Oliver hat in der WZ dazu wieder einen seiner sehr anschaulichen und ausführlichen Berichte geschrieben.
Absolut lesenswert und wird auch in der WZ entprechend gelobt.
Meridionalmuster - Positive Anomalie im Nordatlantik
Lassen wir unseren Blick über den ersten mittelfristigen Zeitraum (der mit einem milden Verlauf einhergeht) zum Zeitpunkt „danach“ schweifen, so fällt weiterhin auf, dass das meridionale Muster und sein Wechselspiel der „Gezeiten“ weiterhin Hochkonjunktur hat.
Für die einen ist es sinnlose Kaffeesatz-Leserei, für die anderen eine Wissenschaft in der Erweiterten Mittelfrist, unter Anwendung einer gewissen Systematik, zukünftige Luftmassenbewegungen zu analysieren. Hierbei gibt es nicht nur CFS und nicht nur den GFS-Hauptlauf, sondern auch seine Folgerechnungen alle 6-Stunden.
Wichtige Bezugspunkte sind ebenso das ENSmittel wie auch die Anomalien der verschiedenen Höhenparameter.
Das Bedeutendste sind aber die Veränderungen von Lauf zu Lauf bzw. deren Übereinstimmungen, so dass man daraus Ableitung treffen kann, welche Luftmassenbewegungen eine höhere Wahrscheinlichkeit besitzen oder nicht.
Den einen ist es vielleicht aufgefallen das die GWL oft durch eine meridionale Struktur geprägt ist, indem die Frontalzone stark mäandriert.
Dies allein ist schon eine positive Anomalie und daher gibt es auch eine höhere Wahrscheinlichkeit, Erwartungshaltung und Nachhaltigkeit, dass dieses Meridionalmuster immer wiederkehren kann.
Markant ist dies natürlich für den Herbstzeitraum und einige warten schon darauf, dass ein langsamer Übergang zum zonal ausgerichteten Muster eingeläutet werden müsste.
Festzustellen ist bis dato ein Wechselspiel der meridionalen Wetterlagen und darin charakterisiert ist auch die Schwankung durch positive und negative Anomalien.
Darüber hinaus gibt es Gebiete auf der Nordhalbkugel, die prädestiniert sind für eine Nachhaltigkeit und somit größtenteils auserkoren sind nur für eine bestimmte Anomalie.
Bei der Betrachtung des Erweiterten mittelfristigen Zeitraumes ist auch immer zu berücksichtigen, dass das ENSmittel das Meridionalmuster verwischt aufgrund des Durchschnittswertes aller Läufe, und somit schnell vermuten kann, dass Zonalität eintreten könnte.
Manchmal wird dieses auch irreführend unterstützt durch den Hauptlauf, da er zum gleichen Zeitpunkt eine zonale Rechnung bereit hat.
Aber dies ist meisten nur für einen bestimmten Zeitpunkt relevant.
Schon etwas mehr ins Detail gehend ist die Berücksichtigung aller Läufe im Modelloutput und deren Einteilung zu bestimmten GWL-Strukturen.
Daraus ergeben sich schließlich die Cluster-Gruppen. Darin eingebettet sind die Haupt- und Kontrollläufe.
Zur Interpretation von Luftmassenbewegungen ist es wichtig, nun deren Interaktionen bzw. Veränderungen untereinander herauszulesen.
Mir geht es insgesamt nicht darum, detaillierte Ableitungen zu einem weit bestimmten Zeitpunkt aussagekräftig darzustellen, sondern es ginge vielmehr darum großflächige Luftmassenbewegungen darzustellen mittels der Modellrechnungen in seiner Abfolge und durch die vorhandenen Hilfsmittel eine bestmögliche aber grobe Aussagekraft zu erhalten, welche Anomalie der Luftmassen für unseren GWL-Bereich zu einem bestimmten Zeitpunkt in der erweiterten Mittelfrist eintreten sollte/müsste.
Die nordhemisphärische Zirkulation unterzieht sich natürlich vielfältigsten Einflüssen und gleichermaßen interagieren diese.
Wir sind natürlich angewiesen auf das angelegte Messfeld und deren Genauigkeit, aber auch vom Modellklima selbst.
