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Normale Version: Diskussionen rund um den Polarwirbel 2019/20
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Dann hoffen wir, dass die Bäume ab März ausschlagen, dass der kahle Scheiß mal aufhört. Aber bitte dann keine Kälterückfälle mehr im Frühling!
Heinrich schrieb:...
Nun habe ich mir gedacht, die weitere Entwicklung sollte wahrscheinlich so ablaufen, wie unten in der nächsten Grafik gezeigt, und mit ganz guter Chance in einem Deplacement des stratosphärischen Polarwirbels enden können:
...
[attachment=28230]

Orange ist der durch Wärme erzeugte Hochdruck, der entgegen dem Uhrzeigersinn wandert und dann Kanada/USA erreichen sollte. Der Polarwirbel (noch als Dipolvariante) würde sich dann verlagern müssen (schwarze Pfeile) und als "deplazierter" Polarwirbel von Sibirien bis Mitteleuropa in einer Längsachse verschieben. Wir lägen dann auf der kalten Seite und dürften uns auf einen winterlichen Abschnitt freuen...

Nun könnte man meinen, wenn das so kommt, wie angedacht, dann kommt sicher der Winter zu uns. Doch leider ist das überhaupt nicht sicher, denn damit wirklich längeres Winterwetter bei uns anlanden könnte, müsste unbedingt das Azorenhoch nach Norden ausgreifen. Und das ist leider mehr als fraglich, denn viel Kälte liegt über Grönland und die will irgendwo hin. Drückt sie nach Süden auf den Atlantik, was recht wahrscheinlich ist, dann kann sich dort kein Hochdruck entwickeln. Es würde dann etwa so aussehen: die Kälte facht den Tiefdruck auf dem Atlantik an:
[attachment=28231]
...

Grüßt Euch!

Manchmal kann man sich nur wundern, dass die Mildvarianten so oft "gewinnen". Da kommt doch tatsächlich das stratosphärische Deplacement in 30 hpa, wie oben im Beitrag vermutet, und dann wirkt das auch wirklich noch bis runter in die untere Stratosphäre und sogar bis in die Troposphäre, aber in der Troposphäre klemmt es dann trotzdem, weil zu viel Kälte auf den Atlantik ausfließt, die den blockierenden Hochdruck verhindert. Und so kommen wir nicht auf die kalte Seite, sondern liegen mehr im Niemandsland, zwischen den Stühlen oder auf den warmen Vorderseiten der vielen Tiefs...

Nun kann man sich trösten, dass das einfach nur Pech ist oder es dem Klimawandel in die Schuhe schieben. Tatsächlich ist es aber auch wirklich nur Wetter und man muss nicht immer alles mögliche dort hinein interpretieren wollen.

Den Vorgang bis zum Deplacement in der Stratosphäre hatte ich gar nicht schlecht erkannt und bin auch recht frühzeitig auf diese Idee gekommen. Das Deplacement steht jetzt unmittelbar bevor, beginnt morgen und wird in 2-3 Tagen vollendet sein. Leider hält das nicht lange an, so dass sich der Polarwirbel wieder in eine zentrale Position zurück begeben wird, sich weiter verstärken wird und deshalb auch die Kälte im zentralen Wirbelkernbereich bestens wird festhalten können. Wir können uns den Ablauf im Kopf vorstellen oder wir betrachten die nachfolgende Animation mit der Entwicklung der nächsten 10 Tage:

[attachment=28232]

Für nachhaltiges Winterwetter bei uns sieht das nicht aus. Interessant aber: über Nord-Nordamerika entwickelt sich durch diese Ausrichtung des troposphärischen Polarwirbels in 850 hpa eine anhaltend und starke positive Temperaturanomalie. Aleuten und Zentralarktis mit Grönland sind dagegen unterkühlt. Könnte für das Eiswachstum eigentlich nur gut sein.

Ach ja, zwischen Grönland und Island schließt sich das Meereis doch tatsächlich zu einer fast geschlossenen Meereisdecke.
[attachment=28233]
Quelle: Link ist nur fuer registrierte User sichtbar. registrieren oder login.

Ist aber nur ein kurzes Spektakel für 1-2 Tage, dann drehen die Winde und das Eis wird fortgetrieben. Schade, mit längerem Deplacement wäre das sicher eine Sensation geworden, so bleibt es eine interessante kleine Show, die kaum jemand bemerken wird.

Nun aber doch noch einmal ein Hoffnungsschimmer am Horizont der Wetterwelt:
es wird eine weitere Chance etwa zum 2./3. Februar geben, wenn es (wie schon vor Tagen angesprochen) durch die diesem jetzigen 1. Deplacement nachfolgende rasche Erwärmung in der oberen Stratosphäre (Minor SSW) geben wird. Sie wird bewirken, dass sich erneut ein Deplacement einstellen wird, also eine deutliche Verschiebung des Polarwirbels. Der Wirbel wird nahezu an gleiche Stelle verschoben werden und damit wieder eine Achse Russland-Europa einnehmen. Das wäre dann die 2. Chance für Winterwetter. Vielleicht wird es dann endlich mal klappen.

