09.07.2020, 09:21
Heinrich schrieb:...Mit anderen Worten: bis Mitte Juli sollte es wechselhaft sein (bleiben) mit immer wieder Regenfällen, die ausreichen werden, um die Böden feucht zu halten und Teiche vor dem Austrocknen zu bewahren. Ob es darüber hinaus auch noch bis zum Ende Juli so weitergehen wird, kann ich aus meinen Beobachtungen heraus (noch) nicht festmachen. Die Siebenschläfer-Regel steht zwar aktuell an, aber damit habe ich mich bisher nicht wirklich ernsthaft beschäftigt. Vielleicht kann ein gut belesener oder erfahrener User dazu mehr Informationen beisteuern.
Grüßt Euch!
Wieder sind 10 Tage ins Land gegangen. Der Juli ist bisher feucht geblieben bei uns, wir haben bis gestern immerhin 20 Liter Niederschlag registrieren können bei uns. In der Göhrde (Station Zernien) und in Penkefitz (Nordkreis nahe der Elbe) waren es deutlich mehr (30-40 Liter) und an der DWD-Station Lüchow rund 10 Liter weniger als bei uns. Heute und morgen kommen gut 15 Liter dazu, vielleicht auch etwas mehr. Zudem ist es mit 13 bis 20 Grad Tageshöchstwerten und mit wenig Sonnenschein schon eher herbstlich anmutend, zumal es über mehrere Tage windig war. Aber es ist dennoch nicht wirklich unangenehm, man kann sich draußen bestens aufhalten und Gartenarbeit fällt leicht, Bewegungsmuffel müssen einen Pulli überwerfen. Die Elbe hat übrigens noch eine zweite, kleine Hochwasserwelle verzeichnet, die gerade Hitzacker passiert hat.
Bis zum Wochenende wird der genau über uns seit Tagen kräftig wehende Jetstream unser Wetter noch dominieren. Dann bläst er woanders, was hier eine Beruhigung einläuten sollte. Etwas Hochdruck wird sich breitmachen, mehr Sonne, mehr Wärme, weniger Niederschlag. Eine Woche sollte das dann mal halten können. Und danach? Was kann man aus Naturbeobachtungen herauslesen?
Nun, nicht die besten Vorhersagen für Leute, die viel Sonne und große Hitze mögen - jedenfalls nicht bei uns. Wärmer wird es aber sicher werden, auch wird sich die Sonne nicht ständig rar machen, aber eine Hitzephase im Juli ist nicht zu erwarten. Es wird feucht bleiben bis zum Monatsende, tja, sogar mit Anzeichen für einige sehr niederschlagsreiche Tage, die in Summe das Monatsmittel an Niederschlägen deutlich übersteigen dürften. Woran mache ich das fest?
Da sind zunächst die "Hochzeitsflüge" der Ameisen zu nennen, die bei nur 20-22 Grad bereits verfrüht stattfanden. Dies geschieht gewöhnlich bei hoher Luftfeuchte und Temperaturen ab 27 Grad aufwärts ab Mitte Juli. In diesem Jahr aber nicht, was dann bedeuten dürfte, dass auch in den nächsten 7-14 Tagen kein entsprechendes Wetter vorherrschen wird. Somit werden wir nach der Hochdruckphase nächste Woche wohl wieder einen Wetterwechsel bekommen, weg von jeglicher Hochdruckdominanz.
Die große Brennnessel (Urtica Dioica) blüht immer noch und die unteren Blätter werden noch immer nicht abgeworfen. Die so genannte Blattfallhöhe liegt am 10. Juli durchschnittlich bei 50 cm, bisher aber erst bei Null bis 10 cm. Außerdem haben die roten Wildformen deutlich weniger roten Farbstoff (Anthocyane) an der Stängeloberfläche angereichert. Der rote Farbstoff ist ein natürliches Sonnenschutzmittel (wird auch in Sonnencremes eingesetzt) gegen ultraviolette Strahlung und verhindert, dass bei anhaltender Hitze und Sonneneinstrahlung die Pflanze geschädigt wird. Das bedeutet dann herausgelesen, dass die Große Brennnessel die gewöhnlich Anfang August endende Wuchs-Saison (Blattfallhöhe dann über 100 cm) verlängern will, also länger am Stängel blühen und grünen will. Und das setzt zwingend voraus, dass es keine Trockenheit oder Hitze geben wird in den nächsten 3 Wochen, sondern viel Regen, ausreichend Sonne und Wärme, also Sommerwetter mit Gewittern, die Niederschläge bringen, die dann auch sehr ergiebig sein werden. Wenn dann ab Anfang August sich ein zu erwartender Azorenhoch-Ableger für mindestens 5 Tage breit macht, dann reagiert die Pflanze mit raschem Abwurf der Blätter von unten beginnend nach oben und mit der Reife der Samenstände. So wird die Saison um mehrere Wochen verlängert und verspricht sehr reiche Samenproduktion. Das Blattwerk wird in der Zeit davor nach und nach abgeworfen und wieder "verdaut", indem Regenwürmer als besonderer Symbiosepartner der Brennnessel die Nährstoffe verfügbar machen und dann im Wurzelwerk der Pflanze eingelagert werden für die nächste Wuchssaison...
So wird es folglich nach Lesart dieser Beobachtungen bis zum Monatsende Juli einen feuchten, aber warmen Sommer geben.
Meinen Gruß!