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Sehr geehrte Damen und Herren,

Ich habe mich soeben bei Ihnen im Forum angemeldet da ich eine spezielle Frage an die Experten unter Ihenen habe. Für eine klein angelegte private Studie will ich den Zusammenhang zwischen der Aktivität von Wildtieren im Zusammenhang mit Wetterdaten erklären. Ich habe die Daten vom Dwd zur Verfügung. Da es nicht die einzelnen Wetterparameter sind, die Auswirkung auf die Aktivität hat, möchte ich von Ihnen wissen welche Indizes für ein solches Vorhaben zu empfehlen sind. Das heißt ich möchte Wetterparameter miteinander verbinden. Vielen Dank schon im Voraus.
(05.08.2017, 15:57)PiceaAbies schrieb: Link ist nur fuer registrierte User sichtbar. registrieren oder login.Sehr geehrte Damen und Herren,

Ich habe mich soeben bei Ihnen im Forum angemeldet da ich eine spezielle Frage an die Experten unter Ihenen habe. Für eine klein angelegte private Studie will ich den Zusammenhang zwischen der Aktivität von Wildtieren im Zusammenhang mit Wetterdaten erklären. Ich habe die Daten vom Dwd zur Verfügung. Da es nicht die einzelnen Wetterparameter sind, die Auswirkung auf die Aktivität hat, möchte ich von Ihnen wissen welche Indizes für ein solches Vorhaben zu empfehlen sind. Das heißt ich möchte Wetterparameter miteinander verbinden. Vielen Dank schon im Voraus.

Hi PiceaAbies,

kannst Du bitte genauer beschreiben, was die Studie beinhalten soll und welche Zielsetzung sie hat?

Mit mehr Infos würde ich gern zielgerichtet helfen.

Gruß!
Hallo.

Vielen Dank für Ihre Antwort. Ich versuche es mal besser zu beschreiben. 
Die Aktivität von Wildtieren ist unter anderem durch das Wetter geprägt. Diesen Zusammenhang versuche ich gerade zu evaluieren. Dazu habe ich aktivitatsdaten von Wildtieren gesammelt. Dazu habe habe ich natürlich auch die Klimadaten vom DWD. In diesen Daten sind leider nur die Tageswerte vorhanden. Heißt keine stündlichen Werte. Evtl werde ich diese noch käuflich erwerben. Zuerst möchte ich jedoch dieses Vorgehen evaluieren. 

Nun zum Problem: in den Klimadaten sind sehr viele Wetterparameter vorhanden (Temperatur, Dampfdruck, Luftdruck, Windgeschwindigkeit, Niederschlag, sonnenscheindauer, usw...). Das Problem ist dass einzelne Wetterparameter nicht mit den Aktivitäten korrelieren. 
Nun war nach längeren überlegen die idee, dass man doch einzelne Wetterparameter zu einem wetterindex zusammenfassen kann. Es gibt ja schon verschiedene Indizes die das persönliche Wohlbefinden des Menschen abbilden (PET, ...) die auch mehrere relevante Wetterparameter zusammenfassen.soetwas schwebte mir auch vor. Zusammenfassen von mehreren relevanten Wetterparameter zu einem aussagekräftigen Index ( in diverse Stufen unterteilt) .

Ich hoffe Sie können mein Problem besser einordnen. Vielen Dank.

Frosty Sam

Hi PiceaAbies,

Schön daß du dich bei uns angemeldet hast - hoffe, daß du hier auch jemanden findest,
der dir bei deinen Bemühungen behilflich sein kann - Wetterleuchte hat sich ja schon interessiert
gezeigt!

Ich kann aus dem stehgreif da leider (noch) nichts beitragen, müßte mich selbst erst mit
Dr. Google länger unterhalten drüber. Das erste was ich bei solch Dingen eigentlich immer
mach ist, daß ich mal ordentlich recherchiere, denn es gibt kaum was auf diesem Planeten,
was nicht zuvor schon von anderen wissenschaftlich untersucht worden wäre!

Da ich hier aber auch als Admin tätig bin, muß ich leider doch ein wenig dreinpfuschen , was
die Postitionierung dieses Themas anlangt. Ich möchte es doch lieber im Smalltalk-Thread
sehen, da im Wetter-Forum eher das aktuelle Wetter diskutiert wird. ST ist hier bei uns
NICHT als "weniger wichtig" zu interpretieren, sondern vielmehr als "Themen im erweiterten
Zusammenhang rund ums Wetter/KLima".

