Heinrich schrieb:...
Nun habe ich mir gedacht, die weitere Entwicklung sollte wahrscheinlich so ablaufen, wie unten in der nächsten Grafik gezeigt, und mit ganz guter Chance in einem Deplacement des stratosphärischen Polarwirbels enden können:
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Deplacement ab 23.01.2020.png (Größe: 328,35 KB / Downloads: 481)
Orange ist der durch Wärme erzeugte Hochdruck, der entgegen dem Uhrzeigersinn wandert und dann Kanada/USA erreichen sollte. Der Polarwirbel (noch als Dipolvariante) würde sich dann verlagern müssen (schwarze Pfeile) und als "deplazierter" Polarwirbel von Sibirien bis Mitteleuropa in einer Längsachse verschieben. Wir lägen dann auf der kalten Seite und dürften uns auf einen winterlichen Abschnitt freuen...
Nun könnte man meinen, wenn das so kommt, wie angedacht, dann kommt sicher der Winter zu uns. Doch leider ist das überhaupt nicht sicher, denn damit wirklich längeres Winterwetter bei uns anlanden könnte, müsste unbedingt das Azorenhoch nach Norden ausgreifen. Und das ist leider mehr als fraglich, denn viel Kälte liegt über Grönland und die will irgendwo hin. Drückt sie nach Süden auf den Atlantik, was recht wahrscheinlich ist, dann kann sich dort kein Hochdruck entwickeln. Es würde dann etwa so aussehen: die Kälte facht den Tiefdruck auf dem Atlantik an:
Deplacement verhindert.png (Größe: 173,68 KB / Downloads: 478)
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Grüßt Euch!
Manchmal kann man sich nur wundern, dass die Mildvarianten so oft "gewinnen". Da kommt doch tatsächlich das stratosphärische Deplacement in 30 hpa, wie oben im Beitrag vermutet, und dann wirkt das auch wirklich noch bis runter in die untere Stratosphäre und sogar bis in die Troposphäre, aber in der Troposphäre klemmt es dann trotzdem, weil zu viel Kälte auf den Atlantik ausfließt, die den blockierenden Hochdruck verhindert. Und so kommen wir nicht auf die kalte Seite, sondern liegen mehr im Niemandsland, zwischen den Stühlen oder auf den warmen Vorderseiten der vielen Tiefs...
Nun kann man sich trösten, dass das einfach nur Pech ist oder es dem Klimawandel in die Schuhe schieben. Tatsächlich ist es aber auch wirklich nur Wetter und man muss nicht immer alles mögliche dort hinein interpretieren wollen.
Den Vorgang bis zum Deplacement in der Stratosphäre hatte ich gar nicht schlecht erkannt und bin auch recht frühzeitig auf diese Idee gekommen. Das Deplacement steht jetzt unmittelbar bevor, beginnt morgen und wird in 2-3 Tagen vollendet sein. Leider hält das nicht lange an, so dass sich der Polarwirbel wieder in eine zentrale Position zurück begeben wird, sich weiter verstärken wird und deshalb auch die Kälte im zentralen Wirbelkernbereich bestens wird festhalten können. Wir können uns den Ablauf im Kopf vorstellen oder wir betrachten die nachfolgende Animation mit der Entwicklung der nächsten 10 Tage:
kleiner6r5wt4hp.gif (Größe: 2 MB / Downloads: 482)
Für nachhaltiges Winterwetter bei uns sieht das nicht aus. Interessant aber: über Nord-Nordamerika entwickelt sich durch diese Ausrichtung des troposphärischen Polarwirbels in 850 hpa eine anhaltend und starke positive Temperaturanomalie. Aleuten und Zentralarktis mit Grönland sind dagegen unterkühlt. Könnte für das Eiswachstum eigentlich nur gut sein.
Ach ja, zwischen Grönland und Island schließt sich das Meereis doch tatsächlich zu einer fast geschlossenen Meereisdecke.
Eisdicke Island 24.01.2020.png (Größe: 103,76 KB / Downloads: 481)
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Ist aber nur ein kurzes Spektakel für 1-2 Tage, dann drehen die Winde und das Eis wird fortgetrieben. Schade, mit längerem Deplacement wäre das sicher eine Sensation geworden, so bleibt es eine interessante kleine Show, die kaum jemand bemerken wird.
Nun aber doch noch einmal ein Hoffnungsschimmer am Horizont der Wetterwelt:
es wird eine weitere Chance etwa zum 2./3. Februar geben, wenn es (wie schon vor Tagen angesprochen) durch die diesem jetzigen 1. Deplacement nachfolgende rasche Erwärmung in der oberen Stratosphäre (Minor SSW) geben wird. Sie wird bewirken, dass sich erneut ein Deplacement einstellen wird, also eine deutliche Verschiebung des Polarwirbels. Der Wirbel wird nahezu an gleiche Stelle verschoben werden und damit wieder eine Achse Russland-Europa einnehmen. Das wäre dann die 2. Chance für Winterwetter. Vielleicht wird es dann endlich mal klappen.
Meinen Gruß!