05.05.2017, 09:06
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 06.05.2017, 06:31 von Wetterleuchte.
Bearbeitungsgrund: Nachtrag: Ach so + Schreibfehler
)
(04.05.2017, 11:46)Leonidas schrieb: Link ist nur fuer registrierte User sichtbar. registrieren oder login.Und wenn man sich das hier anguckt wird einem Schlecht!
Eine so genannte Rossbywellen Systematik nr 6! Mit einem fast stillstehendem Jetstream und daraus resultierenden Extremwetterlagen! Sprich Überschwemmungen und Extremen Trockenphasen auf der Nordhalbkugel!!
Das muss beobachtet werden
LG
Leon
Hi Leon, hi Wetterfreunde!
Im Nachbarthread Modell-Diskussionen habe ich auf den oben zitierten Beitrag von Leonidas geantwortet. Allerdings meine ich nun, dass mein Beitrag dort zu schnell unter geht und daher hier nun der Text mit Ergänzungen im neuen Thread!
Diese Konstellation mit 6 großflächigen Austrogungen auf der Nordhalbkugel ist in der Tat nicht häufig zu beobachten. Eine Erklärung dazu findet sich in der jahreszeitlich bedingten Auflösung des Polarwirbels. Das führt dazu, dass vorhandene Kaltluft nach Süden ausbricht und im Gegenzug Warmluft nach Norden geführt wird. Gesteuert werden diese Luftbewegungen durch den Jetstream, der natürlich nicht aufhört zu wehen, sondern sich um die Druckgebilde herum winden muss, was seine Geschwindigkeit reduziert, da für die selbe Energiemenge eine längere Wegstrecke zurückzulegen ist. Einfache Physik, wenn man so will.
Tatsächlich wird durch diese Anomalien der AO-Index stark ins Negative gebracht, wie man hier sehen kann:
AO 04.05.2017.gif (Größe: 27,9 KB / Downloads: 200)
Dies bedeutet, dass sich die Luftbewegungen auf der Nordhalbkugel nur verringert in der üblichen Bewegung von West nach Ost bewegen können. Wir sprechen von gestörter arktischer Oszillation (AO) - geändert nach Hinweis von Robbi (Danke!).
Ganz interessant ist in diesem Zusammenhang auch noch, dass sich die atmosphärische Lufttemperatur in 2 Meter Höhe auf der Nordhalbkugel gerade auf einem verhältnismäßig niedrigem Niveau befindet. Dies ist der Tatsache geschuldet, dass arktische Kaltluftmassen verstärkt über Kontinentalflächen geführt wurde und dadurch die Durchschnittswerte abgesenkt haben. Sieht man hier gut:
Die blaue Linie zeigt die Temperaturkurve der Nordhalbkugel, die derzeit recht niedrig ist und sich wohl gerade stabilisiert im vorhandenen Niveau. Derzeit ist die Nordhalbkugel sogar kühler als die Südhalbkugel, was auch nicht oft vorkommt..
Interessant wird die Lage immer dann, wenn sich Druckanomalien für eine längere Zeit bilden an Orten, wo sie besondere Wirkung zeigen können. So ist die Kombination von Islandhoch und Azorentief (was ja bekanntlich den negativen NAO-Index verursacht) eine solche Konstellation, die für uns in Mitteleuropa eigentlich fast immer ungewöhnliche Großwetterlagen versprechen. Das müssen nicht immer Extremwetterlagen sein, aber die Gefahr für solche Lagen steigt jedenfalls an. Das gilt dann aber auch für Westeuropa und Südeuropa. Solche Anomalien halten gewöhnlich nicht all zu lange an, ein bis zwei Wochen aber sind nicht unwahrscheinlich. Eine Daueranomalie über viele Wochen oder sogar länger als einen Monat ist jedoch äußerst unwahrscheinlich.
Der NAO-Index wird derzeit so berechnet von GFS:
NAO 04.05.2017.gif (Größe: 24,07 KB / Downloads: 206)
Was erwartet uns denn nun, wenn sich diese Konstellation mit negativem NAO für 1-2 Wochen etabliert?
Zunächst ergeben sich aus dieser Druckverteilung gleich mehrere Möglichkeiten von Wetterabläufen. Die Modelle GFS und ECMWF sind sich diesbezüglich auch noch nicht einig, wie sich die Lage in 7-10 Tagen entwickeln wird. Wir blicken ja besonders auf die Temperaturen und interpretieren daraus gern gutes oder schlechtes Wetter. Doch man darf sich durch Temperaturen allein nicht blenden lassen. Jahreszeitlich bedingt muss es ja wärmer werden, da die Einstrahlung der Sonne sich täglich erhöht durch mehr Tageszeit und wachsender Intensität (Einstrahlungswinkel). Daher sind ansteigende Temperaturen im Maiverlauf nicht allein der Wetterlage geschuldet. Auch bei ständig gleichem Wetter würden die Temperaturen also nach und nach ansteigen! Die ansteigende Temperaturkurve allein sagt also folglich nur wenig aus, ob wir gutes oder schlechtes Wetter bekommen.
