Wetterforum Wetter-Runde

Normale Version: Die kleine Literatur-Ecke
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(28.03.2017, 11:04)Frosty Sam schrieb: Link ist nur fuer registrierte User sichtbar. registrieren oder login.Du kannst mir ja gerne mehr davon zukommen lassen, von deiner "Kaktus-Beamten-Liaison".
Stell mich gerne als Testleser zur verfügung, um dir meine ehrliche Meinung darüber kund zu tun -
wohlwissend, daß mein Geschmack aber nicht den des mainsteams widerspiegelt! Eher das Gegenteil
ist der Fall!

Aber zuvor müßtest du mir noch versprechen, daß es nicht damit endet, daß der Beamte eines
Morgens von seiner Cousine im Bett aufgefunden wird, von hunderten Stachelstichen zu Tode
malträtiert! Big Grin Denn dann wär der Stoff bestenfalls geeignet, als Drehbuch für den nächsten
Till Schweiger-Tatort!


lg

Bei solchen Einschränkungen muss ich noch darüber nachdenken. Big Grin

Doch ehrlich gesagt ist mir gerade nicht so sehr zum Lachen. Ich habe heute mein Gerichtsurteil bekommen - meine Klage gegen die Krankenkasse, die meine Behandlungskosten nicht übernehmen will - obwohl ich dadurch gesund geworden bin. Scheiß Rechtstaat! Nun muss ich in die nächste Instanz und wieder meinen letzten Notgroschen verwetten. Verwetten deshalb, weil Gesetze scheinbar nur dann gelten, wenn man sich das Recht erkaufen kann. Eigentlich, ja eigentlich ist die Rechtslage lupenrein und die Krankenkasse müsste zahlen. Aber uneigentlich machen die lieber einen langen Rechtsstreit und mit Glück - oder Pech - stirbt der Kläger vorher weg und es ist nichts zu entscheiden, was den Kassen wehtuen kann...

Daher hole ich mal rasch einen Text heraus, den ich schrieb, als ich keinen Ausweg mehr sah. Danach weiß ich heute umso mehr, dass es immer ein Lichtlein gibt und dass das Leben wichtiger ist als Geld und Gold. Es soll Euch am Ende des Tages durch mich Mut machen, dass es sich lohnt, sich und sein Leben und das, was man liebt, nie aufzugeben!

Ausgeträumt
 
 
Es ist Freitag.

Ein guter Tag, um aufzuräumen.

Ich fange damit an, dass ich alle meine schlechten Gedanken der letzten Jahre rauswerfe - ab in den Müll.


Weg auch mit der Verzweifelung, mit meiner Unzufriedenheit über mich und die ganze Welt - ab ins Endlager.

Fort mit den Vorwürfen an jene alten Freunde, die mir nicht beigestanden haben. Schluss mit den Hilferufen - es ist genug!

Was bleibt, ist die Erkenntnis, dass die Welt nicht nach Gerechtigkeit fragt und dass Wehrlosigkeit eine Aufforderung zum Zerstören ist.

 
Jetzt, wo die giftige Injektion aus Korruption, Intrige und Skrupellosigkeit mein Herz erreicht hat, die unvernebelte Dimension der Zerstörung meinen Verstand überfordert,  jetzt wächst panisch, kurz vor Torenschluss, mein Schuldgefühl für versagte Dankbarkeit. Für Unterstützung, für Beistand, für Mitgefühl, für Taten, für alles. Ich fühlte mich von aller Welt verlassen, ausgesetzt, heimatlos. Doch das war nicht so.  Im Gegenteil, ich war längst zu Hause, habe es nur nicht bemerkt durch den ganzen Müll, der herumlag.


Höchste Zeit, um aufzuräumen. Ich werfe alles über Bord, alles.

Aufgeräumt sieht alles anders aus. Etwas sehr leer vielleicht. Aber auch leer hat es etwas. Es ist so schön still. Ich höre meinen Herzschlag wieder. Der Puls ist noch zu hoch, der Atem noch zu kurz. Die Hände zittern noch, die Arme und Beine sind noch sehr schwer. Aber ich bin ganz unten angekommen, die Füße spüren einen eisigen Boden. Das wirkt: kein Hunger mehr nach Leben im Magen. Kein Durst nach Liebe. Nur tiefe Stille in den Ohren.

Aufgeräumt braucht es keinen Akku. Aufgeräumt benötigt es kein Licht, da nichts zum Stolpern da ist. Aufgeräumt ist es farbenblind. Aufgeräumt hat es keine Erklärungen nötig.

