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Normale Version: Zwiespalt: Naturbeobachtung versus Modelle / was stimmt?
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Guten Morgen in die Wetter-Runde!

Drei Wochen sind vergangen seit dem letzten Beitrag im Thread. Nach wie befinden sich die Kraniche in Verweigerungshaltung, was den Weiterzug von Deutschland in die nördlichen und östlichen Brutgebiete angeht. Der Streik geht weiter. Die Ansammlungen in Nord- und Nordostdeutschland sind weiter angewachsen. Allmählich verlagern sich die größten Ansammlungen aber auch schon bis Polen hinein. Ein Kranichzug in Slow-Motion-Geschwindigkeit, es fehlen die spektakulären Tage mit gewaltigen Formationen bisher. Am Wetterhorizont deutet sich aber allmählich dann doch der Rückzug der Kälte an in Russland und auch in Teilen Skandinaviens, so dass die noch recht dicke Schneedecke sich auflösen könnte. Offenbar haben die Kraniche ein gutes Feeling dafür oder aber ein funktionierendes Kommunikationsnetzwerk, das wir bisher noch nicht verstehen oder nur in Teilen verstehen.
Hier in der Region habe ich in dieser Woche Kranichversammlungen von bis zu 250 Vögeln sehen können. Solche Ansammlungen kennen wir aus dem Herbstzug, wenn auch selten, weil sie hier meist nur drüberziehen. Im Frühjahr ist das bisher für mich einmalig. Wenn ich die Zeit finde, werde ich am Wochenende den Landkreis gezielt nach solchen Ansammlungen durchreisen, um eine Bestandsaufnahme zu erstellen. Mich interessiert, wo überall solche Ansammlungen stattfinden und nach welchen Kriterien die Rastplätze ausgesucht wurden. Denn eines ist klar: viel Futter finden die Vögel hier derzeit nicht und es gibt schon recht viel Unruhe durch die arbeitenden Landwirte auf den Feldern. Kranichflüge sind dagegen nur selten zu sehen, meist nur kleine Trupps von 10 bis 30 Vögeln, die offenbar zwischen den Rastplätzen wechseln. Der große Kranichzug steht also noch an, jedenfalls hier bei uns.

Meinen Gruß!
Kleiner informativer Nachtrag:

Leider gibt es nur wenige aktuelle Zählungen an den großen Rastplätzen der Kraniche. Die vorhandenen bestätigen aber, was ich schon schrieb: der Kranichzug ist verhalten und erfolgt nur als Slow-Motion-Zug. Vielleicht doch eine Demo oder ein Streik?

Im Süden: in Frankreich sind immer noch sehr viele Kraniche. Ein ziemlicher Anteil hat am "Lac du Der en Champagne" Rast gemacht und verharrt dort. Gezählt wurden letzte Woche dort 19.500 Exemplare. (Von Gelben Westen wurde nicht berichtet)

Im Norden: an der "Vorpommerschen Boddenküste" (nahe Stralsund) wurden 4.000 Kraniche gezählt. Eine stolze Zahl im Frühjahr. Sie verharren dort seit Wochen und es kommen immer mehr kleine Trupps dazu.

Im Osten: auf der polnischen Seite des Oderbruchs bei "Küstrin an der Donau" wurden 8.250 Kraniche gezählt. Auch hier kommen stets kleine Trupps neu hinzu und es fliegen kaum welche weiter nach Norden oder Osten.

Diese Zahlen sind nur ein kleiner Ausschnitt der vielen tausend Kraniche, die unterwegs sind und Rast eingelegt haben. Am Dümmer See wurden auch viele tausend Kraniche gemeldet, bei uns im Wendland sind es mindestens mehrere hundert. Das will ich aber genauer wissen und werde mal zählen gehen am Wochenende.

Meinen Gruß!
Was machen die nur? Wieso verhalten die sich diesen Frühling anders? Ist das weil es gerade oft Sturmtiefs gibt, die nicht mehr aufhören? Warten die auf besseres Wetter? Denn ich könnte mir bei so viel Stürmen vorstellen, dass die schlecht bei Windgeschwindigkeiten um 60 bis 100 km/h weite Strecken fliegen können.
Grüße aus dem immer wieder stürmischen Südwesten
(15.03.2019, 22:30)Schwabenland schrieb: Link ist nur fuer registrierte User sichtbar. registrieren oder login.Was machen die nur? Wieso verhalten die sich diesen Frühling anders? Ist das weil es gerade oft Sturmtiefs gibt, die nicht mehr aufhören? Warten die auf besseres Wetter? Denn ich könnte mir bei so viel Stürmen vorstellen, dass die schlecht bei Windgeschwindigkeiten um 60 bis 100 km/h weite Strecken fliegen können.
Grüße aus dem immer wieder stürmischen Südwesten

Grüß Dich Schwabenland!

Ich kann auch nur vermuten woran es liegt. Gute Wetterbedingungen hatten die Vögel schon mehrfach und haben sie nicht genutzt. Nun kann man auch nicht sagen, dass es in den letzten Wochen in den Brutgebieten kälter als üblich gewesen wäre. Das zeigt sich, wenn man sich die Werte von Haustein anschaut:

[attachment=23167]

Es war praktisch überall viel zu warm im Verhältnis zum langjährigen Durchschnitt der vergangenen Jahre. Daran wird es dann wohl nicht liegen.

