Dungauer schrieb:Servus Heinrich!
Ich mag Optimisten, aber was denkst du, wie aussagekräftig ist denn überhaupt ein positiver Test?
Was sagt denn dieser positive Test denn über die Infektiosität des jeweils positiv Getesten aus...denn nicht jeder positiv Getestete ist doch automatisch infektiös, soweit ich das weiß?!
Das geht meines Wissens nicht aus einem positiven Test hervor.
Also dürfte dann die Gleichung positiver Test = Infektion nicht so ganz stimmen...
Und ob jemand überhaupt Symptome entwickelt, sagt doch ein positiver Test denn ja auch nicht aus?!
Ein positiver Test ist daher wohl auch nicht so recht als Diagnoseinstrument tauglich.
Es scheint wohl schwierig zu sein, überhaupt eine eindeutige Aussagekraft an diesen PCR-Test festmachen zu können, oder wie siehst du das?!
Es muss nicht alles so schlimm kommen, natürlich ist es sehr ärgerlich, dass jetzt im Herbst die Zahlen nach oben schnellen, dennoch ist zwar die Lage etwas angespannt, aber noch kontrollierbar...
Lass uns bitte auch auf die Hospitalsiierungszahlen schauen, denn die waren ja der Grund des Lockdowns, um nicht die Intensivbettenkapazitäten nicht zu überfordern.
Ich appelliere weiter an deinen Optimismus!
MfG
Grüß Dich Dungauer!
Du fragst, was ein positiver Test aussagt. Er sagt aus, dass der Getestete mit Corona infiziert wurde. Er sagt nicht aus, wann und auch nicht, wie stark sich die Infektion auf das Wohlbefinden des Getesteten auswirkt oder auswirken wird. Das kann und soll ein Test auch nicht und das gilt für alle Virentestungen aller denkbaren Viren.
Fakt ist aber, dass ein mit Corona infizierter Mensch infektiös wird. Der Test belegt dies nur, er ist das Ergebnis des Infektiös-Sein. Vom Zeitpunkt der Infektion bis zum Zeitpunkt, an dem man infektiös wird, vergeht etwas Zeit, durchschnittlich 2-3 Tage. Der Test kann nicht erkennen, wann die Infektion stattgefunden hat und auch nicht, wie sehr der Infizierte infektiös ist. Aber der Infizierte wird immer infektiös, spätestens nach ein paar Tagen. Theoretisch kann ein Infizierter negativ getestet werden innerhalb der Phase, in der er noch nicht infektiös ist.
Das bedeutet folglich, dass jeder Neuinfizierte andere Menschen infizieren kann und muss daher unter Quarantäne.
Eine andere Frage ist, wie stark infektiös ein Patient ist oder wird. Hier gibt es einen klaren Zusammenhang zwischen der Stärke der Erkrankung und der Anzahl der Viren, die ausgestoßen werden. Es gilt daher, je stärker erkrankt, um so infektiöser ist der Patient. Jemand, der keine oder kaum Symptome zeigt ist folglich weniger infektiös als jemand, der starke Symptome aufweist. Am Beginn der Erkrankung ist der Patient folglich am wenigsten ansteckend und je länger die Erkrankung anhält, umso ansteckender wirkt der Patient auf sein Umfeld. Erst wenn eine Immunität aufgebaut wurde, nimmt die Ansteckungsgefahr ab und fällt dann auf null. Das kann schnell gehen (Tage) oder aber Wochen oder Monate dauern. Daher gibt es bei jedem Infizierten mehrere Tests, damit festgestellt werden kann, ob der Patient noch als infiziert (und damit infektiös) gelten muss oder durch Immunisierung genesen ist und nicht mehr ansteckend ist.
Im Ergebnis bedeutet das, eine steigende Anzahl Neuinfizierter führt zu einer weiteren Verbreitung des Virus an bisher nicht infizierte Menschen, wenn keine geeigneten Schutzmaßnahmen ergriffen werden. Jeder Neuinfizierte ist faktisch ein potentieller Multiplikator. Wird der potentielle Multiplikator frühzeitig erkannt, kann eine Weiterverbreitung stark reduziert oder sogar ganz verhindert werden. Deshalb die Quarantäne des Neuinfizierten und deshalb auch die Nachforschung bei den Kontaktpersonen und die Testungen der Kontaktpersonen. Dadurch konnte bisher die Reproduktionszahl (also die durchschnittliche Ansteckungszahl Dritter) niedrig gehalten werden (derzeit etwa bei 1,4 - was bedeutet: jeder Neuinfizierte steckt durchschnittlich weitere 1,4 Personen an). Ohne diese ganzen Maßnahmen würde die Reproduktionszahl ganz erheblich höher liegen und unser Gesundheitssystem würde sehr schnell aus den Angeln gehoben werden.
