02.12.2016, 18:02
Hier ein Interessanter Bericht aus WO zum Extremwinter 1962/63, den ich als kleines Kind selbst erlebt hab, mit dem Schlitten auf dem zugefroreren Neckar.
Der Extrem-Winter 1962/63
Als sogar der Rhein zufror
Auch wenn der letzte kalte Winter gefühlt eine Ewigkeit her ist, sollte man "Väterchen Frost" auch in Zeiten der globalen Erwärmung niemals abschreiben. Wie eisig das Winterwetter auch hierzulande werden kann, zeigt der Extrem-Winter 1962/63. Lesen Sie mehr in unserem Spezial zum kältesten Winter des 20. Jahrhunderts.
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Zugefrorener und begehbarer (!) Rhein bei Düsseldorf im Winter 1962/63. Im Hintergrund sind der markante Turm der Düsseldorfer St. Lambertus-Kirche und der Schlossturm zu erkennen. Bild: dpa
Dass der Winter 1962/63 streng wird, kündigt sich schon früh an. Schon im November gibt es erste Fingerübungen mit frühen Schneefällen bis ins Flachland und einigen Tagen Dauerfrost. Anfang Dezember macht sich dann ein Hoch über Mitteleuropa breit, am Boden sickert sehr kalte Frostluft aus Osteuropa ein. Zwar bringt ein Sturmtief Mitte Dezember noch einmal ein paar Tage Tauwetter, doch der Schein trügt: In Nordosteuropa sammelt sich unter einem Hochdruckgebiet immer mehr extrem kalte Luft an.
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Meterhohe Schneeverwehungen legen nicht nur Straßen, sondern auch einige Bahnstrecken lahm. Hier blockiert eine Schneewehe eine Dampflok in der Oberpfalz. Bild: dpa
Diese sibirische Frostluft bekommt nach Abzug des Sturmtiefs freie Bahn. Am 19. Dezember bringt ein stürmischer und bitterkalter Ostwind Schnee und einen Temperatursturz auf unter minus 15 Grad. Es folgt ein Winter-Weihnachten wie aus dem Bilderbuch mit teils strengem Dauerfrost und einer Schneedecke im ganzen Land. Auch der Jahreswechsel verläuft überall frostig und weiß, im Norden sorgt ein stürmischer Nordostwind zusätzlich für meterhohe Schneeverwehungen. Viele Straßen sind dort unpassierbar.
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Kinder mit Schlitten gehören im Winter 1962/63 auch in den Städten, wie hier in Frankfurt am Main, zum ganz normalen Straßenbild. Bild: dpa
In den ersten Januartagen versuchen atlantische Tiefs mit milder Luft den Frost zu vertreiben. Sie bringen Schnee, gefrierenden Regen und kurzzeitig leichtes Tauwetter. Doch schon am 7. Januar dreht der Wind wieder auf Nordost und bringt eine neue Portion eisige Kälte mit. Es ist der Beginn einer extremen Kältewelle, die mit nur kurzen Unterbrechungen bis Anfang März anhält. Erst dann können die kräftiger werdende Sonne und milde Atlantikluft die Macht des Winters nach und nach brechen.
Kohle- und Heizölknappheit
Die Folgen des harten Winters auf die deutsche Nachkriegs-Gesellschaft sind enorm. Die wiederaufgebauten Häuser in den Städten sind zumeist schlecht isoliert und zugig, die Fenster einfach verglast und voller Eisblumen. Geheizt wird meist noch mit Kohleöfen oder Heizöl, Zentralheizungen sind noch Luxus. Vor allem in den ärmeren Wohnungen wird meist nur ein Zimmer beheizt. Der hohe Kohleverbrauch führt zu teils extremem Smog in den Städten. Außerdem gibt es schon Ende Dezember erste Engpässe durch Schnee und Eis.