Aufgeräumt. Ausgeträumt. Aufgegeben.

 
Fast.
 
Ich lausche in meine entleerte Welt hinein. Nur mein Körper stört durch sein leises Zittern die mächtige Stille.

Dann höre ich auch meinen Atem nicht mehr, das Herz schweigt dazu. Ein Spiegelbild wandert durch das Zimmer und öffnet ein undurchsichtiges Fenster. Es lärmen Vogelstimmen zum Ohr, Blätter im Wind dröhnen herein. Luft wirbelt eine Staubwolke aus längst vergessenen Gefühlen auf. Farben dringen durch das Licht auf meine Haut. Eine warme Welle huscht über eine kalte Träne und lässt sie trocknen.

Und nun? Was nun?

 
Unbeirrt klingelt das Telefon und ich stelle fest, dass ich mich selbst angerufen habe. Es klingelt in meinem Herzen, aber es nimmt niemand ab. Kein Anschluss mehr unter dieser Nummer. Ich lege wieder auf.
 
Das undurchsichtige Fenster schließt sich wieder. Das Spiegelbild zerspringt in tausend blinde Teile. Kein Wind, kein Geräusch. Gut so! Schluss damit. Keine Träume mehr. Ausgeträumt! Nimm die Leere an!
 
Ich ergebe mich. Endlich, ich ergebe mich!
 
Nur ein letzter Gedanke noch. Wem ergebe ich mich? Wer hat gewonnen? Habe ich - mich - verloren?
 
Halt mal. Was geht hier vor? Ich ersticke und ertrinke wie ein Schiffbrüchiger im Ozean aus Tränen! Im letzten Augenblick atmet es in mir wieder. Die eindringende Luft schmerzt lebhaft in der Lunge.


Und das erneute Klingeln im Ohr ist kein Tinitus. Es wird lauter und lauter, fühlt sich aber gut dabei an. Dann klingelt es endlich auch im Verstand. Das Klingeln kenne ich doch. Es ist der Klingelton, der Dich Dein ganzes Leben lang begleitet hat: Deine Liebe zum Leben. Endlich höre ich zu. Mein Herz führt mein Gespräch.

Es ist gut, wenn man sich selbst ein treuer Freund sein kann.
 
Ich mache das Fenster auf und lasse etwas Zukunft herein. Sie vermischt sich mit der Leere und verteilt Farben. Der Boden unter meinen Füßen fühlt sich warm an. Ich beginne, wieder einzuräumen.

Ich mag meine Träume. Ich mag das Leben in mir. Ich mag es, zu lieben und geliebt zu werden. Ich mag auch meine Unvollkommenheit und Verletzlichkeit. Und ich mag auch Freunde. Das alles sind meine Möbel in meiner kleinen Lebenswelt, die umgeben ist von einem leeren, ausge(t)räumten Umfeld.

Das war meine Art, jenen Danke zu sagen, die mich irgendwie am Leben gelassen haben.


---------

Nie aufgeben, immer wieder den Schritt nach vorne machen - hin zur Zukunft, denn die gibt es!

Danke für das Lesen und verstehen!
So ich war heute auf Arbeit, dann schreib ich mal das Forumgedicht:


Es war einmal  ihr kennt es noch das Weteronlineforum,
eine lustige Zeit mit Brubaker, Maria und Wettergucker begann im Forum.

Doch Schneefan hatte gegen den Klimawandel verloren,
Brubaker war auch vermisst und verloren.

Da fieberten wir 2014 dem Pokal für Deutschland entgegen,
der Kältepapst leider seinem Forumsende entgegen.  05

Nur der Hasslinger Sepp Thread blieb bereit.
Er sagte nur macht euch auf weitere schneearme Winter bereit Smiley7

Mir egal dann hielt ich mit Dauerthread Bardabunga entgegen 30 ,

Das war spannend wie die Trommel Bunga Bunga!  Wink

Der Nachfolger von Brubaker war schnell gefunden,
Frosty und Maria waren die neuen Österreicher der Runde.

Der heiße Sommer 2015 ließ alle Mildwintersorgen vergessen,
doch der Schock im September hatte gesessen. 93

Nicht nur, dass plötzlich der Herbst vor der Türe stand,
Sondern auch Wetteronline Forum schließen wollte, das war allerhand! Smiley12

Doch Frosty und Thomas Abbi waren die beiden Neulinge und Retter der Nation,
Das eigene Forum wurde von ihnen gegründet und ist immer noch in Aktion.

Ich ziehe vor euch den Hut und jeder schätzt euch bis heute,
vieles ist besser als im alten Forum das sag ich euch heute 66 .

