Grüßt Euch am 4. Advent!
Der stratosphärische Polarwirbel ruft und ich folge dem Ruf!
Heute hat GFS eine Berechnung für die oberste Etage hingelegt, die dort eine rasche Erwärmung (SSW) zeigt, die es in sich haben soll. Das soll zum Jahreswechsel stattfinden und soll sich bis zum 4. Januar schon bis in die 10 hpa herunter entwickeln. Natürlich ist das sehr forsch berechnet und sicher wird es dazu diverse Korrekturen geben in den nächsten Tagen. Schon jetzt nimmt die Schwankungsbreite der Rechenergebnisse erheblich zu, was die Stratosphäre angeht. Das wird sich fortsetzen und wäre auch ganz normal, weil kleine Veränderungen in den IST-Daten größere Veränderungen in den Folgetagen bewirken und noch größere in der erweiterten Mittelfrist etc.
So nenne ich gleich mal die auffälligsten Neuberechnungen:
zunächst sehr, sehr ambitioniert die Berechnung von GFS für den Zonalwind in 10 hpa. Da soll es über Weihnachten ganz, ganz plötzlich vom strammen Westwind auf Ostwind drehen. Seht selbst:
Zonalwind Ost u_65N_10hpa.png (Größe: 107,31 KB / Downloads: 178)
(negative Winde sind Ostwinde)
Das nehmen wir mal als Wink mit dem Zaunpfahl, denn eine solche Berechnung bedeutet mindestens, dass sich da oben etwas tut, was eine rasche Erwärmung angeht. Wir hatten das Thema ja schon vor ein paar Tagen angesprochen und wenn Ihr Euch erinnert, habe ich als meine persönliche Einschätzung aus dem schon laufenden SSW ein Major-Warming zum Jahreswechsel ausgeschlossen, sondern behauptet, das wäre erst ab Mitte / Ende Januar in diesem Winter möglich. Nun, ich könnte falsch liegen. Oder auch nicht.
Wir schauen mal in die Berechnungen der obersten Etage der Stratosphäre und suchen die Erwärmung aus dem SSW. Und da finden wir die Berechnung für den 2. Januar 22 mit dieser sehr starken Erwärmung in 01 hpa:
SSW 02.01.2022 gfs_t01_nh_f336.png (Größe: 124,37 KB / Downloads: 177)
Das erachte ich als durchaus realistisch, denn wir haben über das Aleuten-Hochdruckgebiet in den nächsten Tagen gut geeignete Schwerewellen, die vertikal in die Stratosphäre gerichtet sind mit einem guten Winkel, um in der obersten Stratosphäre die Ozon-Moleküle anzuregen, also eine rasche Erwärmung auszulösen. Das dürften die Ergebnisse dieser vertikalen Schwerewellen oben in 01 hpa sein. Das wirkt dann allmählich auch in die darunter gelegenen Schichten, so dass auch die 10 hpa-Ebene kurz danach erreicht werden sollte (Verzug 2-5 Tage). Jetzt stellt sich dann nur die Frage (wenn die Berechnungen stimmen), ob wir es mit einem Minor oder Major Warming zu tun bekommen. Und da sage ich ja, es wird vor Mitte/Ende Januar kein Major Warming geben können. Bei dieser Auffassung bleibe ich auch, denn das Aleutenhoch allein sollte nach meiner Einschätzung nicht ausreichen, um eine Erwärmung mit Major-Warming-Ergebnis zu erzielen. Es wird mindestens eine weitere Quelle vertikaler Schwerewellen benötigen, vorzugsweise jene, die aus einem Uralhoch resultieren würden. Doch so ein Hochdruck Ural ist bis zum Jahreswechsel absolut nicht erkennbar und auch höchst unwahrscheinlich. Erst um den 5. Januar herum wäre eine stärkere Hochdruckbildung am Ural denkbar, was dann die benötigten vertikalen Schwerewellen in einem bestmöglichen Winkel in die Stratosphäre lenken könnte. Dann erwärmen sich die Schichten oben und bis in die Mitte der Stratosphäre wieder rasch und könnten frühestens 10 Tage nach dem Hochdruck Ural ein Major-Event einleiten. Deshalb bleibe ich dabei, vor dem 15. Januar geht da nix mit einem Major Warming.
Nun, wir nehmen erst einmal das, was schon einmal berechnet wurde von GFS und schauen uns an, was aus dem heute aus dem Hut gezauberten starken Warming denn berechnet werden soll. Und da sehen wir, dass der stratosphärische Polarwirbel von ganz oben beginnend sehr rasch stark verschoben werden soll. Wir nennen das ein Desplacement des Polarwirbels, also eine starke Verschiebung auf eine Seite der Nordhalbkugel. Das sieht dann exemplarisch für den 4. Januar nach GFS in 01 hpa so aus:
Displacement 04.01.2022 gfs_z01_nh_f384.png (Größe: 100,56 KB / Downloads: 179)
Und in 10 hpa soll es am 04.01.2022 auch schon so aussehen:
Displacement 04.01.2022gfs_z10_nh_f384.png (Größe: 97,46 KB / Downloads: 182)
Weiter unten sollte man dann ja auch die Bewegungen und die Auslöser dazu erkennen können. Folglich findet sich auch schon in 30 hpa dann die erwähnte rasche Erwärmung und auch schon die Verschiebung des Polarwirbels (hier am 03.01.2022):
Displacement 03.01.2022 npst30.png (Größe: 134 KB / Downloads: 181)
Insofern sind die Berechnungen von GFS stimmig, weil logisch nachvollziehbar, wenn auch sehr, sehr forsch in der Geschwindigkeit. Einzig die Zonalwindumkehr in 10 hpa über Weihnachten scheint hier deutlich aus der Reihe zu tanzen, denn diese Entwicklung erscheint nicht logisch, weil nicht begründbar (durch mich nicht, andere könnten das sicher).
So viel zu den heutigen Berechnungen. Meine Einschätzung bleibt aber dabei, wie ich es hier im Forum schon vor langer Zeit beschrieben hatte (kein Major Warming vor Mitte/Ende Januar, wenn Major Warming, dann daraus ein Desplacement und kein Polarwirbelsplit, und zum Jahreswechsel die Möglichkeit eines kurzen stratosphärischen Polarwirbelsplits in der unteren Stratosphäre, der aus der Troposphäre über ein Grönlandhoch getriggert - also angestoßen - wird).
Mal abwarten, wie es weiter geht. Sollte ich mit meiner Einschätzung falsch liegen und wir bekommen viel früher andauerndes Winterwetter, dann soll mir das recht sein. Lieber frühes Winterwetter vom Feinsten als eine gelungene Prognose, die erst viel später echtes Winterwetter sehen wollte...
Meinen Gruß!