Wetterforum Wetter-Runde

Normale Version: Vorzeichen am Mittelmeer
Sie sehen gerade eine vereinfachte Darstellung unserer Inhalte. Normale Ansicht mit richtiger Formatierung.
Guten Abend,
es geht weiter am Mittelmeer mit meteorologisch hochspannenden und leider teils auch gefährlichen Wetterlagen, so wird gerade simuliert das 
Link ist nur fuer registrierte User sichtbar. registrieren oder login.

in wenigen Tagen eine effiziente Anordnung von schwülwarmer Saharaluft, nasser Mittelmeerwaschküche, der westliche Flanke eines brauchbaren Höhenwindastes und einem Schuss Trockenem (Kaltluftmistral) als Stachel im Hintern- Teil
einen deftigen Schubdrall entwickeln könnte.
Diese Zyklone würde unter anderem eine kleines, rundliches Absinkzentrum
mit eventuell sichtbarer Wolkenauflösung und als Gegenstück dieser Welle
intensive konvektive Bewässerung am dynamischen und in der
bemerkenswert feuchtwarmen Luft auch teils recht konvektiven 
sowie grossflächigen Hebungsgebiet, verursachen.

Ist der in dieser elektronischen Rechnung in seiner Form ans Hurricanezeichen erinnernde eingekesselte und als Drehzentrum dienende Warmlufteinschub
ein schlechtes Vorzeichen für eine solchartige Unwetterlage mit Ankündigung?  
Weitere GFSmitglieder zeigen tendentiell ähnliche Arrangements der Zutaten in dieser Gegend.
Guten Morgen

Im Moment zeigt die Mehrheit der von mir durchgesehenen Modelle weiterhin eine gefährliche Wetterlage für den zentralen Mittelmeerraum ab ca 80 Stunden.
Der Höhenwindorkan aus Nordwest welcher da vom Atlantik kommend Richtung Tunesien bis Korsika zielt,
verwirbelt an seiner Südostflanke die warme und angefeuchtete Mittelmeerluft teils mit viel Bodenwind sowie mit bedeutender dynamischer Hebugskraft und das auf breiter Front.
Einige Modelle wie zB ICON bei 114 Stunden
Link ist nur fuer registrierte User sichtbar. registrieren oder login.
rechnen weiterhin gefährliche Randtiefs, in diesem Fall mit Mittelwinden in voller Orkanstärke die den Süden Italiens nicht nur streifen sondern noch weit ins Land wirken könnten. Glück im Unglück wäre in diesem Falle dann nur das die Starkniederschläge schneller abziehen.
Meiner Ansicht nach ist dies eine Wetterlage die ebenso gefährlich ist wie die Unwetterlage
vor einem Jahr und wenigen Tagen, deren Beginn ich vor Ort noch miterleben und dokumentieren konnte.

Nachtrag: Die GFSens zeigen so als ganz grobe Tendenz das Richtung Norden das Risiko von stärkeren Niederschlägen längerzeitig besteht und im Süden hingegen eine eher relativ schnell durchziehende Wasserbombe wie man das dort nennt.

21:56........Noch ein Nachtrag zu den aktuellen ens von GFS
Link ist nur fuer registrierte User sichtbar. registrieren oder login.

ich habe selten so viele Starkausschläge der NS bei einem bevorstehenden Ereignis gesehen welche die Tabelle nach oben verlassen, da ist bei sowas grössere Vorsicht angebracht.
Guten Morgen

wie so oft bei derart Wetterlagen sind die Modellvorhersagen auch jetzt,
knapp 30 Stunden vor dem Ereignis, sehr uneinheitlich da die Lage durch den sich ins westliche Mittelmeer reichenden Höhenwindorkan
kombiniert mit der sich wie eine Schlange windenden bodennahen Fahne kühlerer und trockenerer MIstral- und Tramontagnewinde ....
extrem dynamisch ist und die Dinge sich rasant ändern können, bei dem geringsten Anlass.
Es werden zB weiterhin hie rund da massive Niederschläge gerechnet sowie da und hier auch mal
Orkanböen weit jenseits der 120 Km/h wie zB bei Sizilien
im Bereich des Kernsturms
Link ist nur fuer registrierte User sichtbar. registrieren oder login.
daher wird nun alles Gerechne relativiert durch den nowcast
und auf dem aktuellen Satellitenfilm kann man ohne Fehlrechnungen nun genauestens verfolgen was
in Wirklichkeit passiert.