Frosty Sam

(28.03.2017, 21:34)Schwabenland schrieb: Link ist nur fuer registrierte User sichtbar. registrieren oder login.So ich war heute auf Arbeit, dann schreib ich mal das Forumgedicht:
...

 97 97  97

Die Verse sind ja allerhand -
sie stammen auch von Schwabenland!


lg

Maria

(28.03.2017, 21:34)Schwabenland schrieb: Link ist nur fuer registrierte User sichtbar. registrieren oder login.So ich war heute auf Arbeit, dann schreib ich mal das Forumgedicht:

Es war einmal  ihr kennt es noch das Weteronlineforum,
eine lustige Zeit mit Brubaker, Maria und Wettergucker begann im Forum.
 
Danke Schwabenland, ganz süßes Gedicht von dir. Ich finde es auch lustig hier mit dir und den anderen. Smile

(28.03.2017, 21:34)Schwabenland schrieb: Link ist nur fuer registrierte User sichtbar. registrieren oder login.Ich ziehe vor euch den Hut und jeder schätzt euch bis heute,
vieles ist besser als im alten Forum das sag ich euch heute 66 .

Da schließe ich mich dir gerne an, danke Thomas und Frosty.  Smile

Lg
Danke für die Blumen. 66

Ja Maria und Frosty und allen anderen, mir macht der Abend mit euch allen wirklich Spaß. Das ist mein Feierabend hier, vor dem Alltag am nächsten Tag. Kann schon sagen bald gehöre ich auch zu den alten Hasen, bin ja seit 2011 dabei. Ich hab ja noch die Zeiten erlebt als sich Winter Wonder und Schneefan verklopft hatten. Big Grin Da sind die heutigen Zeiten wirklich besser.
Ich hatte das fast vergessen und nun wiederbelebt: eine Hommage für das Leben!

Blind vor Leben
Ich denke, es nützt nichts, in Panik zu verfallen. Das Klima schwankt, auch beträchtlich. Derzeit scheint es zu torkeln wie ein Betrunkener und findet keinen Halt. Und die Schuld wird gefunden bei den Volksdrogen der Menschheit: dem evolutionären Egoismus des Homo Sapiens mit seiner fossilen Energiesucht und einer ungehemmten Verschwendungssucht auf allen Gebieten. Panik ändert das nicht. Panik macht blind. Denn, mal Hand auf´s Herz, Homo Sapiens hat nicht erst vor einem Jahrhundert mit seiner Herrschaft begonnen. Wir sehen eine Entwicklung von vielen Jahrtausenden und das Ende ist nicht absehbar. Mit jeder Eroberung unserer Umwelt in der Vergangenheit wurden die Brückenpfeiler geschlagen zu dem, was wir heute alles überwinden und so alles können und treiben. Wer kann oder soll dem Einhalt gebieten? Wohin führt uns das alles? Gibt es Licht am Ende des dunklen Tunnels oder ist der Tunnel gar nicht dunkel und alles führt unweigerlich zu einer "besseren" Welt?

Ich betrachte das Geschehen heute mit einer tiefen inneren Ruhe. Das war nicht immer so. Doch die grandiose Natur und das vielfältige Leben auf der Erde sollte uns Beweis genug sein, dass nichts aus Zufall geschieht und alles mit allem zusammenhängt und geformt und angestoßen wird. Unser Verstand ist nur zu gering, um die Zusammenhänge zu erkennen oder zu erkennen, dass Homo Sapiens allein nichts weiter ist als ein nüchternes Ergebnis aus dem, was zuvor war und auch, was gerade jetzt ist. Und Homo Sapiens wird mit seinen Genen, Entwicklungen, Verhaltensweisen etc. auch nach dem Abgesang weiterhin Bestand haben - in den Lebensformen, die nach uns sein werden. So wie wir nichts weiter sind als die Fortführung von dem, was zuvor gewesen ist. Die Brückenpfeiler baut das Leben selbst, wir haben das gar nicht erfunden.

