmen müssten. Ganz ohne Störungen wird sich aber der troposphärische Polarwirbel nicht zeigen, da allein durch die Orographie Störfaktoren gegeben sind. So würde sich nach und nach die Kaltluft auch in die mittleren Breiten ausdehnen können, insgesamt überwiegend bei winterlichem Westwind und positiver AO.

Zurück auf Anfang. Was könnte das denn bedeuten? Sollte sich dann entsprechend die Kaltluft in der Troposphäre zentral in der Arktis, Sibirien und Nordkanada festsetzen? Würde das nicht bedeuten, dass sich die noch offenen Ozeanflächen in der Arktis in Kürze mit Meereis schließen müssten? Und würde das nicht sogar bedeuten können, dass sich das Meereis bei Grönland im Südosten ausdehnen müsste und bei anhaltend geschlossenem Polarwirbel in der Stratosphäre und Troposphäre sogar Island erreichen könnte? Das klingt bestimmt etwas phantastisch, übertrieben oder weit hergeholt, aber vielleicht ist das nicht mal so abwegig. Der Hintergrund, warum ich überhaupt auf so eine Idee gekommen bin, liegt an einer Aussage von KlimaAutist aus 2010. Der meinte nämlich, dass sich in Folge einer Abschwächung des Golfstroms auch der Nordatlantikstrom in seiner Stärke und Reichweite verändern würde. Seiner Schlussfolgerung nach würde es im Laufe der Jahre dazu führen, dass sich das Meereis der Arktis auch nach Süden, sogar bis hin nach Island ausdehnen würde. Eine Verlagerung der Meereisflächen nach Europa hin haben wir im Oktober/November ja schon verzeichnet. Kommt nun auch erstmals wieder eine Ausdehnung Richtung Süden? Ich könnte mir vorstellen, dass die Kombination "kräftiger Polarwirbel" und "schwächerer Nordatlantikstrom" so eine Entwicklung womöglich fördern könnte. Leider habe ich keine Unterlagen gefunden, die eine geschlossene Meereisfläche zwischen Grönland und Island aus der Vergangenheit zeigen würde. Kennt jemand etwas dazu?

Doch nun wieder weg von den Spekulationen, was das Meereis angeht. Sollte sich der Polarwirbel wirklich so kräftig vertiefen und geschlossen sein, dann sollten wir wohl über kurz oder lang in die klassische Winter-Westwindwetterlagen kommen. Nasskalt und normal temperiert, in den Hochlagen Schnee, im Tiefland mehr Wind, Schauer, Nebel, kurz: Grippewetter.

Bleibt noch zu erwähnen, dass sich das Ural-Hochdruckgebiet zu einem anhaltenden Hochdruck zu entwickeln scheint. Aus diesem Hochdruck heraus (mit einigen anderen Kombinationen) könnte sich über die Aussendung vertikaler Schwerewellen in die Stratosphäre absehbar ein stratosphärisches Warming entwickeln, was dann den Polarwirbel mindestens schwächen würde, vielleicht sogar mehr.

Meinen Gruß!
Apropos Grippewetter: Bin schon krank geworden in der Kur, muss schon Antibiotika nehmen. Hatte heute Nacht schon Temperatur.  Und zum Winter 2019/20. Ich habe seit Anfang April 2019 keine Hoffnung auf gescheiten Winter, siehe in meinem Thread bei "persönliche Statistik" Mildwintervorbereiter März 2019, jetzt kam fast jedes Jahr das Jahr nicht ohne Mildwintervorbereiter aus und das sieht unabhängig von meiner Statistik auch der Nachtkerzenleser Hasslinger Sepp, dass die Winter schneearm oder schneelos sind oder erst sehr spät anfangen, wenn schon Frühling ist und das fast jedes Jahr seit 2013.
Einzige Chance aus dem Dilema: QBO Ost + Polarwirbelsplitt und wir auf der kalten Seite. Aber sind halt nur Chancen mehr nicht....ob die genutzt werden ist die andere Frage.
(14.11.2019, 12:23)Heinrich schrieb: Link ist nur fuer registrierte User sichtbar. registrieren oder login.Bleibt noch zu erwähnen, dass sich das Ural-Hochdruckgebiet zu einem anhaltenden Hochdruck zu entwickeln scheint. Aus diesem Hochdruck heraus (mit einigen anderen Kombinationen) könnte sich über die Aussendung vertikaler Schwerewellen in die Stratosphäre absehbar ein stratosphärisches Warming entwickeln, was dann den Polarwirbel mindestens schwächen würde, vielleicht sogar mehr.