kurze Bestandsaufnahme zu Mittag:
es haben sich nun 3 grössere Gewittersysteme gebildet, 2 eindeutig V-förmige Scherungssysteme und ein
rundlicheres System weiter östlich welches in den von mir gesehenen Modellen nicht ganz so berechnet wurde.
Link ist nur fuer registrierte User sichtbar. registrieren oder login.
auf dem Wasserdampffilm sieht man wie der kurz zuvor noch etwas unübersichtlich strukturierte Einschub trockenerer Luft nun im Tiefkern rotiert
und darüber einen kleinen hohen Wolkenschirm von Warmluft die teilweise von den hochreichenden Gewitterzellen im Süden des Tiefkerns hochgepumpt und um das Zentrum gewickelt wird wird.
Im Zentrum bildet sich daher bereits jetzt ein kleines, rundliches und relativ wolkenfreies Fensterchen

auf den cams sieht man die bei solchen Wetterlagen am Mittelmeer typischen sehr langgezogenen und tiefbasigen Bänke von Stratocumulus castellanos wo die energetische Luft ins Geschehen gesaugt wird und aus denen sich in allerkürzester Zeit quasi explosionsartig neue Zellen bilden können da es sich um Starkwindbänder handelt die da wie ein Blasebalg die Konvektion anfeuern.
Link ist nur fuer registrierte User sichtbar. registrieren oder login.

Das Tief sieht in der Realität optisch weniger harmlos aus als auf den begleitenden Karten
wie es sich gerade bei Sardinien einkringelt und die in der schwülen Luft südlich und öslich davon
entstandenen Gewitter sind auch bereits gut ausgebildet.
Der Stachel von trockenerer Mistral- und Tramontagneluft war heute früh dementsprechend auch
komplizierter strukturiert als man das von den atlantischen Tiefs auf dem Meer kennt.

da wird jede punktgenaue Prognose zum Wagnis und wie immer ist bei derartigen Lagen genaueste Beobachtung und Vorsicht angebracht das man auch ja kein Detail übersieht.
Die von einigen Modellen berechnete Wellenhöhe von bis zu 7 Metern und mehr bis knapp an die Küste ist für mediterrane Verhältnisse auch beeindruckend, wir sind ja hier nicht am Atlantik!
Noch etwas zu den Karten, trotz Echtzeitbeobachtungspriorität:

es ist ein eher seltenes Bonbon der Meteorologie,
zwei (oder 3 ?!) derarte Kleinstürmchen im Doppel/Triapack
Link ist nur fuer registrierte User sichtbar. registrieren oder login.

und der südlichste der Drillinge mit einem Warmlufteinschub im Zentrum
Link ist nur fuer registrierte User sichtbar. registrieren oder login.

ich erinnere mich nicht so etwas je gesehen zu haben, vielleicht erinnert jemand einen ähnlichen Fall aus der Vergangenheit?

Vor allem in der nordöstlich ums Tief geholten ehemaligen Kaltluft sieht man auf den Satellitenbildern nun deutlich die unglaublich langen typischen und auch auf den cams sichtbaren Sc cas Bänke, die das Tief mit der hochenergetischen Luft versorgen, wo kleine Starkwindäste ins Geschehen eingreifen.
Hallo Stella, 

da bisher niemand Dir geantwortet hat, tue ich es jetzt:
Vielen lieben Dank für Deine ausführlichen und m.E. fundierten Beschreibungen der Ereignisse im Mittelmeerraum.

Solch ein Drilling habe auch ich noch nie gesehen. Wieso bildet sich das? und nicht nur ein großes Tief?

Mir scheint insbesondere der Wirbel vor der algerischen Küste zwischen Algier und Tunesien medicane-artige Struktur zu haben. Zumindest rotiert das Teil heftig und hat auch so etwas wie ein "Auge". Ich möchte dort nicht gerade in einem Sportboot (Schlauchboot?) auf dem Wasser sein.
 


Heute bis tief in die Sahara Höchstwerte von unter 20 Grad C!

