Hallo Polarwirbel-Fans!
Anknüpfend an den letzten Beitrag im Thread gibt es heute den Überblick über das Hauptthema: das Major Warming!
Da von offizieller Seite nur Stillschweigen herrscht und sich wohl niemand aus dem Fenster lehnen möchte, ob es nun ein Major Warming gab oder nicht, lege ich mich jetzt dabei fest:
das Major Warming hat stattgefunden und zwar nach allen weichen und harten Kriterien, die es dafür als Definitionen gibt! Damit Ihr versteht, warum sich niemand festlegen will, sind hier die verschiedenen Definitionen zusammengefasst als Übersicht:
Definitionen zu Major SSW Übersicht.jpg (Größe: 339,78 KB / Downloads: 156)
Durch das relative Wirrwar von unterschiedlichen Definitionen wird es den Statistikern aber auch wirklich nicht leicht gemacht. Nur wenn alle Parameter eindeutig erfüllt sind und dies mit belegbaren, abgesicherten Daten nachzuweisen ist, wird sich wohl ein Wissenschaftler finden, der dann auch ausspricht, wie der Stand der Dinge denn nun ist. Ein Dilemma finde ich.
Nichts desto trotz sind wir hier ja in einem Laienforum und dürfen uns problemlos aus dem Fenster hängen mit unseren "Festlegungen". Und das tue ich nun auch. Entscheidend für die harten Kriterien eines Major Warmings sind die Fragen, ob sich der Temperaturgradient im (roten) Plus befindet und gleichzeitig auch der Zonalwind bei (rotem) Ostwind in 10 und 30 hpa befindet. Anhand der Fluxes-Karten von ECMWF lässt sich dazu wieder keine hundert Prozent eindeutige Aussage machen, denn die schaut so aus:
fluxes 21.02.2018.gif (Größe: 62,47 KB / Downloads: 156)
Bei den Temperaturen sieht die Grafik dann so aus:
temps 21.02.2018.gif (Größe: 62,62 KB / Downloads: 156)
Daher betrachten wir die Einzelgrafiken vom 20. Februar 2018 für 30 hpa:
MW Höhepunkt 20.02.2018 ecmwf30a12.gif (Größe: 95,59 KB / Downloads: 156)
und für 10 hpa:
MW Höhepunkt 20.02.2018 ecmwf10a12.gif (Größe: 99,43 KB / Downloads: 155)
Hier sehen wir in 10 hpa, dass der Temperaturgradient nicht im Plus (rot) liegt! Major Warming also nicht erfüllt nach den harten Kriterien!
Und nun die beiden Grafiken vom 21. Februar erst für 30 hpa:
MW Höhepunkt 21.02.2018 ecmwf30a12.gif (Größe: 94,67 KB / Downloads: 155)
dann für 10 hpa:
MW Höhepunkt 21.02.2018 ecmwf10a12.gif (Größe: 98,71 KB / Downloads: 156)
Und nun sind beide Bereiche im Ostwind und beide Bereiche haben einen positiven Temperaturgradienten. Major Warming ist damit diesbezüglich erfüllt! Damit lege ich mich dann auch fest auf den Termin des abgeschlossenen Major Warmings mit dem 21. Februar 2018.
Sehr erfreulich ist, dass mein kleines Wettermodell bereits am 29. Januar genau diese Entwicklung des SSW berechnet hatte und auch den Zeitrahmen für das mögliche Major Warming perfekt erkannt hatte. Mit dem Tag des vollendeten Major Warmings am 21. Februar wäre es sogar eine nahezu perfekte Berechnung des exakten Tages, denn die höchste Wahrscheinlichkeit wurde für den 20. Februar berechnet. Da es hier nur um wenige Stunden Abweichung gehen dürfte, kann man die Berechnung wohl ohne Übertreibung als nahezu perfekt bezeichnen. Ich denke, es sollte nun jedem bewusst geworden sein, dass dies nicht einem Zufall entsprungen sein kann. Denn die statistische Wahrscheinlichkeit für ein Major Warming in diesem Februar lag lediglich bei 10%, wie ich in meiner Vorausschau vom 29. Januar 2018 beschrieb...
(29.01.2018, 14:34)Wetterleuchte schrieb: Link ist nur fuer registrierte User sichtbar. registrieren oder login.Bedeutet also, die Wahrscheinlichkeit, dass wir noch einen Major SSW bekommen liegt statistisch schon nur bei 15% bis Mitte März, bis Ende Februar sogar nur bei 10%. Da sich daraus nur zu 20% auch ein Polarwirbelsplit entwickelt hat in der Vergangenheit, ist die Wahrscheinlichkeit für einen SSW mit Polarwirbelsplit bis Mitte März bei nur 3%, bis Ende Februar bei nur 2% Wahrscheinlichkeit - statistisch jedenfalls. Somit sollten wir unsere Erwartungen diesbezüglich mal ganz, ganz niedrig ansetzen - nahe Null!
