Grüßt Euch!
Es ist immer interessant und wichtig, manchmal auch dramatisch spannend und manchmal auch emotional überbewertet, wenn Daten, Tests oder Ergebnisse in Frage gestellt werden. Der Fokus sollte aber auch stets dort bleiben können, bei aller Spekulation, die man anstellen möchte oder einen beflügelt, wo sich die relevanten, tatsächlich entscheidenden Tatsachen befinden. Bestimmt sind die verschiedenen Test auf Corona-Viren unterschiedlich sicher und es gibt diverse Gründe, warum das so sein könnte. Ein mehr oder weniger hohe Prozentanteil kann und wird fehlerhaft sein in die eine und auch in die andere Richtung. Am Ende zählt jedoch, wie stark sich das Virus tatsächlich in der Gesellschaft ausgebreitet hat und wie viele Menschen daran erkranken, schwer erkranken oder sterben. Die Testzahlen mit den Ergebnissen sind nichts weiter als Auszüge eines Zustands, den man versucht als Standbild zu erfassen. Es sagt nicht aus, wie stark jemand infiziert wurde, nur das er mit großer Wahrscheinlichkeit angesteckt wurde. Auch kann damit nicht ausgesagt werden, wie infektiös der Betroffene ist und seit wann er infiziert ist oder ob er demnächst immun wird oder sterben wird. Tests sind das, was das Wort aussagt: Tests!
Die bisher oft verfasste Meinung, es würde praktisch nur ältere Menschen und einige jüngere Risikopatienten erwischen, die dann schwere Symptome aufweisen oder versterben, ist auch so ein Thema, das gern als Argument gebracht wird, wenn es darum geht, wie gefährlich oder ungefährlich das neue Virus tatsächlich ist. Wir sollten uns von dem Gedanken verabschieden, dass auf Dauer nur die Alten und Geschwächten ernsthaften Schaden durch das Virus nehmen werden. Die Anzahl der jungen und auch bisher gesunden Menschen mit schweren Verläufen nimmt deutlich zu, auch wenn es längere Zeit keine oder nur schwache Symptome gab. Auch scheint eine zweite Infizierung nach zuvor getesteter Immunität sich inzwischen zu häufen. Die Verläufe sind dann oftmals deutlich schwerer und es gibt lang anhaltende Spät- und Langzeitfolgen. Wer sich mit diesem Thema mal ausführlicher beschäftigen möchte, dem empfehle ich eine hervorragende Zusammenstellung diverser Veröffentlichungen und Studien zu diesen Themen, gefunden im Netz bei einem Wissenschaftsjournalisten: Link ist nur fuer registrierte User sichtbar.
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Zitat:Immunität und Spätfolgen
Spätfolgen:
Vorwort:
Spätfolgen in Form von chronischen Beschwerden und mitunter dauerhaften Langzeitbeschwerden waren absehbar. Auch eine Infektion mit dem Influenzavirus kann Spuren hinterlassen. COVID-19 ist nicht nur eine Atemwegserkrankung, sondern eine systemische Erkrankung, die Herz, Nieren, Nervensystem und andere Bereiche des Körpers betreffen kann. Selbst scheinbar milde oder gänzlich symptomfreie Verläufe können später noch Herzprobleme nach sich ziehen. SARS-CoV-2 kann Autoimmunerkrankungen wie Typ-1-Diabetes oder Parkinson auslösen, gehäuft treten Fälle auf, die ME/CFS ähneln. Der Anteil derer, die selbst nach durchgemachter Infektion noch wochenlang Probleme mit Atembeschwerden, Geruchs- und Geschmacksverlust, Herzprobleme haben, ist höher als bei der Influenza. Bei schweren Verläufen ist die Wahrscheinlichkeit für Longcovid deutlich erhöht. (Interview mit Michael Wagner, 28.09.).Wie lange die Folgen anhalten werden, weiß man aufgrund der Dauer der Pandemie noch nicht, aber es gibt Betroffene, die seit März immer noch Beschwerden haben.
