(11.11.2022, 19:20)Heinrich schrieb: Link ist nur fuer registrierte User sichtbar. registrieren oder login....Für ein Major Warming scheint es um Mitte Januar schon möglich zu sein, kommt das Weihnachts-Minor-Warming, dann erst Ende Januar/Anfang Februar. Dieses Event hätte dann aber das Zeug für eine längere Episode von echtem Winterwetter. Doch Achtung:
ein Major Warming macht bei uns noch lange nicht garantiertes Winterwetter. Wir können mit gleicher Wahrscheinlichkeit auf die warme Seite der Wetterlagen gelangen und dann war es das mit einem kühlen Januar und Februar. Das wäre dann wieder mal ein Mildwinter, also im Hinterkopf behalten: keiner weiß, was kommt, alles ist möglich, nichts muss...
Gut, also weiter. Ohne Aleutenhoch und mit einem Major Warming stehen die Chancen für einen Polarwirbelsplit dann ziemlich gut. Letztes Jahr gab es nur ein Dispacement, dieses Jahr könnte es eher zu einem Split kommen. Natürlich weiß ich nicht, wo genau die beiden Wirbel dann liegen würden, aber - als Momentaufnahme - mit einer weiterhin positiven Massebilanz mit sehr viel Neuschnee auf Grönland, wäre da ein dickes trennendes Hoch zu erwarten, das von unten nach oben drückt in die Stratosphäre und dem stratosphärischen Polarwirbel vermutlich die Trennlinie leichter macht- Da würde bedeuten: ein Teilwirbel über Westrussland, ein Teilwirbel über Kanada/USA, dazwischen das Grönlandhoch. Und das könnte auch bei uns mit etwas Glück und Spucke für Winterwetter reichen. Zumindest keine Dauermilde, was ja auch eine Aussage wäre...
Die Aussichten für den Winter fasse ich mal so zusammen:
kein Eiswinter
Chancen auf Schnee zwischen Weihnachten und Neujahr - aber nicht etwa überall bei uns
kein Rekord-Mildwinter
Zwischen Mitte Januar und Anfang Februar erhöhte Chancen für ein Major Warming mit einem Polarwirbelsplit
Viel mehr kann ich aktuell nicht aus den "Karten" lesen. Vielleicht passt es ja wieder, vielleicht macht das Wetter aber auch alles anders.
Grüßt Euch!
Aktuell geht es ja schon rum, dass sich in der Stratosphäre zum Monatsende hin ein Major Warming entwickeln soll. In den Stratosphärenkarten ist davon nur der Ansatzt dazu erkennbar, bei einem Forcast von 10 Tagen. Wir hatten Mitte Januar bereits eine rasche Erwärmung in der oberen Stratosphäre, allerdings ohne Windumkehr auf Ost und damit ohne Wirkung auf die untere Stratosphäre und die Troposphäre. Gleichwohl wurde dadurch der stratosphärische PW geschwächt, was dem nächsten Wärmeschub behilflich sein dürfte. In den Wettermodellen ist von dem anzunehmenden Event zum Monatswechsel noch nichts erkennbar. Es ist auch noch nicht möglich genauer abzuschätzen, ob es bei einem Displacement bleiben wird (so vermuten die Experten aktuell) oder ob es doch noch zu einem Polarwirbelsplit kommen wird, was ich ja in meiner Prognose als wahrscheinlicher eingestuft hatte (siehe oben im Zitat aus dem Eröffnungsbeitrag).
Schlussendlich ist der meteorologische Winter Ende Februar gelaufen. Meine Einschätzungen waren zwar bezüglich des Polarwirbels nicht mal so verkehrt (Timing stimmt jedoch nicht), bezüglich unseres Winterwetters aber dann doch dürftig. Dezember passte zwar, Schnee zwischen Weihnachten und Neujahr aber wieder nicht, "kein Rekord-Mildwinter" dürfte wohl auch noch stimmen, aber der Januar war so was von warm und unwinterlich, das hätte ich so nicht erwartet. Februar bisher etwa im langfristigen Mittel, was die Temperatur angeht, aber die Tendenz bis Monatsende geht wieder hin zu mild. Keine echte Kälte mehr im Februar. Damit ist der meteorologische Winter also als Mildwinter eingetütet.
Nun bleibt noch der Spätwinter im März, also der kalendarische Anhang, wenn man so will. Mit dem anstehenden Major Warming werden die Wetterkarten neu gemischt. Doch welches Blatt bekommen wir? Wieder die Mildvarianten oder mehr die Durchschnittskost oder doch noch ein kaltes Finale? Seriös lässt sich das heute nicht einordnen, man kann nur versuchen, die Wahrscheinlichkeiten abzutasten. Ich will es mal versuchen, obwohl es nahezu aussichtslos ist, da die vielen Parameter, die in die Entwicklungen hineinwirken heute mit mehr Fragezeichen versehen sind als mit Ausrufezeichen. Dennoch der Versuch:
Was haben wir denn überhaupt an Rahmenbedingungen?