Naja, das ist das, was wir anhand von Statistiken und aufgrund Wahrscheinlichkeitsprognosen gemittelt aussagen müssen.
...denn die verschwindend geringe Wahrscheinlichkeit von 2% für ein Major Warming
mit anschließendem Polarwirbelsplit macht ja unmissverständlich deutlich, dass dies alles äußerst unwahrscheinlich war. Dennoch sind die Berechnungen im vollen Umfang eingetreten und bilden sich bereits im Realwetter ab. Ohne Zweifel ist inzwischen auch, dass dieses Major Warming auf die Troposphäre und damit unser Wetter maßgeblichen Einfluss nimmt und uns in Deutschland und Europa eine sehr kalte Spätwinterphase beschert.
Aus meiner Modellberechnung vom 29. Januar ergab sich ja zudem noch ein Polarwirbelsplit aus dem Major Warming. Interessant ist, dass mein Modell dieses Ereignis auf den 26. Januar berechnete. In den letzten Tagen ergab sich aus den Berechnungen von GFS und ECMWF lediglich eine Dipolentwicklung, die sich nicht bis zum Polarwirbelsplit vertiefen sollte. Das hat sich nun aber geändert, denn die heutige Berechnung von GFS sieht für den 27.02.2018 einen abgeschlossenen Polarwirbelsplit und zudem genau an jener Position, die das Modell dafür berechnet hatte (siehe auch Beitrag zuvor im Thread):
PWS 27.02.2018 nach MW gfs_z100_nh_f120.png (Größe: 84,2 KB / Downloads: 157)
Das liegt noch in der nahen Zukunft. Allerdings hege ich kaum noch Zweifel, dass auch diese Berechnung korrekt war. Das wäre dann praktisch die Krönung der Geschichte. Ich bin mehr als zufrieden mit dem Ergebnis bis heute, da es meine Annahmen und Weiterentwicklungen für eine Modifizierung von numerischen Wettermodellen vollumfänglich bestätigen kann. Da bin ich dann wohl auf dem richtigen Weg angekommen...
Aber! Mein neues Extramodul für die Berechnung eines Polarwirbelsplits aus einem Major Warming hatte den 24. Februar als den Termin mit der höchsten Wahrscheinlichkeit berechnet. Der 26. Februar berechnete sich ohne dieses Extramodul. Da stellt sich für mich die Frage, ob das Modul fehlerhaft ist. da bin ich mir noch nicht sicher, denn in diesem Extramodul werden mit einbezogen die Troposphäre und die untere und mittlere Stratosphäre. Beide gleich gewichtet - das unterscheidet sich vom Wettermodell, denn dort wird die Stratosphäre zu 70% gewichtet. Wenn ich mir jedoch die heutigen Berechnungen anschaue für die 500 hpa-Troposphäre, dann finde ich dort tatsächlich einen troposphärischen Polarwirbelsplit. Hier bei GFS für den 24.02.2018:
24.02.2018 Split 500 hpa gensnh-0-1-66.png (Größe: 79,29 KB / Downloads: 156)
dann mit diesen Anomalien:
24.02.2018 Anomalie 500 hpa Split gensnh-0-5-66.png (Größe: 54,9 KB / Downloads: 157)
Und bei ECMWF einen Tag später am 25.02.2018:
25.02.2018 Split 500 hpa ECH1-72.gif (Größe: 194,95 KB / Downloads: 157)
dann mit diesen Anomalien:
25.02.2018 Tropo Split Anomlie 500 hpa ECH101-72.gif (Größe: 131,64 KB / Downloads: 158)
An beiden Berechnungen gibt es keinen Zweifel an einem troposphärischen Wirbelsplit, die Anomalien belegen es.
Nun bedeutet das also, dass das Extramodul diese Lage für die Troposphäre bestens erkannt hatte, während sich in der Stratosphäre die Splitsituation aber noch nicht einstellen will. Ich muss darüber noch etwas länger nachdenken, wie dann das Extramodul einzusetzen ist...
So oder so, mehr kann man von einer Langfristprognose für ein derart komplexes, schwieriges Berechnungsfeld nicht erwarten. 23 Tage exakter Forecast ist eine Welt für sich. Wenn jemand widersprechen möchte, so darf dies hier auch gern geschehen!
Lieben Gruß in die Runde!
Ich freue mich jedenfalls riesig!