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Guten Morgen,


ich möchte an dieser Stelle nochmals Frosty für sein Engagement und den tollen Vortrag, der von den Teilnehmern sehr interessiert verfolgt und aufgenommen wurde, recht herzlich danken.

Die Veranstaltung fand im Rahmen des Trusted Spotter Networks (TSN) der ZAMG statt. Ich selbst engagiere mich bei TSN seit 6 Jahren. Anfangs über Skywarn Austria, wo ich 2 Jahre Obmann war; seit 2 1/2 Jahren arbeite ich ehrenamtlich direkt mit der ZAMG zusammen.

Zur Info vollständige Programm der Veranstaltung:

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Meine Vortragsteile behandelten Permafrost- und Gletscherrückgang in den Alpen am Beispiel des Sonnblick Observatoriums
Das Gestein am Gipfel des Rauriser Sonnbick ist von Rissen durchzogen. Es wird gekittet durch Permafrost, der durch klimatische Erwärmung seit 1980 auftaut und sich zurückzieht, so dass der Berg zu bröckeln beginnt. 2003 und 2004 wurden daher Betonklammern mit Felsankern seitlich am Gipfel angelegt. Sie sollen dazu beitragen, den Felsen unter den Fundamenten der Wetterstation und de ausreichend zu stabilisieren.

Man wird sehen, wie lange diese Symptomkorrektur dem Observatorium Halt gibt.


Wie überall in den Alpen ist auch am Sonnblick ein starker kontinuierlicher Gletscherrückgang
 (Goldbergkees, Kleinfleißkees, Pilatuskees) zu verzeichnen.




Das Sonnblick Observatorium mit der höchstgelegenen permanent besetzten Wetterstation
der Alpen wurde von Ignaz Rojacher gebaut und im Jahre 1886 eröffnet.
Der Betrieb am Observatorium mit ganzjähriger Besetzung wird von der ZAMG durchgeführt. 


Es liegt exponiert und freistehend am felsigen Gipfel des Hohen Sonnblick in 3106m über NN.
   - Kernzone des Nationalparks der Hohen Tauern
   - keine Aufstiegshilfen in der Umgebung und damit eingeschränkte Erreichbarkeit
   - emissionsfreie Stromversorgung des Observatoriums und Einbindung des Zittelhauses
   - damit sind die Messeinrichtungen nur limitierten Emissionsquellen des Menschen ausgesetzt

Durch die ganzjährige Beobachtung besitzt das Observatorium Sonnblick vollständige Datenreihen auch aus einer Zeit, in der diese noch nicht automatisch aufgezeichnet, gespeichert oder übermittelt werden konnten. Aus diesem Datenbestand ergibt sich die längste ununterbrochene Klimazeitreihe für das Hochgebirge. Am Observatorium Sonnblick sind eine Vielzahl von Projekten rund um die Themen Atmosphärenphysik und Atmosphärenchemie angesiedelt.


[Bild: 29.03.2019.sonnblick.3-2.jpg]


[Bild: 29.03.2019.sonnblick.18.1-2.jpg]


[Bild: 29.03.2019.sonnblick.20-2.jpg]


[Bild: 29.03.2019.sonnblick.22-2.jpg]


[Bild: 25.05.2019.tsn_.sonnblick.28-2-2.jpg]




Sonnblick Broschüre 2019: 


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Vortrag von mir (mit zahlreichen winterlichen Fotos von März 2019) im Mai 2019 in Graz:  


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Mein zweiter Vortragsteil sollte aufzeigen, wie sich der anthropogen verursachte Klimawandel auf die Ozeane auswirken wird. Dies befindet sich zwar noch in den Anfängen der Forschung, aber gesichert ist ein Anstieg der Meeresspiegel bis Ende des Jahrhunderts mkit großer Bandbreite (40cm - ca. 2m):

- durch Abschmelzen der polaren Eismassen/Gletscher und
- Zunahme der Temperatur des Meerwassers (thermodynamisch bedingte Ausdehnung)



Wissenschaftliche Studien (z.B. Uni Kassel) gehen von ca. 3cm/Jahrzehnt aus. Dies dürfte der optimistische - meines Erachtens bei weitem untertriebene - Ansatz sein, wie ihn auch IPCC hat.  

ZAMG rechnet mit einem Anstieg des Meeresspiegels um 40cm bis 1m bis
Ende des Jahrhunderts (2100), je nachdem wie sich der globale Temperaturanstieg entwickelt
(2 °C bis 4 °C).

Andere Untersuchungen (wissenschaftlich nicht bestätigt) gehen von einem deutlich
Höheren Anstieg des Meeresspiegels mit weitreichenden Folgen aus. Dies sind Szenarien
Der möglichen Folgen überschrittener „Tipping points“ .



„Vorhersagen über die zu erwartende Erhöhung des Meeresspiegels werden immer dramatischer - die viel zu optimistischen wissenschaftlichen Prognosen des IPCC wurden auch hier längst von der Klimarealität überholt. Die Vorhersagen des Weltklimarates seien bereits "Makulatur", meldete etwa die Frankfurter Allgemeine Zeitung, da laut neusten Umfragen unter Klimawissenschaftlern der Anstieg des Meeresspiegels "mit einiger Wahrscheinlichkeit zwei- bis dreimal so hoch ausfallen" werde, als bislang angenommen.
Die neuen, realistischen Prognosen gehen von 62 bis 238 Zentimetern aus - also bis zu mehr als zwei Metern. Vor sechs Jahren warnte der IPCC noch vor einem Anstieg von 35 bis 94 Zentimetern bis zum Jahr 2100. Die Folgen dieses Anstiegs wären laut den befragten Polarforschern schlicht katastrophal: Im Endergebnis bedeutete dies einen weltweiten "Verlust von 1,79 Millionen Quadratkilometern Küstenfläche, inklusive der darin enthalten Landwirtschaftsflächen, sowie die Umsiedlung von bis zu 187 Millionen Menschen.“

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Eine Anfrage beim Postsdam Institut für Klimaforschung (Rahmstorf) wurde noch nicht beantwortet.



