25.09.2021, 09:37
Langer Beitrag, nehmt euch Zeit.
Kurz vor der Bundestagswahl will ich mal eben beschreiben, worum es hier geht bzw. wieso diese Wahl wichtiger ist als alle der letzten Jahrzehnte. Vielleicht bewege ich ja noch den einen oder anderen dazu, zu wählen anstatt sich zu enthalten.
Ich denke mal, jeder Wetterforums-user hat schon mal was von Treibhausgasen wie CO² und dem Treibhauseffekt gehört. Aber wie funktioniert das genau? Bis zur industriellen Revolution vor 100 Jahren bestimmte die Sonne das Klima auf der Erde. Die Energie, die in den letzten Jahrzehnten von der Sonne kam, nimmt ab. Der letzte Sonnenzyklus war sogar der schwächste seit über 100 Jahren:
[attachment=37963]
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(und der neue Zyklus Nr. 25 soll laut Vorhersage genauso schwach ausfallen)
Entscheidend für uns ist die Fähigkeit der Atmosphäre, die ankommende Energie zu speichern. Das konnte sie schon immer, es gab immer einen natürlichen Treibhauseffekt, weil es immer Treibhausgase in der Luft gab. Von der Erdoberfläche wird die Sonnenenergie in den Weltraum zurück gestrahlt. Aber die Treibhausgase halten einen Teil dieser Strahlung fest und strahlen ihn wieder zurück zur Erde. Siehe ganz rechts in der Grafik von Wikipedia zum Thema Treibhauseffekt:
[attachment=37964]
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Ohne diesen natürlichen Treibhauseffekt wäre die Erde ein Eisplanet, wie ihn selbst die Hardcore-Wildlinge unter uns sich nicht wünschen würden. Bis hier hin herrscht sogar weitgehende Einigkeit zwischen der Leugner- und der Alarmistenfraktion. Sonne und Treibhausgase haben einen Einfluss, es geht um den Anteil, wer den größeren hat.
Nun steigt der Anteil der Treibhausgase in der Atmosphäre, demzufolge ihr Rückstrahl-Vermögen. Sowohl beim CO²...
[attachment=37967]
... als auch beim Methan...
[attachment=37965]
... als auch beim Lachgas:
[attachment=37966]
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Übrigens sieht man, dass in Deutschland (Messstationen Schauinsland und Zugspitze) die Konzentrationen höher sind als im weltweiten Durchschnitt (WMO), demzufolge wirkt hier der Treibhauseffekt stärker als anderswo. Der (im Moment kühlende) Einfluss der Sonne schwindet, der Einfluss der Treibhausgase steigt. Die meiste Energie landet erstmal nicht in der Atmosphäre, sondern im Meer. Kein Wunder, die Erde ist zu über 70% mit Meerwasser bedeckt:
[attachment=37968]
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Und der Wärmegehalt der Ozeane steigt immer weiter, durch die zunehmende Wärme-Rückstrahlung der Atmosphäre:
[attachment=37969]
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Übrigens steht da Zettajoules. Ihr kennt ja vom PC her die Vorsilben Kilo, Mega, Giga und bei externen Festplatten Tera-bytes. Das sind immer 1000er Schritte. Jetzt sind 1000 Terabytes ein Petabyte. 1000 Petabytes sind 1 Exabyte. Und 1000 Exabytes sind ein Zettabyte. Viel Spaß beim Zählen der Nullen. So verhält es sich auch, wenn man joule statt bytes schreibt, nur das joule den Energiegehalt beschreibt. Um es nicht zu kompliziert zu machen (der Beitrag wird eh lang genug )... das ist eine irrsinnig große Zahl. In etwa so, wie die Strecke von einigen schwer sichtbaren Galaxien von der Erde in Metern.
Das interessiert uns so lange nicht... naja kaum... wie das Meer die Wärme absorbiert. Tut es auch, aber schonmal "atmet es die Wärme aus". Und zwar bei einem el-nino-Ereignis. Der Pazifik ist der mit Abstand größte Ozean auf der Erde, fast so groß wie alle anderen zusammen. Und das Nino-Gebiet ist das mit der stärksten Sonneneinstrahlung, in Äquatornähe. Wenn dort die Meeresoberfläche deutlich zu warm ist, dann hat das massive Auswirkungen auf die Temperatur der Atmosphäre. Nach jedem starken el-nino stieg sie auf ein nachhaltig höheres Niveau - nachdem sie z.B. 1998 und 2016 auch neue absolute Rekorde wenige Monate nach dem el nino aufstellte:
[attachment=37970]
Quelle: zusammengesetzt aus Link ist nur fuer registrierte User sichtbar. registrieren oder login. und Link ist nur fuer registrierte User sichtbar. registrieren oder login.
