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Normale Version: Diskussionen rund um den Polarwirbel 2021/22
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(02.01.2022, 10:18)nordostlage schrieb: Link ist nur fuer registrierte User sichtbar. registrieren oder login.Wäre schön wenn jemand ein Update machen könnte,sieht ja alles ziemlich eingefahren aus....!

Hallo Nordostlage, sehe ich genau so das es ziemlich eingefahren ist und auch der hier angemeldete alpinist sieht es so in seinem Blog. Er schreibt zwar überwiegend vom Ostalpenwetter aber eben auch ganzheitlich von ME. 

Hier ein Ausschnitt von seiner Seite: Link ist nur fuer registrierte User sichtbar. registrieren oder login.

[attachment=39935]

Und der ganze sehr lesenswerte Bericht hier: Link ist nur fuer registrierte User sichtbar. registrieren oder login.

Lg
Grüßt Euch!

Kurzes Update zum stratosphärischen Polarwirbel:

aktuell zeigt sich in der untersten Stratosphäre ein ausgeprägter Dipol, also zwei fast getrennte Wirbel:

[attachment=39949]
Da dies eine Analyse ist und keine Vorausschau, können wir den Ist-Zustand zur Verifikation nutzen bezüglich meiner Aussage vom 17. Oktober 2021:
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Zitat:ein kurzer Polarwirbelsplit zwischen Grönland und Sibirien Anfang Januar

Ihr könnt das ja selbst beurteilen und einordnen...

Doch wie geht es weiter? Da oben passiert bezüglich einer schnellen Erwärmung (SSW) bisher nichts nennenswertes und es ist auch nichts "brauchbares" in den Berechnungen. Der Polarwirbel zeigt sich außerordentlich kräftig und vital bisher, ist nach wie vor sehr kühl bis kalt und es herrscht kräftiger Westwind. Wir befinden uns nun in der Phase des Höhepunkts, was die Stärke, Drucktiefe und Ausdehnung des stratosphärischen Polarwirbels angeht. Die eine oder andere kleine Störung hat den Wirbel bisher wenig beeindruckt. Jetzt mal der Dipol, der noch nicht einmal zum Polarwirbelsplit für einige wenige Tage gelangt. Was bedeutet das dann für die nächste Zeit?

Nun, da von oben nichts kommt (SSW) und der Wirbel gegen Störungen von unten (wie jetzt aktuell) einfach viel zu stark und gesund ist, gibt es nur noch einen "Ausweg": der stratosphärische Polarwirbel wird sich in eine Richtung von oben bis unten verschieben müssen. Und wohin kann die Verschiebung denn nun gehen? Was schiebt denn wohin, was löst die Verschiebung denn aus?

Und da verweise ich dann wieder einmal auf meine oben genannte Uralt-Prognose für den Winter und erinnere an das angekündigte Aleutenhoch! Wir haben schon seit Wochen eine Hochdruckanomalie über den Aleuten in der Troposphäre und das bleibt nicht ohne Wirkung für die Stratosphäre. Auch dort oben setzt sich durch den Dauerbrenner von unten nach und nach eine anhaltende Anomalie durch, eine Hochdruck-Anomalie bei den Aleuten. Und dieser ortsfeste Hochdruck drückt mit zunehmender Dauer den ganzen stratosphärischen Polarwirbel in eine Richtung: und die Richtung heißt hin nach Eurasien und weg von Nordamerika. Dieser Physik folgend berechnet auch GFS bereits dieses Displacement, dass zunächst gar nicht so sehr auffällt, da der Polarwirbel so extrem kräftig und ausgedehnt ist und so hübsch rund daher kommt. Aber man achte auf Nordamerika und dann sieht man doch deutlich, wohin der ganze Wirbel verschoben ist. Doch schaut selbst, was für den 21. Januar anstehen dürfte:

Schön zu erkennen ist der Hochdruck Aleuten in 5 hpa und die Verschiebung des Wirbels:

[attachment=39950]

Das findet sich natürlich auch weiter unten in 30 hpa:

[attachment=39951]

Und wie schaut das dann in der untersten Stratosphäre aus? Hier ein Schnappschuss vom 21.01.2022 aus der Zukunft:

[attachment=39952]

Erkennt Ihr die Bedeutung der auch hier gezeigten Verschiebung des Polarwirbels in "unsere" Richtung? Kommt es so, dann wäre die Frontalzone weit nach Süden verschoben und würde über dem Mittelmeer verlaufen. Wir wären auf der kalten Seite - und zwar dauerhaft. Ein solches Displacement kann sehr lange anhalten, was dann in der Troposphäre in unseren Breiten anhaltendes Winterwetter bedeuten würde, mit sehr viel Schneefall in den höheren Lagen und extrem viel Schnee in den Westalpen und wohl auch Südalpen, wenn das Mittelmeer eingebunden wird, was bei der Ausgangslage unvermeidbar wäre. Das alles wäre aber nicht etwa viel zu kalt zu den klimatischen Mittelwerten, denn Hochdruck wäre da eher die Ausnahme und stattdessen mehr Wind und gute Durchmischungen, was Kahlfrost kaum aufkommen lassen würde...