Noch zum Thema Hospitalisierung:
hier kursieren alle möglichen Zahlen durch die Medien, die kaum nachvollziehbar sind. So wird zum Beispiel vom Chef der Kassenärztlichen Vereinigung in den Raum geworfen, dass nur jeder tausendste Infizierte wegen Corona hospitalisiert würde. Ich finde es ziemlich dumm, solche Verharmlosungen zu veröffentlichen. Jeder kann es einfach nachrechnen, dass diese Behauptung mindestens falsch ist, um nicht zu sagen bösartig falsch. Wir rechnen:
Bisher haben wir rund 335.000 Infizierte. Jeder 1.000ste wären 335, die hospitalisiert wurden. Schon komisch oder? Über 9.500 Tote, die dann praktisch nahezu alle nie hospitalisiert wurden?
Wir rechnen mal überschlägig, wie die Realität aussieht:
Mindestens die 9.500 Todesfälle waren hospitalisiert. Das sind dann 2,85% aller Infizierten.
Nicht jeder Patient, der wegen Corona hospitalisiert wird, stirbt. Ich denke, darüber kann man sich nicht streiten.
Sterben 50% der hospitalisierten Patienten, dann haben wir schon 19.000 Hospitalisierungen bisher oder eine Quote von 5,7% aller Infizierten. Genaue Zahlen habe ich dazu aber (noch) nicht. Die 6% meine ich aber beim RKI schon gelesen zu haben.
Hinzu kommen all jene, die sich zwar im Krankenhaus haben untersuchen lassen, die aber nicht zur Corona-Behandlung hospitalisiert wurden, sondern lediglich zur Beobachtung stationär aufgenommen wurden für 1-3 Tage. Diese Zahl liegt jedenfalls weit über den der Corona-Hospitalisierungen, die ich oben genannt habe. Grund: die Hospitalisierungen haben sich ganz überwiegend direkt aus den stationären Beobachtungen ergeben. Wieder dürfte unstrittig sein, nicht jeder, der zur Beobachtung stationär aufgenommen wurde, wird auch anschließend intensiv gegen Corona behandelt und gilt dann als hospitalisiert wegen Corona. Wieder jeder 2. Patient? Wir wären dann bei 38.000 Krankenhausaufenthalten gesamt oder 11,4% aller Infizierten. Und auch diesen Wert (12%) habe ich schon beim RKI und in Studien gelesen. Dennoch sei betont, genaue Zahlen habe ich (noch) nicht.
Wir rechnen mal weiter, denn wir möchten doch gerne wissen, wie sich Neuinfektionen auf die Belegung der Krankenhausbetten auswirkt. Wir müssen bedenken, dass zwischen Feststellung der Infizierung und einer Hospitalisierung wegen Corona mehrere Tage vergehen, denn die Symptome stellen sich erst nach mehreren Tagen ein. Wir verdrängen aber mal in der Rechnung den Zeitverzug, um es nicht zu verkomplizieren.
Wir nehmen 5.000 Neuinfizierte pro Tag als Basis.
10% davon lassen sich im Krankenhaus blicken und werden stationär zur Beobachtung aufgenommen (für 1-3 Tage), macht 500 pro Tag.
5% der Neuinfizierten müssen hospitalisiert werden, das sind dann 250 pro Tag. Die Verweildauer liegt dann sicher bei mindestens einer Woche, eher zwei, ich nehme mal zur Vereinfachung der Rechnung 10 Tage.
2,5% der Neuinfizierten sterben, das sind 125 pro Tag. Allerdings sicher erst nach einer längeren Behandlung.
Nach 10 Tagen mit je 5.000 Neuinfizierten sind (irgendwann) 2.500 Patienten wegen Corona hospitalisiert worden und entsprechend viele Betten belegt.
Nun kann man beispielhaft und grob überschlägig ausrechnen, wie viele Betten belegt werden, wenn die Neuinfektionszahl sich verdoppelt, verdreifacht oder gar verzehnfacht. Und im Umkehrschluss kann man auch ausrechnen, wie viele Neuinfektionen unser Gesundheitssystem überhaupt vertragen kann, weil die Anzahl der freien Betten limitiert ist und noch mehr die Personalverfügbarkeit. Und nun wird wahrscheinlich klar, warum Frau Merkel die Zahl von 19.500 Neuinfizierten pro Tag als Worst Case in den Raum gestellt hatte.
Tatsächlich dürfte bei etwa 20.000 bis 25.000 Neuinfizierten pro Tag das Limit des Machbaren überschritten sein. Danach wird es unmöglich, alle Patienten noch angemessen zu versorgen und zu behandeln. Und das gilt dann auch für die vielen Patienten, die nicht mit Corona infiziert sind. Wir müssen (an-) erkennen, dass wir uns in potentielle Lebensgefahr begeben (auch wenn wir nicht an Corona erkranken), wenn wir es nicht schaffen, die Ausbreitung des Virus stark zu verlangsamen und zu unterbinden. Wer dann einen Unfall hat oder eine schwere Erkrankung muss damit rechnen, nicht mehr bestmöglich versorgt werden zu können. In Italien und Spanien hatte man genau diese Probleme schon wegen Corona. Wir sollten gewarnt sein!
Meinen Gruß!