01.06.2017, 11:58
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 01.06.2017, 12:06 von Wetterleuchte.
Bearbeitungsgrund: Schreibe
)
Hallo Ihr Lieben,
nahtlos der Übergang vom Mai-Thread zum Juni-Thread. Das habe ich auch noch nie geschafft.
Der Juni ist in Deutschland statistisch der Monat mit dem meisten Niederschlag des ganzen Jahres. Knapp 60% aller 4748 Stationen in Deutschland hatten in den Juni-Monaten der Jahre 1961-1990 mehr Niederschlag als in den anderen Monaten des Jahres. Gefolgt, aber weit abgeschlagen, vom Dezember mit rund 15% und dem Juli mit etwa 11%. Das überrascht vielleicht subjektiv, aber so ist es nun mal aus den Klima-Statistiken heraus zu lesen. Aufbereitet findet man das für jedes Bundesland und auch für jede Station (Karte) hier: Link ist nur fuer registrierte User sichtbar. registrieren oder login.
Daraus:
Auswertung feuchtester Monat D.jpg (Größe: 216,09 KB / Downloads: 221)
Nun könnt Ihr für Eure Gegend schauen, wann der feuchteste Monat statistisch zu finden ist.
Das dient zur Einführung in das Juni-Thema. Wir sollten uns also - rein statistisch - schon mal auf einen Monat einstellen, der in den meisten Regionen Deutschlands mehr Niederschlag bringt als in allen anderen Monaten. Ich finde, das ist doch schon einmal eine Ansage.
Doch Statistik zeigt ja immer nur sicher, was mal war. Wie schaut es denn nun für die Zukunft aus in diesem Juni 2017?
Zur Beantwortung der Frage helfen uns - wie üblich - die Wettermodelle weiter. Leider, leider sind die Modelle bei den Prognosen für Niederschlagsmengen nur mittelmäßig qualifiziert. Das wissen wir aus Erfahrung, denn viel Niederschlag, der für die Zukunft berechnet wurde, verschwindet mit den neueren Modellläufen im Nirvana oder ist dann doch (deutlich) weniger in der Realität, als es berechnet wurde. Ich persönlich ziehe von den berechneten Mengen gedanklich immer schon pauschal die Hälfte ab, dann kommt es besser hin - allerdings auch nicht immer. So ist es also auch eine Frage der synoptischen Einschätzung, ob sich überhaupt größere Regenmengen aufgrund der Großwetterlagen und der Konstellation der Komponenten einstellen könnten. Und das geht schon mehr in den Analysebereich und macht schon wieder Arbeit, die meist nicht wirklich lohnt, da man ja nur Berechnungen hat, die insgesamt nur richtungsweisende Hinweise geben können. Denn Niederschläge sind ganz oft Ergebnisse aus Nowcast-Entwicklungen und die sind nun mal im Vorfeld kaum zu berücksichtigen.
Lange Rede kurzer Sinn: nach meiner unbedeutenden Einschätzung sollte (mindestens) die erste Juni-Dekade eine feuchte Gesellin werden. Mehrere Modelle haben ordentliche Regenmengen für die nächsten 5-10 Tage ausgeworfen. Ich beschränke mich hier und heute erst einmal nur auf GFS und zeige beispielhaft, was da für Mitteleuropa berechnet wird. Gedanklich ziehe ich da vorsorglich gleich die Hälfte ab, aber das würde immer noch genug sein:
Die Berechnung bis einschließlich den nächsten Sonntag, als für nur 4 volle Tage:
GFS Europa Niederschlagsummen 01. bis 04.06.2017 Forecast.gif (Größe: 65,88 KB / Downloads: 221)
Dann für die erste volle Juni-Woche:
GFS Europa Niederschlagsummen 01. bis 07.06.2017 Forecast.gif (Größe: 64,91 KB / Downloads: 223)
...und schließlich für die erste Dekade, also bis einschließlich den 10. Juni 2017:
GFS Europa Niederschlagsummen 01. bis 10.06.2017 Forecast.gif (Größe: 60,63 KB / Downloads: 221)
Quelle der drei Karten: Link ist nur fuer registrierte User sichtbar. registrieren oder login.
Naja, das sind schon nette Summen. Auch wenn es nur die Hälfte werden sollte.