Noch wenig erforscht sind die Auswirkungen der globalen Erwärmung auf die

Thermohaline Zirkulation

Auch die Ozeane sind durch Meeresströmungen verbunden. Sie bilden einen globalen Kreislauf großen Ausmaßes, wodurch das Erdklima maßgeblich beeinflußt wird.  Die wichtigsten Antriebsfaktoren sind Temperatur und Salzgehalt.
Das globale Wärmeaustauschband wird im Wesentlichen durch das winterliche Absinken des salzreichen und kalten Meereswassers im Nordatlantik auf 1 bis 4 km Tiefe initiiert. Das Absinken wird durch Abkühlen und eine Zunahme des Salzgehaltes durch Verdunstung  und in Eis gebundenes Süßwasser ausgelöst. Am oder nahe dem Meeresgrund fließt das abgesunkene Wasser als kalte Tiefenströmung (Nordatlantisches Tiefenwasser) bis zum Ausgang des Südatlantiks und wird dann mit dem Zirkumpolarstrom, einer kalten Meeresströmung um die Antarktis, in den Indischen Ozean und den Pazifik transportiert. 


[Bild: 2.-thermohaline-zirkulation-zamg.png]

Quelle: 
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Für die Folgen für ENSO und das Monsunverhalten gibt es noch keine eindeutigen Erkenntnisse.




Von großer Bedeutung für die zukünftige Entwicklung auf Klima/Wetter in EU ist der 

Golfstrom/Nordatlantikstrom


Der Golfstrom ist Teil des globalen Förderbandes. In der Nähe des Äquators wird warmes Oberflächenwasser von Westafrika in den Golf von Mexiko befördert und strömt dann an der Ostküste Amerikas als Golfstrom nach Norden und schwenkt in weiterer Folge nach Osten auf den offenen Atlantik, wo er sich in Zweige aufteilt.
Der Nordatlantikstrom ist die nördliche Verlängerung des Golfstroms. Durch die Westwinde wird er  nach Europa getrieben. Nördlich von Irland setzt sich ein Teil als Norwegischer Strom bis nach Spitzbergen fort und ein anderer Teil strömt in Richtung Island. Durch den Transport seines warmen tropischen Wassers wird die Luft über dem Meer erwärmt. Dabei transportieren die Winde die Wärmeenergie bis weit in den europäischen Kontinent hinein. Der Nordatlantikstrom wird deshalb oft als die Warmwasserheizung Europas bezeichnet.
Im Gebiet zwischen Grönland, Island und Norwegen wird der Nordatlantikstrom dann von Winden des Polarmeers abgekühlt. Ebenso bildet sich Meereis, wodurch das Wasser des Nordatlantikstroms noch salzhaltiger und damit noch schwerer wird.
Diese hohe Dichte bewirkt nun, dass das kalte Wasser bis auf drei Kilometer absinkt. Tiefenströme befördern das Kaltwasser wieder zurück in Richtung Süden zum Äquator. Dadurch entsteht ein gigantischer Sog, der erneut warmes und salzreiches Oberflächenwasser aus den Tropen anzieht.
 

[Bild: 23.02.2016.Nordatlantikzirkulation.jpg]

Quelle:
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Der Nordatlantikstrom bewirkt, dass die Mitteltemperaturen in West- und Nordeuropa um bis zu zehn Grad Celsius höher sind, verglichen mit Gegenden auf gleicher geographischer Breite in Nordamerika oder Asien.


Trotz fortschreitender globaler Erwärmung hat sich ein Teil des nördlichen Atlantiks in den letzten hundert Jahren abgekühlt (kalter Fleck). Messungen zeigen, dass sich dieser Prozess in den letzten Jahren verstärkt fortsetzt und sich der Golfstrom verlangsamt.

Mögliche Ursache


Auszüge Artikel Rahmstorf   Link ist nur fuer registrierte User sichtbar. registrieren oder login.:
Der Grund sei, dass die große Umwälzströmung im Atlantik - die sogenannte Atlantic Meridional Overturning Circulation (AMOC), zu der auch der Golfstrom gehört - im Durchschnitt des 20. Jahrhunderts deutlich schwächer geworden sei. Man habe "starke Belege dafür gefunden, dass dieses atlantische Förderband sich in den vergangenen hundert Jahren tatsächlich verlangsamt hat, besonders seit 1970", sagt Rahmstorf.
Als Ursache haben die Forscher den Klimawandel im Verdacht. Der Golfstrom etwa führt warmes Wasser aus den Tropen nach Norden bis nach Europa und wärmt dadurch den Kontinent. Im Nordmeer sinkt das inzwischen abgekühlte Wasser dann in die Tiefe und strömt zurück nach Süden.
Doch durch die Erwärmung schmelze immer mehr Eis auf Grönland, das als Süßwasser ins Meer fließe. Das verändere die Dichte des Meerwassers und dadurch auch das Strömungsverhalten, schreiben Rahmstorf und seine Kollegen. Der Golfstrom werde langsamer.


Mit diesem Thema habe ich mich bereits vor 3 Jahren im Rahmen einer TSN-Präsentation beschäftigt:

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Viel Spaß beim durcharbeiten und schönen Tag,
Franz

p.s.: Für Fragen stehe ich natürlich gerne zur Verfügung.