(29.11.2017, 13:38)Wetterleuchte schrieb: Link ist nur fuer registrierte User sichtbar. registrieren oder login.Ich möchte aber auch noch darauf hinweisen, dass ECMWF mit den Berechnungen für den Nikolaustag in 100 hpa leider noch nicht auf meiner "Welle" schwimmt. Die Berechnung ist jedoch noch von gestern für die 100 hpa, während die troposphärische Berechnung (siehe oben im Beitrag) von heute ist. Anhand der Unterschiede gestern zu heute liegt die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass ECMWF die neuesten Berechnungen für die 100 hpa bereits "korrigiert" hat. Das können wir aber erst morgen früh sehen, weil wir keine tagaktuellen Grafiken von ECMWF verfügbar bekommen. Ich komme darauf zurück, wenn die neue = aktuelle Berechnung vorliegt.
Hi Leute,
inzwischen hat - sehr ungewöhnlich erst nach GFS - auch ECMWF die Berechnungen "angepasst" und liegt damit dann auch auf meiner "Welle". Das schaute vorgestern noch so aus:
Nikolausi ecmwf100f192.gif (Größe: 96,16 KB / Downloads: 652)
und nun so:
Nikolaus ecmwf150f144.gif (Größe: 98,82 KB / Downloads: 524)
Damit dürften die Würfel gefallen sein und ein erneutes Umschwenken erscheint jetzt 5 Tage vor Zieleinlauf bereits als unwahrscheinlich. An den Details wird noch etwas retuschiert, aber das Gesamtbild ist dann doch schon abgebildet und kommt in der Struktur schon recht nah an meine Vorschau, die ja so aussah:
Prognose Nikolaus.jpg (Größe: 288,84 KB / Downloads: 656)
Abweichungen hatte ich bereits vorgestern beschrieben und erklärt.
Daher könnte man sich nun schon an die nächste Vorschau wagen, denn die Unruhe bei den Winterwetterfreunden ist ja nach den ersten Schneeflocken erheblich gestiegen. Kann man schon etwas sagen, was nach Nikolaus passiert und wie sich unsere Großwetterlage(n) dann ausgestalten werden? Wie wird sich der Polarwirbel in der Stratosphäre entwickeln. Können wir daraus etwas ableiten für das Wetter unten in der Wetterküche?
Nun, wir haben es mit einem Warming in der unteren stratosphärischen Atmosphäre zu tun. Die von mir schon im letzten Forecast angesprochene Wärmeblase hat sich kräftig aufgebläht und drückt mit Macht Richtung Nordamerika. Das geschieht in unterschiedlich starken Schüben, aber so stark, dass der stratosphärische Polarwirbel weit nach ost gedrückt wird auf eine Längsachse von etwa Ostsibirien bis nach Skandinavien. In diesem langgezogenen Polarwirbel liegt mittendrin zudem ein Polarhoch, dass geeignet ist, den langgezogenen Polarwirbel in zwei Teile zu zerschneiden. Zunächst finden wir Dipole, also Wirbelteile, die noch mit miteinander verbunden sind, aber schon eigene Druckzentren entwickeln. Einen Polarwirbelsplit haben wir erst, wenn sich um die beiden Kerne herum die Luftmassen direkt am Übergangspunkt gegensätzlich bewegen. Das funktioniert nur, wenn sich zwischen den beiden Kernen ein Streifen mit Hochdruck befindet. Und dieser Streifen Hochdruck könnte durch das Polarhoch ausgebildet werden. Zumindest gibt es für einen solchen (kurzen) Polarwirbelsplit, der troposphärisch durch das Polarhoch ausgelöst wäre, eine erhöhte Wahrscheinlichkeit von derzeit 40%. Sollte das geschehen, dann werden die beiden Wirbel auseinander gedrückt und bewegen sich entsprechend auseinander. Je nach Achse kann das für uns bedeuten: "unser" naheliegende Wirbel wandert noch näher an uns heran und der sibirische Wirbelteil will noch weiter nach Ostsibirien. Dort aber liegt die sich weiter ausbildende Wärmeblase, so dass dieser Wirbelteil nicht weiter nach Osten wandern kann. Entweder wird der Druck dadurch kompensiert, dass sich der Wirbel weiter vertieft, oder aber er weicht aus, dann Richtung Westen. Da dort aber auch die Wärmeblase hin expandiert, wird sich der Wirbel wohl verstärken müssen. Und das ist gut für unser Winterwetter, denn das bedeutet, dass diese Lage mit einem Dipol oder gesplitteten Wirbelkern sehr nah an Skandinavien dann länger anhält und zu uns die kalte Luft aus der Arktis führt und auch die aus Ostgrönland. Hält so eine Lage länger als 4-5 Tage an, so werden die Polartiefs zunehmend kälter und füllen sich über dem Atlantik aufgrund des anwachsenden Temperaturgradienten zunehmend mit Schnee auf und verfrachten diese Ladung dann nach Europa. Wohin genau, dass kann man noch nicht sagen, aber es wäre viel Schnee. Temperaturen würden nach und nach absinken können, jedoch nicht auf wirklich eisige Werte, dafür ist zu viel Luftfeuchte im Gepäck. Vermutlich werden die Temperaturen dann etwa im langjährigen Mittel liegen.