Das ist das Potential eines wirklich gesunden, starken Polarwirbels mit anhaltendem Westwind in der Stratosphäre (QBO West), was wir bis zum Ende Januar auf die Agenda nehmen sollten. Das kann auch noch viel länger anhalten, aber irgendwann wird sich dann doch noch ein SSW zeigen, ich vermute ihn zum Ende Januar. Und dann werden die Karten neu angemischt und man wird sehen, wohin die Reise dann geht. Ich vermute, dass dadurch das Displacement noch verstärkt wird und der ganze Wirbel sich noch stärker über Eurasien legen wird, da die Vorarbeiten dazu bis zum 20. Januar offenbar schon gemacht werden. Aber sicher ist das alles natürlich nicht, nur inzwischen wahrscheinlicher geworden. Mal abwarten!

Ich hoffe, meine Ausführungen und Aussichten in die Zukunft waren verständlich. Ansonsten bitte nachfragen!

Meinen Gruß!
Wie immer einen super Bericht von dir. Danke für deine Mühe. 
Heisst doch für uns ,dass doch noch Winter aufkommt oder nicht?
(05.01.2022, 20:43)Imhasch schrieb: Link ist nur fuer registrierte User sichtbar. registrieren oder login.Wie immer einen super Bericht von dir. Danke für deine Mühe. 
Heisst doch für uns ,dass doch noch Winter aufkommt oder nicht?

Ich würde es so interpretieren, das wir weiterhin reelle Chancen haben auf einen winterlichen Witterungsabschnitt. Nach Heinrichs Bericht steigen die Chancen aktuell sogar etwas.

Ich könnte mir schon Vorstellen, dass wir im weiteren Verlauf des Januars (und auch des Februars) noch durchaus interessante Dinge beim Wetter erleben werden. Das ist aber noch nur ein Bauchgefühl und ich kann mich natürlich täuschen. Heinrichs Update hat mein Bauchgefühl aber bestärkt.

Eine weitere Bestärkung ist die auch dieses mal wieder besser ausgeprägte Eislage östlich von Grönland, gegenüber der Westseite:

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Zum Brückenschlag bis nach Island fehlt nicht mehr viel.


Auch von mir natürlich vielen Dank für das ausführliche Update Heinrich! Es macht immer wieder Spaß die Berichte zu lesen.  Thumbsup
Bon dia und allen erstmal ein frohes, neues und vor allem gesundes Jahr 2022!

@Heinrich
Danke für deinen informativen Beitrag. Jedoch bin ich ratlos wie du zu dem Schluss kommst daß es ein "Displacement" geben soll. Wörtlich schreibst du

Zitat:Das ist das Potential eines wirklich gesunden, starken Polarwirbels mit anhaltendem Westwind in der Stratosphäre (QBO West), was wir bis zum Ende Januar auf die Agenda nehmen sollten. Das kann auch noch viel länger anhalten, aber irgendwann wird sich dann doch noch ein SSW zeigen, ich vermute ihn zum Ende Januar. Und dann werden die Karten neu angemischt und man wird sehen, wohin die Reise dann geht. Ich vermute, dass dadurch das Displacement noch verstärkt wird und der ganze Wirbel sich noch stärker über Eurasien legen wird, da die Vorarbeiten dazu bis zum 20. Januar offenbar schon gemacht werden.

Du vermutest also, daß es erst ein Displacement gibt und dann ein SSW? Und genau das macht mich ratlos, denn zumindest mir ist kein Displacement-Event bekannt welches ohne ein vorheriges SSW aufgetreten ist.

Falls es dazu Studien gibt würden mich diese brennend interessieren, falls es schlicht deine - zugegeben sehr sportlich anmutende - These ist dann darf man wirklich gespannt sein ob es heuer tatsächlich zum ersten mal seit der Beobachtung von SSW zu einem Displacement OHNE ein vorheriges SSW kommt.

