So, Leute, jetzt wieder zum Thread-Thema zurück.
In meiner letzten Einschätzung vom 19. Januar 2017 hatte ich einige Bewegungen und Entwicklungen benannt, bin auf die rasche stratosphärische Erwärmung (SSW) eingegangen und habe in Summe der Ereignisse eingeschätzt, dass die jetzt kommende Milderung bei uns durch eine NW-Lage ersetzt werden würde, was bei uns wieder winterliches Wetter herbeiführen würde. Da diese finalen Entwicklungen noch in der Zukunft liegen, müssen wir noch auf die Simulationen der Wettermodelle ausweichen. Hierbei gilt, je näher wir an den Simulationstagen liegen, desto größer ist die Modellsicherheit. Wie bekannt sein wird, liegt die (ziemlich sichere) Kurzfrist gewöhnlich bei 1-3 Tagen in der Zukunft, die (weniger sichere) Mittelfrist beginnt bei 4 Tagen und endet bei 7 Tagen, die (unsichere) erweiterte Mittelfrist beginnt bei 8 Tagen und endet bei 12 Tagen. Nach Tag 12 beginnt schon die (sehr unsichere) Langfristvorhersage, die aufgrund der nur sehr geringen Prognosesicherheit als experimentelle Vorhersage betrachtet werden kann. Dies zur Einordnung, um die hier gezeigten Berechnungen (Simulationen) qualitativ einordnen zu können.
Update zur Entwicklung des Polarwirbels in der Stratosphäre:
Eine wesentliche Entwicklung im Polarwirbel ist die von mir erwartete Entwicklung des Polarwirbelkerns mit der Ausrichtung einer langgestreckten Ellipse von Sibirien bis Skandinavien bis zum Monatsende (siehe Einschätzung vom 19.01.2017). Beide Modelle haben inzwischen diese Entwicklung auch so simuliert und zeigen sie für den 31.01.2017 (also Ende Kurzfrist) beispielhaft von GFS so:
31.01.2017 gfs 100hpa+72h Ellipse Sibirien Skandi steht.png (Größe: 79,6 KB / Downloads: 663)
An dieser Entwicklung dürfte sich nichts mehr wesentlich verändern. Dafür spricht auch, dass sich die Wärmeblase in 100 hpa entsprechend bis vor Westgrönland/Neufundland positionieren wird, wie ich es vermutet hatte. Dies können wir in folgender Animation sehen: 6 Tage-Entwicklung von GFS beginnend heute 28.01 bis zum 03.02.2017:
picasion.com_388d6a502e1849a60c5b3a3cafb22e68.gif (Größe: 300,72 KB / Downloads: 661)
Die Wärmeblase in 100 hpa ist schon zum geringeren Teil ein Ergebnis des SSW in den darüber liegenden Etagen, jedoch trifft die aus dem SSW entstehende stärkste Erwärmung erst etwas später die 100 hpa-Ebene. Denn der SSW durchläuft erst noch die oberen Schichten und wird vermutlich am 01. Februar in 10 hpa zu einer Windumkehr auf Ost führen. Nach ECMWF allerdings noch ganz knapp unterhalb der Windumkehr, wie es heute simuliert wurde:
01.02.2017 T 60-90N positiv, Windumkehr Ost 10 hpa noch nicht ganz ecmwf+240h.gif (Größe: 111,18 KB / Downloads: 661)
Nur einen Tag später würde auch in 30 hpa nicht mehr viel zu einer Windumkehr auf Ost fehlen:
02.02.2017 Temp.60-90N positiv, schwacher Westwind 030 hpa ecmwf+168h.gif (Größe: 100,09 KB / Downloads: 660)
Meiner Einschätzung zum Termin für eine Windumkehr in 30 hpa kommt das ja - zumindest theoretisch - sehr nahe (02-08. Februar, gemittelt 05.02.2017). Nach ECMWF also würde es nach letzter Berechnung für einen Major SSW noch nicht ganz reichen. Das zeigen auch diese Übersichten für die Forecasts Zonalwindrichtung und -Stärke:
Zonalwind 27.01.2017 Forecast 10hpanah am Ostwind, 30 hpa fehlt nicht viel.gif (Größe: 43,87 KB / Downloads: 659)
Allerdings werden die ECMWF-Berechnungen immer erst am Folgetag veröffentlicht, was die Aktualität etwas leiden lässt.
Anders bei GFS, dort sind ab etwa 10 Uhr vormittags die neuen Berechnungen abrufbar und damit tagaktuell.
Aus den neuesten Berechnungen von GFS findet sich für den 02.02.2017 diese Berechnung für den Polarwirbel:
02.02.2017 gfs 100hpa+120h Druck von Alleuten durch SSW.png (Größe: 80,72 KB / Downloads: 660)
Hier sieht man, dass auf den Polarwirbel ein starker Druck ausgeübt wird aus Richtung Aleuten/NO-Asien, der den Wirbel in eine neue Ausrichtung zwingt. Das ist bereits die Auswirkung aus dem SSW. Das geschieht relativ plötzlich, also sehr rasch und ist das, was ich intuitiv als "Wirbelsprung" bezeichnet hatte.
Leider habe ich von GFS keine Zonalwind-Berechnungen verfügbar. Aber die simulierte Entwicklung des Polarwirbels in 100 hpa verrät mir, dass GFS bereits mit einem erfolgreichen Major SSW im Modell rechnet. Denn der insgesamt zuvor kräftige Polarwirbel wird in kurzer Zeit in zwei eigenständige Wirbel geteilt - und das gelingt so nur mit einem Major SSW. Den Polarwirbelsplit aus dieser Entwicklung zeigt GFS für den 07.02.2017 so:
07.02.2017 100hpa GFS+240h klassischer Polarwirbelsplit.png (Größe: 79,97 KB / Downloads: 666)
Das bedeutet, dass in 30 hpa die Windumkehr am 04. oder 05. Februar erfolgt sein müsste und damit der Major SSW vollumfänglich erfüllt wäre.
Das wird dann eine Überraschung für alle, die noch immer meinen, ein SSW hätte keinen Einfluss auf unser Wettergeschehen in der Troposhäre.
Natürlich sind das immer noch Simulationen. Und wir werden geduldig abwarten, wie nun für die Troposphäre die Großwetterlagen berechnet werden. Es ist und bleibt spannend!
Schönes Wochenende allen!