In Nordamerika wird es aber durch diese Entwicklung schon in den nächsten Tagen zum ersten ernsthaften Wintereinbruch kommen, der mit nachfolgenden weiteren Schüben bis weit nach Süden ausholen wird. Auch hier ist eine Menge Schnee möglich und kalt wird es erst, wenn die Fronten durch sind und sich Hochdruck aufwölbt. Dann allerdings auch bitterkalt. Nachschub an Kaltluft bekommt Nordamerika aus Nord- bis Nordwestkanada und aus dem Bereich westliches Grönland. Die etwas anwachsende Kaltluft aus der Zentralarktis bleibt gut vor Ort erhalten oder wandert mehr in Richtung Europa.
Über Grönland befindet sich eine schwankende Grenze der Luftmassen. So wechselt vermutlich überlaufender Tiefdruck mit kräftigem Hochdruck. Weiter südlich blockiert ein weit nach West und Nord verschobenes Azorenhoch den Atlantik und sucht immer wieder Kontakt zum Grönlandhoch. Bei uns wechseln sich ständig neue Tiefdruckgebiete aus NW bis WWN ab, die als Tröge oder Kaltluftblasen immer wieder nach Süden vorstoßen und wieder zurückweichen. Mit dem Zurückweichen ergeben sich kurze Hochdrucklagen, die über den Schneeflächen dann auch nennenswerte Kälte entstehen lassen. Wie lang diese Phasen jeweils andauern können, liegt im dunkeln, aber mehr als jeweils 2-3 Tage gebe ich ihnen nicht.
Da die Ausgangslage heute nicht gerade einfach ist, tendiere ich derzeit jedoch zu der Annahme, dass sich nach dem Nikolaustag kein Polarwirbelsplit ausbilden wird in den nachfolgenden 2 Wochen bis zum 20.12.2017. Es wird wahrscheinlicher zu einer entsprechenden Dipollage kommen, die dann 10 bis 12 Tage durchaus halten könnte, also bis zum 16-18. Dezember. Da ich annehme, dass der sibirische Wirbel die Oberhand behalten wird, die Wärmeblase weiterhin mit Wärme aufgefüllt wird und damit den Wirbelaufbau über Kanada/Grönland für längere Zeit erschwert, dürften wir im Ergebnis eine Art Vollwetter für den vorweihnachtlichen Winter bekommen können. Schnee und auch Regen in größeren Mengen, Wind wird ein Thema werden, Schneeverwehungen in den höheren Lagen sind dann zu erwarten, zwischendurch Auskühlung durch Zwischenhochs und wenn es ganz dreist kommt, dann auch noch eine vb-Lage mit der Fracht aus dem Mittelmeer, was dann entsprechend mächtige Schneefälle in den getroffenen Gebieten bedeuten würde. Hört sich nach Wunschwetter an, ist aber nicht als solches hier geschrieben worden. Wenn es so käme, dann hätte ich persönlich nichts dagegen - nur zur Klarstellung!
Jedenfalls würden wir dann mit einer geschlossenen Schneedecke in ganz Deutschland rechnen dürfen - tageweise jedenfalls - , die dick genug wäre, auch einem Tauwetter eine Weile stand zu halten. Weihnachten dann überall im Schnee? Wohl nicht, es sei denn alles würde perfekt ablaufen und da würde sich kurz vor Weihnachten kein Tauwetter dazwischen mogeln. Und das ist leider doch wieder sehr unwahrscheinlich (15%). Aber das werden wir zu gegebener Zeit dann besser viel genauer analysieren.
Für heute genug Text. Ich hoffe, meine Ausführungen sind nicht zu lang geworden. Bin gerade in Schreiblaune und das führt dann mitunter zu Ausschweifungen. Danke allen, die bis hier hin gelesen haben.
Vielleicht male ich noch eine Grafik für den stratosphärischen Polarwirbel für die Zeit 16-18. Dezember, obwohl eigentlich ja alles beschrieben wurde.
Gruß in die Runde!