Und wenn wir nun über "das Klima" sprechen und über "Klimawandel", dann reden wir doch schlussendlich nur über etwas, was wir geschickt erfunden haben, um uns eine virtuelle, abstrakte "Atmosphäre der Sicherheiten" zu bauen, in der wir als gut oder böse verweilen wollen. Denn tatsächlich gibt es kein lebendes Klima, das man "retten" könnte. Wir können uns retten - Homo Sapiens - oder die vielen vom Aussterben bedrohten Tier- und Pflanzenarten. Jeder im Kleinen oder gemeinsam mit einer politischen Agenda. Wir verschwenden unsere Zeit damit, etwas Erfundenes erklären zu wollen. Wir wollen ein Bündnis schaffen, um das Erfundene zu retten. Mensch schau Dich doch mal um! Merken wir nicht, wie weit wir uns schon entfernt haben von dem, was uns umgibt, was uns das Leben schenkte? Rettet den Boden, das Wasser, die saubere Luft, rettet Tiere und Pflanzen, rettet Landschaften, rettet Euch und Eure Kindeskinder. Das alles können wir anfassen, spüren, fühlen, sehen. Das alles können wir - jeder - aktiv retten, schützen, bergen. Doch wir haben unsere Hände in den Schoß gelegt, die Augen blicken nur noch nach innen, die Ohren klingeln im Tinitus-Takt. Homo Sapiens erblindet im eigenen Leben und fühlt nur noch Drang zu gruppendynamischem Wachstum - zu jedem Preis.

Und doch - ist alles nicht umsonst oder falsch. Das Leben wird aus dem, was war und jetzt ist und was daraus wird, den besten Weg finden, der eine Zukunft hat. Da bleibt was übrig! Und deshalb bin ich heute tiefenentspannt. Ich tue meinen Teil, den ich leisten kann und gern betrachte ich alles um mich herum mit höchster Spannung. So schön ist das Leben, dass man keine virtuellen Arenen benötigt, um Leben zu fühlen und Leben zu leben oder auch Leben zu retten. Von mir aus kann man sich aber auch um ein abstrakte Klima endlos streiten oder endlos einigen. Es wird nichts ändern am Lauf des Lebens. Und das sollte uns vor allem Mut machen!
Mal etwas aus der uns bekannten Forenwelt und der Schwierigkeit, das Geschriebene nicht in den falschen Hals zu kriegen, und wie schnell man etwas so schreibt, dass man es falsch verstehen kann...


Verwortet
 
Kommunikation ist ein tonnenschweres Ding mit kurzen Stummelflügeln aus geduldiger Toleranz. Schwer drückt das, was falsch verstanden wird und das, was nicht geschrieben wird. Selbst leichte nette Worte rammen alles in den Boden, wenn der Aufwind fehlt, der Gleichgewicht erzeugt zwischen Schreiber und Leser, zwischen Sender und Empfänger.
 
Der eine schreibt etwas, der andere liest es.
 
Der Kopf denkt beim Schreiben, der Bauch sagt, so ist es recht. Die Finger tippen langsamer, als der Kopf denkt und sie überspringen manchen Gedanken. Der Bauch kümmert sich längst um andere Arbeiten und zack!, schon ist der Text mehr Finger als Bauch und Kopf, was aber Schreiber nicht bemerkt, weil weder Bauch noch Kopf voreilig die Enter-Taste drücken.
 
Dem Leser geht es nicht besser. Die Augen saugen auf, der Kopf sortiert, der Bauch verdaut schon. Kneift dann der Magen im Darm, sortieren rasch die Augen alles neu und der Kopf gräbt sich in verdrehtes Verstehen. So wird das augenscheinlich Sortierte mit Bauchschmerzen im Kopf in eine passende Logik gerückt und in eine Antwort gepresst. Die Finger tippen nun schneller als der Bauch ausscheiden kann, während die Augen sich blind verengen und sich hinten im linken Halswirbel das giftige Suchtgefühl der Rache einschießt. Und zack!, schon ist der Text herüber gekämpft und die stummen Ohren hören noch kurz den willenlosen Schlachtruf, der triumphierend zwischen den Zeilen schwebt.
 
Die bisher ruhende Gehirnhälfte, in der sich Geduld mit Toleranz paart, flackert  kurz ein bereuendes S O S, doch der verbale Schuss hat schon ein Ziel getroffen…
 
Wieder habe ich einen alten Text ausgegraben, der einen erkennbar philosophischen Charakter hat. Ich meine, die Inhalte sind es wert, hier in unserer kleinen Lese-Ecke einen Platz zu bekommen.

Weder gut noch böse

Es gibt die Behauptung: der Mensch wandelt die Erde wie kein anderes Wesen vorher.

Klingt schlimm. Man bedenke aber: nur wegen der "anderen Wesen vorher" ist die Erde heute so, wie sie ist. Ganz ohne Mensch, denn den gab es da noch nicht. Man denke an die Sauerstoffproduktion durch - na? - Lebewesen. Die ganze Entwicklung des Lebens auf der Erde mit all ihren Arten und Formen wurde durch steten Wandel und durch den Einfluss der Lebewesen auf ihren Lebensraum geformt und gestaltet. Den Menschen gäbe es ohne die anderen Wesen nicht und die Erde wäre heute nicht so, wie sie ist.

