Hi,
da wir hier so schön im OT quasseln, möchte ich an dieser Stelle auch meinen Senf dazu geben.
Das Motto lautet: "schöner, höher, weiter" und das kann man gut auch auf das Wetter beziehen: der Schrei nach immer mehr Sonne, nach immer mehr Hitze und langen Phasen ohne lästigen Regen passt gut in den Tenor der gesellschaftlichen Atmosphäre unserer Zeit. Aber ist das verwunderlich?
Seit nun mehreren Generationen reisen wir immer mehr und immer weiter fort und machen "Urlaub" in den vermeintlichen Paradiesen, wo es immer nur warm und heiß ist, wo die Sonne nur so knallt, wo immer schönes Wetter ist und Regen eine Rarität. Und dann kommen wir aus diesen Paradiesen zurück und hier ist es dagegen dann kühl oder nie warm genug, es regnet auch noch, Wolken sind am Himmel und außerdem ist der Strand nicht vor dem Badehandtuch und die Cocktails fehlen...
Ist es den Leuten zu verübeln, dass sie keine 365 Tage im Jahr Wetter wie im Urlaubsparadies haben? Nein, sage ich, nein!! Sie können nichts dafür, hier ist das Wetter drecksübel, wir haben sogar diese 4 bescheuerten Jahreszeiten, dabei würde eine Sommerdauerjahreszeit doch vollkommen ausreichen. Und wir müssen dann auch noch bei diesem schlechten Wetter bei uns arbeiten, nö, man kann es den Leuten nicht verübeln, dass sie es anders lieber hätten...
Außerdem, liebe Leute, das wahre Leben wird uns im Fernsehen gezeigt: ständig bestes Wetter in den Seifen-Filmen, die uns nur so vollschäumen, wie toll es überall ist, wo nicht wir wohnen. Da wird man doch ganz automatisch im Laufe der Fernseh-Konsumjahre auf Sonne, Hitze, kurze Shorts, Sandalen, Strand, Sonnencreme, Cabrios, Drinks, braune Haut, sexy Klamotten und Luxusvillen getrimmt. Man muss nur hinsehen und genießen, schon sind die Träume in die Gemüter gepflanzt, schon will man, was man gesehen hat. Und schon bucht man den nächsten Urlaub in die Sonnenparadiese, aber bitte mit Strand, denn ohne ist die Affenhitze ja nicht zu ertragen...
Und will man sich dem ganzen Treiben entziehen und flüchtet in sozialen Netzwerke, dann ist man endgültig verloren. Dort jubeln die Leute, wenn die nächste Hitzewelle anrollt, und sie jammern, wenn das Thermometer unter 25 Grad rutscht oder - wie schrecklich - mal ganze Regentage angesagt werden. Hier wird ge-like-d, was das Zeug hält, hier wird Stimmung durch Teilen manifestiert, hier werden die neuen Dauersommerfanatiker erzogen und zu Helden...
Was bleibt also, wenn man sich die Sicht der Dinge ganz ohne den medialen Konsum erhalten möchte?
Statistiken? Diskussionen zu Klimareihen aus 61-90 oder 81-10? Wird irgend etwas anders durch eine neue oder alte Klimareihe? Wir können auch mit der "Kleinen Eiszeit" vergleichen oder mit der römischen Warmzeit. Statistik ist neutral, Mensch macht nur Probleme, weil alles interpretiert werden will, egal ob mit oder ohne Sinn. Wird es also immer wärmer und wir werden in einigen Jahren im eigenen Saft schmoren? Oder wird es irgendwann wieder kühler und wir sehnen uns nach den warmen Zeiten zurück? Sind wir nicht immer unzufrieden mit dem, was wir gerade haben? Der Statistik ist das schnurzpiepe egal, sie ist einfach nur mathematisches Gedöns und zeigt immer nur die Vergangenheit mit Gewissheit und die Zukunft als Spekulation - mehr oder weniger gut begründet. Nein, die Statistik wird uns nicht wirklich helfen können und sie wird die Dauersommerfanatiker nicht beeindrucken oder irgendwie aus der Reserve locken...
Was bleibt also?
Ist es nicht unsere kleine Heimat um uns herum, die uns beschäftigen sollte? Die Pflanzen und Tiere mit denen wir unseren Lebensraum und unsere Lebenszeit teilen? Sind wir wirklich alle die geborenen Globetrotter oder ist Homo Sapiens auch mit Wurzeln auf diesem Planeten in der Erde verbunden? Was machen wir denn, wenn wir von heute auf morgen nicht mehr globetrotten können oder dürfen, wenn uns der Handysaft ausgeht, der Konsumrausch verrauscht ist, die Medien verstummen würden? Wäre das der Zusammenbruch der Weltwerte? Oder würde es uns auf den Boden der Tatsachen zurück bringen, uns daran erinnern, dass wir unsere Wurzeln im Planeten Erde schon so lange nicht mehr gepflegt haben und diese verkümmert sind? Wie wertvoll sind unsere Mitlebewesen, wie die Pflanzen, die uns ernähren, die Insekten, die unser Obst erst ermöglichen, die vielen Tierarten, die durch ein empfindliches Gleichgewicht untereinander und zu Pflanzen, Boden, Luft, Wasser erst ermöglichen, dass wir ernten und essen können, Trinkwasser haben und Boden, den wir mitbenutzen dürfen. Wie schmerzhaft würden wir die Massentierhaltung betrachten, würden wir wieder fühlen, was wir früher noch gefühlt haben, als Mensch und Tier, Pflanzen und Natur eine Gemeinschaft waren, man Leben mit Respekt begegnete oder den Wert von Leben nicht in Cent abrechnen musste/wollte. Ganz ehrlich: hier liegt unsere Chance, es ist ein ganzes Stück weit zurück zu den Wurzeln. Denn diese Wurzeln werden wir noch dringend benötigen, sobald unser Reisefieber, Spaßfieber, Konsumfieber, Verschwendungsfieber... sich so überhitzt hat, dass nichts mehr Abkühlung gegen dieses Fieber verschaffen kann, da wir alles um uns herum vergiftet, vergast, zugemüllt oder aufgefressen haben...
So bleibt also noch der Trost: der Mensch wird es schon richten, weil es immer einige geben wird, die nicht die Wurzeln gekappt hatten und nicht abgehoben sind mit den Globetrotter-Alleshabenmüssen-Immernursommer-Billig-Fliegern. Diese Leute werden dann unsere Chance zum Überleben sein. Fragt sich nur, ob diese immer kleiner werdende Anzahl von Menschen - mit einer funktionierenden Verbindung zur Natur und dem Leben - ausreichen wird, um die Spezie zu erhalten. Und darüber kann man nun wirklich sinnreich diskutieren.
Fabulierte realistisch Wetterleuchte!