DWD heute:
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
Zum Wochenbeginn kalt-trocken, nachts teils mäßiger Frost. Ab Mittwoch im Norden
und Osten zunehmend wechselhaft, teils stürmisch und wieder milder.
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Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 01.12.2016
Ein Blick auf die Nordhemisphäre zeigt einen schwächelnden Polarwirbel, der nach
einer vorübergehenden Intensivierungsphase Mitte November nun erneut im Begriff
einer erneuten Abschwächungsphase ist. Derweilen dauert das Anomaliemuster mit
dem groben Überbegriff "warm arctic, cold continents" in Abschwächung weiter an,
wobei die Anomalien teils 15 bis 20 Kelvin im Vergleich zur Klimatologie von
1979-2000 betragen (positiv über der Arktis und negativ im Grenzbereich von
Turkmenistan zum Iran und Afghanistan). Die Ensemblevorhersagen der Arktischen
Oszillation (AO) sehen bis Anfang Dezember und somit bis zum Ende dieser
Mittelfrist nahezu unveränderte Bedingungen, bevor nachfolgend eine markante
Streuung einsetzt und eine weitere Abschätzung nicht mehr möglich ist. Mit dem
in Richtung Nordasien verschobenen Polarwirbel verbleibt die Region von
Nordamerika über den Nordatlantik bis nach Europa in einem Bereich eher
schwacher niederstratosphärischer Druckgegensätze, was sich langsam verlagernde
Rossby-Wellen und eine stark mäandrierende troposphärische Strömung nach sich
zieht. Folglich sollte sich an der insgesamt zu Blockierungslagen neigenden
Wetterlage vorerst wenig ändern.
Zum Beginn der Mittelfrist, am Sonntag, dauert die Hoch-über-Tief
Blockierungslage über Westeuropa mit einem sich abschwächenden großräumigen
Höhentiefkomplex über der Iberischen Halbinsel und hohem Druck über
Großbritannien weiter an. Stromabwärts kann bis zum Abend derweilen ein
markanter Höhentrog unter fortwährender Amplitudenvergrößerung über die Ostsee
bis zum östlichen Alpenraum vorstoßen. Dieser schickt eine in Temperaturfeld
markant ausgeprägte Kaltfront im Tagesverlauf von Nord nach Süd über
Deutschland. Mit rückseitig auf Nord drehender postfrontaler Strömung und
Trajektorien aus der Region des Europäischen Nordmeers, wird ein Schwall
modifizierter Polarluft besonders in den Osten Deutschlands geführt. Mit 850 hPa
Temperaturwerten von -5 bis -10 Grad ist diese Kaltluft für diese Jahreszeit
jedoch nichts Ungewöhnliches. Abgesehen von leichten Niederschlägen im Nordstau
des Erzgebirges und der Alpen, die zunehmend bis in tiefe Lagen in Schnee
übergehen, wird mit keinen winterlichen Niederschlägen gerechnet. Schwache
Stauniederschläge dauern bis in die Nacht zum Montag entlang der Nordalpen an,
sonst bleibt es trocken. Nach Höchstwerten von 4 bis 8 Grad kühlt es postfrontal
rasch auf frostige 0 bis -4 Grad ab, im Bergland droht mäßiger Frost und Glätte.
Am Montag weitet sich in der Höhe ein Keil ostwärts aus und auch bodennah nähert
sich ein kräftiges Bodenhoch dank andauernder KLA. Beides sorgt in Deutschland
am Montag für einen heiteren, teils auch sonnigen Tag. Es bleibt trocken
(abgesehen von einzelnen Flocken am Erzgebirge und im Bayerischen Wald) und mit
Höchstwerten von nur wenig über 0 °C wird es deutlich kälter, besonders im
östlichen Bergland herrscht Dauerfrost. Im Osten und Südwesten fühlen sich die
Werte durch den böigen Nord-/ bzw. Ostwind nochmals kälter an. Daran ändert sich
auch die Nacht zum Dienstag über wenig, wobei vielerorts eine windarme
Strahlungsnacht zu erwarten ist mit Tiefwerten von 0 bis -6 Grad, im Bergland
teils bis -9 Grad. Fehlende Schneebedeckung sollte eine noch stärkere Auskühlung
verhindern und küstennah werden deutschlandweit wohl die einzigen Regionen mit
Tiefstwerten im leichten Plus erwartet.
