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Normale Version: Diskussionen rund um den Polarwirbel 2025/26
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Hi zusammen,

es ist wieder an der Zeit für den jährlichen Thread  Blush
2025 sieht wohl mal wieder nach La-Nina aus, könnte also durchaus interessant werden das Winterhalbjahr! 

Lasst uns gemeinsam in den Austausch gehen  Rolleyes
Ah ja hab auch schon daran gedacht! Grüße an dich übrigens, ist der Sommerschlaf vorbei?  Wink

Tatsächlich habe ich ein Gefühl, das es durchaus spannender wird bezüglich Kaltlufteinbrüche. Sieht ja schon am Wochenende interessant aus, ab da wird's hier bei mir wohl Wechselfrost geben. Mein Gefühl ist aber natürlich weit weg von einer Vorhersage. Aber als Wetter- (und Winter-) fan entwickelt man schon so ein Gespür. Aktuell könnte das ein frischerer November als zuletzt werden, zu kalt wird aber sehr schwer in diesen Zeiten.

Hier mal zu Anfang die Zonalwind ENS der Europäer:

[attachment=50412]

Direkt zu Anfang extremer Spread ist auch mal eine ansage, das Mittel (bei diesem Spread aber durchaus nicht vielsagend) schafft kaum das langjährige Mittel, erste Optionen für negative Werte Ende November, wenn auch noch nicht mehr als zufällige Streuung. Mal schauen wie das in zwei Wochen aussieht.
Hallo Mike,

Danke, ja - ich habe über die Sommermonate nur sporadisch mitlesen können.
War leider sehr eingespannt Familiär & Beruflich. Dazu noch ein Umzug und schwupps war der Sommer rum. So ist das nun mal.

Ich bin in der Tat etwas optimistischer was diesen Winter an geht als die letzten.
Aber schlimmer als den letzten, wo es nicht einen Tag mit geschlossener SD hier gab kann es eh nicht mehr werden. Die Voraussetzungen sehen - finde ich - zumindest besser aus!

Grüße! :-)
Sieht so aus als ob der PV nun erstmal richtig Fahrt aufnimmt:

[Bild: ps2png-worker-commands-67676fc699-v9cpl-...5xoj_h.png]
Quelle: Link ist nur fuer registrierte User sichtbar. registrieren oder login.

Mal schauen wie sich das alles entwickelt die nächsten 2-3 Wochen. Schaut für mich nun (erstmal?) nach einem recht Stabilen PV aus?
Grüßt Euch!

Ich widerspreche ungern, aber der Polarwirbel ist bisher nur sehr schwach ausgeprägt. In seiner Druckstärke und Ausdehnung liegt er weit hinter den letzten Jahren zurück und könnte sogar Rekordschwach werden für die nächsten 2 Wochen (für die Jahreszeit seit Aufzeichnungsbeginn). Mit anderen Worten: im Gegensatz zu den letzten 3 Jahren scheint der stratosphärische Polarwirbel in dieser Wintersaison deutlich schwächer zu werden.

Dafür gibt es zwei bis drei gute Gründe:
1. Es haben sich La NIna Konditionen eingestellt, die wohl den ganzen Winter über anhalten dürften. Man rechnet inzwischen mit einer schwachen La Nina-Wintersaison, das hatten wir ürigens auch in der Wintersaison 2010/11 - nur mal so als Gedankentipp.

2. Die QBO-Phase ist im Gegensatz zu den letzten Wintern in 2025 auf Ost gewechselt. Ostwinde in der Stratosphäre sorgen dafür, dass der Polarwirbel sich nach Störungen kaum erholen kann und insgesamt stärkere Störungen zu erwarten sind. Das sind dann sogenannte SSW-Events (rasche Erwärmungen in der Stratosphäre), die länger oder auch sehr lang wirken können, und troposphärische Polarwirbelsplits mit kürzerer Wirkzeit auf das Winterwetter. Stratosphärische Störungen (SSWs) als Minor oder Major Warming wirken im Gegensatz zu troposphärischen Störungen von oben nach unten in die Tropsphäre und sorgen dafür, dass die Zirkulation gestört oder umgekehrt wird. Das führt dann auf der Nordhemisphäre zu Kälteausbrüchen weit nach Süden und Wärmetransport weit nach Norden. Das bedeutet kurzgefasst: höhere Wahrscheinlichkeiten für sehr winterliche Phasen, oft immer wieder in den selben Regionen der Nordhemisphäre. Das kann natürlich auch Mitteleuropa treffen, aber sicher ist das nicht, da wir oft zwischen den Stühlen sitzen und durchaus auf der warmen Seite verhaftet sein könnten. Immerhin erhöht sich aber die Wahrscheinlichkeit für kaltes oder/und schneereiches Winterwetter auch für Deutschland. Das entscheiden wie immer die Konstellationen der Großwetterlagen. Es könnte also mit viel Glück (oder Pech - je nach Ansicht) durchaus auch zu einem respektablen Winterwetter kommen, das wir seit 2010/11 nicht mehr hatten...