Dann wird es eher an der noch recht dicken geschlossenen Schneedecke liegen, zumindest wäre das plausibel. Diese Karte könnte das Verhalten der Kraniche erklären:

[attachment=23168]

Wenn es nun ab nächste Woche mit Hochdruckwetter bei uns und mit Tauwetter in den Brutgebieten kommen sollte, dann sollten sich die Kraniche aber endlich auf den Weg machen. Ich schätze es so ein, dass nächste Woche der große Kranichzug bei uns über die Bühne geht. Wenn das dann immer noch nicht stattfindet, dann weiß ich auch nicht mehr, was los ist.

So, Wochenende ruft. Es geht raus zum Kraniche zählen!
Ja gut möglich Heinrich, seit ich die Karte sehe erklärt das mir der Grund, der nordöstlichste Teil an dem sie hingezogen sind ist Südskandinavien oder Südpolen und bisher laut Nabu Karte noch nicht weiter, muss wohl doch an der Schneedecke bei Russland liegen.
(15.03.2019, 16:19)Heinrich schrieb: Link ist nur fuer registrierte User sichtbar. registrieren oder login.Diese Zahlen sind nur ein kleiner Ausschnitt der vielen tausend Kraniche, die unterwegs sind und Rast eingelegt haben. Am Dümmer See wurden auch viele tausend Kraniche gemeldet, bei uns im Wendland sind es mindestens mehrere hundert. Das will ich aber genauer wissen und werde mal zählen gehen am Wochenende.

Guten Morgen in die Wetter-Runde!

Am Samstag Nachmittag und am Sonntag war ich im halben Landkreis unterwegs und habe nach den großen Ansammlungen der Kraniche gesucht. 7 solche Ansammlungen habe ich finden können mit insgesamt rund 1.270 Vögeln im Landkreis Lüchow-Dannenberg. So viele Kraniche habe ich hier im Frühjahr noch nie zählen können in den letzten rund 35 Jahren! Aus Zeitgründen konnte ich nicht alle Gebiete in den paar Stunden schaffen, der Landkreis ist mit 1.240 km² einfach zu groß. Es dürften folglich noch mehr rastende Vögel gewesen sein, aber als erste Übersicht sind meine Zählungen schon durchaus repräsentativ. Und es war grandios, trotz des windigen, regnerischen Wetters. Meine Übersicht mit Ort und Kranichzahlen:

Weitsche: 147
Damnatz-Wulfsahl: 136
Damnatz-Elbbrücke: 116
Quickborn: 173
Beutow: 26
Jiggel: 28
Lanze-Prezelle: 645

Die Dummeniederung habe ich nicht mehr geschafft, auch das Gebiet Gummern-Schnackenburg fehlt.

Fliegende Kraniche waren nur wenige zu sehen, da der Wind dagegen sprach.

Übrigens habe ich direkt vor meiner Haustür seit dem 8. März eine Extrashow von gefiederten Flugakrobaten: kurz vor 18 Uhr versammeln sich hier im Ort, aus der weiteren Region kommend, immer mehr Stare, machen sensationelle Flugmanöver und finden sich dann gemeinsam an einem Schlafplatz ein. Zuerst waren es etwa 100 Stare, inzwischen sind es 400 bis 500 Vögel. Bin gespannt, wie lange diese fast einstündige Show noch aufgeführt wird in den nächsten Tagen und ob die Anzahl noch weiter anwachsen wird.

Ach ja, die ersten Kröten sind vorgestern am späten Abend gewandert bei 8 Grad und Nieselregen. Es war aber noch nicht die große Krötenwanderung, bisher fast nur Männchen und in noch geringer Anzahl. Die große Wanderung dürfte aber in den nächsten Tagen anstehen. Dann heißt es wieder: Straßenposten einnehmen und Kröten und Fröschen über die stärker befahrenen Straßen helfen. Ein jährliches Ritual inzwischen und dringend nötig, da hunderte jedes Frühjahr überfahren werden. Um jeden ist es schade!

Meinen Gruß!
Grüßt Euch!

Damit es nicht ganz untergeht noch ein abschließendes Ergebnis zum diesjährigen Kranichflug:

der große Kranichzug ist für Mitteleuropa abgeschlossen. Es gab auch bei uns an einem Tag im März nennenswert große Formationen mit mehreren hundert Vögeln. Das war es dann aber auch schon. Ansonsten war der Kranichzug in diesem Frühjahr sehr, sehr langgezogen und durch sehr viele kleine Trupps gekennzeichnet. Slow Motion ist wohl eine gute Bezeichnung dafür. Damit ragt dieser Vogelzug aus der langen Reihe der letzten 40 Jahre als einzigartig heraus. Die Anzahl der hier zwischenzeitlich rastenden Kraniche war höher als zuvor, sie waren viel länger hier auf Rast und sie sind ganz überwiegend in kleinen Trupps gezogen. Inzwischen sind sie in den Brutrevieren angekommen. Mit der Ausnahme jener Vögel, die weit nach Norden in Skandinavien brüten wollen und jenen, die weit nach Russland hinein wollen. Dort liegt immer noch viel Schnee, in Nordschweden sogar rekordhoch mit bis zu 5 Meter hohen Schneedecken. Die Kraniche, die dort brüten wollen, werden sich noch gedulden müssen und Zwischenrastplätze auf dem Weg ins gelobte Land einnehmen müssen.

Hier im Wendland sind die Brutpaare bereits in bester Hochzeitslaune, wie man täglich hören und sehen kann. Nach erster Schätzung werden sich wohl um die 100 Brutpaare im Landkreis um Nachwuchs bemühen. Es könnten sogar noch einige mehr sein, denn der längere Zwischenstopp hier scheint einige Paare animiert zu haben, es hier zu versuchen und nicht weiter zu fliegen. Aber das werden wir erst in den nächsten Monaten genauer wissen.

Meinen Gruß!
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