Halte uns weiter auf dem Laufenden!

Vielen Dank

Micha
guten Abend,

ja diese kleinen Tiefs werden durch Unterdruck im Lee der grossen Inseln Korsika und Sardinien verursacht wenn dann die Starkwinde etwas weiter nach links (Westen) drehen. Dann beginnt die Verwirbelung im Grenzbereich zwischen dem Starkwind südlich der Leefahne und dem schwächeren Wind im "Windschatten" der Inseln entlang dieser Linie.
Die Leefahnen sind sowohl am Boden
Link ist nur fuer registrierte User sichtbar. registrieren oder login.
als auch in der Höhe sehr schön ausgebildet
Link ist nur fuer registrierte User sichtbar. registrieren oder login.

da bildet sich dann an den Abhängen östlich der Inseln zuerst ein niederschlagsfreier Streifen, bei weiterer Winddrehung werden dann die Niederschlagsgebiete inclusive der kleinen (jedoch nicht zu unterschätzenden) Leewirbel an die italienische Küste gepustet und hinter den Inseln gibt es dann vermutlich hier und da recht grosse Altocumulus lenticularis zu bestaunen falls die Luft feucht genug ist.
Der Höhenwind de da nun einen erneuten Stachel trockenerer Luft von Nordwesten ins Geschehen bläst, hat ja über 250Km/h drauf, dh die Luftmasse die gestern Nachmittag noch bei Island war ist heute Nachmittag bereits am Mittelmeer angekommen was natürlich die punktgenauen Vorhersagen erschwert, zudem die Luftströme ja nicht vom Atlantik direkt auf die Inseln treffen sondern bereits
über das bergige Frankreich und Spanien (va Pyreneen) kommen, die dem Wind seine homogene Struktur weiter nehmen.

Im Abwind der Pyreneen bilden sich ja bei derart Anströmung ebenfalls andauernd kleine Leetiefs wie ich das zB den Winter 2017/2018 erstmals entlang der Costa Brava beobachten konnte, welche dann eigenständig an ihrer Nordseite Luft wieder etwas wärmere Luft an Land befördern, Schauer und Gewitter inclusive und das bei sonst grossflächigem Polarluftstrom aus Nordwestlichen bis nördlichen Richtungen, was auch etwas zum berühmten Mikroklima der südlichen Catalanischen Küste und va der Gegend um Barcelona, beiträgt.
Zusätzlich ist die Semibucht von Barcelona vor Südwest- bis Westwinden durch die Küstenform etwas geschützt.
Bei süsüdöstlicher starker Anströmung reichen zB die Leewindfahnen der Balearen bis an die Küste Spaniens und hemmen in ihrem Einflussbereich zB die Gewitterbildung während östlich und westlich davon die CB an Land gehen, was ebenfalls zum Mikroklima der Gegend um Barcelona gehört. Die Stadt wurde damals wettertechnisch am idealsten Ort gebaut.
Beim vorliegenden Fall von Korsika und Sardinien ist es das selbe Phänomen mit Verwirbelung wie oben beschrieben.

Nachtrag gegen 01:00 Dienstag:
die grossen Gewittersysteme im präfrontalen Hebungsgebiet des Tiefs wachsen nun teils zusammen und werden von neuen, rasant sich bildenden Konvektionsherden gespeist welche grosse Ausmasse besitzen, das gesamte System wird wohl bald mesoscalige Dimensionen erreicht haben und betrifft zur Zeit vor allem Kalabrien, Basilikata, Apullien und natürlich weiterhin Sizilien das nun von der Frontalzone schleifend, gewitternd und langsam überquert wird.
Die von mir oben erwähnte bi- bis tripolare Kernarchitektur wird nun von mehreren Modellen gerechnet nur GFS fällt da mit seiner einfachen Darstellung etwas sehr aus der Reihe, ARPEGE hatte es so als eines der ersten Modelle derart serviert.
Guten Morgen,
beim kurzen Überfliegen der cams aus Süditalien sieht man wie das Meer stellenweise recht wild aussieht mit wirklich grossen Wellen.
Die Starkniederschläge mitsamt Unwettern ziehen nun mit der Front noch über Puglia und verlassen das Land danach schnell Richtung Balkan und Griechenland wo dann durch Stau erneut viel Wasser anfallen könnte, bleibt noch
die Unsicherheit wie der Tiefkern sich an der Westküste auswirken wird, da rechnen die Modelle recht uneinheitlich
auch was die Stärke des Windes und die wohl multipolare Struktur des Tiefkerns betrifft.

