Dominik90 schrieb:Glaube kaum dass es so abgehen wird. Denke eher dass das wieder alles sehr hoch gepirscht wird..
Grüßt Euch!
Da kann ich nur zur Vorsicht mahnen! Natürlich wird es nicht alle treffen und nicht in gleichstarker Intensität. Aber es wird eine sehr brenzlige Geschichte. Warnmarke ist zu nächst der starke Wind, Orkanböen sind durchaus möglich. Dort, wo die Luftfeuchte in den unteren Schichten schon höher ist, weil es dort gestern schon geregnet hatte, dort sind auch Tornado-Entwicklungen nicht mal unwahrscheinlich. Also Obacht geben, das Potential ist enorm hoch! Es könnte sich eine mächtige Gewitterfront, eine Böenwalze ausbilden. Hier werden sehr feuchte und sehr trockene Luftmassen in der Höhe vermischt, was dann zu Downbrusts (sehr kräftige Fallwinde!) führen wird. Sturmstärke ist da schnell mal erreicht. Das geht aber sehr flott wieder vorbei, die Zuggeschwindigkeit des zu erwartenden mächtigen Komplexes ist ganz ordentlich. Daher ist die Sturmwarnung der Anfang der Unwetterwarnungen. Parallel entwickelt sich dann natürlich unmittelbar mit Eintreffen der Böenwalze oder Gewitterlinie eine hohe Blitzrate, die besonders zu Beginn viele Flächenblitze zeigen wird, also eher Höhenblitze. Folge wird ein andauerndes Donnergrollen sein, tieferes, langgezogenes Grollen ist dann typisch. Dann kommt die Phase des Starkregens und Hagelunwetters. Kurz hinter der Böenwalze direkt an der Gewitterfront ist die Gefahr des Hagelunwetters erhöht. In Verbindung mit Sturm ist gerade diese Kombination besonders eindrucksvoll und natürlich voller Zerstörungspotential. Hat man das überstanden oder wurde davon verschont, dann kommt die Phase des Starkregens, durchaus auch mit kleinerem Hagel, der in Dauerregen übergeht. Nun werden sich Blitze häufen, die mehr die vertikale Ausrichtung suchen, also Blitzeinschläge auf der Erdoberfläche. Das verspricht sehr laute, kräftig knallende Blitze, die, wenn sie weiter weg sind, ein tiefes aber sehr lautes Donnern verursachen. Mit der Dauer des anhaltenden Starkregens - auch mit Hageleinschub denkbar - nimmt die Blitzrate langsam ab. Doch selbst nach 1-2 Stunden wird es immer noch Blitz und Donner geben. Das ganze läuft dann über längeren Dauerregen allmählich aus.
Grund für die ganze Entwicklung ist die starke Scherung, die zunächst (jetzt) über Ostfrankreich/Westschweiz die Bildung einer Superzelle möglich macht. Tagesgang und Zutaten passen jetzt am besten zueinander. Kühlere Luftmassen werden aus Westen herangeführt, sehr warme (20 Grad in 850 hpa) und feuchte Luftmassen kommen aus Süden hinzu und liegen auch schon vor Ort und zur Krönung fällt durch diese Entwicklung der ersten Superzelle und durch die Konvektion der Druck derart, dass sich ein kleines Tief ausbilden kann knapp nördlich der Westalpen (als Leetief). Diese Entwicklung findet gerade statt. Das sorgt dafür, dass sich der Wind entgegen dem Uhrzeigersinn um das anwachsende Unwettertief dreht, also über Bayern/BW auf Ost bis SO wechselt. Damit wird die heiße, labile Luftmasse als Futter direkt in das Unwettertief verfrachtet. Und dann geht alles ganz schön schnell. Das Unwettertief, dass aus mehreren Gewitterclustern oder Superzellen bestehen wird, bildet eine Linie aus, die bogenförmig nach NNO bis NO wandert. Diese Linie ist sehr wahrscheinlich, wenn sich die Winde so einstellen, wie ich es beschrieben habe. Dann sind schwere Schäden fast vorprogrammiert (natürlich nicht flächendeckend!!). Das Tief wandert hinter der bogenförmigen Front mit und dadurch wird auch die heiße Luft aus dem Osten in den Komplex nach und nach eingesogen. Hier gilt es zu bedenken, dass etwas weiter nördlich auch trockenere Luftmassen herumgeholt werden könnten, die dann wieder zu Downbrusts führen wird, auch noch in den Nachtstunden! So könnten sogar in Hannover oder Berlin 100 km/h-Böen kurz nach Mitternacht auftreten.
Die Ausgangslage ist also alles andere als harmlos und man sollte die Warnungen ernst nehmen, wenn man sich in der Zone befindet, die hier betroffen sein kann. Sollte das alles gar nicht geschehen, sondern vorher verhungern, dann sollte man nicht enttäuscht sein, sondern dankbar sein, dass nichts passiert ist.
Ach so, eins habe ich vergessen zu erwähnen:
der Saharstaub, der sich in ordentliche Intensität in der Luft befindet. Staubpartikel sind gute bis sehr gute Kondensationskeime! Je mehr es davon gibt, umso höher wird die Wahrscheinlichkeit von Hagelunwetter. Entwickelt sich eine Superzelle, dann wird der Hagel immer wieder nach oben gerissen und wächst und wächst, auch zusammen mit anderen Hagelkörnern, die bei viel Saharastaub auch in hoher Zahl vorhanden sein werden. So könnten sich auch Hagelkörner entwickeln, die deutlich größer sein können als die bewarnten 2-5 cm. Was der Saharastaub zuvor bewirkte, als er die Einstrahlung reduzierte (also weniger Energie für noch stärkere Entwicklungen), das kompensiert er wieder durch das Potential noch größerer Hagelkörner und noch stärkerem Starkregen. Also Obacht geben, da könnten sogar regelrechte Eisbomben auf die Erde fallen...
Meinen Gruß!