Die Großwetterlage in dieser Zeitspanne gibt diese Mengen jedenfalls her, denn bei Island und über Skandinavien haben sich zwei Tiefdruckgebiete postiert mit einem ungewöhnlich niedrigen Luftdruck für Anfang Juni. Um 980-985 hpa sind im Herbst zu erwarten und im Juni schon selten. Der Grund für diese ungewöhnlich starke Tiefdruckentwicklungen ist in dem derzeit gerade starken Temperaturunterschied zwischen (relativ kühler) Arktis und warmer Subtropen der Nordhalbkugel zu finden. Dieser Gradient ist (noch) ungewöhnlich hoch und das befeuert die Entwicklung von Tiefdruckgebieten. Das über Island (Tief "Heinrich") wird uns über Pfingsten beschäftigen und hat tatsächlich so viel Kraft und Potential, dass wir in Deutschland sehr feuchte und sehr warme Luft aus dem Atlantik (Höhe Iberische Halbinsel) und aus dem Mittelmeerraum bekommen, die dann auch noch längere Zeit und in Intervallen anhalten dürfte. In Kombination mit (normal) sommerlichen Temperaturen verspricht das wieder eine explosive Mischung zu werden. Und dann darf man nicht vergessen, dass sich am Rand dieser Entwicklung auch immer eine Luftmassengrenze ausbilden wird. Und an dieser Grenze wird es dann brenzlig, denn die mitgeführte Wassermenge im Luftgemisch dürfte dann an der oberen Skala ankommen. Das bedeutet dann anhaltend sehr ergiebige Niederschläge in einem ausgedehnten Streifen von den Alpen bis zur Ostsee.
So schätze ich also die Wetterlage(n) schon ziemlich brisant ein. GFS könnte sogar untertrieben haben, was die Regenmengen angeht - jedenfalls in manchen Regionen. Aber sicher ist das alles nicht - ich halte es nur für wahrscheinlich (über 50%).
Sollte es aber dann so kommen, dann beachte man den Text in der Überschrift...
Juni 2017 - Mückenplage + Hochwasser?? - Regenbogensymbol
...denn die Ausgangslage würde für mindestens regionale Hochwasser genügen, man könnte auch ein mittleres Elbhochwasser oder Donauhochwasser erkennen. Und auf viele Pfützen folgen im Juni viele Mücken. Wir haben dann wenigstens schon mal darüber gesprochen.
Und weil es ja doch eine so schöne Bauernregel ist, kommt die dann vielleicht schon im Juni zum Erfolg: " grünt die Eiche vor der Esche, gibt´s im Sommer eine große Wäsche", was bedeutet, es wird ein Sommer mit viel Regen. Naja, die Eichen grünten vor den Eschen - jedenfalls in vielen Landesteilen. Aber vielleicht kommen wir ja mit einem blauen Auge davon ...
Ich freue mich wie immer auf Eure Beiträge und auf einen spannenden Monat Juni!
Lieben Gruß!
nahtlos der Übergang vom Mai-Thread zum Juni-Thread. Das habe ich auch noch nie geschafft.
Der Juni ist in Deutschland statistisch der Monat mit dem meisten Niederschlag des ganzen Jahres. Knapp 60% aller 4748 Stationen in Deutschland hatten in den Juni-Monaten der Jahre 1961-1990 mehr Niederschlag als in den anderen Monaten des Jahres. Gefolgt, aber weit abgeschlagen, vom Dezember mit rund 15% und dem Juli mit etwa 11%. Das überrascht vielleicht subjektiv, aber so ist es nun mal aus den Klima-Statistiken heraus zu lesen. Aufbereitet findet man das für jedes Bundesland und auch für jede Station (Karte) hier: Link ist nur fuer registrierte User sichtbar. registrieren oder login.
Daraus:
Auswertung feuchtester Monat D.jpg (Größe: 216,09 KB / Downloads: 221)
Nun könnt Ihr für Eure Gegend schauen, wann der feuchteste Monat statistisch zu finden ist.
Das dient zur Einführung in das Juni-Thema. Wir sollten uns also - rein statistisch - schon mal auf einen Monat einstellen, der in den meisten Regionen Deutschlands mehr Niederschlag bringt als in allen anderen Monaten. Ich finde, das ist doch schon einmal eine Ansage.
Doch Statistik zeigt ja immer nur sicher, was mal war. Wie schaut es denn nun für die Zukunft aus in diesem Juni 2017?
Zur Beantwortung der Frage helfen uns - wie üblich - die Wettermodelle weiter. Leider, leider sind die Modelle bei den Prognosen für Niederschlagsmengen nur mittelmäßig qualifiziert. Das wissen wir aus Erfahrung, denn viel Niederschlag, der für die Zukunft berechnet wurde, verschwindet mit den neueren Modellläufen im Nirvana oder ist dann doch (deutlich) weniger in der Realität, als es berechnet wurde. Ich persönlich ziehe von den berechneten Mengen gedanklich immer schon pauschal die Hälfte ab, dann kommt es besser hin - allerdings auch nicht immer. So ist es also auch eine Frage der synoptischen Einschätzung, ob sich überhaupt größere Regenmengen aufgrund der Großwetterlagen und der Konstellation der Komponenten einstellen könnten. Und das geht schon mehr in den Analysebereich und macht schon wieder Arbeit, die meist nicht wirklich lohnt, da man ja nur Berechnungen hat, die insgesamt nur richtungsweisende Hinweise geben können. Denn Niederschläge sind ganz oft Ergebnisse aus Nowcast-Entwicklungen und die sind nun mal im Vorfeld kaum zu berücksichtigen.
