Guten Morgen in die Runde!
Oliver, vielen Dank für Deine interessanten Beiträge und für Deine Einschätzung zur weiteren Entwicklung!! Ich freue mich über die fundierte Diskussion im Forum! Nun müssen wir mal schauen, ob sich das Geschehen an einer unseren Einschätzungen halten will oder ob es vielleicht sogar noch eine andere Lösung gibt.
Zum Thema SSW gibt es heute früh von ECMWF neue Berechnungen (Forecast), die dann wohl doch einen Major SSW wahrscheinlicher machen. Du meintest Ja, dass die Indizien für einen Major SSW nicht ausreichen würden, ich gab eine Wahrscheinlichkeit von 60% an und hatte schon einen Zeitraumen genannt für einen möglichen Major SSW zwischen dem 02. und 08. Februar, gemittelt für den 05. Februar. Nun zeigt uns heute ECMWF (das rechnet 10 Tage voraus bis zum 01.02. aktuell), dass der (vorläufige?) Höhepunkt in 01 Hpa (also ganz oben in der Stratosphäre) um den 29. Januar erreicht sein könnte. Wir haben demnach da oben schon recht strammen Ostwind und ein deutliches T-Plus. Hier die Simulation für den 29.01.2017:
29.01.2017 T 60-90N positiv, Wind kräftig Ost 01 hpa ecmwf+f168h.gif (Größe: 128,59 KB / Downloads: 580)
Nun wissen wir, dass sich die Erwärmung bei einem Major SSW immer von oben nach unten fortsetzt. Dazu benötigt es Zeit. Relevant wird die Geschichte um einen Major SSW ab einer Höhe von 10 hpa. Dort muss die Wärme ankommen und es muss sich die Windrichtung auf Ost umstellen. Geht es nach ECMWF wird dieser Zustand unmittelbar um/nach dem 01. Februar erfolgen. Die Simulation sieht heute so aus für den 01.02.2017:
01.02.2017 T 60-90N positiv, Windumkehr Ost 10 hpa steht an ecmwf+240h.gif (Größe: 110,95 KB / Downloads: 580)
Die Windumkehr stünde unmittelbar bevor, womit die Definitions-Kriterien für einen Major SSW erstmals
beginnend erfüllt werden könnten.
Noch weiter unten in 30 hpa sind zwar die T-Werte bereits positiv, aber der Wind weht noch aus West, allerdings abnehmend, was auch dort eine Umkehr auf Ost wahrscheinlich werden lässt. Dies könnte zeitlich dann um den 05. Februar erfolgen. Noch im Konjunktiv, da die Berechnungen der Modelle nicht so weit für uns zur Verfügung stehen.
Aufgrund der Dynamik, die aus den darüber liegenden Schichten nach unten propagieren, sollte sich - nach meinem Dafürhalten - auch in 30 hpa eine Windumkehr einstellen. Dann fehlt nur noch die Erhaltungskomponente dieses Zustandes und wir hätten alle Kriterien für einen ausgewachsenen Major SSW erfüllt.
Vorsorglich möchte ich noch darauf hinweisen, dass es die Möglichkeit gibt, dass es in 01 hpa nach dem bisher gerechneten Höhepunkt der Erwärmung noch einen weiteren Peak geben könnte, der ebenfalls nach unten propagieren würde/sollte. Das werden wir aber erst ab dem 03./04. Februar sehen können - wenn es denn so kommen sollte. Ich werde dann nochmals darauf eingehen, wenn sich das einstellen sollte..
Zum Verlauf der Entwicklung im Polarwirbel
bisher kann ich nur sagen, dass sich die Bewegungen und Druckentwicklungen so verhalten haben, wie ich es eingeschätzt hatte. In den Simulationen der letzten Tage, die teilweise mit harten Sprüngen versehen waren, kristallisiert sich jedoch noch keine Ellipse von Sibirien nach Skandinavien zum Monatsende hin heraus, die ich angenommen hatte. Die Simulationen wollen eine anhaltende langgestreckte Lage des Polarwirbels von Sibirien nach Grönland sehen. Das führt die arktische Kaltluft verstärkt nach Ostkananda und über Grönland auf den Atlantik. Das löst starke atlantische Tiefs aus, die in der Folge nach Osten auf Europa zu wandern werden. Bei uns führt das dazu, dass wir bis Monatsende vorwiegend unter Hochdruck verbleiben werden und dass sich nach Skandinavien hin ein Hochdruckkeil aufbauen wird, wie ich es bereits in meiner Einschätzung erläutert hatte. Rückseitig wird um das Hoch Kaltluft nach Osteuropa geführt, unter Tiefdruck, der sich dann als Höhentief auf die Wanderschaft begeben wird. Bei weiterer Zufuhr von arktischer Kaltluft über Grönland besteht dann irgendwann die Situation, dass die kräftigen Atlantiktiefs dann auch auf Westeuropa zugreifen könnten. Eine SW-Luftströmung würde dann warme Luftmassen zu uns führen und erhebliches Tauwetter einleiten, auch in den Mittelgebirgen...
Doch das steht noch nicht fest. Denn auch andere Lösungen sind durchaus möglich und auch die von mir vermutete Entwicklung ist nicht etwa schon ausgeschlossen. Überraschungen zu den derzeitigen Berechnungen sind also möglich für die Zeit ab etwa Monatswechsel. Wir sollten das aber in den nächsten 2 Tagen in den Modellen erkennen können.
Sollte sich ein Major SSW einstellen, dann ergeben sich neue Faktoren. So ist eine troposphärische Wirbelteilung dann recht wahrscheinlich. Wo die beiden Wirbel dann liegen werden ist derzeit ungewiss. Die Entwicklungen bis zum 05. Februar werden die Positionen dann entschieden haben - ich sprach das ja bereits an in meinem letzten Beitrag. So werden die nächsten Tage meteorologisch hochspannend und Langeweile wird nicht aufkommen.
Soviel für den Augenblick.
Gruß in die Runde!