Es gibt kein höheres Leben auf der Erde ohne den permanenten Einfluss der vielen Lebewesen und ohne den dadurch stets vollzogenen Wandel.

Nun aber will der Mensch sich mit seiner bescheidenen Intelligenz als Sonderlösung sehen und meint, nur seine Einflüsse auf seinen Lebensraum würden die Welt verändern. Dabei ist es doch so, dass der Mensch nichts weiter ist als ein Experiment, eine Mutation zwischen temporären Entwicklungen. Vergänglich und unbedeutend und gleichzeitig bedeutsam und unvergänglich in der Reihe von vielen Experimenten. Es wird ein Genstrang von ihm bleiben. Nicht mehr und auch nicht weniger.

Nur weil wir jetzt gerade sind, sind wir nicht wichtiger als alles, was vorher war und nach uns sein wird. Wir nehmen uns nur so wichtig, weil wir meinen, unsere Lebenszeit und die unserer Art ist die Chance, die absolute Krönung des Lebens zu werden. Man darf demütig nach der Logik in diesem Glauben suchen und wird nur herausfinden, dass wir uns maßlos überschätzen. Das Leben wird mit, ohne und nach uns weitergehen und endet nicht mit unserer Lebenszeit.

Tatsächlich nehmen wir Einfluss schon deshalb, weil wir gerade leben. Eine grundsätzliche Frage ist jedoch, wie wir unser Lebensumfeld behandeln und mit unserer Umwelt umgehen. Wer sich ein Haus baut, wird darauf achten, dass es ein Dach hat und trockene Räume, dass es darin warm ist und es uns angenehm darin leben lässt. Schon das neue Haus ist viel Einfluss und bedeutet Wandel im Umfeld. Auf diesen Quadratmetern wird man keine Nahrung mehr ernten können, werden keine Bäume mehr wachsen, wird kein Humusboden mehr sein. Aber nach uns schon und vor uns auch. Will sagen: wir gestalten und beeinflussen durch das schiere Sein schon und nehmen uns unseren Platz und unseren Anteil, den wir aufgrund von Bedürfnissen meinen beanspruchen zu wollen. Das ist das Prinzip des Lebens, war es schon immer und wird es auch bleiben. Wir können - jeder für sich - aber auch unsere kleine Intelligenz nutzen, um unserem Lebensumfeld noch einen Lebensraum zu lassen. Wir können auch wieder etwas zurückgeben von dem, was wir für uns beansprucht haben. Wir können auch versuchen, eine Lebensgemeinschaft mit unserem Lebensumfeld zu gestalten
 oder ganz bescheiden werden und unsere Scholle auf die Größe unseres Fußabdrucks reduzieren. "Alles ist möglich, aber nicht alles ist zum Guten". Und jeder hat sein eigenes Maß an Intelligenz und Bedürfnissen und eigene Ansprüche und einen eigenen Hunger oder Durst, auch nach Leben oder Macht, nach Ansehen oder Ruhe in seiner nur ihm gehörenden Lebenszeit, die er sich zwar teilen muss mit seinen Mitbewohnern in seinem Lebensumfeld, aber nur er allein nutzen kann, um seine individuellen Merkmale der Entwicklung im Lebens-Genpool unterzubringen. Das Leben übernimmt, was sich entwickelt hat. Es fragt nicht nach "gut oder böse". Das Überlebensfähige wird an der jeweiligen Zeitoberfläche dominieren, der Rest wird als "Erinnerung" auf der Festplatte des Lebens gespeichert und bei Bedarf abgerufen. Ob unsere "Eigenschaften und Merkmale" später nochmals gebraucht werden für das zukünftige Leben an einer Zeitoberfläche, das wird vermutlich davon abhängen, wie sich die Lebewesen zu jener Zeit in ihrem Lebensumfeld behaupten werden.

 
Es gibt auch die Behauptung: Flugzeuge, Autos und Städte oder Kohle und Erdöl verbrauchen, zählt alles nicht zum natürlichen Wandel.

