(28.11.2023, 10:29)Dominik90 schrieb: Link ist nur fuer registrierte User sichtbar. registrieren oder login.Hm, die NS werden nun (wie zu erwarten) zwar weitgehend als Schnee angezeigt, allerdings DEUTLICH niedrigere Summen.
Mal eine Frage an die Profis kann es sein, dass die Modelle sich bei so einer Lage wie am Donnerstag sich abzeichnet, mit der Berechnung der Niederschlagssummen schwerer tun?
Vielleicht kann mir das wer beantworten
Grüß Dich Dominik!
Die Berechnung von Niederschlägen, egal ob fest oder flüssig, ist mit den Modellen mit grober Auflösung erst in der Kurzfrist mit ausreichender Trefferquote versehen. Selbst dann wird viel über einen Kamm geschoren und "flächig gleichgerechnet", also interpoliert. Die hochauflösenden Modelle sind da natürlich klar im Vorteil, rechnen aber wegen der hohen Rechnerkapazitäten für jede Lauf-Berechnung nur wenige Tage voraus. Schon aus diesen Konstellationen kann man mit gutem Gewissen sagen, Berechnungen über drei Tage im voraus sind bei Niederschlägen lediglich Tendenzangaben, die sich aus dem aktuellsten Lauf heraus ergeben haben. Wenn man so will, sind das Wahrscheinlichkeiten. Die angegebenen Literzahlen sind also auch nur wahrscheinliche Mengen.
Ändern sich die Rahmenbedingungen, also Druckstärke, Windrichtung, Windstärke, Temperaturniveau in den diversen Höhenschichten und potentiell verfügbare Luftfeuchten (Wassersäule), dann ändern sich zwangsläufig auch die Regenwahrscheinlichkeiten und die Regenmengen. Kommt dann noch eine markante Luftmassengrenze dazu, dann wird es regional chaotisch.
Ich würde bei Niederschlagsmenge nur auf die Kurzfrist schauen, dann trifft die Vorhersage meist schon ganz gut.
Bei längerer Vorausschau bis in die Mittelfrist würde ich mich mehr an den berechneten Großwetterlagen orientieren. Man kann aus den berechneten Großwetterlagen durchaus erkennen, ob es überhaupt Niederschläge geben wird und man kann auch durchaus eine Tendenz aus diesen Großwetterlagen herauslesen, ob es eher viel oder wenig Niederschlag geben wird. Ob dann Schnee oder Regen fällt, kann man anhand der berechneten Temperaturen (auch Taupunkte) ablesen. Das aber ist natürlich alles auch ein Stück weit Lotterie, denn wenige Grad C mehr oder weniger lassen alles anders aussehen.
Und schließlich bleibt noch der Blick in die stratosphärische Glaskugel für die Langfrist und zur Absicherung der Kurz- und Mittelfrist. Wenn in der untersten Stratosphäre sich der winterliche Polarwirbel oder ein Teil davon so platziert, dass wir (in der Höhe) auf die kalte oder warme Seite gelangen, dann hat man schnell eine recht gute Tendenz-Beurteilung. Die Kopplung der Stratosphäre mit der Troposphäre lässt solche Wahrscheinlichkeiten zu und mit etwas Übung kann man so die weitere Entwicklung ganz gut einschätzen. Für eine echte Prognose braucht man dann aber viel mehr Erfahrung und auch ein Verständnis für die komplexen Zusammenhänge. Gleichwohl, auch der Laie kann sich diesem Format bedienen und sich seine wahrscheinliche Wetterentwicklung (hier Großwetterlagen) zusammendenken.
Ein Beispiel aus der aktuellen Praxis. Vor 10 Tagen schrieb ich im Forum:
(19.11.2023, 14:18)Heinrich schrieb: Link ist nur fuer registrierte User sichtbar. registrieren oder login.Grüßt Euch!
