10.02.2022, 16:17
Heinrich schrieb:...
Diese Verschiebung des ganzen Polarwirbels wird es aber in so ausgeprägter Form nicht ohne ein begleitendes SSW geben können - behaupte ich mal. Eine Verschiebung als deutliche Anomalie kann es offenbar auch ohne SSW geben, aber nicht das uns bekannte klassische, sehr ausgeprägte Displacement, welches ja tatsächlich final durch die Energiezufuhr einer raschen Erwärmung ausgelöst wird und die Alternative zu einem Polarwirbelsplit darstellt...
Grüßt Euch!
Ja, es ist so gekommen, wie ich es angenommen hatte: eine Anomalie ja, aber keine schwere Verschiebung des stratosphärischen Polarwirbels, denn es gab keine rasche Erwärmung (SSW). Das Quasi-Displacement - ausgelöst durch den Dauerhochdruck Aleuten - hat es als ausgeprägte Anomalie tatsächlich gegeben. Hier die Analysen von GFS dazu von oben bis unten in der Stratosphäre:
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Quelle: Link ist nur fuer registrierte User sichtbar. registrieren oder login.
So sind wir in Deutschland dann auf die warme Seite gekommen /verblieben. Die Frontalzone mit dem kräftigen Jetstream hat sich nur mal ab und zu über uns gelegt, so dass es mal etwas kühler werden konnte mit Schneefall für die Bergregionen, ansonsten dominierte milde Luftzufuhr. Mit dem Jetstream über uns gab es dann auch schon einige Sturmereignisse. Das war vorhersehbar und wird uns vermutlich noch einige male bevorstehen. Grund dafür liegt darin begründet, dass es in den nächsten 2-3 Wochen offenbar noch immer keine stratosphärische Erwärmung geben will, wodurch der Polarwirbel maßgeblich geschwächt werden würde. Im Gegenteil macht der stratosphärische Polarwirbel überhaupt keine Anstalten, wenigstens mal etwas schwächer zu werden. Stattdessen nimmt der Ostwind weiter zu, peilt neue Rekordstärke an, und die Temperaturen in der Stratosphäre sind für die Jahreszeit ebenfalls rekordverdächtig kalt (besonders in der untersten Stratosphäre). Ein Blick auf die 100 hpa...
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...und die 30 hpa...
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...zeigen, was da oben vor sich geht. Quelle: Link ist nur fuer registrierte User sichtbar. registrieren oder login.
Im Ergebnis vertieft sich der stratosphärische Polarwirbel immer weiter und liegt dann bald - aufgrund der gewaltigen Rotationsgeschwindigkeit und der riesigen Ausdehnung - superzentral über dem Nordpol, wie es auch GFS berechnet hat, hier für den 26. Februar 2022:
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und der Ostwind geht auf Rekordkurs:
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Tja, das bedeutet dann wohl, es geht für 10-14 Tage so weiter wie gehabt. Etwas Wechselwetter, Berlandschnee, insgesamt zu mild, dafür aber wenigstens ausreichend Regen unterhalb der Berglandregionen als Niederschläge. Kaum Nachtfrost, dafür aber bestimmt noch ein paar Sturmereignisse. Auch der AO-Index lässt kaum Spielraum zu:
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Ist damit der Winter endgültig gelaufen?
Könnte sein. Könnte aber auch bedeuten, dass wir in Deutschland - gerade wegen der großen Ausdehnung des stratosphärischen Polarwirbels - nach und nach dann doch nördlich der Frontalzone und des Jetstreams landen. Das würde dann doch noch eine geschlossene Schneedecke bis ins Tiefland bedeuten können, wie lang dann - fraglich. Um den 20. Februar sollte diese Karte dann aber doch gespielt werden, denn die Hochwinterphase neigt sich dem Ende entgegen, was dann bedeutet, es wird klimatisch bedingt wieder wärmer...
Trotz allem, es bestehen gute Aussichten, dass wir es - wieder wegen des extrem starken stratosphärischen Polarwirbels - mit einem richtigen Märzwinter zu tun bekommen könnten. Irgendwann wird der Polarwirbel da oben ja schwächer werden müssen - schließlich hat die fortschreitende Achsneigung der Erde ja nicht aufgehört. Die langen Nächte am Polarkreis werden kürzer werden, mehr Sonnenenergie gelangt auf die Nordhemisphäre und zack!, es wird eine Erwärmung in der Stratosphäre geben und den Polarwirbel dadurch schwächen. Das sollte im März passieren und dann schlingert der Wirbel herum, mäandert und entlässt die gesammelte Kälte aus dem hohen Norden in südliche Gefilde ausbrechen. Und dann dürften wir die Profiteure sein, denn das Aleutenhoch wird sich nicht mehr so dominant entwickeln können, was dann bedeutet, das Azorenhoch übernimmt die Führung, schickt dann stetig kräftige Tentakel-Arme nach Grönland und über das britische Königreich bis Nordskandinavien, so dass wir mit unserem Deutschland in den fragwürdigen Genuss von kontinentaler Russlandkälte kommen können. Das kann dann länger anhalten, da wir eine stetig wachsende Erhaltungsneigung beim Wetter beobachten können. So könnte der März noch richtig kalt werden...
Oder aber - auch das hätte eine gewisse Wahrscheinlichkeit - wir verbleiben in der Dauerschleife warmer Witterungen.
Im Moment schätze ich die Wahrscheinlichkeiten für uns in Deutschland aufgrund der Entwicklung des stratosphärischen Polarwirbels für den März so ein:
März zu kalt: 50%
März normal: 20%
März zu mild: 30%
Mehr kann ich aus der aktuellen Lage für Winterfreunde nicht heraus zaubern.
Meinen Gruß!