Also - wünsch dir weiterhin viel Spaß hier im Forum und viel Erfolg bei deinen Bemühungen!

lg

PS:
Sorry, daß ich dich mit "Du" hier angesprochen hab - bei uns im Forum hat sich dieser
"familiäre" Umgangston aber so eingebürgert - da wir uns doch irgendwie als "Brüder/Schwestern
im Geiste" betrachten! Big Grin
Ich kann da auch nicht wirklich weiter helfen, aber eins kann ich sagen, heute war ich im Wildparadies Stromberg die Wildtiere vor allem Rehe und Hirsche beobachten, die plagen sich grad seit Sommeranfang täglich mit diesen Plagegeistern namens "Stechmücken" (zu schwäbisch Schnacken), und diesen ekligen Bremsen und das den ganzen Tag, die werden von morgens bis abends verstochen und denen zuckt das Fell vor lauter Juckreiz wenn die Viecher unerreichbar am Rücken sitzen und die mit dem kurzen Schwanz kaum ran kommen.
(06.08.2017, 10:15)PiceaAbies schrieb: Link ist nur fuer registrierte User sichtbar. registrieren oder login....

Nun zum Problem: in den Klimadaten sind sehr viele Wetterparameter vorhanden (Temperatur, Dampfdruck, Luftdruck, Windgeschwindigkeit, Niederschlag, sonnenscheindauer, usw...). Das Problem ist dass einzelne Wetterparameter nicht mit den Aktivitäten korrelieren. 
Nun war nach längeren überlegen die idee, dass man doch einzelne Wetterparameter zu einem wetterindex zusammenfassen kann. Es gibt ja schon verschiedene Indizes die das persönliche Wohlbefinden des Menschen abbilden (PET, ...) die auch mehrere relevante Wetterparameter zusammenfassen.soetwas schwebte mir auch vor. Zusammenfassen von mehreren relevanten Wetterparameter zu einem aussagekräftigen Index ( in diverse Stufen unterteilt) .

Ich hoffe Sie können mein Problem besser einordnen. Vielen Dank.

Guten Morgen!

Nun habe ich verstanden, worum es im Detail gehen soll und welche Zielsetzung angestrebt wird.

Einen einheitlichen Parameter-Index zu finden, der ein bestimmtes Verhalten von Wildtieren spiegelt, ist pauschal wohl nicht machbar. Die verschiedenen Tierarten haben unterschiedliche Bedingungen, auf die sie reagieren, sprich als Folge von Wetterbedingungen Ihre Verhaltensweisen anpassen. Diese sind Temperatur am Tag und in der Nacht, auch die Höhe der Amplitude zwischen Tag- und Nachtwerten, der Sonnenstand der Jahreszeit, die Sonnenscheindauer und Intensität (=UV-Index), die Luftdruckverhältnisse am Boden und auch in der Höhe (hier insbesondere die aktuellen Veränderungen der Druckstärke der letzten 1-3 Stunden), dann die Wolkendichte - hier insbesondere die niedrige Bewölkung - und die Niederschlagssignale aktuell und der letzten Stunden, die Luftfeuchte in den Abend- und Frühstunden, und schließlich die Windstärken und Windrichtungen. Je nach Tierart sind die Komponenten anders oder anders gewichtet zu kombinieren, vielleicht sogar zusätzlich mit einem Jahreszeitenfaktor versehen (da hier überlebenswichtige Phasen wie Vermehrung, Paarung, Reviersicherung, Aufbau von Fettreserven etc. eine dominante Verhaltensweise in meist zeitlich begrenzten und gut zu definierenden Abschnitten des Jahres die witterungsbedingten Verhaltensänderungen zwangsweise überlagern müssen).