Östlich bis südöstlich von Stuttgart sieht man die typisch gelblich- braune Saharastaubluft in einiger Entfernung vorbeiziehen
und westlich dümpeln wenige kleine Stratocumulus Wölkchen in der kälteren Luft dahin.
Der leichte Bodenwind hat ebenfalls auf Südost gedreht und die trockenere Luft zeigt das wir nun etwas weiter Richtung Westflanke des Troges gerückt sind, dessen aktive Vorderseite am Mittelmeer ebenfalls, vom dortigen sich eingrabenden Tief beschleunigt, nun immer schneller nach Osten abwandert. Ab Mittwoch wird eine neue umfangreiche Welle, von Irland und UK nach Frankreich sich vertiefend, den Trog bei uns wieder von Westen her stärken, was dann auch trogabwärts in (Süd)italien zu einem erneuten Konvetionsschub von Westen her führt inclusive erneuter Tiefbildung dort im aktivsten Bereich dieses grossen Trogs mit Achse quer über Mitteleuropa bis weit hinein nach Afrika und fast noch bis zum Äquator reichend bei der südlichsten Ausdehnung und entsprechender Windausrichtung in der Höhe.

Kurze Umschau gegen Mittag:

am übersichtlichsten ist der südlichere Teil der grossen Zyklone auf dem Abschnitt Tunesien zu sehen.
Der Trog hat nun langsam seine südlichste Ausweitung erreicht, angetrieben durch den weiterhin von Grönland mit Wucht sich bis weit nach Algerien bohrenden Jet. Dieser wirkt sich bis an Äquatorialafrika aus mit dem entsprechenden Windaufbau und weit nach Süden einfliessender kühlerer Luft
Link ist nur fuer registrierte User sichtbar. registrieren oder login.
Das konvektive Frontband wickelt sich gerade ums Tiefzentrum, es ergibt sich durch den dadur zusätzlichen Druck auf die Isobaren eine Art Trogsturm über Tunesien und Algerien im Kaltluftstrom der sich quer über Frankreich und das westliche Mittelmeer ergiesst während an der Tiefvorderseite der Sirocco eine weitreichende Warmluftfahne Richtung Russland antreibt.
In der rumgereichten und rotierenden Kaltluft welche das Tiefzentrum erfüllt, bilden sich nun nebst letzten verbleibenden Tröpfchen von Warmluftresten, wie Fettaugen in der Suppe, nun munter neue Schauer und Gewitter.
Aufgrund der massiven Scherkräfte im Einflussbereich des Vortex ist es nicht erstaunlich wenn sich bereits grössere Tornados gebildet haben.
Das Meer ist an den exponierten Stellen erheblich aufgewühlt mit bemerkenswert grosser Dünung und Wellen wie es nur bei den besseren Stürmen aussieht.
Link ist nur fuer registrierte User sichtbar. registrieren oder login.
Die aufgewirbelte Staubmasse aus Libyen und Ägypten zieht in der Höhe bis über Stuttgart dahin und weiter darüber hinaus
während aus Nordwest weiterhin Stratocumulus dazuströmt mit der etwas kühleren Luft darunter. Der Wind am Boden weht weiterhin aus südlichen Richtungen und dreht im Vorfeld der erneuten Trogvorderseite nun wieder langsam gegen Südwest.
Weiter südöstlich davon sind nun Balkan und Greichenland noch von der sich an den Küstenbergen stauend vorbeischleifenden Gewitterfront betroffen, Im Falle Italiens ist der Wind mit allen seinen Folgen wie Dünung und grosse Wellen, nach Abzug der grossen Gewitterherde nun zunehmend das Thema.
Weiterhin zu überwachen, was die Niederschläge in Süditalien betrifft, bleibt die Lage im Bereich der umwickelnden Occlusion welche in ihrer aktuellen Position von Korsika über Sardinien bis nach Sizilien reicht.

gute siesta