Hi Leute,
Hurricane Irma ist ja nun schon wieder Geschichte. Ich habe rückblickend einige Gedanken, die ich hier mal in Kurzform einstellen möchte:
Irma war der stärkste und umfangreichste (größte) Hurricane im Atlantik bis zur Karibik hin - seit Aufzeichnungsbeginn.
Irma hat bis Cuba einschließlich Rekordwerte erzeugt.
Irma war nach Cuba kein Rekord-Hurricane mehr.
Dennoch hat er auf den vor Florida vorgelagerten Inseln großen Schaden angerichtet, am Stärksten an der Natur (Riffe, Strände, Bewuchs).
Florida ist insgesamt glimpflich davon gekommen, die meisten Schäden sind den Überschwemmungen in den Städten an den Küsten geschuldet, die durch die ausgelösten Sturmfluten entstanden sind. Die Niederschlagsmengen waren zum Glück nicht so hoch, wie befürchtet. Die starke Bebauung der Küstenbereiche und an den Flüssen wird durch dieses Ereignis wohl nicht weniger werden in der nahen Zukunft.
Die schweren Schäden an den Stränden, die ursächlich durch die Bebauung und Flussbegradigungen in den letzten Jahrzehnten verursacht wurden, sind durch die Sturmfluten nur noch weiter offengelegt worden. Das Absterben der Korallen und die nun zusätzlichen Schäden an den Korallen durch den Hurricane sind nur deshalb nachhaltig, da die Begradigung und Umleitung der wichtigsten Flüsse das Absterben der schützenden Korallengebiete bereits indirekt zuvor ausgelöst hatte. Denn das andauernde künstliche Aufspülen von Sandstränden mit gewaltigem Umfang (da der aus den Flüssen ursprünglich stattfindende feine Sandeintrag unterbunden wurde) hat das Meerwasser so stark eingetrübt, dass nicht mehr genug Sonnenlicht zu den Korallen dringt - sie sterben dann ab und die Schutzfunktion für die Strände geht völlig verloren - und damit der artenreichste Lebensraum im Golf von Mexico.
Die Hurricane-Saison hat in diesem Jahr sehr schwach begonnen. Sie hat erst zugenommen, als sich im ENSO-Gebiet La Nina-Bedingungen eingestellt haben. Dadurch haben sich die Bedingungen für die Entstehung von Tropenstürmen aus den vorlaufenden Tropischen Depressionen deutlich verbessert. Inzwischen gibt es aber nur noch einen Hurricane Cat 1 (Jose) im Atlantik. Die tropischen Depressionen haben sich allesamt aufgelöst. Das bedeutet zum einen, dass die durchgezogenen Hurricans bereis viel Energie mitgenommen und abgeführt haben und zum anderen, dass sich die Wassertemperaturen durch den Durchzug der Hurricans nachfolgend abgekühlt haben. Dies geschieht immer, wenn Tropenstürme die Energie aus der Meeresoberfläche aufgenommen haben - es wird kälteres Wasser von unten an die Meeresoberfläche befördert. Dadurch fehlt für neuere Entwicklungen die notwendige Energie. Diese muss erst wieder aufgebaut werden.
Vorschau:
Zudem ändern sich nun auch die Windverhältnisse über dem Atlantik in einigen exponierten Regionen durch die La Nina-Bedingungen. So wird der Nordostpassat gestärkt, was den Aufbau von neuen Tiefdruckwellen (Depressionen) im östlichen Atlantik entgegen wirkt. Gleichzeitig werden vermehrt trockenere Winde aus Westafrika über den Atlantik getrieben, was ebenfalls den Aufbau von tropischen Depressionen erschwert. Allerdings dürfte der Transport von Saharastaub zunehmen, dies dann aber auf einer etwas nördlicheren Zugbahn. Mehr Staub lässt mehr Wasser
früher kondensieren, was dann den Aufbau tropischer Depressionen wieder fördert, aber halt weiter nördlich. Da durch die Windveränderung auch das Ozeanwasser etwas anders getrieben wird, gelangt bald wärmeres Wasser in nördlichere Regionen, also dorthin, wo sich auch der Saharastaub vermehrt einfinden sollte. Das bedeutet in Summe: die Anzahl der Tropischen Depressionen wachst demnächst wieder, aber weiter nördlich. Die daraus entstehenden Tropenstürme werden dann ganz überwiegend andere Zugbahnen einnehmen müssen als die bisherigen, weiter nördlich und eher mit der Tendenz, nicht das amerikanische Festland anzusteuern. Wir in Europa werden dann mit diesen Energiebündeln rechnen müssen. Die Saison geht noch bis November.
So, aus kurz wurde dann doch mehr. Ich bitte um Nachsicht für meine Schreibwut...
Gruß in die Runde!