Meinen Gruß!

GFS berechnet schon seit einigen Läufen ein erstes stärkeres Warming:

[Bild: GFSOPNH18_384_42.png]


Sollte man beobachten und schauen, was draus wird.

VG
(14.11.2019, 12:23)Heinrich schrieb: Link ist nur fuer registrierte User sichtbar. registrieren oder login.Was bedeutet es denn eigentlich, wenn sich der stratosphärische Polarwirbel so gesund darstellen wird, wie berechnet? Ich habe mal nachgelesen und fand folgendes heraus:

Je stärker der Polarwirbel sich vertiefen konnte, umso geschlossener stellt er sich dar. Es gibt dann kaum Mäander und die Kälte bleibt fest eingeschlossen im Kern des Wirbels. In der Interaktion zum troposphärischen Polarwirbel bedeutet ein gut entwickelter, gut vertiefter und geschlossener stratosphärischer Polarwirbel, dass sich auch in der oberen Troposphäre eine ruhige Phase einstellen wird, was dann bedeutet, wenige oder keine Kaltluftausbrüche, die weit nach Süden führen. Blockinglagen werden dadurch minimiert und die Stärke des Jetstreams sollte zunehmen, da die Temperaturdifferenzen zwischen Nord und Süd zunehmen müssten. Ganz ohne Störungen wird sich aber der troposphärische Polarwirbel nicht zeigen, da allein durch die Orographie Störfaktoren gegeben sind. So würde sich nach und nach die Kaltluft auch in die mittleren Breiten ausdehnen können, insgesamt überwiegend bei winterlichem Westwind und positiver AO...

Bleibt noch zu erwähnen, dass sich das Ural-Hochdruckgebiet zu einem anhaltenden Hochdruck zu entwickeln scheint. Aus diesem Hochdruck heraus (mit einigen anderen Kombinationen) könnte sich über die Aussendung vertikaler Schwerewellen in die Stratosphäre absehbar ein stratosphärisches Warming entwickeln, was dann den Polarwirbel mindestens schwächen würde, vielleicht sogar mehr.

Grüßt Euch!

In den Kontext des oben zitierten Beitrags passt haargenau die Aussage heute vom DWD (Kurzfristanalyse) und beschreibt die aktuellen Diskrepanzen zwischen stratosphärischen Polarwirbel und der Troposphäre, die nicht wirklich im Einklang stehen:

Zitat:Samstag... bleibt die eingefahrene Wetterlage über Europa trotz der noch
vergleichsweise hohen zonalen Windgeschwindigkeiten in der Stratosphäre bestehen
(den strat. Polarwirbel betrachtend). Allerdings findet auch weiterhin keine
Kopplung zum trop. Polarwirbel statt, sodass die stark mäandrierende Strömung
besonders zwischen Kanada/USA und dem Ural andauert (siehe auch negative AO).
Dank der umfangreichen positiven Geopotentialanomalie in der Umgebung des Ural
bleibt die über Mitteleuropa liegende Rossby-Welle nahezu ortsfest liegen bzw.
weist dank wiederholt vom Atlantik in die Welle laufender Störungen leicht
retrograde Tendenzen auf. Für Deutschland sind dabei die den Trog umrundenden
Wellen mit geringerer Amplitude von Interesse, die jeweils Bodenzyklogenesen
anfachen, die vom zentralen Mittelmeer bis nach Mitteleuropa ziehen.

Quelle: Link ist nur fuer registrierte User sichtbar. registrieren oder login.