Meinen Gruß!
Hi Wetter Hahn


Ja, der Januar 2017 war echt cool.

Hier die Daten:

Monatsmittel von -3,0°/ -2,5 K.

Schneedeckentage: 30

Max. SH: 24 cm (15.1.)

Schneereichste Phase: 13.1. bis 16.1. mit 37 cm Neuschnee.

Neuschnee Januar gesamt: 65 cm.

Tja sowas wäre jetzt schon traumhaft.  Shy Shy Angel Angel Smiley34Smiley34


Grüße 43
Snow


(19.01.2020, 21:35)WetterHahn schrieb: Link ist nur fuer registrierte User sichtbar. registrieren oder login.Falls das EZ so eintrifft, würde der Januar dem von 2007 ordentlich Konkurrenz machen.
Für einen richtig kalten Januar, muss man gar nicht mal soweit zurück. Der Januar 2017 war hier und in weiten teilen von Süddeutschland, der kälteste seit 30 Jahren.
Paar Daten,
Schneetage:28 (max 12cm)
Eistage:20
Frostage:30
Satte -3°C zu kalt.(61-90)
Durch die Inversion konnte sich Luft auf nahe -20°C auskühlen.
Was passieren muss, damit der Winter seine Chance hat?

Es muss also etwas passieren, was die Vorhersage-Modelle derzeit - sehr zum Verdruss der "Freunde des Winterwetters" - nicht berechnen und auch nicht einmal Ansatzweise in Aussicht stellen. Das Strömungsverhalten innerhalb des Polarwirbels muss sich zwingend verändern, damit überhaupt noch so etwas wie Winter zustande kommen und die bislang verheerende Winter-Bilanz noch irgendwie "verschönern" kann.

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Grüßt Euch!

Die rasche Erwärmung (SSW) in der Stratosphäre kommt wie angedacht etwa zum 02./03. Februar. Lassen wir die Profis sprechen:
Zitat:S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 26.01.2020 um 10.30 UTC

Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 02.02.2020

In der Stratosphäre knistert es. Wenngleich der stratosphärische Polarwirbel die
Mittelfrist über noch als intakt und kräftig bezeichnet werden kann mit zonal
gemittelten Winden oberhalb des klimat. Mittels von 1979-2016, so kommt es wohl
zum Ende der Mittelfrist/Beginn der erweiterten Mittelfrist zu ernst zu
nehmenden Anzeichen für eine nachhaltigere Abschwächung des Wirbels.
Bis dahin jedoch dauern innerhalb der mittleren und oberen Stratosphäre die
Anomalien (positiv beim zonal gemittelten Wind und negativ bei der Temperatur)
den Großteil der Mittelfrist weiter an. Der mit seinem Zentrum im
Übergangsbereich von Barentssee zur Karasee liegende Polarwirbel erholt sich die
Mittelfrist über sogar etwas von einer in der letzten Mittelfrist beschriebenen
und sich nun abschwächenden Warmanomalie über Kanada bzw. dem
kanadisch-arktischen Archipel. Dadurch beeinflusst er auch weiterhin Eurasien.
Was auffällt ist beim Blick auf den Grenzbereich Troposphäre/Stratosphäre, dass
sich hier ein anormal (1981-2010) kräftiger Höhenjet von Asien bis in den
westpazifischen Raum erstreckt und in Richtung Atlantik deutlich schwächer
ausfällt. Dadurch bricht die zonale Höhenströmung über Nordamerika und dem
Nordatlantik in Wellen mit die Mittelfrist über zunehmender Amplitude auf.
Zunächst beeinflusst eine Rossby-Welle weite Bereiche Europas zum Beginn der
Mittelfrist, bevor sich in der Folge von Nordamerika/Neufundland eine weitere in
Richtung Nordatlantik verlagert und stromab einen kräftigen Keil aufspannt, der
gen Westeuropa gerichtet ist.

