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Grüßt Euch!
Gestern Abend hat die erste Welle der Krötenwanderung bei uns begonnen. Bei 9 Grad gegen 20 Uhr waren an einigen Stellen sehr zahlreich die Amphibien unterwegs. Sie sind zeitlich recht spät dran und so haben sie die recht warmen Temperaturen schnell nutzen wollen. Problem war aber, dass es um 21 Uhr nur noch 5 Grad waren, da stoppen die Kröten die Wanderung und verharren oft auf den noch wärmeren Straßen. Das hatte ich zum Glück geahnt und bin die stärker befahrenen Straßen abgelaufen und habe die Kröten von der Straße genommen. 150 Erdkröten in einer halben Stunde kamen zusammen. Die meisten wären sicher über Nacht überfahren worden, viele waren nicht mehr zu retten. Ich habe sie jeweils zu den in der Nähe liegenden Teichen verbracht. Ich bin froh, dass ich die Lage richtig eingeschätzt hatte, denn jedes Tier zählt bei dem extrem stark abnehmenden Bestandzahlen (nach Trockenheit der letzten Jahre und Biotopverlusten).
Heute Abend werden wir vom NABU aus eine konzertierte Aktion an den Hauptstraßen durchführen an verschiedenen Stellen im Landkreis. Gegen 20 Uhr werden wir gut 10 Grad haben und es wird nicht so schnell auskühlen wie gestern Abend. Da werden wohl sehr viele Amphibien unterwegs sein. Ich hoffe, es kommen genug Helfer zusammen, um möglichst vielen Tieren den Verkehrstot zu ersparen. Wir stellen uns darauf ein, dass wir bis 23 Uhr (dann dürfte es 6 Grad kühl sein und die Tiere werden fast bewegungslos) aktiv sein müssen. Ich werde berichten an dieser Stelle.
Und zum Wetter: bis Freitag steigen die Temperaturen an, viele Sonnenstunden wird es geben. Dann am Samstag ein kleiner Temperatursturz auf einstellige Höchstwerte und echtes Aprilwetter mit Gewitter, Schnee, Graupel, Regen und Wind. Dann ab Sonntag geht es wieder aufwärts, dann aber gleich richtig bis zu 20 Grad am Tag bis zum Monatsende/1. April. Doch der Frühling wird dann nochmals eine Pause einlegen müssen, denn es kündigt sich ein gut ausgeprägter Kaltlufteinbruch an zum Aprilbeginn. Ostern im Schnee kann es in manchen Regionen geben, Frostnächte inklusive. Geschuldet ist diese recht wahrscheinliche Entwicklung dem langsamen Ableben des Polarwirbels in der Stratosphäre. Es kündigt sich das Final Warming an und das führt dann zu erheblichen Turbulenzen in der Troposphäre. Anfang April dürfte dadurch ein Artic Outbreak nach Mitteleurope/Westeuropa getriggert werden mit einem mächtigen Hoch westlich von uns und einem Tiefdruck über Skandinavien. Das treibt die Kaltluft dann unweigerlich nach Süden und wir bekommen eine ganze Weile bestes Aprilwetter. Bis dahin also sollten die Frösche und Kröten die Laichplätze erreicht haben. Im Wasser angekommen können sie die Nachtfröste ganz gut überstehen und warten dann mit dem Laichgeschäft bis es wieder wärmer geworden ist. Insgesamt ist das alles dieses Jahr hier im Norden schon recht verspätet, aber nicht so sehr ungewöhnlich, denn das gab es in den 60er und 70er Jahren häufig.
Noch ein Wort zu den Wintergästen, den Wildgänsen und Kiebitzen, die sich hier bisher noch in großer Anzahl aufhalten. Am Samstag werde ich eine Tour entlang der Elbe machen, gleich aus zwei Gründen: das turbulente Wetter ausgiebig genießen und feststellen, ob die Wildgänse sich nach den warmen Tagen heute und morgen auf den Weg in die Brutgebiete gemacht haben oder weiterhin hier verharren. Sind sie dann noch immer hier, dann wird der Kaltlufteinbruch Anfang April wohl heftiger. Ich werde berichten.
Meinen Gruß!
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25.03.2021, 16:51
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 25.03.2021, 16:56 von Schwabenland.)
Danke für die ausführliche Berichterstattung, Heinrich. Ich lese die immer sehr gerne. Das klingt wie ein spannendes NABU Tagebuch. Ich mag keine Weiße Ostern, aber man kennt ja den Spruch: "Weihnachten grün, Ostern weiß" oder im allgemeinen für mich persönlich sage ich dazu: Milde Winter= späte Kaltlufteinbrüche im Frühling. Kann danach immer die Uhr stellen, war schon zu oft so. Aber ich genieße jetzt erst mal die Wärme tagsüber seit gestern und hoffe, dass der April endlich grün wird, die Blüten und Blätter an den Bäumen bald austreiben. Forsythie blüht schon. Erst dann kann ich entgültig einen Haken an der dunklen Jahreszeit drunter ziehen und aufatmen. Denn ich mag die kahle Jahreszeit nicht so arg. Aber ich muss sagen schneetechnisch war der Winter 2020/21 schon viel besser als 2013/14 bis 2019/20. Mehr Schnee von der Menge/Höhe her, aber die gezählten Wintertage nicht mehr als alle Winter nach 2010. Nämlich nur im gesammten 2 Wochen Schneedecke von Dezember bis Februar. Ca 60 bis 70% vom Winter waren grauenvoll trüb und nasskalter Bereich, was ich nicht mag. Da waren recht wenig milde Tage dabei.
Nostradamus: " Der helle Stern des Mars geht unter"
Ihr bösen Diktaturen sagt schon Mal Bye
Ich mag die dunkle Jahreszeit nicht, ich will mein Sommer wieder zurück!
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29.03.2021, 09:00
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 29.03.2021, 09:00 von Heinrich.)
Grüßt Euch!
@Snow: ja, ich bin Mitglied beim NABU und helfe aktiv, wenn die Zeit es zulässt.
Die Sonntagstour war toll mit Graupel, Gewitter, Vollwetter und hat gezeigt, dass die Wintergäste der Vogelwelt das Wendland fast gänzlich verlassen haben. Nur noch "Restbestände" sind noch da. Ein Vergleich der gezählten Vögel zeigt den Weiterflug in die Brutreviere:
Zählungen Mittwoch/Donnerstag und Sonntag:
Blässgänse: 4.500 - 200
Weißwangengänse: 1.100 - 750
Kraniche: 750- 150
Kiebitze: 600 - 50
Singschwäne: 150 - 10
Damit kann man also feststellen, dass sich rund 85% aller Zugvögel am Freitag und Samstag auf den Weg in die Brutreviere gemacht haben. Das ist ein eindeutiges Ergebnis.
Für das Wetter sollte das bedeuten: in den Brutrevieren Skandinavien bis Westrussland setzt Tauwetter ein und es wird dort die Kälte vertrieben. Anders weiter östlich und nördlich, da dort die Weißwangengänse schwerpunktmäßig brüten. Dort wird der Frühling noch ausgebremst. Die Weißwangengänse warten daher noch und rasten weiterhin in großer Zahl bei uns (die sind übrigens sehr selten bei uns, da wir hier die südliche und westliche Ausbreitungsgrenze darstellen für diese Vögel). Und für unser Wetter sollte es bedeuten, dass die Osterkälte nicht all zu kalt ausfallen dürfte.
Meinen Gruß!