Und der Energiegehalt der Ozeane steigt (s.o.). Irgendwann gibt es wieder einen starken (wenn nicht einen Rekord-)el-nino mit wieder neuen Rekord(luft)temperaturen und einem nachhaltig wärmeren Niveau. Aber das sind nur die globalen Durchschnnittstemperaturen. Der ist zu über 70% mit Wasser bedeckt. Wasser nimmt Wärme auf, Erdboden kaum, strahlt Wärme zurück, die aber durch die Treibhausgase zurück geworfen wird, kurz... an Land sind die Anomalien höher, die Erwärmung stärker. Man sieht es z.B. an folgender Grafik: die rote Linie (Temperatur an Land) steigt schneller als die blaue Linie (Temperatur über den Ozeanen:
[attachment=37971]
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Man sieht es auch an den unterschiedlichen Anomalien der Nord- und der Südhalbkugel (in diesem Fall zu 81-10). Auf der Nordhalbkugel ist der Anteil des Festlands viel höher als auf der Südhalbkugel. Die Nordhalbkugel (rot) liegt über der schwarzen Linie (globale Durchschnittstemperatur), die Südhalbkugel (blau) kühlt:
[attachment=37972]
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Problem: Alle Menschen leben an Land. Im Pariser Klimaabkommen ist von 1,5k Erhöhung der globalen Durchschnittstemperatur als best-case-Szenario die Rede. Antonio Guterres hat kürzlich bei der Vollversammlung der vereinten Nationen vor 2,7k Temperaturanstieg gewarnt, wenn alle Staaten entsprechend ihren Zusagen handeln, was ja auch noch zweifelhaft ist. Überschlagsrechnung: global haben wir aktuell einen Anstieg von 1k, in Deutschland 2k. Geht mal davon aus, dass es hier bestenfalls 3k wärmer wird. Nach aktuellem (zweifelhaften) Stand 5k. Und beim business-as-usual-Szenario wären es ca. 7k bis 2100, in Deutschland 14k, nach 2100 weiterer schneller Anstieg, schönen Gruß an eure Kindeskinder. Und auch das sind nur die Durchschnittstemperaturen an Land. Hinzu kommt der Cityeffekt, der die Erwärmung in den Städten nochmal überdurchschnittlich gestaltet gegenüber dem Rest der Landfläche. Beispiel gefällig? Vorletzte Nacht, Sauerland 4-5°C, Essen 11°C:
[attachment=37974]
Nacht auf Dienstag noch krasser, Sauerland 2-3°C, im Südwesten verbreitet 11°C:
[attachment=37975]
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Die zunehmende Wärme lagert sich nicht zuletzt in höheren Luftschichten ab und stützt dort hohen Luftdruck. Wenn man sich also eine Fläche gleichen Luftdrucks anschaut (z.B. 500hpa), so steigt sie immer weiter in die Höhe (in Metern), weil auf dem vorigen Niveau höherer Luftdruck herrscht. Ich hab mir mal die Höhe der 500hpa-Druckebene in den einzelnen Jahrzehnten von 1971-80 bis zu 2011-20 angeschaut: Sie steigt. Blaue Farben sind unter dem Durchschnitt 1981-2010, grüne bis rote Farben sind über 81-10. Jedes Jahrzehnt ist höher als das vorige:
[attachment=37976]
Quelle der Grafiken Link ist nur fuer registrierte User sichtbar. registrieren oder login. animiert mit Link ist nur fuer registrierte User sichtbar. registrieren oder login.
Dieser zunehmende (Höhen-)Hochdruck will irgendwo hin. Das äußert sich in häufigeren Blocking-Wetterlagen, sowohl in die kalte, wie auch in die warme Richtung. Bildlich veranschaulicht: Die Tröge und Höhenhochs nehmen immer mehr die Form © an, wo sie vorher (a) waren.