3. Das arktische Meereis und das Grönlandeis zeigen sich in diesem Jahr robust und mit offenbar leicht wachsender Tendenz in den letzten 10 Jahren (eine Dekade). Dazu die beiden Grafiken:

Massebilanz Grönland:
[attachment=50414]

Wir sehen eine positive Massebilanz von 01.09. 2024 bis 31.08.2025.

Dann das aktische Meereis mit den Septemberwerten aller Aufzeichnugsjahre:
[attachment=50416]

Da ist schon viel Meereis verschwunden in den letzten Jahrzehnten. Allerdings stabilisiert sich die Lage offenbar seit einer Dekade (10 Jahre), wie man in dem Ausschnitt herleiten könnte:
[attachment=50415]

Gewagt könnte man daraus eine leicht steigende Tendenz herauslesen. Allerdings 10 Jahre ist kein klimatisch relevanter Zeitraum. Wir nehmen es also mehr als reine neutrale Information.

Für unser Winterwetter sind Eisflächen in der Arktis allerdings schon bedeutend. Denn je mehr Fläche vereist ist, umso stärker kann sich Kaltluft erhalten und auch ausbilden, die dann auch zu uns ausbrechen könnte. Das Grönlandeis mit seiner Eismasse ist ebenfalls ein wichtiger Player für das Winterwetter, denn im Eis wurde latente Energie eingelagert, die nicht als Wärmeenergie in der Atmosphäre oder im Ozean verweilt. Alles hängt halt mit allem zusammen.

Nun das "ABER": die fortschreitende Erwärmung auf unserer Erde sorgt dafür, dass durch globalen atmosphärischen Ausstausch immer wieder die Wärme aus anderen Regionen der Erde auch in die Nordhemisphäre und auch in die Arktis getrieben wird. Das frisst manche positiv erscheinende Entwicklung wieder auf und kann sie auch umkehren. Nur selten kommt es vor, dass durch die globale Zirkulation auch mal kühlende regionale Effekte verstärkt werden können.

In Summe der Betrachtungen würde ich heute konstatieren: es erwartet uns ein spannendes Winterwetter mit viel Platz für Spekulationen und Enttäuschungen. Am Ende wird für Deutschland vermutlich ein leicht zu kühler Winter heraus kommen - gemessen an den letzten 30 Jahren. Aber das sind dann nur die Mittelwerte - einzelne Wochen können da durchaus herausstechen und so manche Überraschung mit bleibenden Erinnerungen vorhalten. Also dann, auf in die Saison!

Übrigens:
In den Medien wird ganz aktuell mal wieder von einem Jahrhundertwinter bei uns spekuliert. Seriös kann das heute niemand wissen, aber die Wahrscheinlichkeit dafür liegt unter 5 % (Vorjahre unter 1 %) und damit nach wie vor außerhalb realistischer Annahmen. Aber wer es mag, kann ja ruhig spekulieren...

Meinen Gruß!
Hallo Heinrich,

schön von dir zu hören!
Dann habe ich es wohl doch falsch interpretiert. Danke für die Korrektur deinerseits!
Freue mich über eine regen Austausch & deine Beiträge! Diese sind echt Goldwert.

Liebe Grüße
Dominik
Danke Heinrich, ich sehe das ähnlich! Das der Mittelwert in den Zonalwind ENS nur mal kurz etwas über den Mittelwert geht und dann sogar tendenziell wieder darunter, ist definitiv relativ schwach im vergleich der letzten Jahre. Auch QBO-Ost ist hilfreich, dennoch ich finde wenn ich mir die Temperaturabweichung in der Akrtis anschaue, mit teils +10K in 850hPa um den Nordpol, da habe ich leise Zweifel wo richtige Kaltluft herkommen soll, sollte es sich das nicht ändern:

[attachment=50417]

Immerhin sieht EZ einen Rückgang der starken Anomalien, zudem ist der Kaltluftanteil eher im Eurasischen Bereich der Arktis und bei den Amis ists weiter sehr mild, das ist schonmal eine gute Vertikale Achsenlage der Kaltluft:

[attachment=50418]

Auch wenn Skandinavien zu dem Termin immer noch milde Luftmassen hat, wäre eine in der Karte horizontale Ausrichtung der Kaltluft, also eher Kanada bis Sibirien, noch schlechter. Aber mal schauen wie sich das die kommenden Wochen entwickelt.