Vertrauen wir diesen Voraussetzungen, so ist es an uns gelegen betreffs der Kaffeesatz-Leserei Anhaltspunkte und eine Systematik zu erarbeiten, die es ermöglichen, eine höhere Wahrscheinlichkeit, für diesen weiter entfernten Zeitpunkt zum wahren Eintritt, zu erhalten.
Von Vorteil ist es schon sich vorab über die genauere Logistik der Luftmassenbewegungen befasst zu haben bzw. Bescheid zu wissen.
Betreffs dem Modellklima zieht uns dieses dabei jedoch ab und zu ein Strich durch die Kalkulation, so dass man hin und wieder bei einem zuvor deutlich erkennbaren Weg mächtig auf die „Nase“ fällt, da sich doch zum Näherrücken des Zeitpunktes Veränderungen ergaben und das Ergebnis des vorherigen langen Verlaufes sich letztendlich anders einstellte.
Meist riskant ergeben sich Luftmassengrenzen, die hier über „Sieg und Niederlage“ für den Regionalbezug entscheiden.
Völlig belanglos sind dabei noch lokal-bedingte Ableitungen, da die Globalmodelle hier viele Feinheiten und orographische Gesichtspunkte unzureichend berücksichtigen.
Aber sei es drum. Nun sind wir an dem Punkt angelangt auf die näheren Umstände einzugehen, wie sich schließlich die Luftmassenbewegungen zum Monatswechsel ergeben könnten.
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Nehmen wir den Verlauf der letzten 2 Monate mit auf, so erkennen wir einen stark ausgeprägten Hang der Luftmassenbewegungen zur Meridionalität mit der Ausprägung in Form starker Anomalien.
Markant sind dabei auch der stetige Schichtenwechsel der Luftmassen und der Austausch der Luftmassen im Wechselspiel.
Somit ergibt sich ein Fluktuationsmuster, sozusagen eine gewisse Konstanz des Meridionalmusters.
Auch ergibt sich ein höherer Grad an Nachhaltigkeit und ebenso in der Erwartungshaltung zukünftiger Wetterlagen (höhere Wahrscheinlichkeit bestimmter Anomalien).
Die Anomalien aufgrund des Zirkulationsmusters unterliegen sozusagen Periodenschwankungen.
Es ergeben sich über längeren Zeiträumen starke Anomalien in der Wiederholung, und es gibt während eines solchen Zyklus kleinere Zeiteinheiten, indem geringfügige Anomalieschwankungen auftauchen.
Diese zyklischen Perioden des meridionalen Zirkulationsmusters seien anhand nachfolgender Grafik dargestellt, dessen Beobachtung ich so auch in vergangenen Jahren festgehalten habe.
Dabei passte die Übertragbarkeit der Höhenströme auf niedere Schichten, wurde hier angewendet, so dass mittels der 2m-Temperatur der Verlauf zur Verdeutlichung genutzt wird.
Von diesem Prinzip her wäre Jahr für Jahr für den Herbstzeitraum eine gewisse Tendenz gegeben und eine Vorabprognose für den gesamten Zeitraum im groben Zügen möglich, da hier eine hohe Signifikanz im Wiederholungsmuster der Anomalien vorherrscht.
Mit der nun eintretenden Milderung in den nächsten Tagen wird dieser Trend des Meridionalzyklusses bestätigt.
Am zweiten Beispiel ist der nordeuropäische Hochdruck wichtig, da hier die kalten Luftmassen vom nordostamerikanischen Tiefdruckkomplex zum Sibirischen umgeleitet werden.
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Zur weiteren Beurteilung des groben Verlaufes der nordhemisphärischen Luftmassenbewegungen sind die vergangenen Anomalien zu berücksichtigen, wie auch deren Häufigkeit und Nachhaltigkeit, was sich in der Erhaltungsneigung ausdrückt.
Als wichtigen Parameter sei das atlantische Subtropenhoch genannt, welches über den Azoren als Aktionszentrum vor allem in diesem Jahr eine starke Anomalie aufweist.
Hier drückt fast immer in gewisser Art und Weise ein Keil nordwärts, so dass hiermit hauptsächlich ein Garant für das Meridionalmuster erwähnt sei.