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Heizölrationierung in Frankfurt am Main. Aufgrund der extremen Knappheit werden Heizöl und Kohle streng rationiert. Bild: dpa
Im Januar verschärft sich die Kohle- und Heizölknappheit. Treibeis behindert die Kohleschiffer auf den Flüssen und Kanälen. Aber auch an den Küsten von Nord- und Ostsee ist kaum noch ein Durchkommen. Am 16. Januar kapitulieren die Behörden vor den Eismassen auf dem Rhein und erlassen ein generelles Schifffahrtsverbot. Wenige Tage später ist der gewaltige Fluss komplett zugefroren. Die sonst träge dahinfließenden Wassermassen sind zu meterhohen Trümmerfeldern aus Eis erstarrt, die sich durch die Strömung zu bizarren Formen verkeilt haben.
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Nichts geht mehr: Im Eis eingefrorene Lastkähne auf dem Rhein. Der Fluss friert mitte Januar komplett zu und wird erst Ende Februar wieder für die Schifffahrt freigegeben. Bild: dpa
Für viele Städte am Rhein ist der zugefrorene Strom eine Katastrophe, denn sie sind weitgehend auf die regelmäßigen Kohlelieferungen der Lastkähne angewiesen. Überall im Land werden Kohle und Heizöl ein rares (und teures) Gut. Auf dem Land ist die Situation auch nicht viel besser: Viele Dörfer sind aufgrund meterhoher Schneeverwehungen von der Außenwelt abgeschnitten und auf sich allein gestellt. Immerhin gibt es dort meist genug Holz zum Heizen, außerdem halten die Menschen zusammen und helfen einander, wo es nur geht.
Europa erstarrt in eisiger Kälte
In ganz Europa sind die Folgen des extremen Winterwetters verheerend. In Skandinavien machen Eismassen die Schifffahrt auf der Ostsee praktisch unmöglich. Viele Nordseeinseln können nur noch aus der Luft versorgt werden. Großbritannien erlebt den kältesten Januar seit 1795, sogar die Themse friert zu. In den Niederlanden werden dutzende Eisfeste organisiert, das IJsselmeer wird sogar mit Autos und Lastwagen befahren. In Spanien, Italien und Griechenland erleiden die Obstbauern massive Frostschäden, vor allem Apfelsinen sind betroffen.
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Zugefrorene Themse in London: England erlebt den kältesten Januar seit über 150 Jahren. Bild: dpa
Der andauernde Kälte fordert europaweit tausende Opfer. Vor allem arme Menschen, die kein Geld zum Heizen haben, erfrieren nachts in ihren eiskalten Wohnungen. Viele andere sterben an Infektionskrankheiten. Oft ist der Boden so hart und so tief gefroren, dass Beerdigungen, wenn überhaupt, nur noch mit einem Presslufthammer möglich sind. In einigen Dörfern lagert man Särge sogar wochenlang neben der Kirche unter freiem Himmel und wartet, bis endlich Tauwetter einsetzt.
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Mit dem Presslufthammer auf dem Gottesacker: Der teilweise bis zu zwei Meter tief gefrorene Boden macht Beerdigungen fast unmöglich. Bild: dpa
Auch die Natur leidet massiv unter dem kalten Winter. Rehe, Wildschweine und Gemsen werden zahm und dringen auf der verzweifelten Suche nach Futter in die Siedlungen ein. Zehntausende Wasservögel verhungern, weil das Eis in den Flüssen und Seen sie an der Futtersuche hindert. Unzählige Obstbäume und Rebstöcke erfrieren, vereinzelt explodieren Bäume sogar mit einem lauten Knall, weil das gespeicherte Wasser in den Stämmen gefriert und sich dabei ausdehnt.
[attachment=2309]
Gemsen im Vorgarten: Viele Wildiere verlieren während des extrem kalten Winters die Scheu vor Menschen und dringen auf Futtersuche in die Siedlungen ein. Dennoch verhungern zehntausende. Bild: dpa
Flugzeuge auf dem Bodensee
Auch im Februar sind alle Flüsse und Kanäle mit festem Eis bedeckt und unpassierbar. Sogar auf der Nordsee werden große Treibeisfelder gesichtet, die Seewassertemperatur ist auf minus 1 Grad gesunken. Die Ostsee ist komplett mit Eis bedeckt. Im Alpenraum frieren alle großen Seen zu, auf dem Bodensee kann man am 12. Februar erstmals seit 1830 wieder die so genannte Eisprozession halten. Hierbei wird eine Büste des heiligen Johannes vom Hagnau auf der deutschen Seite quer über den zugefrorenen See nach Münsterlingen in der Schweiz gebracht.