Lange Rede kurzer Sinn: nach meiner unbedeutenden Einschätzung sollte (mindestens) die erste Juni-Dekade eine feuchte Gesellin werden. Mehrere Modelle haben ordentliche Regenmengen für die nächsten 5-10 Tage ausgeworfen. Ich beschränke mich hier und heute erst einmal nur auf GFS und zeige beispielhaft, was da für Mitteleuropa berechnet wird. Gedanklich ziehe ich da vorsorglich gleich die Hälfte ab, aber das würde immer noch genug sein:
Die Berechnung bis einschließlich den nächsten Sonntag, als für nur 4 volle Tage:
GFS Europa Niederschlagsummen 01. bis 04.06.2017 Forecast.gif (Größe: 65,88 KB / Downloads: 221)
Dann für die erste volle Juni-Woche:
GFS Europa Niederschlagsummen 01. bis 07.06.2017 Forecast.gif (Größe: 64,91 KB / Downloads: 223)
...und schließlich für die erste Dekade, also bis einschließlich den 10. Juni 2017:
GFS Europa Niederschlagsummen 01. bis 10.06.2017 Forecast.gif (Größe: 60,63 KB / Downloads: 221)
Quelle der drei Karten: Link ist nur fuer registrierte User sichtbar. registrieren oder login.
Naja, das sind schon nette Summen. Auch wenn es nur die Hälfte werden sollte.
Die Großwetterlage in dieser Zeitspanne gibt diese Mengen jedenfalls her, denn bei Island und über Skandinavien haben sich zwei Tiefdruckgebiete postiert mit einem ungewöhnlich niedrigen Luftdruck für Anfang Juni. Um 980-985 hpa sind im Herbst zu erwarten und im Juni schon selten. Der Grund für diese ungewöhnlich starke Tiefdruckentwicklungen ist in dem derzeit gerade starken Temperaturunterschied zwischen (relativ kühler) Arktis und warmer Subtropen der Nordhalbkugel zu finden. Dieser Gradient ist (noch) ungewöhnlich hoch und das befeuert die Entwicklung von Tiefdruckgebieten. Das über Island (Tief "Heinrich") wird uns über Pfingsten beschäftigen und hat tatsächlich so viel Kraft und Potential, dass wir in Deutschland sehr feuchte und sehr warme Luft aus dem Atlantik (Höhe Iberische Halbinsel) und aus dem Mittelmeerraum bekommen, die dann auch noch längere Zeit und in Intervallen anhalten dürfte. In Kombination mit (normal) sommerlichen Temperaturen verspricht das wieder eine explosive Mischung zu werden. Und dann darf man nicht vergessen, dass sich am Rand dieser Entwicklung auch immer eine Luftmassengrenze ausbilden wird. Und an dieser Grenze wird es dann brenzlig, denn die mitgeführte Wassermenge im Luftgemisch dürfte dann an der oberen Skala ankommen. Das bedeutet dann anhaltend sehr ergiebige Niederschläge in einem ausgedehnten Streifen von den Alpen bis zur Ostsee.
So schätze ich also die Wetterlage(n) schon ziemlich brisant ein. GFS könnte sogar untertrieben haben, was die Regenmengen angeht - jedenfalls in manchen Regionen. Aber sicher ist das alles nicht - ich halte es nur für wahrscheinlich (über 50%).
Sollte es aber dann so kommen, dann beachte man den Text in der Überschrift...
Juni 2017 - Mückenplage + Hochwasser?? - Regenbogensymbol
...denn die Ausgangslage würde für mindestens regionale Hochwasser genügen, man könnte auch ein mittleres Elbhochwasser oder Donauhochwasser erkennen. Und auf viele Pfützen folgen im Juni viele Mücken. Wir haben dann wenigstens schon mal darüber gesprochen.
Und weil es ja doch eine so schöne Bauernregel ist, kommt die dann vielleicht schon im Juni zum Erfolg: " grünt die Eiche vor der Esche, gibt´s im Sommer eine große Wäsche", was bedeutet, es wird ein Sommer mit viel Regen. Naja, die Eichen grünten vor den Eschen - jedenfalls in vielen Landesteilen. Aber vielleicht kommen wir ja mit einem blauen Auge davon ...
Ich freue mich wie immer auf Eure Beiträge und auf einen spannenden Monat Juni!
Lieben Gruß!
Gruß aus dem schönen Wendland + Washington DC
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