Was ist denn natürlich und was unnatürlich? Kohle und Erdöl sind natürlich, da sie aus der Natur entstanden sind. Das Herausholen der fossilen Ablagerungen aus einer meist von der Oberflächenwelt abgeschotteten Lage, ist per se nichts Unnatürliches, da es nicht durch unnatürliche Zauberei oder durch einen Gotteswillen erzeugt wird, sondern den natürlichen physikalischen Vorgängen gehorcht. Der Mensch als Lebewesen der aktuellen Zeitoberfläche nutzt aufgrund seiner bereitgestellten Intelligenz die von ihm mit natürlichem Selbstverständnis entwickelten Maschinen. Das erhöht seine persönliche Energieeffizienz, die durch reine Muskelkraft nicht zu erreichen wäre. Das geschieht auch an anderen Lebensplätzen, wird also nicht nur vom Menschen genutzt, sondern auch in der Tier- und Pflanzenwelt. Mit der Muskelkraft allein wird der Mensch nicht fliegen können. Aber er kann mit der Maschine fliegen. Oder er kann mit einem Raumschiff im Weltall herum flitzen oder sich in der Tiefsee umschauen oder auch nur mit dem Fahrrad viel schneller unterwegs sein, als ohne. Es ist nicht unnatürlich, wenn das Leben Werkzeuge nutzt und es ist auch nicht unnatürlich, wenn sich das Leben Werkzeuge baut. Das geschieht seit Jahrmillionen und wird nicht deshalb enden, weil sich eine Spezies am fossilen Lager gütlich getan hat. Das geschah nämlich auch schon immer (z.B. Bakterien, die unablässig genau das machen) und wird auch weiterhin geschehen.

Selbstverständlich kann man auch alles negativ betrachten und sich in Depressionen hineinsteigern. Dabei wären doch, nüchtern betrachtet und mit der für das Überleben so maßgeblichen Lebensfreude benetzt, die vielen neuen Entwicklungen von Werkzeugen, Maschinen und Energienutzungen nichts anderes als Lebenshilfen, sozusagen Siebenmeilenstiefel für die ansonsten sehr begrenzten Lebensräume des Homo Sapiens. Das sichert die Ausbreitung der Art in Regionen und Sphären, die zuvor nicht erreicht werden konnten. Und das dürfte sich auf Sicht im Erbgut wiederfinden als Option des Lebens. Verankert im kleinen Genstrang, der vom ersten Tag des Lebens die Lebensstrategien gesammelt und gespeichert hat und mit einem Erinnerungsvermerk an uns aus dieser Zeit mit in die Zukunft wandern kann.

Man stelle sich vor: ein Mensch aus dem Pest und Hunger geplagten Mittelalter würde kurz in unsere Zeit springen können, was würde er sehen und was würde er empfinden? Wenn er wählen könnte, welche Zeit würde er dann sofort wählen? Oder man nehme den Menschen aus der endenden Eiszeit vor 10-12000 Jahren... Wie bequem wir heute unsere tägliche Nahrung haben, wie einfach unser Trinkwasser zu haben ist, wie hell wir es in der Nacht haben können ohne Feuerstellen. Wie dicht die Dächer sind, wie fest die Häuser, wie warm im Winter, wie trocken im Regen. Wie alt wir werden, wie wir Krankheiten behandeln können, wie man weiterleben kann, wenn ein inneres Organ ausgefallen ist, wenn sich eine kleine Wunde schlimm  entzündet hat, wenn man sich infiziert hat an einem Grippevirus oder man eine Lungenentzündung hat, oder die Masern, Schwindsucht, Erfrierungen, Verbrennungen etc. etc. Es ist doch wie ein kleines Wunder, dass dies alles vor nur wenigen hundert Jahren nicht  möglich war und unmöglich erschien. Das Leben hat aber diesen Weg gefunden und das Medium dazu war der Mensch, der gerade zur rechten Zeit an der Oberfläche der Zeit lebte und lebt und das Lebensumfeld so vorfand, wie es eben war. Es ist absolut nichts Unnatürliches an diesen ganzen Entwicklungen und auch nichts, was uns deprimiert oder "schuldig" machen könnte. Was wir vielleicht noch lernen werden oder lernen müssten, wird wohl sein, mit diesen neuen Werkzeugen und ihren ungeheuren Wirkungen auf unser Lebensumfeld und den darin eingebetteten Lebensbegleitern (Flora, Fauna) dosierter umgehen zu können. Das könnte unsere Lebenszeit vielleicht verlängern. Es wird dafür aber zuvor notwendig, anzuerkennen, dass das, was wir als unsere Werkzeuge erfunden haben, nur der Weg der Evolution ist und wir als Menschen nur die Zeitmedien darstellen: bewegte Kohlenstoffwesen mit sehr begrenztem Haltbarkeitsdatum. Nach uns ist eben nicht die Sintflut, sondern der modifizierte Genpool, der alles Lebenswissen umfasst und neues Wissen erfindet.