[attachment=37977]
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Die herangeführten Luftmassen werden dabei immer wärmer. Polare Luftmassen sind nicht mehr so kalt wie vor Jahrzehnten, weil es weniger Eis-Oberfläche am Nordpol gibt wie vor Jahrzehnten. Und wenn sie sich auf den Weg hier rüber macht, dann wird sie von den wärmeren Meeren stärker erwärmt als vor Jahrzehnten. Tief-Vorderseiten greifen immer häufiger bis in die Sahara aus, siehe Wetterguckers Beiträge zum Thema Saharastaub. Dort scheint ständig verbreitet die Sonne bei höherem Treibhausgasgehalt, also wärmerer Luft durch Absorbtion. Oben drauf kommt die Absorbtionswärme des höheren Treibhausgehalts in den mittleren Breiten, der findet ja auch dort statt. So kommen dann 41,2°C im Juli 2019 statt 39,6°C im Juli 1952 zustande. Das passiert ständig! Jede Luftmasse an jedem Tag ist wärmer als unter ähnlichen Umständen in der Vergangenheit. Das ist allergrößtenteils Wetter bzw. Wetterlage. Aber die Klimaerwärmung gibt an jedem Tag einen Schlag Sahne oben drauf.
Und jetzt kommen wir langsam zur Bundestagswahl. Ihr hab wahrscheinlich von dem Treibhausgas Methan gehört, das die Klimaerwärmung beschleunigt, und dass es durch weltweit auftauende Permafrostböden freigesetzt wird. Alles, was blau gefärbt ist, ist Permafrostboden:
[attachment=37973]
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Und der taut, immer schneller, weil die Temperatur steigt, insbesondere an Land. Den Prozess gilt es zu stoppen. Problem: Erstens muss dafür der CO²-Ausstoß nachhaltig sinken, nicht nur aufgrund der Corona-Krise. Zweitens muss der CO²-Ausstoß so stark sinken, dass der CO²-Gehalt in der Atmosphäre nicht mehr steigt. Ab da wird der Anstieg der Temperatur gehemmt. Drittens muss der CO²-Gehalt in der Atmosphäre sinken, damit er sich kühlend auswirkt. Die Permafrostböden tauen dann immer noch weiter auf, sodass es netto bei einer Erwärmung bleibt. Viertens muss der Ausstoß nahe 0 sein, damit der CO²-Gehalt so stark sinkt bzw. der Kühleffekt so groß ist, dass er den wärmenden Effekt des steigenden Methangehalts überkompensiert. Und das ist schwer, denn Methan hat einen stärkeren Wärmeeffekt als CO². Der Punkt ist frühestens 2050 erreicht. Dann sinkt auch die globale Temperatur, das Auftauen der Permafrostböden kommt irgendwann zum Erliegen, wodurch die Klimaabkühlung an Schnelligkeit zunehmen würde.
Problem: Das Auftauen der Permafrostböden und mithin der Methan-Anstieg geschieht immer schneller. Es wird immer schwerer, ihn überzukompensieren. Irgendwann ist das nicht mehr möglich. Dann hilft alles CO²-Einsparen nix mehr, dann hat sich die Klimaerwärmung verselbständigt. Dann können wir nur noch zuschauen und staunen. Es wird zwar immer vor der verstärkenden Wirkung von Methan auf die Klimaerwärmung gewarnt, aber den Punkt hab ich noch nicht gehört, dass es alle Bemühungen zunichte machen könnte. Es ist nicht sicher, wann der point of no return erreicht ist, aber ganz weit weg ist er wohl nicht mehr. Gemunkelt wird bei 1,5k globaler Erwärmung. Ich weiß nicht, ob wir uns noch 4 Jahre Beschleunigung erlauben können, ob dann nicht die Bremsspur zu lang ist.
Es wird sowieso schlimmer werden bis 2050, vielleicht landen wir in Deutschland dann bei 3k bevor es aufhört, bestenfalls. Man mag den FFF-Demonstranten vorwerfen, dass sie nur Teenies sind, die vom Leben noch herzlich wenig Ahnung haben. Stimmt wahrscheinlich sogar. Aber der Großteil der Bevölkerung hat herzlich wenig Ahnung von den Folgen der Klimaerwärmung. Allein der Sommer 2003 hat laut einer Studie der EU ähnliche Überlastungserscheinungen des Gesundheitssystems hervorgerufen wie die Corona-Krise: Link ist nur fuer registrierte User sichtbar. registrieren oder login.