Ich möchte noch anmerken daß es sich beim Polarwirbel im Moment um einen "Stretched Vortex" handelt, also schön in die Länge gezogen, und diese sind laut den derzeit führenden Stratosphären-Spezialist* Innen  Cohen (AER), Lee (University Reading ) und Dr. Amy H. Butler ( NOAA ) eher sogar in der Lage dazu, den Polarwirbel nachhaltig zu verstärken statt zu schwächen, was ja eine Grundvoraussetzung für ein SSW ist / wäre.

Danke im voraus und Gruß

Kurt
Servus mitanand,
wie gehts denn nun weiter? Zur Zeit haben wir ein Warming direkt über unseren Köpfen und östlich davon, der PW befindet sich zur Zeit westlich von Grönland über Kanada mit seinen tiefsten Temperaturen. In einer Woche bis zehn Tagen sehen die Modelle den PW über Island mit einer Kälteblase über Schottland/Nordengland. Alles wohlgemerkt in 10hPa. An so eine Position kann ich mich ehrlich gesagt nicht erinnern in der Vegangenheit und weiß auch nicht ob das gut oder schlecht für die Winterliebhaber ist...

Gruß

Dasse
Gibt es denn eine neue Entwicklung bzgl. des Polarwirbels? In den Karten ändert sich leider für uns Europäer zur Zeit nicht viel.

Grüße Schneeflocke
(13.01.2022, 12:00)Schneeflocke schrieb: Link ist nur fuer registrierte User sichtbar. registrieren oder login.Gibt es denn eine neue Entwicklung bzgl. des Polarwirbels? In den Karten ändert sich leider für uns Europäer zur Zeit nicht viel. 
Grüße Schneeflocke

Die Polarwirbel-Karten sind ja auch Bestandteil derselben Modelle (EZ und GFS) die auch in den anderen threads verwendet werden. Die berechnen die Verhältnisse in sehr vielen Höhen, sowohl in der Troposphäre, als auch in der Stratosphäre.
Kurt Hansen schrieb:Bon dia und allen erstmal ein frohes, neues und vor allem gesundes Jahr 2022!

@Heinrich
Danke für deinen informativen Beitrag. Jedoch bin ich ratlos wie du zu dem Schluss kommst daß es ein "Displacement" geben soll. Wörtlich schreibst du

Zitat:Das ist das Potential eines wirklich gesunden, starken Polarwirbels mit anhaltendem Westwind in der Stratosphäre (QBO West), was wir bis zum Ende Januar auf die Agenda nehmen sollten. Das kann auch noch viel länger anhalten, aber irgendwann wird sich dann doch noch ein SSW zeigen, ich vermute ihn zum Ende Januar. Und dann werden die Karten neu angemischt und man wird sehen, wohin die Reise dann geht. Ich vermute, dass dadurch das Displacement noch verstärkt wird und der ganze Wirbel sich noch stärker über Eurasien legen wird, da die Vorarbeiten dazu bis zum 20. Januar offenbar schon gemacht werden.

Du vermutest also, daß es erst ein Displacement gibt und dann ein SSW? Und genau das macht mich ratlos, denn zumindest mir ist kein Displacement-Event bekannt welches ohne ein vorheriges SSW aufgetreten ist.

Falls es dazu Studien gibt würden mich diese brennend interessieren, falls es schlicht deine - zugegeben sehr sportlich anmutende - These ist dann darf man wirklich gespannt sein ob es heuer tatsächlich zum ersten mal seit der Beobachtung von SSW zu einem Displacement OHNE ein vorheriges SSW kommt.

Ich möchte noch anmerken daß es sich beim Polarwirbel im Moment um einen "Stretched Vortex" handelt, also schön in die Länge gezogen, und diese sind laut den derzeit führenden Stratosphären-Spezialist* Innen  Cohen (AER), Lee (University Reading ) und Dr. Amy H. Butler ( NOAA ) eher sogar in der Lage dazu, den Polarwirbel nachhaltig zu verstärken statt zu schwächen, was ja eine Grundvoraussetzung für ein SSW ist / wäre.

Danke im voraus und Gruß

Kurt

Grüß Dich Kurt Hansen!