Erschwerend hinzu kommt, dass die einzelnen Spezies zudem unterschiedliche genetische Informationen vorhalten, die sich aus der Summe der Bedingungen in der Millionen Jahre alten Vergangenheit zu einem abrufbaren Informationspool zusammen gefügt hat, der in den genetischen Anhängen gespeichert ist. Diese Informationen kommen insbesondere dann zum tragen, wenn sich klimatische Veränderungen auf einer längeren Zeitskala abzeichnen oder ereignen. Das wiederum kann zu Verhaltensänderungen führen, die auf die aktuellen Reaktionsverhalten Einfluss nehmen können und eigentlich auch müssen, da das Ziel dieser Informationen das Überleben der Spezies ist und damit den höchsten Stellenwert einnehmen muss. Diese sich allmählich verändernden Verhaltensweisen (auch Verhaltensamplituden) lassen sich durch aktuelle und sehr zeitnahe Wetterdaten nicht erkennen. Hier müssten langfristige Untersuchungen mit zusätzlichen klimatischen Daten eingebracht werden. Aber, so wie ich es verstanden habe, ist das ja nicht Ziel der Studie.

Mein Vorschlag aus diesen oben genannten Informationen ist:

- je zu untersuchende Spezies zunächst einen Jahreszeiten-Kalender mit allen übergeordneten Aktivitäten als Überlebensphase erstellen, wenn möglich mit taggenauer Eingrenzung (also Paarungszeit, Brut./Vermehrungszeit, Fettreserven-Aufbau etc.).
- vorhande Verhaltensweisen aus der Datenbank in diese Überlebensphasen einbinden und hier die Auffälligkeiten feststellen
- vorhandene Wetterdaten zunächst mit allen verfügbaren (oben genannten) Parametern in den Jahreskalender einfügen
- beide Zeitstränge zusammenfügen und nach Korrelationen suchen
- dann die statistischen Kontrollen durchführen und zufällige Korrelationen erklären und ggf. eliminieren.

Was dann übrig bleibt, wäre die Basis für eine längerfristige Untersuchung für diese eine Spezies, dann gezielt mit bestimmten Wetterparametern.

Ein langer Weg. Viel Arbeit.

Ich hoffe, meine Vorschläge dazu können Dir helfen.

Gruß!
Da ich bisher noch keine Antwort auf meinen letzten Beitrag bekommen habe, gehe ich noch etwas tiefer in dieses Thema rein - mindestens um die Zeit bis zur möglichen Antwort etwas zu verkürzen. Smiley56

Die Intention des Threaderöffners habe ich so verstanden, dass untersucht werden soll, worauf und wie sich Wildtiere bei gerade vorherrschenden Wetterverhältnissen verhalten und ob diese Verhaltensweisen den Wetterbedingungen geschuldet sind.

Dazu möchte ich nun noch etwas ausführen und ergänzende Informationen einstreuen zum Thema:
Flora und Fauna reagieren auf derzeitige, vergangene und sogar auf zukünftigen Wetterbedingungen.
 
Wir können in der Natur jedenfalls zwei unterschiedliche Ergebnisse feststellen:

  1. Lebewesen reagieren auf bereits eingetretene Bedingungen, also Vergangenheit und Gegenwart (letzteres wäre o.g. Thema)
  2. Lebewesen erkennen zukünftige Bedingungen und agieren prophylaktisch (wäre ein erweitertes Thema)
 
Zu 1.: das Reaktionsvermögen ist in der Tier- und Pflanzenwelt insgesamt nachgewiesen vorhanden und ist ein evolutionsbedingtes Verhalten, das ganz überwiegend durch instinktives Verhalten und durch genetisch vorgegebene Anpassungsmechanismen gesteuert wird. Die einzelnen Reaktionen selbst ähneln sich grundsätzlich zwischen den unterschiedlichen Arten, sind aber durchaus unterschiedlich stark ausgeprägt und erfolgen nur vereinzelt  zeitgleich zwischen Flora und Fauna und zwischen den Arten. Besonders die Reaktionszeit ist unterschiedlich zwischen Flora und Fauna und zwischen den einzelnen Arten. Auch bestimmt der bezogene regionale Lebensraum mit seinen vorherrschenden Bedingungen die Reaktionszeit und auch die Reaktionsdauer auf eingetretene Bedingungen.

Schnellste Reaktionszeiten finden sich dort, wo es den Wechsel der Jahreszeiten gibt. Die kürzesten Reaktionszeiten finden sich in den Klimazonen mit Jahreszeiten dort, wo Frühling und Winter nur sehr kurze Übergangszeiten darstellen und gleichzeitig Sommer und Winter durch extreme Bedingungen und abrupte Wetterwechsel gekennzeichnet sind (z.B. arktische Lebensräume, Tundra, kleinräumige isolierte Regionen, auch Gebirgslandschaften).