Ein Elefant, der die Landschaft großflächig mit seiner Herde verändert, der sie erhalten kann oder trockenlegen kann, der Wüste schaffen kann, der aber auch Gärtner sein kann für neue Lebensformen, dieser Elefant ist nur ein Strang im Genpool des Lebens und zufällig mit uns an der Zeitoberfläche zu finden. Er ist also ein Lebenskollege von uns. Ist er der Gute und wir die Bösen?

Ein Ameisenstaat, der ganze Büsche und Bäume kahlschneiden kann oder einen anderen Ameisenstaat überfällt und niedermacht oder Überlebende als Sklaven einsetzt oder ein viel größeres Tier anfällt und qualvoll tötet, ist das ein guter oder böser Ameisenstaat? Sind Ameisen, die "Haustiere" halten und füttern, schützen und verteidigen oder Pflanzen züchten, ihre Kulturlandschaften sich maßschneidern, sind diese Ameisen gute oder böse Zeitgenossen? Sind Termitenbauten, die im Verhältnis viel höher und mächtiger sind als unsere Hochhäuser, nicht auch Eingriffe in das Lebensumfeld und verändern nicht diese ganzen Eingriffe der vielen Lebensformen ständig alle bisherigen Bedingungen? Ist Wandel nicht der Beweis für funktionierendes Leben, ist der festgestellte Wandel nicht der manifestierte Ausdruck von Überlebenserfolg?

Es wäre prima, würden wir Menschen uns als Teil der gelebten Entwicklung sehen und würden wir unsere Lebensaufgabe im Experiment der Natur auch mal annehmen als weder gute noch böse Entwicklung. Erst dann wird die Verantwortung bewusst werden können für die Wirkung unserer immer nur ganz persönlichen, individuellen Bedürfnisse und Forderungen auf unser gesamtes Lebensumfeld, das ebenso wie wir seinen Teil beiträgt zum Genpool des zukünftigen Lebens. Und was da als Ergebnis stehen bleiben wird, entscheiden wir aktiv mit - wie der Elefant, die Ameise oder damals der Dinosaurier.

Das ist doch Lebenshoffnung pur und da macht Leben doch Spaß und es macht auch ganz viel Sinn, sich zu engagieren, etwas zu bewegen, sich zu erfreuen, sich einzubringen oder Lebensbündnisse einzugehen.
Guten Morgen in die Runde!

Heute habe ich dann mal eine echte Kurzgeschichte für Euch heraus gesucht. Vielleicht findet Ihr Euch wieder?
Viel Vergnügen beim Lesen!

Ohne Worte
 
Ich stehe mal wieder im Stau. Es ist Freitag am Nachmittag, alle wollen zur gleichen Zeit nach Hause. Neben mir steht ein roter Sportwagen mit einer bildhübschen Blondine darin. Sie lächelt verführerisch herüber. Ich lächele zurück. Mein Puls erhöht sich etwas. Schade, es geht weiter, die Autos fahren wieder. Die Blondine verschwindet wieder aus meinem Leben. Ich versuche noch, dem Sportwagen zu folgen, aber es ist vergeblich. Bald habe ich sie wieder vergessen und fahre gedankenlos vor mich hin.
 
Irgendwann halte ich an einer Raststätte, um einen Kaffee zu trinken. Der Speisesaal ist voller Menschen, es ist laut und es riecht nach altem Bratfett und nach kaltem Tabakrauch. Ich sitze an einem Fensterplatz und trinke lustlos von der schwarzen Brühe. Draußen sehe ich den Parkplatz. Die Sonne scheint. Eine Gruppe von Menschen bewegt sich zu einem Bus. Und mitten drin sehe ich plötzlich die hübsche Blondine. Sie geht auf die Raststätte zu. Und wie sie geht! Mein Puls erhöht sich wieder. Dann verschwindet sie leider aus meinem Blickfeld. Schade.
 
Ich trinke wieder von dem Kaffee, oder was man so nennt. In Gedanken sehe ich wieder das verführerische Lächeln, und irgendwie fühle ich mich wohl dabei. Ich lächele zurück, aber sie sieht es nicht. Das ist auch schade. Ich denke darüber nach, warum sie wohl gelächelt hat. Und wie selten Menschen sich anlächeln, wenn sie sich nicht kennen. Eigentlich nie. Um so mehr berührt dann ein Lächeln. Wie ein Lächeln doch alles verändern kann! Ich nehme mir vor, in Zukunft mehr zu lächeln. Am besten, ich teste das gleich mal aus. Ich drehe mich um und suche ein „Opfer“.
 