Im Sommer 2018 und 19 waren die durchschnittlichen Höchstwerte genauso hoch. Und die Klima-Krise wird sich verschlimmern. Bis 2050 wird es einen neuen Rekordsommer geben. Man könnte mit demselben Argument Gesundheitsschutz einfach die Ministerpräsidenten der Länder tagen lassen zum Thema Klimaschutz und mithilfe von Verordnungen regieren.
Durch den steigenden Hochdruck breiten sich jetzt schon Wüsten und Steppen aus, Landschaften werden unbewohnbar. Das wird Flüchtlingsströme auslösen, die 2015 übertreffen.
Es werden viel mehr stromfressende Klimaanlagen gekauft werden, was das Energienetz überlastet und für weit verbreitete Stromausfälle sorgt. Während der Hitzewelle diesen Sommer am Balkan war es schon fast so weit.
Im Sommer 2018 wurden einzelne Dörfer im Sauerland mit Wasser beliefert, weil die Bäche in ihren Oberläufen nahe der Quelle versiegten. Der Sommer 2019 war ähnlich trocken. Glücklicherweise waren die beiden vorausgegangenen Winter niederschlagsreich, sodass die Stauseen voll gefüllt waren. Am Ende waren sie zu 30% gefüllt, sonst wäre die Ruhr ab Schwerte versiegt. Es braucht 2 solche Sommer mit einem Herbst und Winter wie 16/17 dazwischen, dann ist es so weit.
Ich verstehe die Politiker. Sie sorgen sich um die Wirtschaft und das ist auch legitim. Der Bund nimmt einen Großteil seiner Steuern über Einkommens- und Umsatzsteuer ein. Beides ist stark vom Wirtschaftswachstum abhängig. Der Laden muss laufen, sonst meldet auch Deutschland irgendwann Konkurs an. Auch eine schreckliche Vorstellung. Sie haben die Wahl zwischen Pest und Cholera und kennen sich zugegeben besser in Wirtschaftsfragen aus. Es ist an euch, ihnen den Weg zu weisen. Laschet hat in München gesagt "...Leute bevormunden, ihnen vorschreiben, wie sie zu reden haben - nein, wir haben selbstständige Bürger, die wissen das besser, als diese Ideologen, die da herumlaufen!" Nein, wissen sie nicht, jedenfalls nicht beim größten Problem der Menschheit. Das haben sie in den letzten Jahrzehnten bewiesen. Jetzt ist es Zeit, umzusteuern, gezwungenermaßen. Entweder durch die Politik, oder durch die Klimaerwärmung selbst.
LG
Kurz vor der Bundestagswahl will ich mal eben beschreiben, worum es hier geht bzw. wieso diese Wahl wichtiger ist als alle der letzten Jahrzehnte. Vielleicht bewege ich ja noch den einen oder anderen dazu, zu wählen anstatt sich zu enthalten.
Ich denke mal, jeder Wetterforums-user hat schon mal was von Treibhausgasen wie CO² und dem Treibhauseffekt gehört. Aber wie funktioniert das genau? Bis zur industriellen Revolution vor 100 Jahren bestimmte die Sonne das Klima auf der Erde. Die Energie, die in den letzten Jahrzehnten von der Sonne kam, nimmt ab. Der letzte Sonnenzyklus war sogar der schwächste seit über 100 Jahren:
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(und der neue Zyklus Nr. 25 soll laut Vorhersage genauso schwach ausfallen)
Entscheidend für uns ist die Fähigkeit der Atmosphäre, die ankommende Energie zu speichern. Das konnte sie schon immer, es gab immer einen natürlichen Treibhauseffekt, weil es immer Treibhausgase in der Luft gab. Von der Erdoberfläche wird die Sonnenenergie in den Weltraum zurück gestrahlt. Aber die Treibhausgase halten einen Teil dieser Strahlung fest und strahlen ihn wieder zurück zur Erde. Siehe ganz rechts in der Grafik von Wikipedia zum Thema Treibhauseffekt:
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Ohne diesen natürlichen Treibhauseffekt wäre die Erde ein Eisplanet, wie ihn selbst die Hardcore-Wildlinge unter uns sich nicht wünschen würden. Bis hier hin herrscht sogar weitgehende Einigkeit zwischen der Leugner- und der Alarmistenfraktion. Sonne und Treibhausgase haben einen Einfluss, es geht um den Anteil, wer den größeren hat.