Das bedeutet damit, dass die Lage (zunächst) festgefahren ist und sich immer wieder regeneriert. Das kann noch einige Tage so weitergehen, solange das Hochdruckgebiet in der Umgebung des Urals sich weiter erhalten wird. Wie es ausschaut, wird dieses Hochdruckgebiet die Zeitspanne von einer Dekade (10 Tage) wohl ausfüllen. Wie bereits erwähnt werden durch dieses Hochdruckgebiet vertikale Schwerewellen in die Stratosphäre (und darüber) gelenkt, die da oben in der Höhe durch das Zusammenwirken mit Ozon zu einer raschen Erwärmung führen wird. Hier gilt, je länger diese Aussendung von vertikalen Schwerewellen andauert, umso stärker wird die Erwärmung auch in die tieferen Schichten der Stratosphäre gelenkt. Dies führt zu einer Abschwächung des zonalen Westwindes in den betroffenen, erwärmten Schichten oder sogar zur Windumkehr auf Ostwind. Das alles wandert langsam von oben nach unten, endet aber dann auch bald, wenn der Nachschub an vertikalen Schwerewellen abbricht. 10 Tage Hoch Ural sind offenbar aber schon geeignet, die stratosphärische Erwärmung bis in Schichten von 10 hpa herunter zu forcieren. Doch das sollten wir besser beobachten, wenn es soweit ist, denn der Vorgang benötigt auch Zeit für die Umwandlung der Energieströme in Wärmeenergie. Faustregel: 1-2 Wochen nach dem Ural-Hoch bis sich nach der Mesosphäre auch die oberste Stratosphäre (01 hpa) erwärmt. Dann geht es langsam abwärts. Anfang/Mitte Dezember könnte es soweit sein. Was wir vorher simuliert bekommen, hat daher seinen Ursprung vermutlich nicht in dem Hochdruck Ural sondern ist das Ergebnis anderer Auslöser, die ich aber auch nicht benennen könnte. Ist ziemlich kompliziert, was da oben so alles ablaufen soll/kann. Ich beschränke mich derzeit mehr auf das Beobachten, da für mehr Studium einfach die Zeit fehlt. Vielleicht ergänzen andere Mitglieder des Forums interessantes zum Thema?!

Meinen Gruß!

Frosty Sam

Alle Jahre wieder - man kann schon fast die Uhr danach stellen!
Fraglich ist immer nur, wer als erster vorprescht, um die die Nasen-
spitze vorne zu haben - bei der vorwintelichen "Klickhasterei"!

Diesmal war es "focus.de" - hier der ganze Link:
Link ist nur fuer registrierte User sichtbar. registrieren oder login.

... und hier ein Ausschnitt davon:
[attachment=26672]
[attachment=26673]

Es kommt nicht alle paar Jahre vor, daß er "schwächelt" - es kommt fast jedes Jahr
vor - in manchen sogar mehrmals!

Also Leute - laßt euch nicht verrückt machen - denkt an letztes Jahr! Noch ist also
bei weitem nichts spruchreif - solch zwischenzeitliche warmings gibt's wie Sand am
Meer - richtige Split's aber äußerst selten. So lange kein "major-warming" einigermaßen
sicher feststeht (und das tut's jetzt bei weitem noch nicht) ...

[attachment=26674]

... so lange würd ich an eurer Stelle auch noch völlig unaufgeregt bleiben.

