10.04.2020, 09:26
Heinrich schrieb:Interessant wäre es also zu erfahren, wie viele Mitarbeiter unserer Krankenhäuser bisher infiziert wurden und nicht ihren Dienst leisten können. Sollte sich der Anstieg der Todesfallrate weiterhin so zeigen, dann könnte die Infizierung des Fachpersonals eine wichtige Rolle dazu spielen. Ist noch Spekulation für Deutschland, aber in anderen Ländern bereits nachweisbar.
Grüßt Euch!
Nun habe ich aktuelle Zahlen zu Infizierungen unter dem medizinischen Personal. Betrifft nicht nur Krankenhäuser, aber immerhin mal eine Größenordnung:
Zitat:SARS-CoV-2-Infektionen bei medizinischem PersonalQuelle: Täglicher Lagebericht des RKI
Unter den nach IfSG übermittelten mit SARS-CoV-2 infizierten Fällen waren mindestens 4.700
Personen des medizinischen Personals, die in Einrichtungen gemäß §23 Absatz 3 IfSG arbeiten. Zu
den Einrichtungen zählen bspw. Krankenhäuser, Arztpraxen, Dialyseeinrichtungen, ambulante
Pflegedienste und Rettungsdienste. Von den übermittelten Fällen des mit SARS-CoV-2 infizierten
medizinischen Personals sind 71% weiblich und 29% männlich. Der Altersmedian liegt bei 42 Jahren.
zur Coronavirus-Krankheit-2019
(COVID-19)
09.04.2020 – AKTUALISIERTER STAND FÜR DEUTSCHLAND
Mit dieser Zahl 4.700 Infizierte aus medizinischem Personal kann man etwas anfangen. Bezogen auf alle bestätigten Infizierten in Deutschland vom 08.04.2020 (das waren 108.202) ist der Anteil der Infizierten aus medizinischem Personal 4,34%, bedeutet, dass jeder 23. bestätigt Infizierte im Gesundheitswesen tätig ist. Auch wenn man keine speziellen Aufschlüsselungen für Krankenhäuser vorliegen hat, so kann man immerhin nun anteilig interpolieren, um eine Annäherung an die Realität zu bekommen.
Weitere Zahlen aus dem Bericht des RKI sind interessant:
rund 9.800 belegte Betten auf Isolierstationen wurden gemeldet und 7.800 freie Betten. Belegungsgrad 56%.
Aber: leider melden immer noch nicht alle Krankenhäuser die Daten an das RKI, so dass die Werte nur eine grobe Übersicht erlauben. Mit diesen Angaben hochgerechnet auf alle verfügbaren Isolierbetten, die es in Deutschland geben soll = 25.000, bedeutet eine gemeldete belegte Bettenzahl von 9.800 eine Belegungsquote von knapp 40% bundesweit. 60% aller Betten wären noch frei nach dieser Hochrechnung.
Diese aktuell gemeldeten Werte liegen sehr nah an meinen Berechnungen und bestätigen damit auch die berechnete Quote der schweren Fälle, die hospitalisiert werden müssen. Aus diesen schweren Fällen entstehen schlussendlich dann die Todesfälle. Die Quote der Todesfälle steigt derzeit, was den Rückschluss zulässt, dass es einen direkten Zusammenhang gibt zwischen der Quote der belegten Isolierbetten und der Quote der Sterbefälle. Bindeglied zwischen beiden Werten ist das medizinische Personal. So wird die steigende Sterblichkeit mit hoher Wahrscheinlichkeit zusammenhängen mit der steigenden Zahl der Patienten pro Mitarbeiter auf den Isolierstationen.
Nun kommt an dieser Stelle zum tragen, dass infiziertes medizinisches Personal für Isolierstationen mindestens 14 Tage lang nicht mehr zur Verfügung stehen. Damit erhöht sich die Zahl der hospitalisierten Patienten pro Mitarbeiter auf den Isolierstationen.
Ein Rechenbeispiel soll es verdeutlichen:
Krankenhaus: 250 Isolierbetten, 100 Mitarbeiter auf Isolierstation, optimale Versorgung für 2,5 Patienten/Mitarbeiter
nachgerüstet jetzt auf 500 Isolierbetten!
Bei Vollbelegung jetzt: 5 Patienten je Mitarbeiter
angenommene Lage:
40% Belegungsquote (200 Betten): 2 Patienten je Mitarbeiter
1. Woche: 10% erkrankte Mitarbeiter: 2,2 Patienten je Mitarbeiter
2. Woche: 20% erkrankte Mitarbeiter: 2,5 Patienten je Mitarbeiter
-> wir haben dann bereits den Punkt erreicht, an dem die optimale Versorgung durch das noch vorhandene Personal gerade noch erfolgen kann. Kommen nun weitere Patienten dazu, ist die kritische Größe bereits überschritten. Die Folge könnte sein: die Sterberate steigt an.
Ich hoffe, mein Gedankenansatz ist verständlich herüber gekommen. Ich meine, man sollte die Dinge durchleuchten und daraus lernen für die Zukunft.
Schönes Osterfest allen!