Zahlreiche kleinere Wellen umrunden dabei diese Rossby-Wellen und sorgen u.a. in
Mitteleuropa durchweg für einen sehr wechselhaften und teils windigen
Mittelfristabschnitt. Dabei ist anzumerken, dass West- und Mitteleuropa
zunehmend zwischen beide Rossby-Wellen gerät und daher die Ankopplung an
subtropisch bzw. modifizierte tropische Luftmassen vom zentralen Atlantik
verbessert wird. Dies hat zur Folge, dass mehr "Zündstoff" in etwaigen
Zyklogenesen über dem Nordatlantik gebracht wird (in Form latenter
Wärmefreisetzung). Sprich, die Dynamik nimmt zu und damit auch die
Unsicherheiten/ numerische Fehlerfortpflanzung innerhalb der dynamischen
Grundströmung.
Die ENSO bleibt im neutralen Bereich und die MJO schwächt sich weiter ab auf
unbedeutende Werte innerhalb der Phasen 7/8 mit großen Diskrepanzen innerhalb
der ENS-Vorhersagen. Dabei erreicht sie zunehmend die Karibik bzw. den
westlichen Atlantik. Interessant ist, dass die Zonalgeschwindigkeit in der
oberen Troposphäre Ende Januar/Februar über Nordamerika deutlich zunimmt, was
neben dem von Westen reinlaufenden positiven Impuls (kräftige zonale
Grundströmung) auch mit der passierenden/abebbenden MJO verknüpft werden kann
(die Betonung liegt auf "kann"). Dadurch wird zum Ende der Mittelfrist auch die
bereits angesprochene Amplifikationsfreudigkeit der Tröge über dem Nordatlantik
deutlich angeregt.

Zum Ende der Mittelfrist/Beginn der erweiterten Mittelfrist deuten die aktuellen
Vorhersagen die Umstellung hin zu einem zunehmend polwärts gerichteten
(gemittelten) Wärmestrom an mit kräftiger Erwärmung im asiatisch-pazifischen
Raum. Wie kräftig die Abschwächung des strat. Polarwirbels ausfällt muss noch
abgewartet werden, doch deuten nicht wenige Member eine vergleichsweise stärkere
Abschwächung des stratosphärischen Polarwirbels an. Auch inwieweit sich die
Abschwächung in der Stratosphäre herunterarbeitet ist noch unsicher (u.a.
visualisiert durch eine dramatische Bifurkation innerhalb der Ensemblemember bei
der NAM-Vorhersage zwischen deutlich positiven und leicht negativen Werten). Und
ja, es gibt auch Member bei GEFS/IFS, die in Richtung Monatsmitte (Februar) eine
komplette Windumkehr in 10 hPa andeuten
. Die Spannung zu diesem Zeitraum steigt
auf jeden Fall deutlich an.
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Meinen Gruß!
Was macht denn der Polarwirbel? Eine Erwärmung ist ja erfolgt, ich glaube bis auf -16°C in 10hPa. Traut man den Berechnungen von GFS wandert die Erwärmung weiter gen Osten um irgendwann im Westen anzukommen und der Polarwirbel bewegt sich ebenso nach Osten und würde hinten raus Östlich von Deutschland liegen. Was bedeutet das für unseren viel zu warmen Februar? Die richtig warmen Member sind weg nach dem 6. Februar, es wird leicht überdurchschnittlich um dann Schritt für Schritt das Mittel zu erreichen und nach dem 12. Februar auch wieder zu unterschreiten. Und immer viel Niederschlag dabei für den Südosten von Deutschland.

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Gruß Dasse
Wie gehts unserem Wirbel eigentlich so? Ich habe auf Twitter gelesen dass er mehr als gesund ist und keine Anstalten macht zum Spliten
Hallo Imhash,
Der Polarwirbel ist so stark wie lange nicht mehr und dreht putz Munter seine Kreise.
In diesem Winter kann keine Erwärmung oder Störung den Polarwirbel aus den Tritt bringen.
Als ob er uns auf der Nordhalbkugel allen zeigen möchte, das er trotz des Klimawandel
immer noch stärke zeigen kann.
Also putzmunter ist er tatsächlich. Hat aber ne schöne Delle bekommen und liegt im Moment näher bei uns als in Amerika. Er kann sich leider nicht auf die Troposphäre auswirken im Moment und somit bleibt alles wie gehabt...

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Toto aus Datteln

Guten Morgen,
mal auf die schnelle:

In diesem Winter hatten/haben wir es mit einem äußerst vitalen stratosphärischen PW zu tun, was in dieser Grafik schön zu sehen ist...

[attachment=29016]

Es gab nie wirklich den Hauch einer Chance auf eine Zonalwindumkehr, jetzt käme diese auch zu spät, wobei da nix zu erwarten ist. Nun sollte sich der PW eigentlich langsam abschwächen um dann in das final warming überzugehen (ca. Mitte April), davon ist noch nix zu sehen.

Troposphärisch gab es somit keine direkten Auswirkungen, wenn man so will, die Westlage wurde jedenfalls nicht von oben gestört. Einen solch Westgeprägten Winter gab es schon lange nicht mehr (Westlage bis weit auf den Kontinent, keine wirkliche Chance für Suppen- oder Kontinentalhochs) und die Westlage ist noch nicht vorbei....

Grüße vom Kühltum
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