(11.05.2017, 19:18)Wetterleuchte schrieb: Link ist nur fuer registrierte User sichtbar. registrieren oder login...
Im Moment finde ich auch die drei Folgetage viel interessanter. Gewitterluft zieht auf und verspricht zumindest in den betroffenen Regionen feine Wetteraktivitäten. Heute Nacht und morgen bildet sich eine Tiefdruckrinne von SW nach NO über Deutschland aus. Die anhaltende Strömung aus SW verspricht Mäandrierung, was vor allem am Samstag konvektive Wirkung hat. Da können sich feine Gewittertürme ausbilden, auch wenn es für Superzellen mangels ausreichender Scherung (noch?) nicht ausreichen dürfte - Überraschungen sind aber nicht auszuschließen. Wird jedenfalls eine spannende Geschichte. Und genug Wasserpotential wird mitgebracht. Wo es auslöst, da dürften sich ordentliche Niederschlagsmengen (inkl. größerem Hagel am Samstag) ansammeln, da die Gebilde auch nur langsam ziehen werden. Mal schauen, ob es ein Gewitterband geben wird, dann kann es örtlich auch zu Überflutungen kommen..
Moin Leute,
zum Einlesen in das Gewitterthema zitiere ich mal einfach den DWD mit dem heutigen synoptischen Bericht:
Zitat:Samstag... liegen wir auf der Vorderseite eines Troges über dem Ostatlantik und
Westeuropa. Dadurch haben wir es in der Höhe mit einer schwachen diffluenten
Höhenströmung zu tun. Auf der Vorderseite des langwelligen Troges laufen
kurzwellige Randtröge von Westeuropa in Richtung Nordsee und sorgen in unserem
Norden und Nordwesten für Hebungsantrieb. Im Bodendruckfeld liegt eine
Tiefdruckrinne im Norden und Osten mit einer eingebetteten Front. Nördlich der
Tiefdruckrinne wird mit einer östlichen Strömung trockene Luft in den Norden
geführt. Daher sind dort Schauer eher ausgeschlossen. Dagegen befindet sich
südlich der Rinne über weiten Teilen des Vorhersagegebiets eine feuchte und
labil geschichtete Luftmasse mit PPW Werten von 19 mm im Süden und bis 27 mm im
Bereich der Tiefdruckrinne im Norden. Weiterhin liegt der CAPE in weiten Teilen
des Landes bei 250 bis 500 J/kg, im Norden bei über 500 bis annähernd 1000 J/kg.
Hinzu kommt eine Auslösetemperatur von 18 bis 21 Grad und so kommt es mit etwas
Sonne rasch zur Auslösung von Schauern und Gewittern. Aufgrund der recht
schwachen Windscherung ist eine Schwergewitterlage nicht sehr wahrscheinlich.
Wir werden es mit langsam ziehenden Einzelzellen zu tun haben die maximal
kleinkörnigen Hagel und Starkregen aufweisen, teilweise auch starke oder
stürmische Böen und in der Regel mit einer markanten Gewitterwarnung abzuwarnen
sind. Aufgrund der langsamen Verlagerung der Zellen kann es aber auch
unwetterartige Entwicklungen durch Starkregen geben. Besonders prädestiniert
dafür ist der Bereich der Tiefdruckrinne im Norden und Osten, wo auch das
Maximum der Gewitteraktivität zu erwarten ist. C-DE EPS gibt die stärksten
Signale in einem Gebiet zwischen Schleswig-Holstein und Niedersachsen bis nach
Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Weiterhin kann dort aufgrund der erhöhten
Feuchte und Labilität das 6-stündige Starkregenkriterium greifen. Aber auch in
den Mittelgebirgen der Mitte und Süddeutschlands sind wegen orografischer
Unterstützung Gewitter nicht ausgeschlossen. Ein Minimum der Gewitteraktivität
ist im Südosten zu erwarten, da hier die Luft trockener ist.
...
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Rolf Ullrich
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Weil das Thema so spannend ist und natürlich in das Threadthema passt - denn Gewitterregen und Hagel können örtlich eine Menge Niederschlag in die Bilanzen regnen (gestern waren es deutschlandweit 3 Liter/m² oder 4,2% des Monats-Soll) - wage ich heute mal wieder eine Einschätzung, wo es am Wahrscheinlichsten zur Auslösung von mittelschweren Gewittern kommen könnte - Schwergewitter mit Superzellen sind mangels Scherung unwahrscheinlich - aber man weiß ja nie... Das habe ich ja schon letztes Jahr bei WetterOnline im Forum ganz erfolgreich durchgespielt. Nun haben wir eine markante Gewitterlage schon am 13. Mai und da sollten wir uns dann mal exemplarisch einstimmen und wieder in Übung kommen...
Was schauen wir an für eine Kurzfristprognose?
- die Druckverhältnisse
- den Bodenwind
- die relative Luftfeuchte
- die Taupunkte
- die Temperaturen in 2 Meter Höhe
Und dazu folgen nun auch in dieser Reihenfolge die Werte aus der Quelle WetterOnline - aktuelles Wetter:
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Bei diesen Daten achte man auf folgende Bedingungen, die für das Potential kurzfristiger Gewitter bedeutend sind:
- haben wir zwischen Nord und Süd und Ost und West hohe Druckdifferenzen? Antwort: Nein
- erkennen wir diese Rahmenbedingung aus dem Bodendruck auch im insgesamt schwachen Wind? Antwort: Ja
Nun zu den regional begrenzten Bedingungen:
- wo liegt die relative Luftfeuchte über 70%?
- wo sind die Temperaturen zudem schon hoch?
Diese beiden Konditionen spiegeln sich in den Taupunkten, so dass man anhand der Taupunktkarte bereits Regionen mit erhöhtem Potential ablesen kann. Die Taupunktkarte ist also schon eine wichtige Hilfskarte!
Und nun kommt dazu, dass die Auslösetemperatur für die Bildung von Gewitterzellen schon bei 18-20°C liegt. Das bedeutet also, dass dort, wo wir bereits nur knapp unter diesen Auslösetemperaturen um 10 Uhr lagen und die Taupunkte bereits hoch liegen, die besten Chancen bestehen für eine kurzfristige Entwicklung von Gewitterzellen. Bei den Taupunkten kann man sich als Messlatte die 13 Grad als untere Grenze setzen. Also dort, wo es 13 und mehr Grad Taupunkt hat und es nun über die 18°C Bodentemperatur hinausgeht, dort sollten sich die ersten Gewittertürme entwickeln können. Das dürfte in Kürze schon erreicht sein, vielleicht schon während ich diesen Beitrag schreibe.
Damit Ihr es einfacher habt, habe ich als Service schon die Regionen mit erhöhter Auslösewahrscheinlichkeit der nächsten 2-4 Stunden in die Warnkarte eingezeichnet. Rot bedeutet sehr hohe Wahrscheinlichkeit, Orange hohe Wahrscheinlichkeit.
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Achtung der rosa-violette Kreis ist ein Bereich, in dem - nach meiner Meinung - mehrere Gewittercluster zusammenwachsen könnten. Dort würde die höchste Unwettergefahr durch mehrfachen Starkregen zu finden sein. Aber das ist aus meiner Sicht wirklich experimentell und findet sich auch in keiner offiziellen Warntafel.
Na denn wollen wir mal schauen, ob das dann auch so kommt!
Gruß in den Samstag!