Was aber den leicht steigenden Arctic Ice Extend angeht, den ich auch schon bemerkt habe - kann das schon eine erste noch schwache Auswirkung vom schwächeren AMOC ( Atlantik Meridional Overturning Circulation, bei dem der Golfstrom ein teil ist) sein? Den Gedanken habe ich schon länger.
(24.10.2025, 14:08)Mike97 schrieb: Link ist nur fuer registrierte User sichtbar. registrieren oder login.Was aber den leicht steigenden Arctic Ice Extend angeht, den ich auch schon bemerkt habe - kann das schon eine erste noch schwache Auswirkung vom schwächeren AMOC ( Atlantik Meridional Overturning Circulation, bei dem der Golfstrom ein teil ist) sein? Den Gedanken habe ich schon länger.

Hallo Mike97,

das dürfte in der Tat dem abnehmenden Golfstrom geschuldet sein. Die Entwicklung der arktischen Meereisflächen und auch die Massebilanzen des Grönlandeises liegen im kausalen Zusammenhang zum schwächer werdenden Golfstrom und in der Folge die Abnahme der wärmeführenden Strömungen des Nordatlantikstroms. Zumindest ergeben sich Verlagerungen des Wärme- und Salztransportes, die sich positiv auf die Erhaltung der Eisflächen auswirken. KlimaAutist hatte das vor inzwischen 16 Jahren erschreckend gut erkannt und vehement postuliert. Gleichwohl gibt es nach wie vor deshalb keine Entwarnung, lediglich eine leicht hoffnungsvolle temporäre Verschnaufpause bei der arktischen Eisschmelze. Vielleicht aber ist es auch mehr als eine Verschnaufpause. Sollte KlimaAutist mit seinen Schlussfolgerungen nämlich (weiterhin) recht behalten, dann stehen uns in den nächsten 10-20 Jahren ziemlich kalte Jahre bevor in Nordeuropa und daran gekoppelt auch bis zu uns nach Mitteleuropa. Ich befürchte nur, bei aller Freude am echten Winterwetter, dass dadurch immer mehr extreme Luftmassengrenzen gerade über Mitteleuropa entstehen werden, die viel vom Vergnügen zunichte machen dürften. Das betrifft dann jedoch auch alle anderen Jahreszeiten. Die Tendenz zu kontinentalen Wetterlagen ist inzwischen ausgeprägt und macht vor keiner Jahreszeit halt. Aber wir wollen den Teufel nicht an die Wand malen. Besser das genießen, was Genuss zulässt.

By the way: die Gedanken und Prognosen von KlimaAutist zum Amazonas sind inzwischen durch ungezählte Studien belegt worden. Was noch final fehlt ist der Zusammenhang zwischen Entwicklung Amazonas-Regenwald und die Stärke/Schwäche des Golfstroms durch den sich verändernden Süßwassereintrag des Amazonas. Das dürfte noch etwas Zeit in Anspruch nemen, da die entsprechenden Meeresdaten dafür erst seit wenigen Jahren aufgenommen werden - und dann meist nicht die des aufschwimmenden Süßwassers über dem beginnenden Golfstrom in der Karibik. Da wird es noch viel zu erforschen geben. Beim veränderten Passatwind (der den Golfstrom entscheidend antreibt) sind die entstandenen und von KlimaAutist prognostizierten Anomalien bereits bekannt. Leider ist es eigentlich jetzt schon zu spät, denn wir können rückwirkend nichts mehr ändern an unseren Taten. Wir werden uns auf die Veränderungen einstellen müssen - mit oder ohne Studien. Wir sollten aus den Fehlern gelernt haben oder ganz rasch lernen. Aber das ist ein anderes Themenfeld...

Meinen Gruß!
Danke, für diese interessanten Beiträge!
Hi Arktos


(24.10.2025, 21:34)Arktos schrieb: Link ist nur fuer registrierte User sichtbar. registrieren oder login.Danke, für diese interessanten Beiträge!

Volle Zustimmung ! Smiley20 Smiley1


Grüße 43
Snow
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