Der größere Faktor für das Wohlbefinden scheint da die Sonnenscheindauer zu sein. Spätfrühling oder Maiwetter verbindet sich gern mit viel Sonnenscheinstunden als Übergang zum Sommerwetter. Sonnenstunden sind aber abhängig von der Bewölkung. Und an dieser Stelle setzt die oben angesprochene Konstellation der Druckanomalien an und prognostiziert uns - schon aufgrund der Lage der Anomalien - dass wir in Mitteleuropa sehr häufig im Bereich von Luftmassengrenzen liegen werden. Und Luftmassengrenzen zeichnen sich aus durch starke Wolkenbildung. Dies verspricht einen raschen Wechsel von kurzen Wetterlagen, die regional mit Unwettern einher gehen können. Warme Vorschübe, die auf kalte Vorschübe treffen verursachen Extremwetterlagen, die kaum vorhersagbar sind - sie werden aber sehr wahrscheinlich kommen. Auch starker Wind wird wohl eine Rolle spielen können. Das bedeutet in Summe für die nächsten 2 Wochen (bis etwa 20. Mai) viel Niederschlag in Mitteleuropa, also auch bei uns. Hier wird es auch regional zu Hochwasser kommen können. Mit ganz viel Pech können sich sogar durch unglückliche Kombinationen von Starkregenereignissen auch überregionale Hochwasserlagen entwickeln. Genug Potential wäre jedenfalls grundsätzlich vorhanden aus dieser Gesamtkonstellation. So sollte der Mai insgesamt deutlich zu feucht werden und bis zum 20. bei den Sonnenstunden negative Abweichungen aufweisen. Die Temperaturen dürften sich bis zum 20. Mai in der Nähe des langjährigen Durchschnitts bewegen mit Tendenz zum Plus im Süden und Minus im Norden.
Ihr kennt bestimmt die alte Bauernregel: "Grünt die Eiche vor der Esche, gibt´s ne große Wäsche", was bedeutet, dann gibt es viel Regen in den nächsten Wochen. Hier sind die Eichen nun vor den Eschen grün. Da dies wohl immer nur regional zutreffen dürfte, kann ja jeder bei sich zuhause nachschauen oder nachfragen, ob das so zutraf oder nicht. Das aber nur am Rande und auch ein wenig als nostalgischer Ausflug.
Nun sollte man aber auch bedenken, dass die Wetterlagen auch wieder wechseln werden. Ich vermute, dass sich um den 20. Mai herum (eher 18. als 22.) wieder ein Wetterumschwung ergeben wird, der dann das Wetter bis zum Monatsende dominieren wird. Im letzten Drittel des Monats kann es also durchaus sommerlich werden und auch Hitze ist nicht auszuschließen. Andersherum besteht eine gleichgroße Wahrscheinlichkeit für eine weiterhin sehr feuchte Großwetterlage, die westwindgeprägt wäre (positive NAO) und stabilen Hochdruck bei uns im Mai unterbinden würde. Ob da nun die Eschen und die Eichen uns weiterhelfen können? Demnach müssten wir unter Regen verbleiben bis zum Monatsende... Gut, dass solche "Regeln" irren können.
Meine Prognose also losgelöst von Esche und Eichen: viel Regen in den nächsten 14 Tagen, häufige Luftmassengrenzen zwischen Nord- Und Süddeutschland verlaufend - aber auch denkbar zwischen West- und Ostdeutschland - und damit einher gehend Unwetterpotential durch Gewitter, Starkregen und auch Dauerregen. Dazwischen Temperatursprünge und auch anheizende sonnige Phasen, die das feuchte Gemisch in die Höhe schießen lässt. Viel Spannung also!
Ach so, fast vergessen: die Eisheiligen werden dann auch nicht so eisig daherkommen können. Dazu müsste es regional mal längere Zeit (mehrere Tage) aufklaren und oben drüber müssten polare Luftmassen liegen. Nicht ganz auszuschließen, aber eher unwahrscheinlich. Der Froststress dürfte meiner Meinung nach gebannt sein. Ich bringe jedenfalls nun meine Pflanzen ins Beet...
Ich hoffe, ich habe Euch jetzt Lust auf mehr Wetter gemacht. Denn solches Wetter, wie es kommen dürfte, lässt Wetterfreunde´s Herz vor Freude hüpfen!
Schönen Tag und schönen Mai Euch allen!
Gruß aus dem schönen Wendland + Washington DC
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