Kritik an der offiziellen Statistik:
Das amtliche Dashboard des Gesundheitsministeriums kennt nur „Todesfälle“ und „genesen“, aber nichts dazwischen. Die Bezeichnung genesen wird nicht näher erläutert. Laut RKI muss man dazu 48 Std. lang symptomfrei sein und zwei Mal in Folge negativ getestet werden. Weiters ist immer wieder die Rede von milden Verläufen. Mild bedeutet im medizinischen Kontext, dass man nicht ins Krankenhaus muss. Subjektiv ist das für stärker Betroffene mitnichten der Fall.
Epidemiologin und selbst Longcovid-Betroffene Nisreen A Alwan plädiert dafür, dass die Schwere der Covid-19-Erkrankung nach der Dauer der Krankheit definiert wird und nicht danach, ob jemand hospitalisiert werden muss („What exactly is mild Covid-19?“, 28.07.). Bis man sich darauf geeinigt hat, Long Covid offiziell zu zählen, benutze ich hier weiterhin die offizielle Definition von mild.
•Vergleich mit Russischer Grippe, bei der man annimmt, dass Auslöser ebenfalls ein Coronavirus war
Wie viele sind von Long Covid betroffen?
•UK: 10% der milden Fälle hat Beschwerden länger als 4 Wochen, eine Reihe der hospitalisierten Fälle hat Beschwerden länger als 8 Wochen
•USA (CDC): 35 % aller telefonisch befragten positiv getesteten Fälle (n = 292)
•Südkorea: 90% aller Genesenen berichteten zumindest ein anhaltendes Symptom (n = 965), ebenso in Italien (n = 143)
•Weltweit: „The Body Politic Covid-19 Support Group“ hat n = 640 Patienten befragt, 90% hatten nach 40 Tagen noch Beschwerden
Aus Österreich sind abseits einzelner Medienberichte keine offiziellen Fälle oder Studien bekannt. Lungenschäden scheinen zum Teil reparabel.
Einzelfallberichte
•Doctors with Long Covid (06.10.)
•‚It’s not in my head‘: They survived the Coronavirus, but they never got well (28.09.)
•Corona und Langzeitschäden: Dieses Virus frisst dich auf (14.09.)
•Luisa (22) hatte Corona, ohne es zu wissen – jetzt kann sie nur noch mit Rollator gehen (11.09.)
•Paul Garner: Paul Garner on long haul covid-19—Don’t try to dominate this virus, accommodate it (04.09.)
•Interview mit Schriftsteller Jonas Lüscher (schwer erkrankt) (24.08.)
•Jana ist 27 und erkrankte an Covid-19. Dann verlor sie zwei Sinne. (28.07.)
•Geruch nach fauligen Zwiebeln: Wenn der Geruch- und Geschmacksinn nicht wiederkommt (25.07.)
•Jung, sportlich, Corona-Patient: Florian muss nun wieder laufen lernen (20.07.)
•I can’t shake Covid-19: Warnings from young survivors still suffering (19.07.)
•Paul Garner: Covid-19 and fatigue—a game of snakes and ladders (20.05.)
Interviews, Medienberichte, Blog
•Some signs of recovery from severe covid lung damage (18.10.)
•ME/CFS: Have We Been Thinking About Long-Haul Coronavirus All Wrong? (16.10.)
•‚Brain fog‘: the people struggling to think clearly months after Covid (09.10.)
•After a Hospital Stay for Covid, Patients May Face Months of Rehabilitation (08.10.)
•Perego et al.: Why we need to keep using the patient made term „Long Covid“ (01.10.)
•Immunologin Christine Falk: Das Coronavirus stiftet Chaos im Immunsystem (30.09.)
•Covid Everlasting (22.09.)
•Post-Covid-Syndrom: Die Spätfolgen einer Corona-Erkrankung – Interview mit Dr. Michael Stingl, Neurologe in Wien (18.09.)
•Barmelweid-Chefarzt: Wir dürfen Covid jetzt nicht verharmlosen (18.09.)
•If You’ve Just Had Covid, Exercise Might Not Be Good for You (15.09.)