Nun steigt der Anteil der Treibhausgase in der Atmosphäre, demzufolge ihr Rückstrahl-Vermögen. Sowohl beim CO²...
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... als auch beim Methan...
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... als auch beim Lachgas:
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Übrigens sieht man, dass in Deutschland (Messstationen Schauinsland und Zugspitze) die Konzentrationen höher sind als im weltweiten Durchschnitt (WMO), demzufolge wirkt hier der Treibhauseffekt stärker als anderswo. Der (im Moment kühlende) Einfluss der Sonne schwindet, der Einfluss der Treibhausgase steigt. Die meiste Energie landet erstmal nicht in der Atmosphäre, sondern im Meer. Kein Wunder, die Erde ist zu über 70% mit Meerwasser bedeckt:
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Und der Wärmegehalt der Ozeane steigt immer weiter, durch die zunehmende Wärme-Rückstrahlung der Atmosphäre:
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Übrigens steht da Zettajoules. Ihr kennt ja vom PC her die Vorsilben Kilo, Mega, Giga und bei externen Festplatten Tera-bytes. Das sind immer 1000er Schritte. Jetzt sind 1000 Terabytes ein Petabyte. 1000 Petabytes sind 1 Exabyte. Und 1000 Exabytes sind ein Zettabyte. Viel Spaß beim Zählen der Nullen. So verhält es sich auch, wenn man joule statt bytes schreibt, nur das joule den Energiegehalt beschreibt. Um es nicht zu kompliziert zu machen (der Beitrag wird eh lang genug )... das ist eine irrsinnig große Zahl. In etwa so, wie die Strecke von einigen schwer sichtbaren Galaxien von der Erde in Metern.
Das interessiert uns so lange nicht... naja kaum... wie das Meer die Wärme absorbiert. Tut es auch, aber schonmal "atmet es die Wärme aus". Und zwar bei einem el-nino-Ereignis. Der Pazifik ist der mit Abstand größte Ozean auf der Erde, fast so groß wie alle anderen zusammen. Und das Nino-Gebiet ist das mit der stärksten Sonneneinstrahlung, in Äquatornähe. Wenn dort die Meeresoberfläche deutlich zu warm ist, dann hat das massive Auswirkungen auf die Temperatur der Atmosphäre. Nach jedem starken el-nino stieg sie auf ein nachhaltig höheres Niveau - nachdem sie z.B. 1998 und 2016 auch neue absolute Rekorde wenige Monate nach dem el nino aufstellte:
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Und der Energiegehalt der Ozeane steigt (s.o.). Irgendwann gibt es wieder einen starken (wenn nicht einen Rekord-)el-nino mit wieder neuen Rekord(luft)temperaturen und einem nachhaltig wärmeren Niveau. Aber das sind nur die globalen Durchschnnittstemperaturen. Der ist zu über 70% mit Wasser bedeckt. Wasser nimmt Wärme auf, Erdboden kaum, strahlt Wärme zurück, die aber durch die Treibhausgase zurück geworfen wird, kurz... an Land sind die Anomalien höher, die Erwärmung stärker. Man sieht es z.B. an folgender Grafik: die rote Linie (Temperatur an Land) steigt schneller als die blaue Linie (Temperatur über den Ozeanen:
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Man sieht es auch an den unterschiedlichen Anomalien der Nord- und der Südhalbkugel (in diesem Fall zu 81-10). Auf der Nordhalbkugel ist der Anteil des Festlands viel höher als auf der Südhalbkugel. Die Nordhalbkugel (rot) liegt über der schwarzen Linie (globale Durchschnittstemperatur), die Südhalbkugel (blau) kühlt:
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Problem: Alle Menschen leben an Land. Im Pariser Klimaabkommen ist von 1,5k Erhöhung der globalen Durchschnittstemperatur als best-case-Szenario die Rede. Antonio Guterres hat kürzlich bei der Vollversammlung der vereinten Nationen vor 2,7k Temperaturanstieg gewarnt, wenn alle Staaten entsprechend ihren Zusagen handeln, was ja auch noch zweifelhaft ist. Überschlagsrechnung: global haben wir aktuell einen Anstieg von 1k, in Deutschland 2k. Geht mal davon aus, dass es hier bestenfalls 3k wärmer wird. Nach aktuellem (zweifelhaften) Stand 5k. Und beim business-as-usual-Szenario wären es ca. 7k bis 2100, in Deutschland 14k, nach 2100 weiterer schneller Anstieg, schönen Gruß an eure Kindeskinder. Und auch das sind nur die Durchschnittstemperaturen an Land. Hinzu kommt der Cityeffekt, der die Erwärmung in den Städten nochmal überdurchschnittlich gestaltet gegenüber dem Rest der Landfläche. Beispiel gefällig? Vorletzte Nacht, Sauerland 4-5°C, Essen 11°C:
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Nacht auf Dienstag noch krasser, Sauerland 2-3°C, im Südwesten verbreitet 11°C:
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Die zunehmende Wärme lagert sich nicht zuletzt in höheren Luftschichten ab und stützt dort hohen Luftdruck. Wenn man sich also eine Fläche gleichen Luftdrucks anschaut (z.B. 500hpa), so steigt sie immer weiter in die Höhe (in Metern), weil auf dem vorigen Niveau höherer Luftdruck herrscht. Ich hab mir mal die Höhe der 500hpa-Druckebene in den einzelnen Jahrzehnten von 1971-80 bis zu 2011-20 angeschaut: Sie steigt. Blaue Farben sind unter dem Durchschnitt 1981-2010, grüne bis rote Farben sind über 81-10. Jedes Jahrzehnt ist höher als das vorige:
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Dieser zunehmende (Höhen-)Hochdruck will irgendwo hin. Das äußert sich in häufigeren Blocking-Wetterlagen, sowohl in die kalte, wie auch in die warme Richtung. Bildlich veranschaulicht: Die Tröge und Höhenhochs nehmen immer mehr die Form © an, wo sie vorher (a) waren.
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Die herangeführten Luftmassen werden dabei immer wärmer. Polare Luftmassen sind nicht mehr so kalt wie vor Jahrzehnten, weil es weniger Eis-Oberfläche am Nordpol gibt wie vor Jahrzehnten. Und wenn sie sich auf den Weg hier rüber macht, dann wird sie von den wärmeren Meeren stärker erwärmt als vor Jahrzehnten. Tief-Vorderseiten greifen immer häufiger bis in die Sahara aus, siehe Wetterguckers Beiträge zum Thema Saharastaub. Dort scheint ständig verbreitet die Sonne bei höherem Treibhausgasgehalt, also wärmerer Luft durch Absorbtion. Oben drauf kommt die Absorbtionswärme des höheren Treibhausgehalts in den mittleren Breiten, der findet ja auch dort statt. So kommen dann 41,2°C im Juli 2019 statt 39,6°C im Juli 1952 zustande. Das passiert ständig! Jede Luftmasse an jedem Tag ist wärmer als unter ähnlichen Umständen in der Vergangenheit. Das ist allergrößtenteils Wetter bzw. Wetterlage. Aber die Klimaerwärmung gibt an jedem Tag einen Schlag Sahne oben drauf.
Und jetzt kommen wir langsam zur Bundestagswahl. Ihr hab wahrscheinlich von dem Treibhausgas Methan gehört, das die Klimaerwärmung beschleunigt, und dass es durch weltweit auftauende Permafrostböden freigesetzt wird. Alles, was blau gefärbt ist, ist Permafrostboden:
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Und der taut, immer schneller, weil die Temperatur steigt, insbesondere an Land. Den Prozess gilt es zu stoppen. Problem: Erstens muss dafür der CO²-Ausstoß nachhaltig sinken, nicht nur aufgrund der Corona-Krise. Zweitens muss der CO²-Ausstoß so stark sinken, dass der CO²-Gehalt in der Atmosphäre nicht mehr steigt. Ab da wird der Anstieg der Temperatur gehemmt. Drittens muss der CO²-Gehalt in der Atmosphäre sinken, damit er sich kühlend auswirkt. Die Permafrostböden tauen dann immer noch weiter auf, sodass es netto bei einer Erwärmung bleibt. Viertens muss der Ausstoß nahe 0 sein, damit der CO²-Gehalt so stark sinkt bzw. der Kühleffekt so groß ist, dass er den wärmenden Effekt des steigenden Methangehalts überkompensiert. Und das ist schwer, denn Methan hat einen stärkeren Wärmeeffekt als CO². Der Punkt ist frühestens 2050 erreicht. Dann sinkt auch die globale Temperatur, das Auftauen der Permafrostböden kommt irgendwann zum Erliegen, wodurch die Klimaabkühlung an Schnelligkeit zunehmen würde.
