Grüßt Euch!
Tatsächlich nimmt die Prozentzahl der Neuinfizierten nun etwas ab. Das hatte ich auch so erwartet, denn die Kontaktsperre ab 23. März ließ vermuten, dass es nach etwa 9-10 Tagen Wirkung zeigen sollte. Ich denke auch, dass dieser Prozentsatz der Neuinfizierten auch weiterhin abnehmen wird, langsam zwar, aber stetig. Anders aber die Zahl der Neuinfizierten pro Tag, die wird weiter zunehmen. Und auch die Todesfallrate zu den Gesamt-Infizierten wird weiter ansteigen, da immer mehr Isolier-Betten belegt sein werden und sich daraus (statistisch) eine erhöhte Anzahl Todesfälle ergibt. Ich habe versucht, diese recht komplizierten Zusammenhänge in eine neue Hochrechnung zu integrieren. Die letzte Hochrechnung lag ja schon recht ordentlich, trotz der vielen Unwägbarkeiten.
Bei den neuen Zahlen bitte wieder bedenken, es sind nur Hochrechnungen und je weiter in die Zukunft man schaut, um so weniger sicher werden sie sein (wie beim Wetter). Dennoch habe ich mich an eine Vorausschau mit vielen Details bis zum 20. April gewagt. Die diversen Entwicklungen der Vergangenheit sind angepasst worden und werden in den neuen Zahlen berücksichtigt für Deutschland und auch für Österreich, wobei beide Länder schon deutlich unterschiedliche Voraussetzungen mitbringen, was Maßnahmen angeht und auch medizinische Bedingungen. Man wird sehen, wie gut/schlecht die Hochrechnungen sich gegen die Realität behaupten können. Ich hätte nichts dagegen, wenn die tatsächlichen Werte sich unterhalb der Prognosewerte bewegen würden.
Eine der größten Unsicherheiten, so hat sich inzwischen herauskristallisiert, ist die tatsächliche Anzahl der durchgeführten Tests. Diese Daten sind eigentlich so wichtig, aber nicht zeitnah zu bekommen, wenn überhaupt. Für meine Region Wendland z.B. hatte es bis 30.03. nicht einmal 100 Tests insgesamt gegeben bei 50.000 Einwohnern (bedeutet, nur 0,2% der Einwohner wurden getestet!). Das ist erschreckend wenig und dann wundert es auch nicht, dass nur 8 Infizierte bisher bestätigt wurden. Die Dunkelziffer wird nicht unerheblich sein und die fortschreitende Infizierungswelle kann man da nur erahnen. So ist die Todesfallrate über die bestätigte Infiziertenzahl gar nicht zu ermitteln für die Vorausschau. Hier ist die belegte Bettenzahl auf den Isolierstationen ein deutlich besserer Anhaltspunkt. Da es auch dazu so gut wie keine Informationen gibt (ab und zu mal mit viel Verspätung), muss man auch die Bettenbelegung hochrechnen. Das aber hat schon ziemlich gut geklappt und kann daher als praktische Basis verwendet werden. Auch die Entwicklung der Todesfallrate im Verhältnis zu den Infizierten vor 10 und 15 Tagen ergibt einen ziemlich guten Trend, den man in die Wahrscheinlichkeitsrechnung einbauen kann. Nun gut, man wird sehen, wie gut diese Instrumente schlussendlich waren.
Zunächst betrachten wir Deutschland. Die Tabelle nun bis 20.04.2020 mit einigen Details:
Germany Tabelle bis 20.04.2020.jpg (Größe: 330,53 KB / Downloads: 152)
Dazu auch wieder die Grafik bis Ende Mai mit den täglichen Neuinfizierungen, der tagbezogenen Bettenbelegung auf Isolierstationen und die kumulierten Todesfälle. Als Erinnerung habe ich den 17. März als vertikale Linie eingezeichnet für den Tag, an dem die Geschäfte geschlossen wurden, sowie den 23. März als Beginn der Kontaktsperre. Die weiße Linie ist der Tag mit den letzten Echtdaten, alles, was rechts davon ist, sind hochgerechnete Werte.
Man kann tatsächlich anhand der Kurve der Neuinfizierungen pro Tag erkennen, was die beiden Maßnahmen 17. und 23. März gebracht haben. Die Kurve wird dadurch insgesamt "sanfter" ansteigen als ohne die Maßnahmen, soviel kann man schon vorhersehen. Und auch die helle Kurve mit den täglich belegten Isolier-Betten springt nur kurz über die kritische Marke von 20.000 und fällt dann wieder ab. Solche Hochrechnungen helfen, um den Höhepunkt der Neuinfizierungen zeitlich einzugrenzen und auch, um zu sehen, wie die Zahl der belegten Betten auf die Anzahl der Neuinfizierungen folgt.
Germany Grafik bis 31.05.2020.jpg (Größe: 335,45 KB / Downloads: 152)
Insgesamt wären nach dieser Prognose
bis Ende Mai 500.000 Menschen bestätigt infiziert. Bei einer Dunkelziffer von 2- bis 10-facher tatsächlichen Infiziertenzahl, die so von Virologen genannt werden, wären zwischen 1 Million und 5 Millionen Menschen dann bereits infiziert worden und - das wäre die beste Nachricht - bereits immun gegen Corona.
Meine Einschätzung: wenn am 19. April von der Bundesregierung und den Ländern wieder zu entscheiden ist, ob die Kontaktsperre/Geschäftsschließungen aufgehoben werden können, befinden wir uns auf dem Höhepunkt dieser Pandemie-Welle. Es kann dann nur eine Entscheidung geben: die Maßnahmen werden für weitere 2 Wochen fortgesetzt! Alles andere würde mich aus heutiger Sicht sehr überraschen.
____________________________________________________
Nun zu Österreich:
Hier ist man bereits etwas weiter. Wie es ausschaut befindet man sich bereits auf dem Höhepunkt der Pandemie-Welle. Anhand der belegten Betten auf Isolierstationen in der Tabelle sieht man, dass die Zahl zunächst stagniert, dann abnimmt. Das ist ein sehr gutes Zeichen!
Die Todesfallrate aber steigt noch weiter an, da die hohe Bettenbelegung das impliziert (siehe Erklärungen oben im Text). Wenn die bestehenden Maßnahmen noch 2 Wochen eingehalten werden, dann sollte sich die Entwicklung klar positiv zeigen und man hätte die Welle erfolgreich abgemildert. Hoffen wir das es so kommt!
Austria Tabelle bis 20.04.2020.jpg (Größe: 327,54 KB / Downloads: 155)
Die gemeldeten Werte werde ich wie gehabt täglich erfassen und beobachten. Sollten sich Prognosewerte und Echtwerte deutlich voneinander entfernen, dann werde ich das hier ansprechen (und das macht Ihr dann hoffentlich auch) und die Prognosen aktualisieren. So robben wir uns nach und nach durch die Corona-Krise.
Ich wünsche ein ruhiges, lebensfrohes, sonniges Wochenende!