•The lasting misery of coronavirus long-haulers (14.09.)
•Schweiz: Jeder zehnte COVID-positive Rekrut verliert mehr als 10% seiner Lungenkapazität, bei symptomatisch Infizierten sogar jeder fünfte (10.09.)
•Spätfolgen auch bei Kindern: Multisystemische Entzündung kann Wochen nach einer asymptomatischen Infektion auftreten (07.09.)
•Landesklinik Salzburg erforscht Spätfolgen (29.08.)
•Virologe Robert Zangerle (Uni Innsbruck) berichtet über Spätfolgen im FALTER (26.08.)
•Graustufen: Allgemeinarzt Ramin Zikzad über Langzeitfolgen (21.08)
•BMJ Podcast mit Trisha Greenhalgh (Oxford): What is „Long-covid“ syndrome? (20.08.)
•Post-Covid-Syndrom: Erschöpfung und Schmerzen als Spätfolge (19.08.)
•Coronavirus: Spätfolgen – Was bleibt, wenn das Virus geht (23.07.)
•Corona-Spätfolgen: Neurologische Schäden auch bei mildem Verlauf (20.7.)
•Warnung vor schweren Gehirnschäden selbst bei milden Symptomen (08.07.)
•Tirol: Lungenschäden vermutlich behebbar (04.06.)
Studien (Langzeitstudien, Ursachenforschung)
•Sudre et al., Attributes and predictors of LONG-COVID: analysis of COVID cases and their symptoms collected by the Covid Symptoms Study App (21.10.)
•Raman et al., Medium-term effects of SARS-CoV2 infection on multiple vital organs, exercise capacity, cognition, quality of life and mental health, post-hospital discharge (18.10.)
•Dennis et al., Multi-organ impairment in low-risk individuals with long COVID (16.10.)
•Long-term COVID-19 symptoms in a large unselected population (11.10.)
•Schweiz: Laufende Longcovid-Studie zeigt: 1/3 der Covid-Patienten
( ø 40yr, ohne Spitalsbehandlung!) zeigt nach 2 Monaten anhaltende Symtpome (08.10.)
•Rita Rubin, As their numbers grow, COVID-19 „long-haulers“ stump experts (23.09.)
•Eric Topol: Covid19 can affect the heart (23.09.)
•Wildwing and Holt: The Neurological Symptoms of ‘Long’ COVID-19:AComparison with other Neurological Conditions and Implications for Healthcare Services (18.09.)
•Apoorva Mandavilli: How the coronavirus attacks the brain (09.09.)
•Blair et al., The clinical course of COVID-19 in the outpatient setting: a prospective cohort study (03.09.)
•Yelin et al., Long-term consequences of COVID-19: research needs (01.09.)
•Arnold et al., Patient outcomes after hospitalisation with COVID-19 and implications for follow-up; results from a prospective UK cohort (14.08.)
•Long after the fire of a Covid-19 infection, mental and neurological effects can still smolder (12.08.)
•Nisreen A. Alwan: A negative COVID-19 test does not mean recovery (11.08.)
•Greenhalgh et al., Management of post-acute covid-19 in primary care (11.08.)
•Yiping et al., Cerebral Micro-Structural Changes in COVID-19 Patients – An MRI-based 3-month Follow-up Study (03.08.)
•From ‘brain fog’ to heart damage, COVID-19’s lingering problems alarm scientists (31.07.)
•Towsend et al., Persistent fatigue following SARS-CoV-2 infection is common and independent of severity of initial infection (29.07.)
•Puntmann et al., Anhaltende Herzmuskelentzündung und Herzprobleme bei genesenen Patienten mit überwiegend milden Verläufen (27.07.) – Zusammenfassung auf Deutsch (BR)
•Most Covid-19 patients admitted to a Sydney hospital in March still have symptoms (16.07.)
•Carfi et al., Persistent symptoms in patients after acute Covid-19 (09.07.)
•Follow-Up-Studie: Entwicklung von Geruchs- und Geschmackssinnsverlust (02.07.)