lg

Nachtrag:
Hab grad gesehen, daß NexusUltimus und Heinrich schon vor 5 Tagen dazu Stellung
genommen haben! Naja - dies beweißt einmal mehr, daß wir hier im Forum in den
meisten Fällen dem mainstream schon um Tage voraus sind! (Hoffentlich nicht auch
bei den Enten Tongue Big Grin ). Wobei wir hier löblicherweise nicht aus jedem intensiveren
"Warming" gleich immer einen "Extremwinter" rauslesen!
(14.11.2019, 12:23)Heinrich schrieb: Link ist nur fuer registrierte User sichtbar. registrieren oder login.Bleibt noch zu erwähnen, dass sich das Ural-Hochdruckgebiet zu einem anhaltenden Hochdruck zu entwickeln scheint. Aus diesem Hochdruck heraus (mit einigen anderen Kombinationen) könnte sich über die Aussendung vertikaler Schwerewellen in die Stratosphäre absehbar ein stratosphärisches Warming entwickeln, was dann den Polarwirbel mindestens schwächen würde, vielleicht sogar mehr.
(16.11.2019, 12:33)Heinrich schrieb: Link ist nur fuer registrierte User sichtbar. registrieren oder login....
Das bedeutet damit, dass die Lage (zunächst) festgefahren ist und sich immer wieder regeneriert. Das kann noch einige Tage so weitergehen, solange das Hochdruckgebiet in der Umgebung des Urals sich weiter erhalten wird. Wie es ausschaut, wird dieses Hochdruckgebiet die Zeitspanne von einer Dekade (10 Tage) wohl ausfüllen. Wie bereits erwähnt werden durch dieses Hochdruckgebiet vertikale Schwerewellen in die Stratosphäre (und darüber) gelenkt, die da oben in der Höhe durch das Zusammenwirken mit Ozon zu einer raschen Erwärmung führen wird. Hier gilt, je länger diese Aussendung von vertikalen Schwerewellen andauert, umso stärker wird die Erwärmung auch in die tieferen Schichten der Stratosphäre gelenkt. Dies führt zu einer Abschwächung des zonalen Westwindes in den betroffenen, erwärmten Schichten oder sogar zur Windumkehr auf Ostwind. Das alles wandert langsam von oben nach unten, endet aber dann auch bald, wenn der Nachschub an vertikalen Schwerewellen abbricht. 10 Tage Hoch Ural sind offenbar aber schon geeignet, die stratosphärische Erwärmung bis in Schichten von 10 hpa herunter zu forcieren. Doch das sollten wir besser beobachten, wenn es soweit ist, denn der Vorgang benötigt auch Zeit für die Umwandlung der Energieströme in Wärmeenergie. Faustregel: 1-2 Wochen nach dem Ural-Hoch bis sich nach der Mesosphäre auch die oberste Stratosphäre (01 hpa) erwärmt. Dann geht es langsam abwärts. Anfang/Mitte Dezember könnte es soweit sein...

Grüßt Euch!

Heute schaffe ich sogar einen längeren Beitrag zum Thema. Das ist auch nötig, denn es tut sich was in der Stratosphäre, wie schon zu vermuten war (siehe Beiträge oben als Zitate). Zum Monatsanfang wird berechnet, dass sich die oberste Stratosphäre bereits erwärmt und diese Erwärmung von oben nach unten ausgreift. Das geht tatsächlich schnell (sudden), was dann als SSW zu klassifizieren wäre, wenn die Simulationen stimmen und sich die Erwärmung auch in der Realität abspielen sollten. Um die Entwicklung darzustellen, habe ich den echten beginn der raschen Erwärmung jeweils am entsprechenden Tag von GFS heraus gesucht und zeige sie hier:

zuerst oben in 05 hpa am 01. Dezember 2019:
[attachment=26753]

dann in 10 hpa am Folgetag:
[attachment=26754]

dann die weitere Erwärmung in 10 hpa am 04.12.2019:
[attachment=26755]

Darunter in 30 hpa ist von diesem SSW-Ereignis (noch?) nichts zu sehen, hier am 04.12.2019:
[attachment=26756]

Ganz unten in der Stratosphäre aber hat es sich schon seit Tagen stark erwärmt, es gibt aber keine Verbindung dieser Erwärmung in die mittlere Stratosphäre. Somit müsste die Erwärmung aus der Troposphäre gesteuert sein, also von unten. Das sieht am 4.12. berechnet so aus:
[attachment=26757]

Der Blick noch auf den aktuellen Polarwirbel in 100 hpa (unten), der sich gut geschlossen hat und sich offenbar stetig vertieft (somit kräftiger wird):
[attachment=26758]

Interessant dann die Berechnung für den 04. Dezember, die den Wirbel kräftig vertieft sieht und "kerngesund", heißt kaum Kaltluftausbrüche (nur ein Mäander USA), die wirklich weit in den Süden reichen, aber stetige Zunahme des Umfangs des vertieften Wirbelkerns, so dass nach und nach auch die mittleren Breiten (auch wir in Europa) in die dann andauernde, nachhaltige Kaltluft geraten sollten (sofern sich das auch in der Troposphäre so widerspiegeln sollte):

[attachment=26759]

Erstaunlich finde ich, dass es ganz oben schon durch das SSW rumoren wird, während sich unten der Wirbel pudelwohl fühlt und richtig "Gas gibt". Wenn ich das so durchdenke, würde ich annehmen, dass das Warming (SSW) keine durchgreifende Wirkung erzielen dürfte, da der Polarwirbel unten einfach zu kräftig rotiert. Aber ich kann da auch ganz und gar falsch liegen und aus dem einen starken Wirbel brechen sich zwei gut entwickelte Wirbel heraus, die dann vielleicht viel länger wirken könnten, als man heute auch nur vermuten würde. Da kann man nur beobachten, was kommt. Ich versuche am Thema dran zu bleiben, wenigstens gelegentlich!