Deutlich länger ist die Reaktionszeit am Äquator und in Wüstenzonen (Eis, Sand, Salz ->auch Ozeane). Daher sind Lebewesen in diesen Zonen durch rasche Veränderungen (Klimawandel) am stärksten gefährdet.
 
Die Reaktion auf bestehende Veränderungen führt dazu, dass innerhalb der Arten kurz-, mittel- und langfristige Anpassungen an bestehende Bedingungen erfolgen, die unterschiedliche Ziele haben können, diese sind z.B.:
  • bestehende akute Bedrohungen zu überleben
  • die Ordnung nach einer Bedrohung wieder herzustellen
  •  die Population am Standort zu erhalten
  • neue Lebensräume zu besiedeln
  • den Energiehaushalt anzupassen
  • den Wasserhaushalt anzupassen
  • Nahrungsquellen zu erschließen
  • Nahrungsverwertung zu optimieren
  • soziales Verhalten anzupassen
  • körperbauliche Anpassungen…
 
Zu 2.: Im Gegensatz zur Reaktion auf bereits eingetretene Bedingungen finden sich in der Natur auch instinktive Verhaltensweisen und genetische Anpassungsmechanismen, die vorauseilend oder prophylaktisch agieren lassen. In diesen Fällen erfolgt die Reaktion nicht auf eine erfolgte körperlich spürbare Veränderung von Bedingungen, sondern setzt voraus, dass zukünftige Veränderungen von Bedingungen, die nicht der Normalität entsprechen, erkannt werden können und dadurch eine Reaktion ausgelöst wird.

Da die Reaktionsarten zwischen 1. und 2. identisch oder ähnlich sind und als Unterscheidungsmerkmal meist lediglich den Zeitpunkt der Reaktion aufweist, sind die Kenntnisse dazu nur begrenzt. Insbesondere fehlt es an langjährigen Aufzeichnungen von beobachteten Verhaltensweisen bei den verschiedenen Lebewesen.

Der Erfolg von 1 und 2 garantiert das Überleben der Arten. Ohne diesen Erfolg wären die Arten bereits ausgestorben oder würden in Kürze aussterben. Das gilt auch für den Menschen!
Bedeutsam ist, dass nur auf etwas reagiert werden kann, dass den Spezies im Laufe der Evolution bereits bekannt wurde und als Information gespeichert wurde. Unbekannte Herausforderungen können nur in der Jetzt-Zeit durch erfolgreiche Reaktionen gemeistert werden - oder die Art stirbt aus. Da wir derzeit ein hohes Artensterben haben, sind die Bedingungen, die die Arten derzeit vorfinden, offenbar so neu und so gravierend ungünstig, dass entweder die Reaktionszeit zu lang ist oder auch die Vermehrungsgeschwindigkeit zu gering ist, so dass die einzelnen Spezies jetzt aussterben oder in der Individuen-Anzahl so schrumpfen, dass die Art sich (ohne Schutz und Hilfe) nicht erhalten kann.

In der Vergangenheit hat es ständig neue und aussterbende Spezies gegeben, dies ist ein wesentlicher Teil des Erfolges der Evolution. Bedrückend ist aber in der Gegenwart, dass schon sehr viele "Allerwelt"-Arten bedroht sind, da wir über alles Maß hinaus die Lebensräume und die Rahmenbedingungen derart verändern, dass schon die Nahrungsgrundlagen verschwinden und somit die einzelnen Spezies verhungern oder die Grundbedingungen für die erfolgreiche Vermehrung vernichtet werden (Brutplätze, Laichgewässer, natürlicher Wald, Feuchtwiesen etc.) oder eine große  Anzahl an Individuen einer Spezies durch Gifte getötet werden.

Wir werden uns beeilen müssen, wenn wir noch heraus finden wollen, wie Wildtiere auf Wetterbedingungen oder Klimaveränderungen reagieren (können) oder agieren (können).

So, nun habt Ihr wieder etwas zum Nachdenken. Smiley56 Wink
Gruß!