Am Dienstag ändert sich zum Vortrag nicht viel, einzig über dem Norden können
ausgedehntere Wolkenfelder vorüberziehen, da sich das Bodenhoch zunehmend nach
Süden verlagert. Ansonsten sollte der Tag heiter bis sonnig, die Nacht leicht
bewölkt oder klar und insgesamt trocken verlaufen. Nach Höchstwerten von +1 bis
+4 Grad (küstennah um +6 Grad und mit leichtem Dauerfrost im Bergland) wird mit
Tiefstwerten von 0 bis -7 Grad, im Bergland auch mit strengem Frost um -10 Grad
gerechnet. Die Küsten verbleiben bei leichten Plusgraden.
Am Mittwoch stellt sich das Strömungsmuster über dem Europäischen Nordmeer und
Norwegen/Schweden allmählich um, da sich in diesen Bereichen ein kräftiges
Tiefdruckgebiet ausbildet, das in der Nacht zum Donnerstag auch allmählich auf
Deutschland übergreift. Tagsüber spürt davon jedoch nur der Nordwesten
Deutschlands etwas, da sich mit Annäherung einer Front die Bewölkung verdichten
sollte und zum Abend mit einsetzendem Niederschlag von der Nordsee zu rechnen
ist. Für genaue Aussagen hinsichtlich der Niederschlagsphasen ist es noch zu
früh, doch nimmt sicherlich im Landesinneren die Gefahr winterlicher
Begleiterscheinungen wie Schneefall und gefrierendem Niederschlag allmählich zu.
Die Niederschläge erfassen im Verlauf der Nacht zum Donnerstag den gesamten
Norden und Osten und gehen von Nordwesten mit einsetzender Milderung rasch in
Regen über. Der Südwest- bis Westwind frischt im Norden stark böig auf und
erreicht im Umfeld der Nordsee und in der Nacht auch zunehmend im Bergland
Sturmstärke.
Sonst ändert sich an dem meist sonnigen Wetter im Süden Deutschlands wenig,
bevor auch dort im Verlauf der Nacht dichte Wolken aufziehen. Es bleibt jedoch
trocken. Die Höchstwerte liegen bei +1 bis +4 Grad, im Umfeld der Nord- und
Ostsee um +6 Grad und im leichten Dauerfrostbereich im Bergland. In der Nacht
zum Donnerstag kühlt es im Nordwesten nur noch auf +4 bis +1 Grad, sonst auf 0
bis -6 Grad ab.
Am Donnerstag erstreckt sich eine gut ausgeprägte Frontalzone von den Shetlands
über die Nordsee bis ins östliche Europa. In dieser strammen Strömung
eingebettet ziehen wiederholt Niederschläge von Nordwest nach Südost über
Deutschland hinweg. Im Norden fällt unter Einbeziehung maritimer Luftmassen
dieser Niederschlag bei fortschreitender Erwärmung durchweg als Regen. Weiter
südlich - aus heutiger Sicht den Bereich der Mittelgebirge betreffend - muss
besonders im Bergland weiter mit winterlichen Niederschlägen wie Schnee oder
gefrierendem Regen gerechnet werden. Auch im Süden treten je nach
Niederschlagsintensität und Tageszeit entsprechende winterliche
Begleiterscheinungen auf. Im Nordwesten wird es mit +4 bis +7 Grad recht mild,
sonst verbleiben die Höchstwerte bei +2 bis +4 Grad. Im Umfeld der Küsten und im
Bergland treten weiter Sturmböen aus West bis Nordwest auf.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Bis einschließlich Dienstag hat sich mit Blick auf die letzten EZMW-Läufe nur
wenig geändert. Die Kaltfrontpassage zum Beginn der Mittelfrist (am Sonntag) und
nachfolgend sowohl die postfrontale Keil- als auch Bodenhochverlagerung nach
Deutschland werden weiterhin vom "timing" her einheitlich erfasst.