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Die Wurzeln der Bodensee-Prozession von Hagnau nach Münsterlingen während einer "Seegefrörni" reichen bis ins 15. Jahrhundert zurück. Bild: dpa
Ende Februar starten und landen sogar Flugzeuge auf dem Bodensee, zehntausende Menschen wagen eine Überquerung der gewaltigen Eisfläche oder vergnügen sich mit Schlittschuhen. Anfang März schwächelt der Winter dann endlich. Die zunehmende Kraft der Sonne lässt die Temperaturen tagsüber wieder über den Gefrierpunkt steigen. Schließlich dreht der Wind auf Südwest und deutlich mildere Luft bringt Regen und das lang ersehnte massive Tauwetter. Dies führt allerdings zu Überschwemmungen, da der hart gefrorene Boden kein Wasser aufnehmen kann.
[attachment=2311]
Ein Sportflugzeug startet im Februar 1963 vom Titisee im Schwarzwald. Im Februar ist die Eisdecke auf den meisten Gewässern so dick, dass sie mühelos schwere Lasten tragen kann. Bild: dpa
Das Besondere am Winter 1962/63 war die extreme Länge seiner Kälteperioden und das fast völlige Fehlen von Tauwetter. Dadurch kühlten sich die Wasserflächen der großen Seen und Flüsse sowie die Küstengewässer so weit ab, dass sich überall dickes Eis bildete. In den meisten Regionen im Flachland lag von Mitte Dezember bis in den März hinein durchgehend Schnee, in den Mittelgebirgen wurde es sogar schon im November weiß. Vielerorts türmten sich die Schneemassen zu meterhohen Verwehungen auf, die oft wochenlang Straßen und Schienen blockierten.
Ist sowas heute noch möglich?
Aus heutiger Sicht wirken Berichte über den Rekordwinter 1962/63 unglaublich und wie aus einer anderen Zeit. Man kann sich heutzutage schlichtweg nicht mehr vorstellen, dass so etwas noch möglich ist. Dennoch hat Väterchen Frost trotz der Link ist nur fuer registrierte User sichtbar. registrieren oder login. immer noch die Kraft, auch bei uns noch hart zuzuschlagen. in den vergangenen Jahren waren die Winter in Europa zwar ausgesprochen mild, es gibt aber immer wieder Hinweise, dass extreme Kältewellen immer noch möglich sind.
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Zugefrorene Hamburger Binnenalster im klirrend kalten Februar 2012. Der letzte kalte Winter liegt erst wenige Jahre zurück. Bild: dpa
In den USA waren die Winter 2013/14 und 14/15 extrem kalt, die großen Seen und sogar ein Großteil der Niagarafälle froren zu. Im ganzen Land wurden reihenweise Kälterekorde geknackt. Auch bei uns liegt der letzte kalte Winter (2010) gar nicht so lange zurück. Sogar Kälterekorde sind heutzutage noch möglich, wie der Schnee-Dezember 2010, der sibirisch kalte Link ist nur fuer registrierte User sichtbar. registrieren oder login. oder der Schneesturm-März 2013 eindrucksvoll belegen. Von den letzten sehr milden Wintern sollte man sich nicht täuschen lassen.
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Arktische Kälte und die schwersten Schneestürme seit Jahrzehnten würgten den Frühling ab und machten den März 2013 in weiten Teilen Europas zu einem echten Wintermonat. Bild: AFP
Es ist also "trotz" der globalen Erwärmung nur eine Frage der Zeit, bis Europa mal wieder einen richtig strengen Winter erleben wird. Wann das passieren wird, ist jedoch unmöglich vorherzusagen. Zwar wird dieser (zum Glück) wohl nicht ganz so kalt wie der Winter 1962/63, wochenlanger Dauerfrost und Link ist nur fuer registrierte User sichtbar. registrieren oder login. wird es aber immer wieder geben. Die Auswirkungen von strengem Winterwetter auf unsere durchorganisierte Hochleistungs-Gesellschaft dürften gravierend sein.