Im Gegensatz zum letzten Jahr, als sich über dem Nordatlantik und allgemein dem Atlantik viele Tiefdrucksysteme etablieren konnten, blieben diese in diesem Jahr größtenteils aus.
Die Laufbahn diverser Tiefs über dem Atlantik und Nordatlantik beinhalten in diesem Jahr eine andere Konstellation, und dies kann nachhaltige Auswirkungen haben auf den Winterverlauf.
Die Ausprägung der Anomalie über dem Atlantik und Nordatlantik entpuppt sich als eine schwankende positive Anomalie des Hochdrucks über diesen erwähnten Gebieten.
Erwähnenswert ist der Hochdruck und somit die über einen langen Zeitraum festgestellte positive Anomalie über den Labrador-Inseln und Neufundland, auch wenn dieses kurzfristig für einen ersten Kaltluftausbruch (Nordostamerika) dient.
Nehmen wir 2 letzte GFS-Rechnungen zum 21. November in Betracht, so sind die erwähnten Hauptdarsteller ersichtlich.
Der Kaltluftausbruch über dem Nordatlantik wird schnell auf der Westseite des Langwellentroges durch Hochdruck aufgefüllt. Auf der anderen Seite stellt sich das starke kalte Kontinentalhoch dagegen, so dass der Langwellentrog sprichwörtlich in die Länge gezogen wird und die Frontalzone immer mehr mäandriert.
Mit dem Näherrücken des Termins wird das Verwischen des ENSmittel geringer und es kristallisieren sich immer mehr die Feinheiten heraus. Diese Betrachtungsweise ist noch rein unabhängig von den Hauptläufen, die immer noch je nach Modellklima zu starke Schwankungen offenbaren, aber in ihrer Abfolge auf eine gesonderte Anomalie hinweisen können.
Natürlich könnte man nun meinen das russische „Bollwerk“ wird aus Erfahrung längerfristig seinen Widerpart geben, dort stationär bleiben und somit den Tiefdruck notgedrungen über den Atlantik seinen Ausweg überlassen, mit der Folge einer längerfristigen GWL für ME.
Dieses sei aber nach den aktuellen Rechnungen nicht gegeben.
Vielmehr wird der Schwankungszyklus des Meridionalmusters weitergeführt.
So ergibt sich nachfolgend zum 28. November wieder eine negative Anomalie mittels Tiefdruck über Skandinavien.
Denn der nordatlantische Höhenrücken hat den Tiefdruck und die kalten Luftmassen Richtung Nordeuropa geführt (zyklonal) und somit den russischen Hochdruckkomplex langsam verdrängt.
Als wichtiges Kriterium spielt weiterhin die positive Anomalie des Hochdrucks bei Neufundland die Hauptrolle. Je nach zwischenzeitlichen Einflussfaktoren pendeln dieser Hochdruck und die positive Anomalie vom West-Nordatlantik bis hin zum Nordostatlantik. Zudem weicht die positive Gesamtanomalie des Atlantischen Hochdrucks nur geringfügig zyklonalen Einflussfaktoren, so dass eine gewisse Keilwirkung immer wo entstehen kann.
Man kann insgesamt die Druckanomalie des Aktionszentrums Azoren nicht dauerhaft verschieben, sondern nur kurzzeitig beeinflussen, mit der Folge dass es danach an geeigneter Stelle wieder kräftiger nordwärts keilt.
Was das nun für den 28. November genauer heißt für ME, ist hier noch im Detail unberührt.
Vielmehr ist die Tatsache aufgegriffen, dass atlantische Tiefausläufer umgeleitet werden und sich wieder allgemein über Skandinavien Tiefdruck bildet.
Herauslesbar wäre eine Advektion polarer von Spitzbergen über dem Nordmeer, bis teilweise über der Nordsee.
Allgemein wäre über ME eine Umkehr des Anströmungsmusters auszumachen auf Nordwest und West, so dass „Schmuddelwetter“ über ME herrschen dürfte, während der Südwesten am ehesten noch antizyklonal aber gradientenschwach geprägt wäre.
In der nahen Vergangenheit war nun feststellbar im meridionalen Muster, wie der nordatlantische und nordostatlantische Hochdruck die Kaltluft nach Sibirien umleiten ließ, und dort sich ein starker großer Sibirischer Komplex entwickelte.