Erst zur Wochenmitte, mit einer einsetzenden Nordwestströmung, werden die
Unsicherheiten mit Blick auf das Übergreifen der ersten Fronten und der Lage des
Skandinavientiefs wieder größer. Grundsätzlich kann jedoch zur Wochenmitte über
dem Norden und Osten eine zunehmend wechselhaftere und deutlich windigere
Wetterlage erwartet werden, während hoher Druck im Süden für stabilere
Verhältnisse sorgt.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
Ein sehr ähnliches Bild ist beim Vergleich der unterschiedlichen Globalmodelle
zu erkennen. Der einzige Unterschied ist der, dass bereits am Dienstag die
Ausrichtung der Höhenkeilachse unterschiedlich gehandhabt wird, wobei ICON und
EZMW eine kräftige Keilaufwölbung über Mitteleuropa zeigen (Phasenverschiebung
von rund 500 km), während GFS diesen deutlich flacher und zonaler erwartet.
Entsprechend ist der weitere Verlauf, wo GFS bereits zum Mittwoch 06 UTC eine
zyklonal ausgeprägte Strömung über dem Nordwesten Deutschland erwartet, während
diese sonst noch deutlich anizyklonaler geprägt ist. Allerdings wird bei keinem
Modell Niederschlag erwartet, auch wenn die Lösung von GFS etwas Schneegriesel
oder gefrierenden Sprühregen über dem Nordosten erwarten lassen könnte.
In der Folge nimmt die Phasenverschiebung der Keile und Tröge weiter zu, wobei
besonders ICON mit einer stark mäandrierenden Strömung über der Nord- und Ostsee
aus dem Rahmen fällt. EZMW und GFS liegen mit einer progressiven
Nordwestströmung schon deutlich enger beisammen. Doch auch diese Modelle gehen
im Verlauf des Donnerstags deutlich auseinander, sodass die genaue
Wetterentwicklung ab Mittwoch noch sehr mit Vorsicht zu genießen ist. Alle
Lösungen hätten jedoch eine zunehmende Milderung aus Nordwest und einen
wechselhafteren und windigeren Wetterabschnitt für weite Bereiche Deutschlands
zur Folge.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die Cluster bei EZMW zeigen die zum Wochenbeginn markant ausgeprägte
Blockierungslage mit zwei relativ ähnlich besetzten Clustern, wobei sich der
Kontrolllauf im 2. befindet. Für Deutschland ergeben sich kaum Unterschiede,
zeigen beide doch eine beträchtliche positive Geopotentialanomalie zwischen
Schottland und Island und eine kräftige Austrogung über Nordosteuropa.
Deutschland liegt in beiden Clustern in einer Nordströmung. Zur Wochenmitte
nimmt die Anzahl der Cluster auf 6 zu, was mit Blick auf Deutschland besonders
ab Mittwoch die große Vorhersageunsicherheit unterstreicht. Sowohl die Lage von
Keilen und Trögen aber auch deren Intensitäten werden sehr variabel berechnet,
sodass erst eine Beruhigung der Vorhersagefelder für diesen Zeitraum abgewartet
werden muss, bevor genaue Entwicklungstendenzen vorhergesagt werden können.
Die Rauchfahnen und Meteogramme zeigen bis einschließlich Dienstag einen
gebündelten Verlauf mit vorübergehender Abkühlung, geringer Bewölkung und meist
trockenen Verhältnissen. Zum Mittwoch und Donnerstag nehmen mit beginnender
Erwärmung auch hier die Unterschiede und somit auch die Unsicherheit allgemein
zu.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Der Kaltluftausbruch zum Wochenbeginn spiegelt sich beim Extreme Forecast Index
(EFI) des EZMW nur bedingt wider. Besonders im Westen Deutschlands werden nachts
und tagsüber geringfügig negative Anomalien angezeigt, ansonsten unterstützen
die Vorhersagen die Aussage, dass es sich um keine signifikanten
Temperaturabweichungen im Zuge der einfließenden Kaltluft handeln wird. Ein
ähnliches Bild ergibt sich beim Wind, wo erst zur Wochenmitte im Zuge des
vorübergehend windigeren Wetterabschnittes geringfügige Abweichungen über
Norddeutschland erwartet werden. Eine signifikante Sturmlage ist zwar mit Blick
auf die breite Lösung der member von EZMW kategorisch nicht auszuschließen, aus
heutiger Sicht jedoch eher als unwahrscheinlich anzusehen.
Zusammengefasst handelt es sich um eine ruhige Mittelfrist, wo keine
signifikanten Anomalien zu erwarten sind, wobei die Wind- /pot. Sturmgefahr erst
zum Ende der Mittelfrist zunimmt. COSMO-LEPS unterstützt diese Aussage
ebenfalls.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EZMW, EZMW-EPS, MOS-MIX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Helge Tuschy
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