Meinen Gruß!
Das hört sich ja nicht so toll an. So als würde der Polarwirbelsplit nicht klappen wegen  QBO West.  Smiley33
Joar, scheint sich so langsam auch zu bestätigen, was Heinrich schrieb
Grüßt Euch!

Ein Zwischenruf von mir, oder ist es ein Weckruf?! Obwohl kaum Zeit dafür übrig war, habe ich mich noch etwas mehr eingelesen, um vielleicht die Zeichen der Zeit besser einordnen zu können.
Für die Stärke des Polarwirbels der Nordhalbkugel im Winter spielt es eine nicht unerhebliche Rolle, ob sich gerade eine Phase mit Westwind oder mit Ostwind da oben abspielt. Bei Westwind haben wir weniger Wahrscheinlichkeiten für einen stark gestörten Polarwirbel, bei Ostwind steigt die Wahrscheinlichkeit dafür. Bei gestörtem Polarwirbel haben wir in Mitteleuropa eine erhöhte Chance auf länger anhaltendes Winterwetter, auch wenn nicht alle Störungen im Polarwirbel uns auf die kalte Seite bringen. Dennoch: QBO Ost bedeutet grundsätzlich erhöhte Chancen auf länger anhaltendes Winterwetter bei uns. Daher ist ein Blick auf die in einer Grafik sichtbaren Windverhältnisse anzuraten, da anhand dieser Grafik die Entwicklung in der nahen Zukunft ganz gut abzulesen ist. Gefunden habe ich das, was jetzt folgt, hier: Link ist nur fuer registrierte User sichtbar. registrieren oder login.


Zitat:Struktur der QBO

Der Zeit-Höhen-Schnitt der mit Abb. 1 aus diesen Daten erstellt wurde zeigt die beobachtete Struktur der QBO in äquatorialen Breiten:
  • sich abwechselnde Ost- und Westwind-Regime breiten sich mit der Zeit von Oben nach Unten aus;
  • das Westwind-Regime breitet sich schneller und regelmäßiger aus als das Ostwind-Regime;
  • der Übergang zum Ostwind-Regime verzögert sich oft zwischen 30 und 50 hPa;
  • Ostwinde sind im Allgemeinen stärker (30 - 35 m/s) als die Westwinde (15 - 20 m/s);
  • die maximalen Amplituden beider Phasen sind typischerweise in 20 hPa zu beobachten;
  • die durchschnittliche Periode beträgt 27 Monate;
  • sowohl die Periode, als auch die Amplituden können beträchtlich von Zyklus zu Zyklus variieren.
[attachment=26871]
Abbildung 1: Zeit-Höhen Schnitt der Monatsmittel des zonalen Windes (m/s) an äquatorialen Stationen: Canton Island, 3°S/172°W (Jan 1953 - Aug 1967), Gan/Maledive Islands, 1°S/73°E (Sep 1967 - Dec 1975) und Singapore, 1°N/104°E (seit Jan 1976). Das Isolinienintervall beträgt 10 m/s; Westwinde sind schattiert dargestellt (Update von Naujokat, 1986) Link ist nur fuer registrierte User sichtbar. registrieren oder login..

Wenn man den Text gelesen hat, versteht man die Grafik gleich besser. Wir befinden uns zusammengefasst gerade in der Phase der Umstellung von West- und Ostwind, also überwiegt oben in der Stratosphäre (10-20 hpa) bereits Ostwind und unten (30-100 hpa) noch Westwind.