Scheint tatsächlich etwas im Busch zu sein, denn auch die Kraniche haben einen massenhaften Flug in den Süden hingelegt. Über Hessen allein waren über 100.000 an einem Tag unterwegs, was dann wohl Rekord sein könnte. Das machen die stattlichen Vögel ja nicht zufällig, so dass mit kälterem Wetter zu rechnen sein dürfte.
Schaut man auf die Wettermodelle, so will es bisher GFS winterlich haben ab etwa dem 26. November - dann gleich mit einer geschlossenen Schneedecke in weiten Teilen Deutschlands - auch im Flachland/Tiefland. Allerdings sehen andere Modelle wie ECMWF das gar nicht so.
Dieser Zwiespalt zeigt sich auch im unteren stratosphärischen Polarwirbel deutlich. Während GFS einen für uns kalten Dipol über Mitteleuropa sieht, berechnet ECMWF das anders und lässt uns auf der warmen Seite bleiben.
Nehme ich die Kraniche als Indizgeber hinzu, scheint die Waage mehr zu GFS auszuschlagen. Mal abwarten, ist ja noch etwas hin bis zum 26.
Sollte GFS den besseren Riecher haben für die Zeit um den 26. November, dann gibt es ein kurzes intermezzo mit winterlichen Wettererscheinungen. Allerdings würde das schon bald zu einer strammen südwestlichen Höhenströmung führen, was dann mit Winterwetter nicht viel gemein hätte. So oder so, im Wettergeschehen ist viel in Bewegung auf unserer Seite der Nordhalbkugel und so ist alles im Rahmen des Möglichen für die nächsten 2-3 Wochen.
Meinen Gruß!
Nun, wir wissen längst, dass GFS die bessere, weil richtige Berechnung für die Stratosphäre hatte und damit auch für die Großwetterlagen bei uns. Wir haben plötzlich Winter bekommen und Schnee!
Vor 10 Tagen konnte ich allerdings auch schon erkennen, dass die GFS-Berechnung - mit Winter - nach einem Intermezzo von ein paar Tagen leider zu einer SW-Strömung führen würde. Und heute, 10 Tage später, verdichten sich die Anzeichen für eine Großwetterlage mit SW-Höhenströmung. Dies zeigt sich auch im stratosphärischen Polarwirbel in 100 hpa. Schon in 5-7 Tagen würden wir milde Luft aus SW bekommen, was den Schnee im Flachland zur Geschichte werden ließe.
Hier die Berechnung von GFS für den Nikolaustag:
SW-Wetterlage gfs_z100_nh_f168.png (Größe: 100,92 KB / Downloads: 120)
Behält GFS damit recht, dann wird daraus nur 3 Tage später eine ganz stramme Westwind-Lage mit Sturmgefahr bei uns. Man merke sich den 10 Dezember für ein mögliches Sturmereignis mal vor. Wo das genau überall sein wird, müssen uns die Wettermodelle aufzeigen. Also kann man auch nach der Mittelfrist eine Tendenz ablesen, die zumindest einen Ausblick in die Zukunft zulässt. Garantien gibt es natürlich nicht, nur Wahrscheinlichkeiten.
Zum Abschluss noch ein Blick in die Zeit zur Monatsmitte Dezember, denn zumindest nach GFS ist die Sache ziemlich eindeutig:
Mild gewinnt:
Mild gewinnt gfs_z100_nh_f360.png (Größe: 105,97 KB / Downloads: 119)
Nennt man das Vorweihnachtstauwetter? Südwestdüse par exellence in Dauerschleife, aber das muss ja nicht so kommen!
Denn, noch ein letzter Nachtag: ganz oben in 01 hpa der Stratosphäre deutet sich für den Nikolaustag eine erste rasche Erwärmung an, die bis in die 10 hpa-Ebene schon im ersten Anlauf durchdrücken soll. Das jedenfalls hat heute ECMWF berechnet. Das reicht nicht für eine Zonalwindumkehr, aber es kann ein Türöffner sein für weitere erfolgreiche rasche Erwärmungen. Ich komme darauf noch zu sprechen demnächst im Polarwirbel-Thread - wenn ich mal endlich weider mehr Zeit haben werde...
Meinen Gruß!