Problem: Das Auftauen der Permafrostböden und mithin der Methan-Anstieg geschieht immer schneller. Es wird immer schwerer, ihn überzukompensieren. Irgendwann ist das nicht mehr möglich. Dann hilft alles CO²-Einsparen nix mehr, dann hat sich die Klimaerwärmung verselbständigt. Dann können wir nur noch zuschauen und staunen. Es wird zwar immer vor der verstärkenden Wirkung von Methan auf die Klimaerwärmung gewarnt, aber den Punkt hab ich noch nicht gehört, dass es alle Bemühungen zunichte machen könnte. Es ist nicht sicher, wann der point of no return erreicht ist, aber ganz weit weg ist er wohl nicht mehr. Gemunkelt wird bei 1,5k globaler Erwärmung. Ich weiß nicht, ob wir uns noch 4 Jahre Beschleunigung erlauben können, ob dann nicht die Bremsspur zu lang ist.
Es wird sowieso schlimmer werden bis 2050, vielleicht landen wir in Deutschland dann bei 3k bevor es aufhört, bestenfalls. Man mag den FFF-Demonstranten vorwerfen, dass sie nur Teenies sind, die vom Leben noch herzlich wenig Ahnung haben. Stimmt wahrscheinlich sogar. Aber der Großteil der Bevölkerung hat herzlich wenig Ahnung von den Folgen der Klimaerwärmung. Allein der Sommer 2003 hat laut einer Studie der EU ähnliche Überlastungserscheinungen des Gesundheitssystems hervorgerufen wie die Corona-Krise: Link ist nur fuer registrierte User sichtbar. registrieren oder login.
Im Sommer 2018 und 19 waren die durchschnittlichen Höchstwerte genauso hoch. Und die Klima-Krise wird sich verschlimmern. Bis 2050 wird es einen neuen Rekordsommer geben. Man könnte mit demselben Argument Gesundheitsschutz einfach die Ministerpräsidenten der Länder tagen lassen zum Thema Klimaschutz und mithilfe von Verordnungen regieren.
Durch den steigenden Hochdruck breiten sich jetzt schon Wüsten und Steppen aus, Landschaften werden unbewohnbar. Das wird Flüchtlingsströme auslösen, die 2015 übertreffen.
Es werden viel mehr stromfressende Klimaanlagen gekauft werden, was das Energienetz überlastet und für weit verbreitete Stromausfälle sorgt. Während der Hitzewelle diesen Sommer am Balkan war es schon fast so weit.
Im Sommer 2018 wurden einzelne Dörfer im Sauerland mit Wasser beliefert, weil die Bäche in ihren Oberläufen nahe der Quelle versiegten. Der Sommer 2019 war ähnlich trocken. Glücklicherweise waren die beiden vorausgegangenen Winter niederschlagsreich, sodass die Stauseen voll gefüllt waren. Am Ende waren sie zu 30% gefüllt, sonst wäre die Ruhr ab Schwerte versiegt. Es braucht 2 solche Sommer mit einem Herbst und Winter wie 16/17 dazwischen, dann ist es so weit.
Ich verstehe die Politiker. Sie sorgen sich um die Wirtschaft und das ist auch legitim. Der Bund nimmt einen Großteil seiner Steuern über Einkommens- und Umsatzsteuer ein. Beides ist stark vom Wirtschaftswachstum abhängig. Der Laden muss laufen, sonst meldet auch Deutschland irgendwann Konkurs an. Auch eine schreckliche Vorstellung. Sie haben die Wahl zwischen Pest und Cholera und kennen sich zugegeben besser in Wirtschaftsfragen aus. Es ist an euch, ihnen den Weg zu weisen. Laschet hat in München gesagt "...Leute bevormunden, ihnen vorschreiben, wie sie zu reden haben - nein, wir haben selbstständige Bürger, die wissen das besser, als diese Ideologen, die da herumlaufen!" Nein, wissen sie nicht, jedenfalls nicht beim größten Problem der Menschheit. Das haben sie in den letzten Jahrzehnten bewiesen. Jetzt ist es Zeit, umzusteuern, gezwungenermaßen. Entweder durch die Politik, oder durch die Klimaerwärmung selbst.
LG