Was bedeutet das für die Praxis? Zunächst bedeutet dies, dass sich eine Stratosphärenerwärmung leichter und damit ggf. auch schneller von oben nach unten durchsetzen kann, da Ostwind dies fördert und eine Windumdrehung von West auf Ost durch die Stratosphärenerwärmung damit keine zusätzliche Energie und Zeit zusätzlich benötigt. Kurz und knapp: rasche Stratosphärenerwärmungen werden dadurch wahrscheinlicher. Das heißt "Minor" Warmings wird es vermutlich häufiger in diesem Winter geben können als in den Vorjahren. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich aus einem dieser Warmings auch ein "Major" Warming entwickeln könnte ist aufgrund der möglich höheren Fallzahlen ebenfalls erhöht, was bedeutet: ein Major Warming ist für dieses Winterjahr wahrscheinlicher als in den Vorjahren.

Ein erstes Warming zeichnet sich bereits ab, beziehungsweise ist bereits aktuell am laufen (siehe Beiträge zuvor). Es soll nach den Berechnungen von GFS und ECMWF wohl nur als Minor Warming in die Statistik eingehen. Der Höhepunkt des aktuellen Warmings wird vermutlich zur Monatsmitte erreicht sein.

Dieses Warming sorgt aber dafür, dass sich der noch vorhandene Westwind weiter abschwächen wird, wodurch bei einer erneuten Stratosphärenerwärmung die Windumkehr auf Ostwind in den verschiedenen Höhen der Stratosphäre recht flott bis auf 30 hpa herunter erfolgen dürfte. Dies könnte dann bereits mit erhöhter Wahrscheinlichkeit zu einem Major Warming führen, was demnach erst nach der ersten Dekade des Dezembers starten könnte und frühestens zu Weihnachten bereits erfüllt sein könnte. Voraussetzung dazu aber ist natürlich, dass aus der Troposphäre vertikale Schwerewellen in die obere Stratosphäre gelenkt werden. Dazu braucht es bestimmte Blockinglagen. Davon ist aber im Moment nichts in der Pipeline der Modelle erkennbar. Das kann aber noch werden, denn die berechnete Ansiedlung des Polarhochs über der Zentralarktis ist offenbar ein guter Vorbereiter für nachfolgende Blockinglagen. Genügend Kälte ist auch zentral aufgebaut worden, so dass sich eine aufgebaute Blockinglage über längere Zeit erhalten könnte oder eine andere/weitere Blockinglage zur Folge hätte. Ich verzichte auf weitere Details an dieser Stelle (Zeit drängt wieder).

Quintessenz: Über den Weg des Major Warmings und Umbau der Windverhältnisse auf QBO-Ost besteht eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für eine nachhaltige Störung des Polarwirbels, was sich in einem Polarwirbelsplit zeigen könnte (20%) oder in einem Deplacement des Wirbels, also eine markante, anhaltende Verschiebung des geschlossenen Wirbels (50%). Dann kommt es jeweils darauf an, auf welcher Seite wir in Mitteleuropa dann liegen: warme oder kalte Seite oder mitten drin mit Hü und Hott. Es kann folglich auch Dauermild daraus entstehen, gab es schon öfters und man sollte das im Kopf behalten.

Meine persönliche Einschätzung daraus: vor Weihnachten noch keine nachhaltige Einwinterung, ab Weihnachten steigen die Chancen an. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Hochwinter ab Mitte Januar bis Mitte Februar in diesem Winterjahr ungewöhnlich kalt wird, ist erhöht und liegt doppelt so hoch wie jene für eine milde Hochwinterzeit. So könnte dieser Winter insgesamt ein ganz ordentlicher werden mit recht mildem Dezember bis Weihnachten, einem recht kalten Hochwinterteil und einem vermutlich intensivem Spätwinter als Abschluss. In Summe kein Eiswinter und auch kein Mildwinter, gefühlt aber bestimmt ein kalter und langer Winter.

Das ist keine echte Prognose, mehr eine (lückenhafte) Bestandaufnahme von Istzuständen und angelesenen Wahrscheinlichkeiten für dann nachfolgende Entwicklungen. Ich glaube, der Winter könnte demnach ziemlich spannend werden und auch lang.

Meinen Gruß!
Danke für deinen interessanten Bericht. Die Hoffnung wächst. Das ist doch schon mal was.
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