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Eingeschneite Zufahrt nach Rügen im Januar 2010 nach Schneesturm DAISY. Auch in den kommenden Wintern sind solche Extremereignisse ohne Weiteres möglich. Bild: dpa
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LG
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Der Extrem-Winter 1962/63
Als sogar der Rhein zufror
Auch wenn der letzte kalte Winter gefühlt eine Ewigkeit her ist, sollte man "Väterchen Frost" auch in Zeiten der globalen Erwärmung niemals abschreiben. Wie eisig das Winterwetter auch hierzulande werden kann, zeigt der Extrem-Winter 1962/63. Lesen Sie mehr in unserem Spezial zum kältesten Winter des 20. Jahrhunderts.
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Zugefrorener und begehbarer (!) Rhein bei Düsseldorf im Winter 1962/63. Im Hintergrund sind der markante Turm der Düsseldorfer St. Lambertus-Kirche und der Schlossturm zu erkennen. Bild: dpa
Dass der Winter 1962/63 streng wird, kündigt sich schon früh an. Schon im November gibt es erste Fingerübungen mit frühen Schneefällen bis ins Flachland und einigen Tagen Dauerfrost. Anfang Dezember macht sich dann ein Hoch über Mitteleuropa breit, am Boden sickert sehr kalte Frostluft aus Osteuropa ein. Zwar bringt ein Sturmtief Mitte Dezember noch einmal ein paar Tage Tauwetter, doch der Schein trügt: In Nordosteuropa sammelt sich unter einem Hochdruckgebiet immer mehr extrem kalte Luft an.
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Meterhohe Schneeverwehungen legen nicht nur Straßen, sondern auch einige Bahnstrecken lahm. Hier blockiert eine Schneewehe eine Dampflok in der Oberpfalz. Bild: dpa
Diese sibirische Frostluft bekommt nach Abzug des Sturmtiefs freie Bahn. Am 19. Dezember bringt ein stürmischer und bitterkalter Ostwind Schnee und einen Temperatursturz auf unter minus 15 Grad. Es folgt ein Winter-Weihnachten wie aus dem Bilderbuch mit teils strengem Dauerfrost und einer Schneedecke im ganzen Land. Auch der Jahreswechsel verläuft überall frostig und weiß, im Norden sorgt ein stürmischer Nordostwind zusätzlich für meterhohe Schneeverwehungen. Viele Straßen sind dort unpassierbar.
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Kinder mit Schlitten gehören im Winter 1962/63 auch in den Städten, wie hier in Frankfurt am Main, zum ganz normalen Straßenbild. Bild: dpa
In den ersten Januartagen versuchen atlantische Tiefs mit milder Luft den Frost zu vertreiben. Sie bringen Schnee, gefrierenden Regen und kurzzeitig leichtes Tauwetter. Doch schon am 7. Januar dreht der Wind wieder auf Nordost und bringt eine neue Portion eisige Kälte mit. Es ist der Beginn einer extremen Kältewelle, die mit nur kurzen Unterbrechungen bis Anfang März anhält. Erst dann können die kräftiger werdende Sonne und milde Atlantikluft die Macht des Winters nach und nach brechen.
Kohle- und Heizölknappheit
Die Folgen des harten Winters auf die deutsche Nachkriegs-Gesellschaft sind enorm. Die wiederaufgebauten Häuser in den Städten sind zumeist schlecht isoliert und zugig, die Fenster einfach verglast und voller Eisblumen. Geheizt wird meist noch mit Kohleöfen oder Heizöl, Zentralheizungen sind noch Luxus. Vor allem in den ärmeren Wohnungen wird meist nur ein Zimmer beheizt. Der hohe Kohleverbrauch führt zu teils extremem Smog in den Städten. Außerdem gibt es schon Ende Dezember erste Engpässe durch Schnee und Eis.
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Heizölrationierung in Frankfurt am Main. Aufgrund der extremen Knappheit werden Heizöl und Kohle streng rationiert. Bild: dpa
Im Januar verschärft sich die Kohle- und Heizölknappheit. Treibeis behindert die Kohleschiffer auf den Flüssen und Kanälen. Aber auch an den Küsten von Nord- und Ostsee ist kaum noch ein Durchkommen. Am 16. Januar kapitulieren die Behörden vor den Eismassen auf dem Rhein und erlassen ein generelles Schifffahrtsverbot. Wenige Tage später ist der gewaltige Fluss komplett zugefroren. Die sonst träge dahinfließenden Wassermassen sind zu meterhohen Trümmerfeldern aus Eis erstarrt, die sich durch die Strömung zu bizarren Formen verkeilt haben.
