Grüßt Euch!
Nun ist es dann soweit: der stratosphärische Polarwirbel bereitet sich auf den Sommermodus vor. Bis es endgültig soweit ist, wird aber noch mal etwas Zeit ins Land gehen. Aktuell haben wir in der mittleren Stratosphäre in 30 hpa einen ausgeprägten Polarwirbelsplit, also zwei von einander getrennte Wirbelzentren. Das schaut so aus:
Final Warming 20.04.2020 PW Split.gif (Größe: 83,97 KB / Downloads: 58)
Das hat zur Folge, dass sich in der untersten Stratosphäre der Polarwirbel in seine Bestandteile auflösen wird. In einer Woche zerfällt die Einheit dann schon in diverse Einzelelemente. Blick in die nahe Zukunft in der untersten Stratosphäre:
PW zerfällt in Einzelteile 29.04.2020.gif (Größe: 97,11 KB / Downloads: 58)
Im Ergebnis werden sich in der Troposphäre dann endgültige Bedingungen des Sommerhalbjahres einstellen, die fast gar nicht mehr vom stratosphärischen Polarwirbel beeinflusst werden. Vermutlich wird diese Übergangsphase in einer Woche dazu führen, dass sich auch bei uns in Deutschland das Wetter umstellen wird. Von Hochdruck weg hin zu wechselhaftem Wetter. Endlich Regen? Könnte kommen!
Gleichwohl ist der Polarwirbel aktuell immer noch erstaunlich gut vertieft und vor allem in der unteren Stratosphäre seit Monaten rekordkalt! Seit Aufzeichnungsbeginn gab es das nicht, dass sich die Temperaturen in der unteren Stratosphäre über Monate stets im Bereich der kältesten Temperaturen aller Aufzeichnungsjahre befunden haben. Hier der Nachweis dazu:
Rekordkalte Stratosphäre in 100 hpa in 2020.png (Größe: 77,11 KB / Downloads: 59)
Solche Dauerabweichungen haben immer auch Gründe und Folgewirkungen. Die Gründe kenne ich nicht, aber die Folgewirkungen kann man benennen. So konnte sich in diesem Jahr als Folgewirkung des starken Polarwirbels die Kälte in der Arktis gut aufbauen und lange erhalten. Das Meereis war ausgeprägter als in den Vorjahren, auch die Polarstern-Expedition hat das erleben müssen und wurde sehr weit vom geplanten Kurs abgetrieben, da sich das Meereis in dieser Saison dann doch ganz anders entwickelt hatte als vorausberechnet. Auch gab es eine Verschiebung der Meereisfläche Richtung Europa und selbst zwischen Grönland und Island kam es zu einer geschlossenen Meereisdecke, wenn auch stets nur für wenige Tage. Aktuell hat es dort immer noch überdurchschnittliche Eisflächen, die immer mal wieder bis nahe an die Küste Islands zusteuern.
Die anhaltende Rekordkälte in den unteren stratosphärischen Schichten, die bisher so nie gemessen wurde, könnte aber auch ein Anzeichen sein, dass sich etwas grundsätzlich im Klimageschehen der Nordhalbkugel ändert zum bisherigen Verlauf. Eine Schwalbe macht keinen Sommer und auch ein Jahr mit rekordkaltem Temperaturverlauf macht keinen Klimawandel, aber die Schwalbe kündigt den Sommer an, wie vielleicht auch die Rekordserie in der unteren Stratosphäre (geht mit den Rekordwerten bis 70 hpa hinauf) eine Klimaveränderung ankündigen könnte. Man wird sehen was im nächsten Winterhalbjahr geschehen wird.
Meinen Gruß!