Hinter mir sitzt eine Familie mit zwei kleinen Kindern. Ein Junge und ein Mädchen. Die Schauen mich mit großen Augen an. Ich lächele freundlich. Sie lächeln beide zurück. Mein Puls erhöht sich etwas. Die Eltern aber finden das nicht so toll. Sie sehen mich skeptisch an und flüstern etwas zu den Kindern. Jetzt blicken mich die Kinder erschrocken an. Ich drehe mich lieber um, bevor ich böse Worte ernte. Na, das ging ja voll daneben! Ich beschließe, das Lächeln wieder einzustellen.
 
Schnell noch einen Schluck aus der Tasse, dann will ich wieder los. Eine Flucht, wenn man so will. Doch wie erstarrt bleibe ich sitzen. Die Blondine steht plötzlich vor mir! Und sie lächelt wieder. Ich bin ganz wehrlos. Sie sagt kein Wort, setzt sich einfach an meinen Tisch und schaut mich mit ihren großen, schönen Augen an. Meinen Puls spüre ich schon gar nicht mehr. Ich versinke einfach in dieses Lächeln und vergesse alles um mich herum. Ich will sie etwas fragen, aber ich bekomme kein Wort heraus. Nur die Hände machen eine Geste, das habe ich gar nicht unter Kontrolle. Und sie, sie lächelt nur verständnisvoll und zwinkert mir zu. Ich bin ganz verwirrt und will von dem Kaffee nippen, den es nicht mehr gibt. Sie scheint alles zu verstehen und alles zu fühlen, was ich fühle. Sie schiebt mir ihren Kaffee rüber und sie lächelt und lächelt. Ich kann mich nicht bewegen, ich schaue sie nur an. Und endlich lächele ich zurück. Sie kann es sehen! Sie sieht es! Ich bin glücklich! Und ich glaube, sie sieht auch das. Und es überrascht mich überhaupt nicht, dass sie mir einen Handkuss zuwirft, aufsteht, noch einmal unglaublich lieb lächelt und dann fortgeht. Nicht ein Wort haben wir gesprochen. Ich sitze nur da und blicke ihr hinterher, selbst als sie schon längst verschwunden ist. Als ich dann wieder auf den Boden lande, atme ich tief durch. Ich höre wieder die vielen Stimmen um mich herum. Die Familie mit den beiden Kindern hinter mir steht lärmend auf, kommt an meinen Tisch vorbei und alle lächeln mich ganz freundlich an. Oder bilde ich mir das nur ein?
 
Ihr Kaffee steht noch vor mir, unbenutzt. Ich rühre ihn nicht an, wie ein Heiligtum. Plötzlich fällt mir ein, dass ich nichts von dieser Frau weiß. Sie ist fort, ich werde sie nie wieder sehen. Ich hätte sie ja wenigstens nach dem Namen fragen können. Und wo sie herkommt. Vielleicht noch nach der Telefonnummer, oder ob ich sie wieder sehen darf. Alles verpasst! Wie kann ein Mensch allein nur so blöd sein?
 
Ich stehe auf, es ist halt zu spät. Ich kann es nicht mehr ändern. Ich habe ja noch ihr Lächeln, das ich nie vergessen werde. Dann gehe ich hinaus und steige voller Träume und lächelnd in mein Auto.
 
Als ich gerade wieder auf die Autobahn einfahre, setzt sich ein junger Mann an den Tisch, an dem ich auch gesessen habe. Er schiebt die Tasse Kaffee der hübschen Blondine von sich. Dabei bemerkt er einen kleinen Zettel unter der Tasse. Er blickt sich um, ob ihn auch niemand beobachtet, und nimmt den Zettel. Interessiert liest er, was darauf steht. Und es ist wie ein Wunder, er beginnt verliebt zu lächeln und hat es plötzlich ganz eilig…

Frosty Sam

(12.04.2017, 07:19)Wetterleuchte schrieb: Link ist nur fuer registrierte User sichtbar. registrieren oder login.Guten Morgen in die Runde!

Heute habe ich dann mal eine echte Kurzgeschichte für Euch heraus gesucht. Vielleicht findet Ihr Euch wieder?
Viel Vergnügen beim Lesen!

Ohne Worte
 
Ich stehe mal wieder im Stau. Es ist Freitag am Nachmittag, alle wollen......

Hi Wetterleuchte,

Also ich find mich nirgends wieder, in dieser Kurzgeschichte - und ehrlich gesagt bin ich auch froh darüber.

lg
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