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Nichts geht mehr: Im Eis eingefrorene Lastkähne auf dem Rhein. Der Fluss friert mitte Januar komplett zu und wird erst Ende Februar wieder für die Schifffahrt freigegeben. Bild: dpa
Für viele Städte am Rhein ist der zugefrorene Strom eine Katastrophe, denn sie sind weitgehend auf die regelmäßigen Kohlelieferungen der Lastkähne angewiesen. Überall im Land werden Kohle und Heizöl ein rares (und teures) Gut. Auf dem Land ist die Situation auch nicht viel besser: Viele Dörfer sind aufgrund meterhoher Schneeverwehungen von der Außenwelt abgeschnitten und auf sich allein gestellt. Immerhin gibt es dort meist genug Holz zum Heizen, außerdem halten die Menschen zusammen und helfen einander, wo es nur geht.
Europa erstarrt in eisiger Kälte
In ganz Europa sind die Folgen des extremen Winterwetters verheerend. In Skandinavien machen Eismassen die Schifffahrt auf der Ostsee praktisch unmöglich. Viele Nordseeinseln können nur noch aus der Luft versorgt werden. Großbritannien erlebt den kältesten Januar seit 1795, sogar die Themse friert zu. In den Niederlanden werden dutzende Eisfeste organisiert, das IJsselmeer wird sogar mit Autos und Lastwagen befahren. In Spanien, Italien und Griechenland erleiden die Obstbauern massive Frostschäden, vor allem Apfelsinen sind betroffen.
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Zugefrorene Themse in London: England erlebt den kältesten Januar seit über 150 Jahren. Bild: dpa
Der andauernde Kälte fordert europaweit tausende Opfer. Vor allem arme Menschen, die kein Geld zum Heizen haben, erfrieren nachts in ihren eiskalten Wohnungen. Viele andere sterben an Infektionskrankheiten. Oft ist der Boden so hart und so tief gefroren, dass Beerdigungen, wenn überhaupt, nur noch mit einem Presslufthammer möglich sind. In einigen Dörfern lagert man Särge sogar wochenlang neben der Kirche unter freiem Himmel und wartet, bis endlich Tauwetter einsetzt.
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Mit dem Presslufthammer auf dem Gottesacker: Der teilweise bis zu zwei Meter tief gefrorene Boden macht Beerdigungen fast unmöglich. Bild: dpa
Auch die Natur leidet massiv unter dem kalten Winter. Rehe, Wildschweine und Gemsen werden zahm und dringen auf der verzweifelten Suche nach Futter in die Siedlungen ein. Zehntausende Wasservögel verhungern, weil das Eis in den Flüssen und Seen sie an der Futtersuche hindert. Unzählige Obstbäume und Rebstöcke erfrieren, vereinzelt explodieren Bäume sogar mit einem lauten Knall, weil das gespeicherte Wasser in den Stämmen gefriert und sich dabei ausdehnt.
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Gemsen im Vorgarten: Viele Wildiere verlieren während des extrem kalten Winters die Scheu vor Menschen und dringen auf Futtersuche in die Siedlungen ein. Dennoch verhungern zehntausende. Bild: dpa
Flugzeuge auf dem Bodensee
Auch im Februar sind alle Flüsse und Kanäle mit festem Eis bedeckt und unpassierbar. Sogar auf der Nordsee werden große Treibeisfelder gesichtet, die Seewassertemperatur ist auf minus 1 Grad gesunken. Die Ostsee ist komplett mit Eis bedeckt. Im Alpenraum frieren alle großen Seen zu, auf dem Bodensee kann man am 12. Februar erstmals seit 1830 wieder die so genannte Eisprozession halten. Hierbei wird eine Büste des heiligen Johannes vom Hagnau auf der deutschen Seite quer über den zugefrorenen See nach Münsterlingen in der Schweiz gebracht.