1. Da ist nach wie vor die immer noch robuste La Nina im Pazifik. La Nina unterstützt durch Telekonnektion die Entstehung und/oder Erhaltung einer positiven Druckanomalie in der Stratosphäre bei den Aleuten, also dort Hochdruck. Entsprechend erhöht sich durch La Nina die Entwicklung eines Displacements, wenn es zu einer raschen Erwärumung (SSW) in der Stratosphäre kommt und vermindert die Wahrscheinlichkeit für einen die gesamte Stratosphäre erfassenden Polarwirbelsplit nach einem Major Warming. Schon deshalb erwarten die Profis eher ein Displacement.
2. Der Polarwirbel ist in den oberen Etagen bereits durch das Mitte Januar erfolgte Minor Warming nachhaltig geschwächt und anfälliger für neue Störungen. In den unteren Etagen aber zeigt sich der Polarwirbel recht kräftig und neigt wenig zu Kaltluftausbrüchen. Die Wetterlagen sind deshalb ziemlich eingefahren rund um die Nordhalbkugel. Es herrscht aktuell Westwind in der Stratosphäre und die wenigen stärkeren Impulse aus der Troposphäre (vertikale Schwerewellen, Rossbywellen) verpufften bisher noch immer in der oberen Stratosphäre, ohne dass die Wärmeimpulse nach unten durchgereicht werden können. Auch diese Konstellation spricht mehr für ein Displacement und weniger für einen Polarwirbelsplit.
3. Aber: nach übereinstimmenden Berechnungen von GFS und ECMWF soll schon um den 15. Ferbruar herum in 10 hpa der Wind von West auf Ost drehen und dann wohl auf Ost bleiben. Das wäre also schon in der Kurzfrist. Mit dem Windwechsel beginnen dann deutliche Veränderungen in der Stratosphäre, die dazu führen, dass sich Druckverhältnisse dynamisch verändern werden. So wird sich ein mächtiges Hochdruckgebiet über den Aleuten ausdehnen und den Polarwirbel in 10 hpa in Gänze stark verschieben hin nach Eurasien. Das zeigen auch die Berechnungen der Modelle für die nächsten 5-10 Tage. Also ein Displacement in 10 hpa, was dann mit Hilfe des Major Warmings nach dem 20. Februar, den ganzen Polarwirbel erfassen könnte. Könnte, denn so ganz scheint das nicht in trockenen Tüchern zu sein, da diese Entwicklung nur die Wirkung des Major Warmings von oben nach unten in der Stratosphäre berücksichtigt und nicht die parallel enstehenden Bedingungen in der Troposphäre und damit in der untersten Stratosphäre, die die Tropsophäre weitgehend spiegelt. Hier, also in der Troposphäre, liegen einige mitentscheidende Zutaten, die für einen möglichen stratosphärischen Polarwirbelsplit benötigt werden. Damit zum Punkt 4.
4. Die MJO geht in nächster Zeit in die Phase 6 und sogar 7, wie es die Modelle andeuten. Die MJO ist unter anderen durch La Nina beeinflusst. Hier würde durch eine Verschiebung der Langwellen im Nordatlantik und bei Grönland in der Troposphäre eine Blockinglage entstehen, also Hochdruck. In der Folge verändern sich die Wetterlagen grundlegend. Das ist zeitmäßig schon ab den 20.-23. Februar einzuordnen. Wir sollten das dann mit einer negativen AO und negativen NAO ablesen können. Beide Indexe sind aktuell positiv, müssten also einen kräftigen Sinkflug abbilden. Mit dieser veränderten Großwetterlage, sofern sie sich länger etabliert (bis Monatsende mindestens), kann aus der Tropsophäre ein entscheidender Impuls in die Stratosphäre gerichtet werden, die dann im Endergebnis den stratosphärischen Polarwirbel in eine Wirbelteilung zwingt. Mindstens von der untersten Stratosphäre bis hinauf auf 30 hpa. Sollte sich dann tatsächlich das Major Warming ereignen, dann würde das in einem Zweikampf münden zwischen dem Displacement der oberen Stratosphäre und einem troposphärisch ausgelösten Polarwirbelsplit in der unteren Stratosphäre. In dieser Konstellation würde sich der Polarwirbelsplit durchsetzen können, da die obere Stratosphäre weniger Masse und Energie vorhält und sowieso bereits stark geschwächt ist und im Ostwind dümpelt. Vermutlich würde es in der oberen Etage sogar einen Beinahe-Zusammenbruch des Polarwirbels geben, was dann für mich in einer völligen Unbekannten münden würde (so noch nicht irgendwo gelesen).
So bleibt es also spannend mit der Entwicklung in der Stratosphäre.
Winterwetter im März ja oder nein?
Die Antwort auf diese Frage muss ich verschieben auf nächste Woche. Tendenziell würde ich heute sagen, ja. Aber das ist ohne jede Aussagekraft.
Demnächst mehr, dann mit Kartenmaterial und Co.
Meinen Gruß und eine schöne Woche allen!