•Herridge et al. (2011), Langzeitschäden nach schweren Atemproblemen
•Ellul et al., Neurological associations of COVID-19 (02.07.)
•Helen Salisbury: When will we be well again? (23.06.)
•Dr. Campbell: Update to clinical features (schwere Verläufe bis 3 Monate, 21.06.)
•Dr. Hartig: Massive Lungenveränderungen bei Patienten nach durchgemachter Infektion, selbst bei milden Verläufen ohne Spitalspflicht (Juni 2020)
•Dr. Hartig (Innsbruck): Erhöhte Unfallgefahr im Tauchsport möglich (30.04.)
Immunität
•Coronavirus antibody prevalence falling in England, REACT study shows (27.10.)
•Apoorva Mandavilli: How do children fight off the Coronavirus? (25.09.)
•Scientists are reporting several cases of Covid-19 reinfection — but the implications are complicated (28.08.)
•Rodda et al., Functional SARS-CoV-2-specific immune memory persists after mild COVID-19 (15.08.)
•T-Zellen-Kreuzimmunität durch gewöhnliche Coronaviren schützt vor schwerem Verlauf, aber nicht gegen die Infektion per se (Thread, 12.08.)
•Scared That Covid-19 Immunity Won’t Last? Don’t Be (31.07.)
•Braun et al., SARS-CoV-2 reactive T-cells in healthy donors and patients with COVID-19 (29.07.)
•Wajnberg et al., SARS-CoV-2 infection induces robust, neutralizing antibody responses that are stable for at least three months (17.07.)
•Bert et. al., SARS-CoV-2-specific T cell immunity in cases of COVID-19 and SARS, and uninfected controls (15.07.)
•Peter Kolchinsky, Virologe: Immunität kann auch vorhanden sein, wenn Antikörper rasch zurückgehen (Thread, 13.07.)
•Immunity to COVID-19 is probably higher than tests have shown (30.06.)
•Robbiani et al. , 18.06.,: Trotz geringem Anteils neutralisierender Antikörper wurden bei allen Teilnehmern memory B cells gefunden (die Jahrzehnte bestehen können). Darauf hat bereits Dr. Campbell am 20. Mai in seinem YT-Kanal hingewiesen. Impfstoffe, die eine ähnliche Antwort bewirken, können daher effektiv sein
•Mehr als die Hälfte der symptomfreien Patienten entwickelte Antikörper, IgG-Antikörperanteil geringer als bei symptomatischen Patienten – Thread (18.06.), neutralisierende Antikörper nach 2-3 Monaten bei *allen* Patienten verschwunden
•Nelde et al (16.06., Pre-Print), T-cell-Immunität bei 81% der nichtinfizierten Personen, verursacht durch gewöhnliche Erkältungs-Coronaviren
•Edridge et al., 16.06.: Endemische „Erkältungscoronaviren“ hinterlassen keine anhaltende Immunität – Reinfektionen nach kurzer Zeit möglich
•„100% of COVID-19 cases made antibodies. 100% of COVID-19 cases made CD4 T cells. 70% of COVID-19 cases made measurable CD8 T cells. We believe these findings are good news, and consistent with normal antiviral immunity.“ (Grifoni et al, 14.05.), Zusammenfassung
•Neuigkeiten zum Thema Grundimmunität durch andere Coronaviren (24.04.)
Sicher finden sich interessante Themen in diesem Zitat, die man gern mal näher nachlesen möchte. Auch für Leute, die das Virus vielleicht bisher verharmlost haben oder es sorglos als harmlos betrachtet haben, könnte es interessante Lektüre zur Weiterbildung des Wissens sein.
Und noch abschließend für heute, damit man nicht mit falscher Angst in den Schlaf fällt: das Virus macht uns das Leben schwer, aber wir können dem Virus auch den Garaus machen. Je rascher wir es aushungern, umso weniger Leid und Armut werden wir über uns ergehen lassen müssen. Und das ist die wirklich gute Nachricht, die auch morgen noch gültig sein wird.
Meinen Gruß!