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Die Wurzeln der Bodensee-Prozession von Hagnau nach Münsterlingen während einer "Seegefrörni" reichen bis ins 15. Jahrhundert zurück. Bild: dpa
Ende Februar starten und landen sogar Flugzeuge auf dem Bodensee, zehntausende Menschen wagen eine Überquerung der gewaltigen Eisfläche oder vergnügen sich mit Schlittschuhen. Anfang März schwächelt der Winter dann endlich. Die zunehmende Kraft der Sonne lässt die Temperaturen tagsüber wieder über den Gefrierpunkt steigen. Schließlich dreht der Wind auf Südwest und deutlich mildere Luft bringt Regen und das lang ersehnte massive Tauwetter. Dies führt allerdings zu Überschwemmungen, da der hart gefrorene Boden kein Wasser aufnehmen kann.
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Ein Sportflugzeug startet im Februar 1963 vom Titisee im Schwarzwald. Im Februar ist die Eisdecke auf den meisten Gewässern so dick, dass sie mühelos schwere Lasten tragen kann. Bild: dpa
Das Besondere am Winter 1962/63 war die extreme Länge seiner Kälteperioden und das fast völlige Fehlen von Tauwetter. Dadurch kühlten sich die Wasserflächen der großen Seen und Flüsse sowie die Küstengewässer so weit ab, dass sich überall dickes Eis bildete. In den meisten Regionen im Flachland lag von Mitte Dezember bis in den März hinein durchgehend Schnee, in den Mittelgebirgen wurde es sogar schon im November weiß. Vielerorts türmten sich die Schneemassen zu meterhohen Verwehungen auf, die oft wochenlang Straßen und Schienen blockierten.
Ist sowas heute noch möglich?
Aus heutiger Sicht wirken Berichte über den Rekordwinter 1962/63 unglaublich und wie aus einer anderen Zeit. Man kann sich heutzutage schlichtweg nicht mehr vorstellen, dass so etwas noch möglich ist. Dennoch hat Väterchen Frost trotz der Link ist nur fuer registrierte User sichtbar. registrieren oder login. immer noch die Kraft, auch bei uns noch hart zuzuschlagen. in den vergangenen Jahren waren die Winter in Europa zwar ausgesprochen mild, es gibt aber immer wieder Hinweise, dass extreme Kältewellen immer noch möglich sind.
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Zugefrorene Hamburger Binnenalster im klirrend kalten Februar 2012. Der letzte kalte Winter liegt erst wenige Jahre zurück. Bild: dpa
In den USA waren die Winter 2013/14 und 14/15 extrem kalt, die großen Seen und sogar ein Großteil der Niagarafälle froren zu. Im ganzen Land wurden reihenweise Kälterekorde geknackt. Auch bei uns liegt der letzte kalte Winter (2010) gar nicht so lange zurück. Sogar Kälterekorde sind heutzutage noch möglich, wie der Schnee-Dezember 2010, der sibirisch kalte Link ist nur fuer registrierte User sichtbar. registrieren oder login. oder der Schneesturm-März 2013 eindrucksvoll belegen. Von den letzten sehr milden Wintern sollte man sich nicht täuschen lassen.
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Arktische Kälte und die schwersten Schneestürme seit Jahrzehnten würgten den Frühling ab und machten den März 2013 in weiten Teilen Europas zu einem echten Wintermonat. Bild: AFP
Es ist also "trotz" der globalen Erwärmung nur eine Frage der Zeit, bis Europa mal wieder einen richtig strengen Winter erleben wird. Wann das passieren wird, ist jedoch unmöglich vorherzusagen. Zwar wird dieser (zum Glück) wohl nicht ganz so kalt wie der Winter 1962/63, wochenlanger Dauerfrost und Link ist nur fuer registrierte User sichtbar. registrieren oder login. wird es aber immer wieder geben. Die Auswirkungen von strengem Winterwetter auf unsere durchorganisierte Hochleistungs-Gesellschaft dürften gravierend sein.
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Eingeschneite Zufahrt nach Rügen im Januar 2010 nach Schneesturm DAISY. Auch in den kommenden Wintern sind solche Extremereignisse ohne Weiteres möglich. Bild: dpa
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