Deine Frage: Du vermutest also, daß es erst ein Displacement gibt und dann ein SSW?
In der Tat ist das meine Vermutung. Und sie ist auch ohne Zweifel eine Annahme, gegen die alle mir bisher bekannten Erkenntnisse aus diversen Studien der Stratosphären-Wissenschaft sprechen - das ist mir auch sehr bewusst. Dennoch habe ich diese Entwicklung in meinem Köpfchen als einzige plausible Lösung gefunden, um die so lange andauernde Situation des sehr starken stratosphärischen Polarwirbels auflösen zu können. Ich gehe dabei davon aus, dass die dauerhafte positive Hochdruck-Anomalie über den Aleuten, die nun schon mehrere Wochen anhält, sich auch nach oben in die Stratosphäre auswirken müsste. Leider habe ich dazu keine bereits niedergeschriebenen Erkenntnisse aus Studien oder Abhandlungen der Fachleute vorliegen. Nur der DWD hat neulich ein (quasi) stratosphärisches Displacement erwähnt, ich finde das aber nicht wieder (Wettergucker hat das bestimmt auch gelesen). Vielleicht gibt es studienmäßig dazu auch noch nichts weiter, weil eventuell eine solche Konstellation nur alle paar Jahrzehnte mal auftritt und so eine viel zu geringe Fallzahl hätte für eine seriöse Studie...

Wie dem auch sei. Offenbar scheint sich meine Idee eines Displacements vor einem SSW tatsächlich umsetzen zu lassen. Denn wir haben oben in der Stratosphäre keine rasche Erwärmung (SSW) bisher und auch nicht absehbar in den nächsten 7 Tagen. Dennoch wird mindestens von GFS ohne Unterlass eine eindeutige Verschiebung des stratosphärischen Polarwirbels berechnet, ausgelöst durch ein sich immer weiter aufbauendes Aleutenhoch in der Stratosphäre. Ich hatte das ja schon am 7. Januar mit Berechnungen 16 Tage voraus von GFS als Erklärung angeführt, seinerzeit für den 21. Januar. Inzwischen sind 10 Tage vergangen und die Berechnungen werden nun immer seriöser für den Zeitraum um den 21. Januar. Deshalb zeige ich hier die aktuelle Berechnung in 30 hpa für den 22. Januar:

[attachment=40323]

Und nochmal die alte Berechnung vom 7. Januar für den 21. Januar als Vergleich:

[attachment=40324]

Keine schlechte Performance von GFS, wenn das dann auch so kommt (ist ja noch 5 Tage hin). Es würde wohl meine Idee eines "vorgezogenen" Displacements stützen, sofern sich nach diesem "vorgezogenen" Displacement nachfolgend ein SSW (nach meiner Idee Ende Januar/Anfang Februar) einstellen würde und durch diese rasche Erwärmung das Displacement in der bereits zuvor vorgegebenen Richtung verstärken würde. So ist ja meine Idee, wie es ablaufen müsste. Eine spekulative These, die ich da aufstelle, das ist mir bewusst. Vielleicht liege ich sogar nicht einmal so falsch mit der Idee. Zumindest rechnet GFS für den Monatswechsel aktuell eine kräftige Entwicklung in der Stratosphäre mit einem SSW und einem eindeutigen Displacement, wie ich es angedacht hatte. Ist alles noch lange hin und damit äußerst unsicher, aber wir können die Berechnungen ja als "Merker" hier ablegen und später wieder schauen, was daraus geworden ist. Hier die Berechnungen für jeweils den 1. Februar 2022 in 01, 10 und 30 hpa:

[attachment=40325]
[attachment=40326]
[attachment=40327]

Quelle: Link ist nur fuer registrierte User sichtbar. registrieren oder login.

Diese Verschiebung des ganzen Polarwirbels wird es aber in so ausgeprägter Form nicht ohne ein begleitendes SSW geben können - behaupte ich mal. Eine Verschiebung als deutliche Anomalie kann es offenbar auch ohne SSW geben, aber nicht das uns bekannte klassische, sehr ausgeprägte Displacement, welches ja tatsächlich final durch die Energiezufuhr einer raschen Erwärmung ausgelöst wird und die Alternative zu einem Polarwirbelsplit darstellt. So jedenfalls habe ich das alles bisher verstanden und verinnerlicht.

PS: käme das alles so, dann können wir uns auf eine längere Winterphase einstellen und zwar in ganz Europa. Wenn man es genau nimmt, beginnt die Umstellung wohl bereits heute mit einem ersten Anlauf. Der Hochdruck ist aber mit einem Abschleifen noch nicht besiegt, da muss mehrmals neu angesetzt werden. Ich vermute, dass 3 Anläufe gebraucht werden bevor es in eindeutiges Winterwetter übergehen kann. Aber das ist Troposphäre und damit ein Thema für das Wetter-Forum, siehe hier: Link ist nur fuer registrierte User sichtbar. registrieren oder login.

Meinen Gruß!
Hier ist eine gute Bewertung des aktuellen PW-Zustands. Im großen und Ganzen zwar für Nordamerika, Europa wird jedoch auch erwähnt. 

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