In der Mittelfrist wird nun die advehierte Kaltluft aus Mitteleuropa, Osteuropa bis nach Nordosteuropa durch den ostatlantischen Langwellentrog größtenteils weit nordostwärts verdrängt.
Schließlich dürfte es parallel zu einem Abschnürvorgang des erwähnten ostatlantischen Langwellentroges kommen, dessen südlichen Zipfels, vor der Iberischen Halbinsel, so dass im Atlantik sich wieder eine High-Over-Low Lage einstellt.
Mit der Folge einer Hochdruckbrücke vom Nordatlantik bis zum Sibirischen Kältehoch.
Da diese jedoch an Unterschiedlichkeit nicht zu übertreffen sind, besteht kein festes Bündnis, sondern eine Sollbruchstelle am Übergang, d.h. über Skandinavien.
Alle südlich davon gelegenen Gebiete wägen sich in Sicherheit einer zu milden Anströmung, unabhängig vom Wettercharakter bodennah im Detail.
Vergleicht man das ENSmittel in der Anomalie 500 hPa von ECMWF und GFS miteinander, so ist dieses annähernd gleich. Sie unterscheiden sich nur im Detail von Druckunterschieden
Zur Weiterführung wäre hier nur GFS aufgegriffen, und daraus interpretierend wäre für mich die Schlussfolgerung einer Weiterführung des bekannten meridionalen Zirkulationsmusters in der bekannten Abfolge.
Während die bekannte positive Anomalie bei Neufundland bleibt, lösen sich nach dem GFS-ENSmittel wieder eine positive mit einer negativen Anomalie über weite Flächen im GWL-Bereich ab.
D.h. u.a. für ME, dass die Höhenmilde Anströmung wieder abgelöst wird durch eine entgegengesetzte kältere Anströmung und es somit wieder zu einem LM-Austausch und schichtenübergreifend es weiter zu einer Wellenbahn der 2m-Temperaturen kommen müsste.
Ob dies nun wieder zaghaft winterlich einhergeht sei außen vor, vielmehr geht es bei der Interpretation den Blick auf das Setup zu richten und ob sich eine nachhaltige Umstellung ergibt.
Falls es zu so einer Umstellung kommen sollte, müsste sich nachhaltig eine Anomalie über dem Nordostatlantik / Nordatlantik durchsetzen (= Blockinglage).
Aktuell ist ein Wechselspiel weiterhin erkennbar, so dass auch die advehierten Temperaturen eine Achterbahnfahrt machen.
So ist auch weiterhin im aktuellen GFS 06z festzustellen, dass sich die Kaltluft Sibiriens wieder auf den Weg macht nach Nordost- und Osteuropa, also von Ost nach West. Somit ergebe sich eine gleiche Ausgangslage wie sie sich vor ein paar Wochen einstellte.
Alles in allem bleibt es weiterhin abzuwarten und auf die Zufälligkeit der meridionalen Wetterlagen zu schauen, was sie in sich bürgen. Für Überraschungspotential ist gesorgt, weil das Gesamtsetup und die Zirkulationsstruktur eine winterliche Entwicklung weiterhin zulassen, deren Eintritt mit fortlaufender Dauer unter den Gesichtspunkten immer wahrscheinlicher wird.
Ich tendiere für dieses Jahr auf einen durchschnittlich-normal-temperierten und abwechslungsreichen Winterverlauf, indem sich kalte und warme Anomalien abwechseln und normalen Detailschwankungen unterliegen.
Eine Südwestdüse oder Westdüse mittels aktivem Atlantik und starkem dauerhaften Geopotential über Nordostamerika halte ich (Stand heute) für nicht möglich.
Ich tendiere auch dazu dass es keinen zu kalten Winter geben wird, aber dass sich einige Schneefallereignisse und einige wochenlange Abschnitte etablieren können über ME.
Eine Umstellung auf einen Mildwinter würde mich doch arg überraschen.
In diesem Sinne – erwarten wir nicht zu viel und nicht zu wenig – nutzen wir die uns bietenden winterlichen Zirkulationsabschnitte.
MfG, Oliver
Hier, untermauert mit ensprechenden Karten, der Link:
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