Grüßt Euch!
Kurzes Update zum stratosphärischen Polarwirbel:
aktuell zeigt sich in der untersten Stratosphäre ein ausgeprägter Dipol, also zwei fast getrennte Wirbel:
Dipol 05.01.2022 gfs_z100_nh_f00.png (Größe: 102,55 KB / Downloads: 500)
Da dies eine Analyse ist und keine Vorausschau, können wir den Ist-Zustand zur Verifikation nutzen bezüglich meiner Aussage vom 17. Oktober 2021:
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Zitat:ein kurzer Polarwirbelsplit zwischen Grönland und Sibirien Anfang Januar
Ihr könnt das ja selbst beurteilen und einordnen...
Doch wie geht es weiter? Da oben passiert bezüglich einer schnellen Erwärmung (SSW) bisher nichts nennenswertes und es ist auch nichts "brauchbares" in den Berechnungen. Der Polarwirbel zeigt sich außerordentlich kräftig und vital bisher, ist nach wie vor sehr kühl bis kalt und es herrscht kräftiger Westwind. Wir befinden uns nun in der Phase des Höhepunkts, was die Stärke, Drucktiefe und Ausdehnung des stratosphärischen Polarwirbels angeht. Die eine oder andere kleine Störung hat den Wirbel bisher wenig beeindruckt. Jetzt mal der Dipol, der noch nicht einmal zum Polarwirbelsplit für einige wenige Tage gelangt. Was bedeutet das dann für die nächste Zeit?
Nun, da von oben nichts kommt (SSW) und der Wirbel gegen Störungen von unten (wie jetzt aktuell) einfach viel zu stark und gesund ist, gibt es nur noch einen "Ausweg": der stratosphärische Polarwirbel wird sich in eine Richtung von oben bis unten verschieben müssen. Und wohin kann die Verschiebung denn nun gehen? Was schiebt denn wohin, was löst die Verschiebung denn aus?
Und da verweise ich dann wieder einmal auf meine oben genannte Uralt-Prognose für den Winter und erinnere an das angekündigte Aleutenhoch! Wir haben schon seit Wochen eine Hochdruckanomalie über den Aleuten in der Troposphäre und das bleibt nicht ohne Wirkung für die Stratosphäre. Auch dort oben setzt sich durch den Dauerbrenner von unten nach und nach eine anhaltende Anomalie durch, eine Hochdruck-Anomalie bei den Aleuten. Und dieser ortsfeste Hochdruck drückt mit zunehmender Dauer den ganzen stratosphärischen Polarwirbel in eine Richtung: und die Richtung heißt hin nach Eurasien und weg von Nordamerika. Dieser Physik folgend berechnet auch GFS bereits dieses Displacement, dass zunächst gar nicht so sehr auffällt, da der Polarwirbel so extrem kräftig und ausgedehnt ist und so hübsch rund daher kommt. Aber man achte auf Nordamerika und dann sieht man doch deutlich, wohin der ganze Wirbel verschoben ist. Doch schaut selbst, was für den 21. Januar anstehen dürfte:
Schön zu erkennen ist der Hochdruck Aleuten in 5 hpa und die Verschiebung des Wirbels:
Aleutenhoch 21.01.2022gfs_z05_nh_f384.png (Größe: 91,63 KB / Downloads: 485)
Das findet sich natürlich auch weiter unten in 30 hpa:
Displacement 21.01.2022 gfs_z30_nh_f384.png (Größe: 86,59 KB / Downloads: 485)
Und wie schaut das dann in der untersten Stratosphäre aus? Hier ein Schnappschuss vom 21.01.2022 aus der Zukunft:
Displacement 21.01.2022 gfs_z100_nh_f384.png (Größe: 103,57 KB / Downloads: 486)
Erkennt Ihr die Bedeutung der auch hier gezeigten Verschiebung des Polarwirbels in "unsere" Richtung? Kommt es so, dann wäre die Frontalzone weit nach Süden verschoben und würde über dem Mittelmeer verlaufen. Wir wären auf der kalten Seite - und zwar dauerhaft. Ein solches Displacement kann sehr lange anhalten, was dann in der Troposphäre in unseren Breiten anhaltendes Winterwetter bedeuten würde, mit sehr viel Schneefall in den höheren Lagen und extrem viel Schnee in den Westalpen und wohl auch Südalpen, wenn das Mittelmeer eingebunden wird, was bei der Ausgangslage unvermeidbar wäre. Das alles wäre aber nicht etwa viel zu kalt zu den klimatischen Mittelwerten, denn Hochdruck wäre da eher die Ausnahme und stattdessen mehr Wind und gute Durchmischungen, was Kahlfrost kaum aufkommen lassen würde...
Das ist das Potential eines wirklich gesunden, starken Polarwirbels mit anhaltendem Westwind in der Stratosphäre (QBO West), was wir bis zum Ende Januar auf die Agenda nehmen sollten. Das kann auch noch viel länger anhalten, aber irgendwann wird sich dann doch noch ein SSW zeigen, ich vermute ihn zum Ende Januar. Und dann werden die Karten neu angemischt und man wird sehen, wohin die Reise dann geht. Ich vermute, dass dadurch das Displacement noch verstärkt wird und der ganze Wirbel sich noch stärker über Eurasien legen wird, da die Vorarbeiten dazu bis zum 20. Januar offenbar schon gemacht werden. Aber sicher ist das alles natürlich nicht, nur inzwischen wahrscheinlicher geworden. Mal abwarten!
Ich hoffe, meine Ausführungen und Aussichten in die Zukunft waren verständlich. Ansonsten bitte nachfragen!
Meinen Gruß!